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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 09.01.1835
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 09.01.1835
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- Deutsch
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29 30 von den Tugenden der Sittsamkeil und Keuschheit hatte ver wendet werden mögen, wozu der Buchhandel, leider, mehr als manches andere Geschäft, durch unsittliche Schriften, deren KennMiß der lernenden und helfenden Jugend gar nicht entzo gen werden kann, wohl Anreizung zu geben vermag. Was nun die Hülfswissenschaften anlangt, welche nach des Verf. Meinung der Zögling des Buchhandels sich er werben soll, so hat ec diese nach des Nec. Meinung geradezu in verkehrter Ordnung verzeichnet. Denn ein allgemeiner bie der blick des gestimmten Gebietes der Wissenschaf ten kann nur das Resultat der Erlernung der einzelnen Wis senschaften sein, und läßt sich deshalb nur erst später gewinnen, statt daß der Vers, denselben vor Allem für nölhig erklärt. Tüchtige Vorkenntnisse in den Realien, gesunder Verstand, Sinn für das Geschäft, gewählte Lectüre, Beobachtung des Geistes und der Richtung, welche die Wissenschaften nehmen, verschaffen diesen Ucberblick mehrcntheils von selbst. Rec. ist der Meinung, daß ein Knabe, der sich dem Gewerbe des Buch handels widmen will, in folgenden Kenntnissen unterrichtet werden sollte: I) Sprachen: ^) Lebende: 1) Deutsch; in dieser muß er lernen seine Gedanken sprachrichtig auszudrückcn. Styl, Gewandtheit und Schärfe des Ausdrucks wird sich durch die dem Buchhändler unentbehrliche Lectüre der kritischen Zeit schriften und guter Schriftsteller mit der Entwickelung des Charakters von selbst bilden. Aber nie möchte Rec. als Sprach übung das Versespiel empfehlen. Das fehlte nur noch, daß die Lehrlinge des Buchhandels am Ende ihre poetischen Blä hungen auch noch drucken ließen. Als ob wir nicht schon der elenden Verse mehr denn zu viel hätten! Es nimmt Wunder, daß der Verf. nicht auch die Zöglinge anregt, zur Stylübung Eorrespondenzartikel über Theater u. dergl. in aller lei Zeitschriften abzufassen, und an die Redactionen zur Auf nahme zu senden, damit sie sich in gereimtem und ungereim tem Unsinn gedruckt sehen. 2) Französisch sollte er bis zum Antritt der Lehre so weit erlernen, daß er ein französisches Buch lesen und verstehen, auch in dieser Sprache sich verständlich machen könne. 3) Im Englischen müßte er wenigstens so weit kommen, englische Werke lesen zu können. (Italienisch gar nicht. Kommt er dereinst nach dem südlichen Deutschland, wo cs nöthig sein mag, so wird ihm die Erlernung dieser Sprache leicht werden, wenn er Lateinisch und Französisch inne hat.) L) Tobte Sprachen: 1) Lateinisch so weit, daß er im Stande ist, eine in dieser Sprache geschriebene Vorrede zu ver stehen. 2) Griechisch so viel, als in einem guten Gymna sium in Secunda gelehrt wird. II) Realien. 1) Geschichte, so weit sie Knaben von 16 Jahren verstehen können. Mathematische Wissenschaften: Arithmetik bis zur vollkommenen Fertigkeit in allen Rech nungsarten mit genannten Zahlen; Anfangsgründe der Grö ßenlehre. 2) In den Naturwissenschaften muß er die nöthi- gen Vorkenntnisse begriffen haben. Der Unterricht in der politischen Geographie hört mit dem 14. Jahre auf; die natürliche Geographie kann als Theil der Naturwissenschaften erlernt werden, und dies wird auch voll kommen hinrcichen, um ihm den Unterschied zwischen beiden begreiflich zu machen. Mehr hält auch Rec. nicht für noth- wendig. Die Entfernung der Städte von einander zum Be huf der Verschreibungen und Versendungen sich zu veranschau lichen ist völlig überflüssig; es genügt vollkommen zu wissen, wie viele Tage die Post von dem Wohnorte nach Leipzig, Frankfurt, Nürnberg und Berlin, und von da zurück geht, um sagen zu können, binnen wie viel Zeit ein von da verschrie benes Werk eintreffen kann. Mit diesen Vorkenntnissen ausgerüstet mag der Knabe mit seinem 16. Jahre in Gottes Namen die Lehre antreten. Die weitere Ausbildung überlasse man getrost der Lehrzeit und dem praktischen Leben. Welche Schriftsteller der Lehrling le sen soll, das ist, so lange er noch Unterricht genießt, Sache des Lehrers, später eigene Wahl und Beachtung des Ge schmackes der Zeit. Als Beweis, wie völlig mißrathen dieser Absatz S. 7ist, führt Nec. nur an, daß sein vierzehnjähriger Sohn im Französischen die Lustspiele Florian's, so wie dessen lVums Uomp>iliu8, Ouillanme Dell bereits beim Unterricht hinter sich hat, und jetzt von den Prosaikern lUignet Instoire cko Is rävolntio» li'llnciüse, von den Dichtern Lamartine liest. Welche Idee mag sich wohl der Verf. von den Zöglingen des Buchhandels und ihren Vorkenntnissen gemacht haben, daß er denselben die Lectüre von Büchern vorschlägt, welche sie im ersten Jahre des Unterrichts schon cxtemporiren müssen. Das einzige Gute in diesem Abschnitt sind die letzten 11 Zeilen S. 16 und 17, wo ec den Z öglingen den Rath ertheilt, sich nicht in der Jugend den Kopf mit dem Studio der Theorie der Handelswissenschaft zu zerbrechen, und dies, sowie das des Wechselrechts und Buchhandlungsrechts erst später vorzuneh men. Rec. ist der Meinung, daß es auch für den Principal genüge, die Rcchtsgebräuche seines Wohnorts nur im Ganzen zu kennen; das Studium derselben mit allen seinen Distinctio- ncn findet er ganz überflüssig, um so mehr für den Zöglin g. Eben so wenig kann der folgende „kurze Abriß der Ge schichte des Buchhandels" genügen. Besser wäre es unstreitig gewesen, den Lehrling blos aus die Quellen hinzuweisen, aus welchen derjenige, welcher Neigung hat, sich mit der Geschichte des Buchhandels bekannt zu machen, sie gründlich kennen lernen kann. Mit gleicher Ungründlichkeit ist das nun folgende Ab- schnittchen: „Das Eharakterische des deutschen Buchhandels, Rabatt" gedacht und geschrieben. Der Vers, hat wohl den französischen und englischen Buchhandel gar nicht kennen ge lernt , denn sonst müßte er doch wissen, daß in beiden Ländern ebenfalls Rabatt gegeben wird, und namentlich in England auch Privatkäufer von den Sortimentshändlern Rabatt von dem eigentlich festen Ladenpreise erhalten. Man nennt dies dort Käufe aus seoonck Ii-iuck. Warum der Verf. nicht auch der in England üblichen Auktionen gedenkt, welche die Verleger von solchen Artikeln anstelle», deren sie sich gern ent ledigen möchten, läßt sich nicht gut cinsehen; interessant wäre es für die Zöglinge des Buchhandels auf jeden Fall gewesen, wenigstens Kunde von diesem Gebrauch zu erhalten. (Schluß folgt.)
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