Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.08.1878
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- 12.08.1878
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- Deutsch
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^ 186, 12. August. 3139 Nichtamtlicher Theil. net, und das gibt dann — Mondwandlerinnen und überspannte Nervenschwächlinge, die — zwar sehr interessant für die Konver sation und eine Jntrigue, allein — nicht eben beglückend für Mann und Kinder werden. „Der geschätzte Erziehungs-Theoretiker, Kirchenrath Schwarz, hat gleichfalls eine männliche Erziehungs-Anstalt hier. In seinem Garten erblickt man Balancirstangen, Voltigir-Gerüste, hohe Masten zum Klettern. — Der physischen Natur scheint es nicht an Mitteln zur Entwicklung zu fehlen. — Und der intellektuellen und mora lischen? — Ich kenne die Anstalt nicht genau, und enthalte mich also billig alles Urtheils. Wer die Theorie mit so glücklichem Erfolge bearbeitet, wird ja auch hoffentlich in der Praktik nicht nach stehen? — Seine Pädagogischen Vorlesungen werden für gehaltreich anerkannt. „Eine Zierde des hiesigen weiblichen Kranzes ist die Hoch gebildete, um deren Verlust Leipzigs feinere Kreise noch trauern, die jetzige Frau Professorin:: Willen, geborne Tischbein, die mit allen Musen im schwesterlichen Bunde lebt. Auch hier ist sie die Seele des engern Kreises, der sich traulich um sie schließt, und entzückt ihn durch ihre Talente oft hin in Pieriens Gefilde. „Ewald, der joviale, wird Heidelberg nächstens gegen Karls ruhe vertauschen, wohin er als Kirchenrath versetzt ist. In seinem Hause war der Sammelplatz des frohern Kreises von Heidelberg, und dieser verliert viel in ihm." Der fünfte Brief endlich scheint sich gegen einige Concurrenten des Verfassers in Uebersetzungsarbeiten zu richten und so schüttet er auch gegen sie die Schale seiner ästhetischen Entrüstung aus: „Daß es hier auch einige Uebersetzer-Genies gibt, wird Ihnen bekannt seyn; sie sind aber ziemlich ungenießbar aus mehrern Gründen; jedoch vorzüglich, weil sie auf das Nachstammeln der Liebestöne des Südens einen Werth fetzen, als ob davon Ruhm und Heil des deutschen Parnasses abhinge. Wichtig muß es ihnen wohl scheinen, da sie selbst ihr ganzes Leben diesem Reimgeklingel weihen. „Doch von dieser Abschweifung, für welche ich Ihre Nachsicht in Anspruch nehme, zurück nach Heidelberg. — Ihnen von allen den rühmlich bekannten Männern, welche sich hier aushalten, von einem Klüber, Ackermann, Daub, Thibaut, Zachariae u. s. w. nähere Nachrichten zu geben, würde die Grenzen dieses Briefes über schreiten. — „Unter den hier Privatisirenden gibt es noch einen sehr inte ressanten Gelehrten, den ehemaligen Privat-Sckretär der großen Katharina, Hosrath und Ritter des Wladimir-Ordens, Arndt, der sich hier eines der schönsten Häuser angekauft hat, und feine Pension in philosophischer Ruhe verzehrt. Er verlebte die blühendste Periode der Regierung dieser großen Kaiserinn in Rußland, und wurde zu allen Geschäften gebraucht, welche auf sie selbst Bezug hatten." Dieser fünfte Brief, den der Verfasser ausdrücklich und ohne schließliche Namensnennung als „Beschluß" bezeichnete, war kaum im Morgenblatt Nr. 296 vom 11. December 1807 erschienen, als das Rheinische Bundesblatt Nr. 98*) die nachstehende Erklärung brachte, die, so unbedingt gerechtfertigt sie in ihrer Abwehr gegen die schnöden Verdächtigungen des Verfassers der Briefe erscheinen mag, doch gegen den Verleger des Morgenblattes, I. Fr. Cotta, eine solche Sprache führte, daß sie allerorten, wo Sachliches und Persönliches nicht vermengt zu werden pflegt, peinlichstes Aufsehen erregen und den in seiner Ehre angegriffenen Verleger zu einer un umwundenen Gegenerklärung veranlassen mußte. Diese Erklärung aus Heidelberg mag hier vollständig ihren Platz finden. „Die Unterzeichneten, ergriffen von dem Gefühle der höchsten Indignation über die immer mehr zunehmende Klatscherei in den deutschen Journalen, glauben endlich einmal zur Sprache bringen zu müssen, was schon so lange alle rechtlichen Menschen empört, und wollen, indem sie den öffentlichen Ankläger einer der neuesten Versündigungen dieser Art machen, wenigstens versuchen, ob den: fressenden Nebel nicht noch einigermaßen Einhalt gcthan werden könne. Nachdem sie daher die Briefe über Heidelberg, die in Nr. 277, 279, 296 und 298 des Morgenblattes abgedruckt sind, gelesen haben, erklären sie nach Pflicht und Gewissen, und auf ihre Ehre, ohne sich jedoch, weder jetzt noch irgend je, auf weitere öffent liche Erklärungen darüber einzulassen, alle jene feindseligen, hämi schen Insinuationen, die darin gegen mehrere hiesigen Institute ent halten sind, für entweder boshafte oder sinnlose, auf jeden Fall völlig grundlose Verläumdungen, und was sonst über Personen und Oertlichkeiten vorkommt, für alberne, abgeschmackte Klatschereien; sie erklären ferner den Verleger und die Redaction dieses Blattes als Hehler und Pfleger der Verläumdung, auch für Theilnehmer an dem Schimpfe, mit welchem die öffentliche Meinung solche Sündhaftigkeit brandmarkt, wenn sie sich nicht durch Auslieferung des Verläumders an die allgemeine Verachtung lösen werden. Sie haben übrigens zu allen Ehrenmännern unter den deutschen Schrift stellern das Vertrauen, daß sie nicht länger durch ihre Theilnahme Institute unterstützen werden, die allein berechnet auf den schlechte sten Grundzug im Charakter der Nation, jeglicher Gemeinheit fröhnend, auch allein die Herbergen des literarischen Pöbels sein und bleiben sollten. Heidelberg, den 13. December 1807. C. Daub, Kirchenr. u. Professor. De Wette, Prof. d. Theologie. F. Wilken, Prof. d. Geschichte. I. Fries, Prof. d. Philosophie. Fr. Kreuzer, Hofr. n. Prof. d. Philologie. A. Boeckh, Prof. d. Philologie. Wolf, Kirchenrath, Spezial-Superint. u. erster evang.-luth. Stadtpfarrer. Marheinecke, Prof. d. Theol. Acker mann, geh. Hofrath und Prof. d. Medicin. Kästner, Prof, der Chemie. A. Schreiber, Prof. d. Aesthetik. C. Zimmermann, Doktor. Schelver, Prof. d. Medicin. I. I. Loos, Prof. d. Medicin. Arndt, russ. kais. Hof rath. Görres, Prof. Baehr, Inspektor u. evang. r^or- mirter Pfarrer zum Heil. Geist. Kayser, Docto-c der Philosophie." Damit hatte denn der Reisende durch Deutschland die wohl verdiente Züchtigung erfahren, und es konnte ihm nichts nützen, daß er in seiner Gegenerklärung im Morgenblatt Nr. 306, vom 23.De cember, mit großartigen Tiraden darlegte, „wie er nie gesonnen gewesen sei, seinen Namen zu verheimlichen, sondern ihn dem letzten Briefe der Sammlung, welcher sich in den Händen der Re daction des Morgenblattes befinde und nächstens erscheinen werde, beigefügt habe". Das Manöver, daß er seine Ansichten mit seinem Namen habe decken wollen, war denn doch zu durchsichtig und unwahrscheinlich, da der Verfasser den fünften Brief vom I I. December ausdrücklich als Beschluß bezeichnet und anonym hatte erscheinen lassen, die Heidelberger Erklärung auf den 13. December datirt war und endlich ein gar nicht vorhergesehener achter Brief in Nr. 305 des Morgenblattes vom 22. December — also ein Schluß zum Beschluß, ein unwiderruflich letzter! würde der vagirende Schanspieldirector sagen! — allerdings mit Namen des Verfassers, ein nichtssagender Beweis ist. Denn er war gemacht worden, um die obige kecke Be hauptung zu bekräftigen. *) Erschien in Heidelberg. (Schluß folgt.) 1 428*
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