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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 10.11.1879
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1879-11-10
- Erscheinungsdatum
- 10.11.1879
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
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4612 Nichtamtlicher Theil. ^ 260, 10. November. wirklich so, mir kam es vor, als wenn eine resignirte, nicht sehr muth- volle Stimmung auch über den Leipziger Versammlungen schwebte. Selbst der Vorsta^sentwurf konnte mir trotz seiner 19 Folioseiten nicht den Eindruck machen, als wenn er im sichern Gefühl des zu künftigen „Sieges über alles Uebel" abgesaßt sei. Und ich meine, dieses unsichere Gefühl war und ist auch vollberechtigt. Dennoch gebührt den Kollegen Dank, die ungeachtet innerer abweichender Ueberzeugung den Forderungen der reformdurstigen Kollegen nach kamen und ihre Zeit opferten, um wenigstens den guten Willen zu zeigen, wohl auch um durch die That zu beweisen, daß mit solchen Mitteln nicht geholfen werden könne. Wie sollte auch wohl mit einem neuen Börsenvereins-Statut, und würde es noch so sorgfältig ausgearbeitet, ja wie sollte mit neuen Gesetzen, die in vielen Be ziehungen den modernen Strömungen geradezu entgegen arbeiten wollen, irgend ein Einfluß auf den Gang der Geschäfte ausgeübt werden!? Ich bin mir bewußt, dem Buchhandel mit Leib und Seele an zugehören, kann mich auch nicht zu den Naturen rechnen, die nur um jeden Preis Geld verdienen wollen, und sei es über die gestürzten Ideale und über die Leichen der Concurrenten hinweg. Gerade dies Bewußtsein gibt mir den Muth, trotz sicherer Aussicht auf theilweise Steinigung, den Satz auszusprechen: Alles Reformiren, alles Bereinsbilden und Statutenmachen Hilst nichts, da die Con- currenz zu groß ist; das Einzige, was Helsen kann, ist: von den über 3000 Sortiments-Buchhandlungen, welche laut Schulz' Adreßbuch existiren, muß ein großer Bruchtheil zu Grunde gehen oder einen andern Erwerb aufsuchen! Bevor dies nicht geschehen ist, bevor sich diese Umwandlung, in welcher wir ja schon mitten drin stehen, nicht vollzogen hat, wird es auch mit der Geschäftslage nicht besser werden. In gewisser Be ziehung sollen wohl die neuen Statuten und die Kreisvereine gegen übermäßige Concurrenz (Schleuderei genannt) schützen, aber sie lassen regnen über Gerechte und Ungerechte, sie binden den thätigen Geschäften die Flügel, machen sie damit unfähig, die gewissenlose und leichtfertige Concurrenz weiter zu bekämpfen. So zwingen sie die betriebsamen, den Geist der Zeit begreifenden und benutzenden Kollegen, im alten soliden Schlendrian derjenigen großen Anzahl wieder mitzutraben, welche statt eigener Hilfe zu vertrauen, jam mernd und wehklagend nach Hilfe beim Börsenverein, bei den Ver legern, ja selbst bei den Behörden rufen, — während die gewissen lose Concurrenz sich diesen Zustand zu Nutzen und nur um so flottere Geschäfte machen wird! Durch alle diese neuen in Aussicht gestellten Maßnahmen wird gewiß kein einziger neuer Bücherkäuser aus dem Boden gestampft werden. Die rechnenden Geschäftsleute aber, an denen der Buch handel noch immer ziemlichen Mangel hat, werden wieder aus den beengenden Kreisvereinen treten, um nach eignem Gutdünken und nach eignem Gewissen ihre Geschäfte weiter zu treiben oder werden sich mehr und mehr nach andern Erwerbsquellen Umsehen. Ich kenne verschiedene höchst ehrenwerthe Kollegen, welche neben ihrem nach den anständigsten Grundsätzen betriebenen Sor timent noch mit anderen Gegenständen (Musikinstrumenten, chirur gischen Instrumenten, Lederwaaren rc.) handeln oder Agenturen besorgen, da ihnen ein kleines Capital nicht gestattet, den Buch handel im größeren Maßstab zu betreiben. Beide Kategorien werden die jetzige Krisis überstehen, auch wohl wenig mit in den allgemeinen Hilferuf einstimmen, es sei denn aus collegialischem Mitgefühl oder aus dem Drang nach re- formatorischer Thätigkeit. Diejenigen aber, welche sich in die Toga ihres Bewußtseins als Träger der Wissenschaft hüllen, stolz in ihrem Laden warten, bis die undankbare Mitwelt zur Besinnung kommt und sreundlichst um ein Buch zum unverfälschten Ladenpreis bittet, werden, so grau sam das Wort klingen mag, in diesem Kampfe ums Dasein zu Grunde gehen! Doch verehrter Herr Redacteur, ich will zum Schluß eilen, da ich befürchten muß, Ihre und der geehrten Kollegen Geduld schon zu lange in Anspruch genommen zu haben. Sollten Sie es gestatten und sollte der Sturm der Entrüstung gegen meine aufrichtigen Worte nicht gar zu vernichtend werden, so würde ich mir in einem nächsten Briefe die Behandlung „der Kreisvereine und ihres Nutzens" und „der Unmöglichkeit, die Schleuderei zu unterdrücken" erlauben.*) Hochachtungsvoll Ihr ergebener L. X. Der Buchhandel und die graphischen Künste auf der Kunstgewerbc-Ausstellung zu Leipzig im Jahre 1879. VII. Verschiedene Reproductionsweisen.**) Wir kommen jetzt zu den verschiedenen Hilsskünsten, welche zu der Herstellung der buchhändlerischen Erzeugnisse dienen, der Kupferstechkunst, der Lithographie, den Lichtdruck methoden und der Zinkographie. Leider können wir nicht wie bei der Typographie und Xylographie so recht ins Volle greisen, denn sie haben alle, mit Ausnahme der Zinkographie, in Leipzig nicht einen recht fruchtbaren Boden gefunden. Die Knpserstechknnst, und die jüngere Schwester, dieStahl - stechkunst spielen in dem Jllustrationsfach überhaupt jetzt keine große Rolle mehr und Leipzig hat keine bedeutenden Knnstanstalten und keine Verleger für selbständige Kunstblätter. Es war die Kupserstechkunst deshalb aus der Ausstellung nur äußerst schwach vertreten. Professor O. User hat einige, seiner Zeit in Italien aus geführte Jugendarbeiten ausgestellt, sich jedoch später von diesem Kunstzweig abgewendet, so daß die ausgestellten Stiche eigentlich nur historisches Interesse haben. Alfred Krause ist ein vortreff licher Portraitstecher und hatte an größeren Portraits ausge stellt: „Moltke" und „Bismarck" Kniestücke, „Charles Darwin", „Franklin", außerdem noch kleinere Blätter aus den „Pecht- galerien", minutiös ausgesührte Landschaften nach Georgy, anato mische Tafeln rc. A. Weg er schafft brauchbare Arbeiten für den Buchhandel, H. G. Brinkmann Blätter für Modezeitungen, die vollkommen ihren Zweck erfüllen. Der guten Leistungen der Kupfer druckerei von F. A. Brockhaus unter der Leitung Aug. Eichner's wurde bereits gedacht. Auch die Lithographie hat in Leipzig nicht einen hervor ragenden Platz eingenommen, weder in der hinter uns liegenden Periode, wo die Lithographie das Hauptillustrationsmittel für Bücher sowohl als für Zeitungen bildete, noch in der jüngsten Zeit, wo die Chromolithographie sich eine so bedeutende Stellung er rungen hat. Letztere Kunst wurde hier zuerst von Joh. Gottl. Bach geübt. Seine Anstalt ging später in die Hände des Hrn. Ed. Störmer und dann in die Jul. Klinkhardt's über; sie hat sich während dieser Wandelungen stets eines guten Rufes erfreut. Ausgestellt sind von Ed. Störmer (Firma I. G. Bach's Verlag) zwei große illustrirte Werke: „Die Trachten der Völker" von Kretschmer und Rohrbach, und „Deutsche Volkstrachten" von Kretschmer. In Klinkhardt's Besitz und unter der artistischen Lei tung von Jul. Geißler lieferte die Anstalt manches Gute, von welchem ausgelegt wurde: der große „Atlas zur griechischen Kunst mythologie" von Overbeck; Thierfelder's „Atlas zur pathologischen Histologie"; „Deutsche Kunst in Lied und Bild"; I. Perthes' „Bilder für den Anschauungsunterricht". Auch die meisten chromo- *) Ihre gefälligen ferneren Briefe werden, wenigstens bei der Re daction, willkommene und dankbare Aufnahme finden. VI. S. Nr. 24».
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