Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.02.1839
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 19.02.1839
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18390219
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-183902198
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18390219
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1839
- Monat1839-02
- Tag1839-02-19
- Monat1839-02
- Jahr1839
-
329
-
331
-
333
-
335
-
337
-
339
-
341
-
343
-
345
-
347
-
349
-
351
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
331 15 332 Fuhrmanns, dem Boten ic., wer große Aufträge gibt oder nur einigermaßen bedeutenderen litcc. Bedarf hat, drückt auf'S Blut, und die Anerbietungen mancher sogenannten College» unterstützen den Unfug auf's Beste; ist mir doch erst vor Kurzem vorgekommen , daß eine sogenannte Buch- I Handlung, etwa 45 Meilen von Leipzig entfernt, den Personen, welche sie als Kunden erwerben will, 20K vom ^ vrck. und 10H vom netto bietet! Wovon dabei Lcbsucht, I Spesen und Verpflichtungs-Erfüllung gegen den Verleger § kommen sollen, ist nicht cinzuschen! Die liker. Production einer großen Menge unnützer Gegenstände steht jetzt außer allem Verhältnisse mit dem Consumo und muß Viele ruinicen; ich werde weiter unten darauf zurück kommen, und bemerke hier nur, daß die Belege dafür in allen vorhandenen Katalogen, in den enor men Rcmittendenballcn zur Ostermesse sich leicht auffin- den lassen. Was früher ziemlich geschlossener Familienkreis war, ist jetzt im Buchhandel offene Arena für Jedermann. — Alles stößt, drückt und drängt einander, Jeder sucht dem Andern, nicht durch edle Anstrengung zuvorzukommen, nein, nur, Nachahmung, nicht Nacheifec ist das Losungswort! — s Jeder gute Gedanke wird so jämmerlich breit getreten, daß seine ursprüngliche Gestalt nach kurzer Zeit unkenntlich ge- j worden. Das große Deutsche Publikum sicht diesem Kampfe zu und — lacht desselben! — Mitleid wird selten einem Gefallenen, da sich in dem Gewühle schwer unterscheide» läßt, ob eigene Schuld oder fremde Jntriguc ^ den Gestürzten zu Boden gebracht. Die Lehrzeit ist bei Vielen nur eine kurze Abrichtungs- ^ Periode, oft schon mit dem 13. Jahre beginnend, und wird i dann auch von Lehrenden und Lernenden mechanisch genug betrieben. Es ist ein Herzeleid zu sehen, wie viele oft ganz unberufene junge Leute zur Fahne des Buchhandels rennen, wie sic, kaum in einem solchen Geschäfte befindlich, sich bald genug für unfehlbar halten oder einem traurig-geistlo sen Schlendrian fröhnen, wie sie jede ungewöhnliche Regsam keit scheuend an den übertragenen Arbeiten mäkeln, und so immer mehr dahin kommen, der für ihre spätere Laufbahn so nothwcndigcn Zuverlässigkeit fremd zu werden. Daher, und oftmals aus den unzureichenden Kenntnis sen der Lehrhcrrcn selbst, mag sich das mir schon öfter vor- gekommcne Beispiel erklären, daß gar manche junge Leute nach übecstandcnec Lehrzeit sich nochmals zu einer ferne ren Lehre antrugen; und doch liegt hierin eine gewisse Aufrichtigkeit, die eher Lob als Tadel verdient, während Andere sich und ihre Kenntnisse über Gebühr herausstreichen und empfehlen lassen, bis dann die Praxis das Gegentheil beweist; — die Beispiele für letzteren Fall sind leider allzu- häusig und mit glänzenden Worten wird oft die leichtsinnigste Empfehlung ertheilt. — Auch hierin bethätigt sich meine Behauptung, daß die gewachsene Masse der Buchhandlun gen sich immer mehr entfremdet und Viele kalt und rück sichtslos nicht bedenken wollen, wie manche Sorge und Ge fahr sie mit solchem Leichtsinn den Geschäften ihrer Colle ge» bringen. Die Ansprüche an Gehalt und Sonstiges sind nicht we nig seit den letzten 10 —12 Jahren gestiegen, und wenn ich auch gerne zugebe, daß manche wirkliche Bedürfnisse im Preise gestiegen und somit höheren Gehalt bedingen, so wird mir doch jeder erfahrene Mann cingestchen, daß jetzt sehr oft diese Ansprüche nicht jm Verhältnisse zu den Lei stungen stehen; ipirkliche Literaturkenntniß, Sortiments- Erfahrung und Gewandtheit im Umgänge, verbunden mit aufmerksamer Pünktlichkeit, gehört zu den seltenen Dingen, während auch die große Menge der Mittelguten und Unbe deutenden es gewissermaßen zur Bedingung stellt, so hono- rirt zu werden, daß aller Luxus in Kleidung und Vergnü gungen jeder Art bestritten werden könne. — Studium in den Mußestunden gehört bei diesen zum Ueberfluß, dagegen die Frequenz der Vergnügungs-Ocrtec Bedürfnis; ist, und dies Bedücfniß die pecuniaicen Kräfte oft gar sehr übersteigt. — Wechsel der Stationen, statt Folge gereifter Ucberlegung zu sein, ist jetzt nur zu oft Ergebniß einer Laune, eingebil deter Hintansetzung, oder Erfolg vielfach verzweigter Vet- tcrschaften, welche an den Hauptstapclplätzcn des Buchhan dels ihren Sitz haben Aeltere, gereifte Gchülfen, die man sonst mit vielfach ehrenhaften Eigenschaften in so manchen, besonders bedeu tenderen Handlungen antraf, werden jetzt immer seltener, da sich nur sehr wenige junge Leute finden, die nicht nach einer Lehr- und Gchülfenzeit weniger Jahre bereits ein eigenes Etablissement begründen. Wie wenig nun diese oft nur zu unreifen Etablissements dem Buchhandel im Ganzen frommen, bedarf wohl kaum einer Erläuterung. — Häufig ohne die nöthigen Mittel, noch öfter ohne die erforderliche Erfahrung begonnen, fin den ihre Begründer nur zu schnell durch Beibehaltcn ihrer größeren Lebensbedürfnisse, Schleudern zur Erreichung von Kunden, den Druck und Verlag unnützer, ihre Mittel absorbircnder Artikel, ihr Ende. — Und doch waren auch ihre Etablissements - Circulare mit Empfehlungen ausgc- schmückt, auf welche mancher Verleger glaubte bauen zu können; Andere lassen die Empfehlungen ganz weg und ge denken wohl gar derselben im Stillen als eines unnützen Plunders vergangener Zeit. Dazu das Heer der in neuer Zeit in den Buchhandel eingedrungenen Speculanten! —- Wie die Giganten thürmen sie Berge von Verlag auf neue Berge, um den Himmel des Reichthums zu erstürmen, ob mit eigenem oder fremdem Gelbe gedruckt, gleichviel! nur immer höher, sie halten förmlich Reisende zum Engagement von Schrift stellern für ihre Pressen, und ist mir aus Erfahrung be kannt, daß auf solche Weise ein Schriftsteller, an dessen Wohnorte eine namhafte Zahl ansehnlicher Buchhandlungen außer Stande sich befand, aus seinen Schriften oft nur die Druckkosten zu erzielen, durch Engagements solcher Spe culanten für Verlags-Werke herbeigezogen wurde, deren Contracte Tausende von Honorar aufwiesen. —- Aber die ^ Himmelsstürmer begraben sich nur zu oft unter ihren Ma- culaturfelsen, wenn nicht Erlösung durch leichtgläubige Käufer ganzer Verlagsbuchhandlungen, oder hülfrciche An tiquare ihr Grab öffnen; dieses früher unerhörte Hcrum- ^ schleudern mit ganzen Handlungen, die oft in wenig Jahren I viele Besitzer wechseln, ist auch ein Pröbchen unserer jetzigen s> Buchhandels-Periode. Wer sich früher in einem thätigen
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Keine Volltexte in der Vorschau-Ansicht.
- Einzelseitenansicht
- Ansicht nach links drehen Ansicht nach rechts drehen Drehung zurücksetzen
- Ansicht vergrößern Ansicht verkleinern Vollansicht