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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.03.1921
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- 1921-03-30
- Erscheinungsdatum
- 30.03.1921
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Redaktioneller Teil. 73. 30. März 1921. Der Buchhändler sollte meinen, der Sortimenter sei da eigentlich Sie gegebene Stelle; vermutlich scheut man vor den Schwierig keiten zurück, die 7S00 Sortimentsbetriebe und noch mehr Auch buchhändler lvirlsam zu überwachen. Also die an Zahl geringe ren Verleger sollen die neue Luxussteuer einziehen. Sie würden neben ihrer eigenen Absatzstatistik zu Nettopreisen eine zweite zu Ladenpreisen zu führen und, nach Autoren geordnet, periodisch einzureichcn und die Steucrsummen vorzustrecken haben. Den Soriimcntern hätten sie diese Beträge, auf jeder einzelnen Faktur nach dem Ladenpreis berechnet, zu kreditieren und die mit der Einziehung verbundenen Mühen und Verluste zu tragen. Dein Sortimenter liegt dann die endgültige Einziehung der 107° ohne' Entgelt von seinen erfreuten Kunden ob; auch ihm bleiben die unvermeidlichen Verluste durch Zinsen, Krcditgebcn und Laden hüter. Bei der Bedingt-Hin- und Rückverrechnung würde auch die Starrer hin und her zu rechnen sein, eine bei der Unzahl kleiner Posten kaum lösbare Aufgabe. Daß man den Unternehmer zuin Steuererheber zu machen geneigt ist, haben wir an dein Lohnabzug« zur Einkommensteuer erlebt. Daß der Unternehmer aber die ihm so aufgebürdeten Kosten nicht abzuwälzen bestrebt sein m » tz, so naiv wird Wohl niemand sein. Die Mehrarbeit und Verluste der Verleger und Sortimenter werden also in den Ladenpreisen der Bücher usw. neben der Steuer von dem Publikum milerhobcn werden Ferd. Avenarius, der schon lange vor Rösch für die »Kulturkasse« eingetreten ist <6S. Flugschrift des Dürerbundes), übrigens die Gefahr der Klüngelbildung und des -Gemenschels« erkannt, nur unterschützt hat, dachte wenigstens nur an 27° vom Reingewinn der Verleger gemein freier Werke. Jetzt ist man großzügiger und begehrt nur 107° vom Umsatz zum Ladenpreis von allem Gedruckten oder Ausgeführten. Es »spielt kein« erhebliche Rolle, ob ein Buch 1.— oder .71 1.10, ^ 10.— oder 11.—, -Ä SO.— oder SS.— kostet, abgesehen da von, daß ein solcher Aufschlag durch eine Reform des Sortimcntcr- rabatts für den Käufer airsgeglichen werden kann-. Auch die Lustbarkeitssteuer soll umgestaltet werden, ehe für Aufführungen die -Kulturabgabe« möglich werde. Es ist ein gewisser Trost, Satz hierüber noch einige Zeit vergehen dürfte, wie es auch noch eine Weile dauern wird mit der Reform des Buchhandels, von deren Notwendigkeit wir Buchhändler am allermeisten überzeugt sind, leider aber unsere allerbesten Köpfe bis jetzt vergeblich darüber zerbrechen, wie sie zu machen sei. 5. Dies führt auf die im Publikrnn durchweg, aber mitunter auch im Buchhandel noch verkannte Wirtschaftslage und PretsbildungimBuchhandel. Ein Buch zu 8 wurde vor dem Kriege in der Schweiz zu 10 Franken oder nach dem damaligen Buchhändlerkurs l-kk 1.— — Frcs. 1.3S) zu Frcs. 10.80 verkauft. Jetzt wird in Deutschland das ehemalige 8-Goldinarkbuch zu 40 Papicrmark schon als zu teuer enrpfundcn; höher gcht's einstweilen kaum, sonst wird überhaupt nicht gekauft. In Schweizer Franken 1.— ^ etwa Fr. 0.09) sind jetzt 40.— — Fr. 3.K0, dazu 307° Valutazuschlag — Fr. 4.68. Das in Deutschland zu teuer empfundene Buch kaust also der Schweizer um Fr. 4.68, d. h. um weniger als die Hälfte des Vorkriegpreiscs. Um diesen von dem Schweizer voll zu erlangen, müßte der deutsche Ver leger seinen deutschen Ladenpreis im Verhältnis von 4.68 : 10.80, d. h. von 40 auf rund 90 erhöhen. Daß er dies in alle Wege nicht kann, daß er mit noch nicht der Hälfte des richtigen Preises vorlieb nehmen mutz, darin besteht die jetzige Not des deutschen Buchhandels; an der zur richtig berechneten Lebensnotwendigkeit zu kurzen Gelvinndecke zerren die deutschen Buchhändler, Verlags« und Ladenbuchhändlcr, hin und her; fle reicht für beide nicht. Ängstlich erwägt der Verleger bei jeder Ladenpreisbestimmung: Kann ich nicht höher gehen? So hoch er glaubt es wagen zu dürfen, geht er, sei es in der Form ohne oder mit Teuerungszuschlägen. Es geschieht also vom Buchhandel aus alles, um zur wirtschaftlichen Gesundung, SS« d. h. zur Anpassung der Verkaufspreise an den gesunkenen Geld wert zu kommen; die Verhältnisse sind nur stärker als sein Wille"). Auf diese nach oben unruhig tastenden Büchcrprcisc soll nn» die »Kulturabgabe- wie ein fester eiserner Deckel gezwängt wer den. Die Folge wird nicht sein, daß die Käuferwelt die 107, mehr, die es vorher ablchnte, nun ruhig zahlt, sondern cs wird ein Druck nach unten entstehen, der die nötige Preisbildung nach oben hemmt, also dem gesamten Buchhandel das ihm Nötige noch mehr verkümmert. Es ist leicht gesagt, aus 10"l, mehr oder weniger komme cs nicht an. Wenn dem so wäre, warum lehnt man sich denn so sehr gegen den Sortimcnterzuschlag auf? Warum hat das Neichs- wirtschaftsministerium um dieses Zuschlags willen monatelang mit dem Börscnverein verhandelt? Und dann: zu jenen 107» kommen noch unaufhörlich andere die Preise nach oben treibende neue Lasten: Post, Eisenbahn, Angestellte, Steuerfiskus — alle, alle wollen mehr haben. Eins kommt zum andern, die Preise steigen, der Absatz sinkt, und darunter leiden alle, auch die Autoren, die sich mit der »Kulturabgabe« ins eigene Fleisch schneiden würden. Der deutsche Verlag, im engeren Sinne die sich mit der Herausgabe gemcinfreier Werke beschäftigenden Firmen haben bewiesen, daß sie, wenn man sie nur frei schaffen läßt, das geistige Erbe des deutschen Volkes, ja der Welt, als ein die nendes und nützliches Glied der Gemeinschaft nicht nur gut, sondern vorzüglich zu verwalten verstehen. Und wohlfeil! Reclarn ist viel« Jahrzehnte mit 20 H je Bändchen ausgekomnren; nur schwer hat er sich dann zu 2S L, entschlossen und da mit wesent licher Verbesserung der Ausstattung. Dieser Reclampreis war maßgebend für alle ähnlichen Unternehmungen; erst Krieg und Revolution haben ihn versechsfacht; die Erfinder der »Kultur abgabe« wollen ihn leichten Herzens noch weiter hinaufschrauben. Das; aus dem Ertrage der gemeinfreien Werke sich der »kapita listische Unternehmer« ungebührlich die Taschen stille, ist un richtig; dagegen wirkt völlig ausreichend der scharfe Wettbewerb. Kurz zusammengefaßt; Ich halte den Vorschlag der »Kultur abgabe« für ein untaugliches Mittel am untauglichen Objekt zu untauglichem Zweck. Er ist ein Versuch, einen neuen Zwangs- wirtschaftskörper zu errichten, eine Wohltätigkeitsanstalt, die durch neue Verteuerung geistiger Bedürfnisse und Genüsse zu einer Futterkrippe einesteils für deren Beamten, andererseits für das geistige Proletariat werden wird; über dem Ganzen eine fast unumschränkte »Urheber«-Bureaukratie, die mit ihren Werturteilen zu einem gefährlichen Vormund des geistigen Le bens werden kann. Schon der Gedanke, jedem (!) Geistesarbeiter unter allen Umständen eine angemessene Lebcnsfiirsorge von Staats wegen zuteil werden zu lassen, ist nicht scharf genug zu rückzuweisen; der Volksverderb durch die bestehende Arbeits- loscn-Untcrstützung in offener Form oder in der versteckten eines überflüssigen Benmtcnheeres ist jetzt schon schlimm genug. Kunst und Wissenschaft, sachlich, verdienen gewiß jede Förderung, die das verarmte deutsche Reich aufzubringen vermag; wenn der Buch« und Musikhandel, ungeachtet der eigenen Not, dabei Mit wirken kann, wird er sich sicher finden lassen. Aber eine Almoscn- anstalt — nein! Vor zwanzig Jahren ist ein gleichartiger Plan rühmlos in der Papiervcrsenkung des Reichstages verschwunden. Heute ist die Lage gefährlicher, weil zuviel Pfuscher an der Ge setzgebung herumdoktcrn dürfen und weil Ungedanken, mit Um gehung der Sachverständigen, unter Täuschung der Harmlosen mit schönen Redensarten, Gesctzesform erlangen können, ehe man sich's versieht. Hüte dich, Buchhandel I Hüte sich das ganze deutsche Volk, soweit ihm auch für geistige Arbeit und Arbeiter noch das Wort stehen geblieben ist: »Selbst ist der Mann« I "t Vgl. dte guten Ausführungen von G. A. Delbanco im Bör senblatt Nr. 61.
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