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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 21.10.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-10-21
- Erscheinungsdatum
- 21.10.1930
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Zeitungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
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- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19301021
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1930
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X- 245, 21. Oktober 183(1. Redaktioneller Teil. Börsenblatt j. d. Dtschn Buchhandel. die Frau hätte für ihre Nähmaschine keine Nadeln mehr, die letzte zerbrochene liege im Brief bei, ob ich nicht ein Dutzend davon be sorgen wollte, usm. Das Originellste geschah jedoch kürzlich, als ich gefragt wurde, ob ich nicht aus der Hauptpost Nachsehen wollte, ob für ihn seine Bücher angekommen seien. Er hätte in Deutschland direkt bestellt und die Bücher müßten schon längst hier sein; da ich darin Praxis hätte, wäre es mir doch ein leichtes usw. Argentinien ist zwar 6 bis 7mal so groß wie Deutschland, hat aber nur etwa 12 Millionen Einwohner und überall sind auch einige Deutsche ansässig. Infolge der Entfernungen dauert es häufig Wochen, sogar einen Monat und mehr, ehe ein Brief sein Ziel er reicht; die Rückantwort braucht auch wieder ihre Zeit. Was wird da häufig nicht alles über Bücher angefragt, was stundenlange Durchsicht der Kataloge nötig macht, mühselige Arbeit erfordert, bis alles gefunden bzw. nicht gefunden wird. Das deutsche Bücherver zeichnis, Schlagwortkataloge, sonstige Kataloge seit 1800 bis 1930 be sitze ich. Sie kosten ein Vermögen, aber schließlich arbeitet man nur für andere, denn treu ist heute kein Kunde mehr. Auf fünf An fragen kommt durchschnittlich nur ein Auftrag, alle anderen Auf träge gehen wahrscheinlich direkt nach Deutschland. Vor dem Kriege rechnete ich auf drei Anfragen zwei Bestellungen. Damals waren Aufträge von außerhalb unter drei Pesos selten, heute ist es bald zur Regel geworden, ein Bändchen Pauls Miniatur-Bibliothek usw. zu bestellen. Der Kunde sendet jetzt mit Einschreibebrief, der an Postgebühr 25 Centavos kostet, 50 Centavos ein, wovon 25 Cen tavos für das Büchlein und die weiteren 25 Centavos für die Zu stellungsgebühr sind. Der Empfang und Versand muß schriftlich be stätigt werden, weil fast immer eine, mitunter auch mehrere An fragen gestellt werden. In der heutigen Zeit kennt man keine feste Kundschaft mehr. Vor dem Kriege gab es diese in großer Zahl, da wußte ich, wer alles kam und auch mehr oder weniger im voraus, was von den Kunden verlangt wurde. Sie erschienen alle regelmäßig zum Ein käufen und man konnte gewissermaßen gleich sagen: da habe ich etwas für Sie, ich konnte anbieten und empfehlen, ich wußte Be scheid und konnte daraufhin mein Lager einrichten. Heute ist dieses nicht mehr möglich. Von zehn, die heute kommen, kenne ich kaum einen, alles fremde Gesichter, man lernt sich auch nicht mehr kennen, weil die Leute zu selten, nach Jahr und Tag erst, einmal wieder komm en. Von dem Besuch der Buchhandlung wird auch dadurch abge lenkt, daß Zeitungen und Zeitschriften aus Deutschland, die vor dem Kriege nur in den Buchhandlungen zu haben waren, jetzt fast an jeder Straßenecke in großer Auswahl beim Zeitungshändler zu haben sind. Abonnements aus Zeitungen und Zeitschriften sind beim Buchhandel fast gänzlich verschwunden, wogegen ich in der Vorkriegszeit etwa 5000 Abonnenten auf Zeitschriften und Zeitungen aller Art hatte. Das Einkäufen von Schulbüchern, die einzige Ge legenheit für so viele, einmal in eine Buchhandlung zu kommen, wird auch immer seltener, da die Schulen, um ihre Finanzen aufzu- bcssern, selbst mit Büchern handeln. Der Zuschuß, den die deutschen Schulen aus Deutschland erhalten, wird im allgemeinen gleich dort zum Einkauf von Schulbüchern benutzt. Die Jugend und ihre Eltern wissen nicht, was eine deutsche Buchhandlung ist, kommen nie hinein, denn auch Schreibhefte, Federn, Löschpapier usw. sind ja in der Schule zu haben. Auch die evangelische und ebenso die katholische Kirche befassen sich mit dem Vertrieb deutscher Bücher, Bibeln, von biblischen Ge schichten, Gesangs-, Predigt- und Andachtsbüchern, christlichen Kalen dern und dergleichen inehr. Bis vor einigen Jahren wurde alles, was nur einigermaßen Aussicht auf Absatz hatte, gegen bar bezogen, um das Lager gut sortiert zu erhalten. Leider hat sich der Absatz seit 1926 stets ver ringert, sodaß ich an Stelle von 7/6 und 11/10 Exemplaren nur noch 2 Exemplare bestellen kann. Die Verkehrsverbindungen zwischen Deutschland und Südamerika verbessern sich zusehends, was für den hiesigen deutschen Buchhandel nicht immer von Nutzen ist. Früher dauerte der Bezug von deut schen Büchern zwei Monate, heute kann cs in zwei Wochen ge schehen. So lange wartet wohl jeder und das Vorrätighalten von Büchern wird somit gänzlich überflüssig. Die Spesen aller Art für Miete, Gehälter und alles andere be tragen hier mindestens ebensoviel in Pesos wie in Deutschland in Mark, kommen daher in Mark umgerechnet auf das Doppelte wie in Deutschland. Eine Mark Verdienst wird durch die doppelten Un kosten auf die Hälfte herabgedriickt, sodaß 25 Prozent Rabatt z. B. hier nur noch 121^ Prozent bedeuten. ttbcr den Preis des deutschen Buches in Argentinien. Der Preis der deutschen Bücher in Argentinien kann wegen der unendlichen Menge von Unkosten nicht der gleiche sein wie in Deutschland. Nur wenn dies erreicht werden könnte, wäre das Fortbestehen eines gesunden Auslandbuchhandels und sein Wieder ausblühen möglich. Es müssen eben Mittel und Wege gefunden werden, die den Auslandbuchhandel stützen, nicht nur theoretisch, sondern auch praktisch. Denke ich an die 90er Jahre zurück, so war zur damaligen Zeit in Buenos Aires die gleiche Anzahl deutscher Buchhandlungen vorhanden als heute im Jahre 1930. Die deutsche Kolonie ist seitdem um das zehnfache gestiegen, der deutsche Buch handel ist aber der Zahl der Geschäfte nach der gleiche geblieben. Im äußeren Ansehen ist er aber gewaltig gesunken, denn heute ist keine deutsche Buchhandlung mehr da, die mit sechs oder acht Schau fenstern das deutsche Buch zeigen könnte. Wo ist die älteste und an gesehenste deutsche Buchhandlung jener Zeit, früher mit zwei Schau fenstern, geblieben? In einem tiefen Keller sitzt sie jetzt. Von einer anderen aus damaliger Zeit, der größten (sie war damals in der Prunkstraße Florida, Ecke Lavalle, und hatte acht Schaufenster), findet man nur noch das Ladenschild »lübreria Luropea« zu einem kleinen Laden und einem Schaufenster! Der jetzige Inhaber führt aber seit mehr denn 20 Jahren keine deutschen Bücher mehr. Eine weitere, sehr kapitalkräftige Firma, früher vollständig deutsch, ver packte während des Krieges alle ihre deutschen Bücher in Kisten und nach etwa 13jähriger Einlagerung wurden sie im Jahre 1928 ver ramscht. In ihren sechs großen Schaufenstern ist seitdem kein deut sches Buch mehr zu finden. Und der Ersatz für diese 16 Schau fenster, die für die Schaustellung des deutschen Buches verloren gingen, sind drei Schaufenster von zwei Läden (Neugründungen von kurz vor dem Kriege). Somit wird zur Zeit mit den zwei Schau fenstern meiner Buchhandlung das deutsche Buch nur noch in fünf Schaufenstern in Buenos Aires, der Hauptstadt von Argentinien mit 2 110 000 Einwohnern (mit Umgebung wohl das Doppelte) und Durchgangsplatz für Chile, Paraguay und Bolivien, gezeigt. Buenos Aires. G u st a v K r a u s e. Die Danziger Goethe-Woche. Vom 5.—10. Oktober fand in Danzig eine Goethewoche statt, die gemeinsam von der Goethegesellschaft und dem Deutschen Hei matbund Danzig veranstaltet wurde. Sie war verbunden mit cinei Ausstellung »Goethe und der Osten«. Zum Gelingen dieser Veranstaltung hatte Herr Professor vr. Anton Kippenberg, der Leiter und Mitinhaber des Insel-Ver lags, erheblich beigetragen. Er gehörte nicht nur iu die Reihe der fünf Festvortragenden, sondern hatte aus seiner Goethe- und Chodo- wiecki-Sammlung auch wertvolle Schätze für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Allein über 50 Stück der 310 Nummern um fassenden Ausstellung stammten aus der Sammlung Kippenberg und halfen das Bild gestalten, das die Beziehungen Goethes zum Osten aufzeigte. Der Vortrag Professor Kippenbergs über den Wandel der Faust ge st alt bis Goethe fand in der vollbesetzten Aula der Technischen Hochschule statt. Einleitend wies er darauf hin, daß, wenn ein Buchhändler über ein Thema aus jenem unermeß lichen Gebiete spreche, das wir mit dem Worte »Faust« umschreiben, so dürfe er zu einer Art besonderer Legitimation wohl auf die Tat sache Hinweisen, daß kein weltlicher Stoff über alle Lande hin einen so starken und bleibenden Niederschlag auch im Buche erfahren habe wie eben der faustische. Dieser Stoff aber, möge er in seinem Grundmotiv, dem frevelnden Hinausbegehren des Menschen über seine natürlichen Schranken, auch uralt und vielen Nationen ange hörig sein, habe seine besondere und tiefste Ausformung in Deutsch land gefunden. So sei denn die Geschichte der Faustsage zugleich ein Stück deutscher B u ch g e s ch i ch t e. Die historische Per sönlichkeit des Faust war um das Jahr 1570 in der Sage aufge- gangeu. Sie wäre aber vielleicht im Laufe der Zeit völlig dem Ge dächtnis des Volkes entschwunden oder hätte als Anekdotenträger sortgelebt wie Eulenspiegel oder Münchhausen, wenn nicht im Jahre 1587 beim Buchdrucker Johann Spies in Frankfurt a. M. — und darum das Spiessche Faustbnch genannt -- die »Historia von v. Jo hann Fausten, dem weitbeschreitcn Zauberer und Schwarzkünstler« ans Licht getreten wäre. Dieses Buch war der Ausgangspunkt einer der größten dichterischen Bewegungen, die die Geschichte kennt. Schon seit einem Jahrzehnt etwa war es, ursprünglich wohl in latei nischer Form, handschriftlich verbreitet gewesen wie der Verfasser 1011
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