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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1929
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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- Saxonica
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- SLUB Dresden
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Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. 102. 4. Mai 1929. Buchhändlern und Verlegern zu Kantate etwas Neues über das Buch und über den Buchhandel zu sagen, ist wohl schlechterdings unmöglich, zumal wir gerade den »Tag des Buches« gefeiert haben. Aber es läßt sich ein allgemeiner Gesichtspunkt aus allem schon Gesagten herauslösen, den ich vielleicht heute noch einmal aussprechen darf. — In der schwierigen und bedrohten Lage, in der sich das deutsche Volk heute befindet, hören wir oft die Frage, welche Wege und Kräfte uns zu neuem Aufstieg führen werden. Wir müssen diese Kräfte aus uns selbst heraus erzeugen und wir werden letzten Endes nur bestehen, wenn wir uns in dem stark machen, für das wir am besten vorbereitet und von Natur bestimmt sind. Und was istunsere Bestimmung? Ich erblicke sie nicht darin, daß wir uns zu dem Materialismus hinüber wandeln, der uns von der andern Seite des Erdballs entgegenkommt, ich sehe das Heil auch nicht in einer Rückkehr zu dem flattern den Gewände der Romantik, in dem wir uns vor hundert Hahren so wohlgefühlt haben, sondern ich sehe es in der spezifisch deutschen Vereinigung und Verschmelzung von Materiellem und Geistigem. (Sehr richtig!) Und wenn ich mich umsehe unter den deutschen Berufsständen, wo diese These in besonderer Weise zutage tritt, so steht der deutsche Buchhändler und Verleger sicher mit an erster Stelle. Der deutsche Buchhändler ist immer stolz darauf gewesen, einen geistigen Beruf zu erfüllen und er braucht sich nicht zu scheuen, daneben die materiellen Voraussetzungen seines Be rufs zu vertreten, denn auch für ihn gilt es, daß erst aus der Verbindung von Stofflichem und Ideellem das Lebensfähige entsteht. Meine Damen und Herren! Ich möchte dem Börsenver ein der Deutschen Buchhändler wünschen, daß er sich immer das bewahren möge, womit ich den ersten Absatz meiner Rede geschlossen habe, das warm Menschliche, das Sie, meine Damen und Herren, Kantate zusammenführt, daß er sich für immer auch bewahren möge die ihm eigene Einstellung zum Geistigen und Materiellen, die ihn bis hierher geführt hat. Möge dem deutschen Volke die Liebe zum deutschen Buch immer so bleiben, daß es sich den deutschen Buchhändler, wie er heute vor uns steht, für alle Zeit erhalten kann. Meine hochverehrten Gäste, ich bitte Sie, auf den Bör senverein der Deutschen Buchhändler — seinen Vorstand und seine Mitglieder — das Glas zu erheben und mit mir zu rufen: er lebe hoch! — hoch! — hoch! (Geschieht.) »Triste Belletristik. Eine wehleidige Betrachtung über die Unzulänglichkeit und Vergänglichkeit aller Schöngeistigkeit« lautete der Titel des Festliedes. Es trug als Motto die Faust worte »Alt wird man wohl, wer aber klug?« und war als Er innerungsblatt zum Tage des Buches Herrn vr. KilPPer ge widmet. Als Verfasser entpuppte sich Herr Georg Merseburger, der sein Opus vorstellte und nach den nötigen Erklärungen über die Melodie — es war nach Ramona zu singen — jedem Vers eine Erklärung vorausschickte. Wir denken, mit dem vollständi gen Abdruck allen eine Freude zu bereiten. Der erste Teil handelt von der großen Unzulänglichkeit aller Schöngeistigkcit, und führet darob bewegliche Klage. Habe nun, ach, den Buchverlag Und was dazu gehören mag, Besonders die Philosophie, Juristerei und Medizin Und weiter auch Theologie Durchaus studiert mit heißem Bemüh'n, Um d'raus Erfahrungsweisheit zu zieh'n, Und komme nicht einen Meter wett Als Verleger Kilpperscher Schöngeistigkeit! Hier steh' ich nun, ich armer Tor, Und bin so klug als wie zuvor. . Bei jedem neuen Manuskript Frag' ich mich, ob das 'neu Schlager gibt. Bin jetzt seit beinah' vierzig Jahren In allen Buchverlagen erfahren, Kenne die Technik aller Gattung, Verstehe mich auf die Buchausstattung; Mit Katalog, Inseraten, Prospekten Weiß ich Bescheid und mit allen Effekten Und sehe, daß wir nichts wissen können. Das will mir schier das Herz verbrennen. Ja, Bücher machen ist gar nicht schwer, Doch Bücher verkaufen um so mehr! (Heiterkeit.) Denn ach, man sieht cs dem Buche nicht an, Ob's später, wenn's da ist, auch laufen kann. O Fluch, als Verleger wird man ja leider In dieser Beziehung nie gescheiter! Und immer wieder es klar uns wird, Daß wir uns diesmal kräftig geirrt! Kündet man's auch an als Schlager, Der Erfolg bleibt dennoch mager: Morgen setzt man's schon herab! Der Chorus singt dazu: Verlegen ist wirklich heute gar nicht leicht, Man weiß nie, ob man das Ziel dann auch erreicht. Verlegen, Verlegen ist eine schwere, schwere Kunst, Wie oft nicht, wie oft nicht, ist alle Liebesmüh umsunst! Verleger, du lernst im Leben niemals aus, Verleg' nur und mache dir deshalb nichts d'raus! Wer weiß, ob's Glück nicht grade, als du's nicht gedacht, Urplötzlich den Schlager gebracht! Der zweite Teil beklagt, wie die Nova jetzt jagt, und was daraus entsteht, wenn das so weiter geht. Wie heute sich die Nova jagt, Der Teufel hat's längst vorausgesagt: Frau Muhme, ihr versteht mir schlecht die Zeiten, Getan, gesagt — gesagt, getan, Verleg' sie sich auf Neuigkeiten; Nur Neuigkeiten zieh'n uns an! Auch vr. Ktlpper hat's bestätigt. Wie schnell die Nova sich betätigt. Kaum ward die Druckerschwärze trocken, Fängt schon der Absatz an zu stocken, (Heiterkeit.) Und was sich gestern froh geregt, Wird morgen schon beiseit' gelegt. Nur Tempo, Tempo hat noch Reiz, Sei's dummes Zeug, set's was Gescheit's. Und Autor wie Verleger wirb Zu immer größ'rer Hatz verführt. Was gestrig ist, wird weggeschmisscn, Davon will niemand heut was wissen. Die Bücher gelten wie der Fisch Drei Tage höchstens nur als frisch. (Große Heiterkeit.) Und Bücherballen kommen dann Nur noch im Flugzeug pünktlich an. Ach wie bald, ach wie bald Wird die jüngste Nova alt! Gestern noch als fetter Schlager, Heute ist er schon ganz mager, Morgen legt man ihn ins Grab. Der Chorus singt dazu: Verleger, ach, werde endlich doch gescheit Und nimm dir zum Bllchermachen wieder Zeit! Das Tempo-Verlegen, ach, laß das doch nur lieber sein, ' Nimm Zeit dir, die Tempo-Hatz — sie ist wirklich gar nicht O Autor, vergönn' auch du dir wieder Rast sfein! Und schreibe nur, was wirklich du zu sagen hast. Es saust die Tanzmaus rund im Glas, bas arme Tier. Verlagshatz, sie gleicht täuschend dir. Der dritte Teil behandelt die crschröckltche Überproduktion! Da wir nnn einmal hier das Leid uns klagen, Will ich nur gleich noch andre Schäden sagen, Die uns alltäglich den Beruf erschweren Und unsre Sorgen nicht gering vermehren: Da ist die lctd'ge Überproduktion. Sie ist ja auch ein altes Übel schon. Der olle Salomo rang einst die Hände — Des Büchermachens, seufzt' er, ist kein Ende! — 500
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