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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 04.05.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-05-04
- Erscheinungsdatum
- 04.05.1929
- Sprache
- Deutsch
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- LDP: Zeitungen
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x° 102, 4. Mai 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f.d.Dtschn. Buchhandel. Wie oft bedacht ich nicht die Frage schon: Was ist denn nur das — »Überproduktion«? Und wem der Böse dann das Herz bewegt, Meint: Überproduktion ist, was der andere verlegt; (Große Heiterkeit. — Lebhaftes Händeklatschen.) Denn meine Novitäten, schön und nett, Die machen's Überproduktionskraut noch nicht fett. Und vr. Kilppern ist cs auch noch nie gelungen, Daß er 'nen Autor hält' vom Produzieren abgebrungen. (Große Heiterkeit.) Darum still, darum still, laß es gehen, wie es will. Niemals deshalb dich gereu' cs, Schien vom Besten dir nichts Neues, Und 's ward doch ein Schlager draus. Dazu singt der Chorus: Den Schlager, den hat der Teufel sich erdacht, ^ Er hat den Verleger um die Ruh' gebracht. Dem Autor, dem nahm er die stille Schaffensfreudigkeit, Er macht ihn zum Diener der wilden Hatz und Hetz ums Heut. Dem Schlager, dem opfern alle als dem Gott, Der Schlager, er treibt mit ihnen seinen Spott. Vom Schlager kommt doch nur die ganze Büchernot, Drum auf, schlagt den Schlager bald tot. Der vierte und letzte Teil berührt mancherlei andere Unannehmlichkeit, ins besondere im schöngeistigen Verlage. Doch ich will das Thema lassen, Mich in aller Kürze fassen, Von zu hohen Ladenpreisen, Buchgemeinschaftsart und -weisen, Von den leider viel zu vielen, Die beim Buch ihr Geld verspielen, Und mit Firmen-Gummistempeln Dcnken's Weltall umzukrempeln, Von den Ratschlags-Dtlettanten, Die schon längst die Mittel fanden, Alle Schäden zu kurieren, Den Verlag zur Höh' zu führen. Niemand sich darum bekümmert, Wie man Bürsten, Pinsel zimmert. Aber über Bllcherfragen Weiß ein jeder was zu sagen. (Heiterkeit.) Manches ich noch sagen könnte Vom verehrten Sortimente: Ob's, wie der Verleger klagt. Wirklich immer hat versagt, Ob der neue Mengenprcis Rettung aus den Engen weiß, Der heut feiert die Entlassung In der neuen Brockhausfassung? (Heiterkeit.) Den man also nun geläutert, Jäh nicht in die Wolfsschlucht schleudert! (Stürmische Heiterkeit.) Ach, noch zagt mir Herz und Kopf. Dumm ist mir, mir armem Tropf: Ob die alte Ehrlichkeit Rechnet zur Entbehrlichkeit? (Große Heiterkeit.) Retten mich aus meinen Nöten All die Buchhandlungspropheten? (Heiterkeit.) Endlich möcht' ich noch berichten Über Publikumsgeschichten, Wie es jetzt sich hat gewandelt, Für das man mit Büchern handelt. Publikum, Publikum, Bleibst doch stets ein Rätsel stumm! Denkst du, daß dein Buch cs futtert. Und 's wird doch nur zugebuttert! Man wird alt und lernt nicht aus. (Zur Musik gewandt:) Tusch! (Es ertönt ein schriller Mißklang.) Nanu! Was ist denn los? (Stiw :e von oben: Der Schlager ist tot! — Große Heiterkeit.) — Lottchen, was machen wir denn da? Da müssen wir nach einer andern Melodie singen! Geht denn vielleicht »Morgenrot«? Geht denn das noch? — Dann nehmen Sie Morgenrot! Der Chorus klingt aus: Ach, wie bald, ach, wie bald Wird die jüngste Nova alt! Gestern noch ein fetter Schlager, Heute ist er schon ganz mager, Morgen legt man ihn ins Grab. Publikum, Publikum, Bleibst doch stets ein Rätsel stumm! Denkst du, daß dein Buch es futtert? Ach, 's wird doch nur zugcbuttertl Man wird alt und lernt nie aus. Darum still, darum still, Laß es gehen, wie es will! Niemals deshalb dich gereu' es, Schien's vom Besten dir nichts Neues, Und 's ward doch ein Schlager draus. Stürmischer Beifall belohnte den Festdichter, der sich nach dem Urteil aller diesmal selbst übertroffen hatte. Mancher Redner der Hauptversammlung mußte es erleben, seine Worte wenige Stunden später in den Versen des Herrn Merseburger wiederzufinden. Herr Verlagsbuchhändler Hermann Hill- ger machte sich zum Anwalt des Unterstützungs-Vereins Deut scher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen und es wäre nur zu wünschen, daß seine launigen, mit so viel Beifall auf genommenen Worte auch bei denjenigen, die sie lesen, die er hoffte Wirkung erzielen: nämlich neue Mitglieder werben und diejenigen, die es schon sind, anspornen, ihren Beitrag zu er höhen. Meine Damen und Herren! Für den Unterstützungs- Verein Deutscher Buchhändler und Buchhandlungs-Gehülfen soll ich auch heute wieder zu Ihnen sprechen. Ich tue das mit schmerzlichstem Bedauern, weil ich gehofft hatte — und Sie wohl alle mit mir —, daß heute an dieser Stelle ein an derer, ein Besserer sprechen würde: unser unvergeßlicher Her mann Stille. (Bewegung.) Auf der vorigen Kantate-Ver sammlung hatten wir verabredet, daß er heute die Rede für den Unterstützungsverein halten sollte. (Andauernde Bewe gung.) Das unerbittliche Schicksal hat es anders bestimmt, und so will ich versuchen, heute Ihre Herzen zu rühren zur Barmherzigkeit. Nicht, daß Sie gleich in die Tasche fassen müßten. Der Börsenverein hat in einer großen Generosität es dem Unter stützungsverein möglich gemacht, von Sammlungen in diesem Saale gänzlich absehen zu können. (Bravo!) Auch heute wird nicht gesammelt. (Erneutes Bravo und Heiterkeit.) Aber, meine Damen und Herren, Sie müssen nicht den ken, daß das nun gleich 50 Prozent Rabatt bedeute (Heiter keit) oder daß wir damit den »Mengenrabatt« eingeführt hätten. (Große Heiterkeit.) Nein, das wird vielleicht teurer für Sie; denn der Unterstützungsverein trägt Ihnen den dringenden Wunsch vor, nachdem diese Sammlungen, die ja viel fach immer nur die hier Erschienenen trafen und die anderen nicht berücksichtigten, abgcschafft sind, daß so wie vor dem Kriege der Gesamtbuchhandel sich wieder lebhafter durch Mit gliedschaft am Unterstützungs-Verein Deutscher Buchhändler beteiligt, daß Sie eine Aufwertung der Beiträge vornehmen und dafür werben, damit wir den Ärmsten der Armen, denen auch die Erwerbslosenfürsorge nicht mehr hilft, wenigstens etwas helfen können. So mancher wird geneigt sein, mir mit der Frage zu antworten: »Was brauchen wir dazu eigentlich eine beson dere Organisation?« Daß diese durchaus nicht überflüssig ist, das will ich Ihnen mit einer kleinen Parabel beweisen. Ich fuhr einmal mit einem Peitschenkünstler über Land. (Heiterkeit.) Der Mann war wirklich ein Künstler in seiner Art: alles, was er mit seiner Peitsche treffen wollte, das traf er: eine laufende Maus auf dem Boden, einen fliegenden 501
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