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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.01.1929
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1929-01-08
- Erscheinungsdatum
- 08.01.1929
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- Deutsch
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6, 8. Januar 1929. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. ü. Dtschn. Buchhandel. nommen. Für den Vertrieb wollte man die ganze Auflage an Buchhändler verkaufen, denen man für diese Übernahme des Risi kos einen festen Betrag — in einem Falle 20 Prozent des Rein gewinns — bieten wollte. Vergebens setzte Lessings Berliner Freund Nicolai seine ganze buchhändlerische Erfahrung warnend dem dilettantischen Plan entgegen. Der Kauf zu teuren Papiers, die Wahl eines unpraktischen Formats, die Schädigung der »Hamburger Dramaturgie« durch einen Leipziger Nachdrucker, vor allem die Ablehnung der ungewohnten Vertriebsform durch den Buchhandel brachten das Unternehmen zu verlustreichem Scheitern. Lessing hatte von ihm, wie er seinem Vater be kannte, eine Einnahme erhofft, von der er unabhängig würde leben können! Statt dessen setzte er seine ganze Barschaft zu und stürzte sich überdies in Schulden. Die schöne, in Breslau gesammelte Bibliothek mußte ver kauft werden. Ein großer Teil der Bücher ging nach Polen und landete ein Menschenalter später unvollständig in St. Peters burg. Die Veräußerung der wertvollsten Stücke, vollständiger Reihen der führenden literarischen Zeitschriften »Mercure de France« und »Journal des Scavants«, zog sich hinaus; die Bände blieben dadurch in Deutschland, und Lessing konnte sie selbst für die Bücherei erwerben, in der sie sich noch heute, freilich ohne Spuren des großen Vorbesitzers, befinden: für die Bibliothek zu Wolfenbüttel *). Der Ruhm, den Friedrich der Große sich hatte entgehen lassen, den ersten zeitgenössischen deutschen Schriftsteller als seinen Bibliothekar zu gewinnen, ist dem Schwager des Königs, Herzog Karl von Braunschweig, zuteil geworden. Im Mai 1770 ist Lessing seinem Rufe zur Leitung der Bibliothek gefolgt, die ihm seit der holländischen Reise in so guter Erinne rung geblieben war. Die Wolfenbüttler Bibliothek war beim Tode ihres Grün ders, des Herzogs August, 1666, die größte der Welt gewesen und zu Lessings Zeiten noch immer eine der größten und kost barsten. Ihr Wert beruhte vor allem auf den mittelalterlichen Handschriften und den Drucken des fünfzehnten und frühen sech zehnten Jahrhunderts. Lessing genoß zuerst ganz das Hochgefühl, Hüter dieser Schätze zu sein. »Die Stelle selbst, meldete er seinem Vater, ist so, als ob sie von jeher für mich gemacht wäre.« An die Handschriften ging er alsbald mit Eifer heran. Bereits in den ersten Wochen gelang ihm dabei die Entdeckung einer Schrift des 11. Jahrhunderts, deren Existenz bezweifelt war, der des berühmten Ketzers Berengar von Tours über das Abendmahl. Der glänzenden Abhandlung »Berengarius Turonensis«, worin er von dem Funde der wissenschaftlichen Welt Mitteilung machte, merkt man seine Entdeckerfreude an, gegen Nicolai nannte er sie »dasjenige Buch von allen meinen Büchern, bei dessen Nieder schreibung ich das meiste Vergnügen gehabt habe.« Bald aber wich Lessings Befriedigung über sein Wolfen- bütteler Amt einer doppelten Enttäuschung. Einmal entsprach es eben doch nicht seinem in die Zukunft gerichteten, vorwärts drängenden Geist, hier von so viel alten Büchern, Zeugnissen vergangener Geistesepochen, umgeben zu sein. Als ihm Mendels sohn ein modernes moralphilosophisches Werk des Schotten Fer guson übersandte, begrüßte er es als ein Buch, »wie es mir hier gefehlt hat, wo ich größtenteils nur solche Bücher habe, die über kurz oder lang den Verstand, sowie die Zeit töten«. Vor allem aber kam Lessing in dem kleinen, stillen Städtchen von 6000 Ein wohnern zum Bewußtsein, daß seiner geselligen Natur der Um gang mit Menschen noch unentbehrlicher sei als der mit den Büchern. Eine Stimmung bemächtigte sich seiner, ähnlich der, in welcher er einst den »Jungen Gelehrten« geschrieben. Es ist die zweite heftige Krisis in seinem Verhältnis zu den Büchern. Der Unwille und die Angst, »unter Schwarten in dem kleinen Wolfenbüttel vermodern« zu müssen, wurde zeitweise übermächtig in ihm. Die Reise nach Wien und Italien, die ihn ein volles Jahr von Wolfenbüttel fern hielt, und das leider auch nur eine glückersüllte Jahr seiner Ehe mit Eva König ließen diese Stim *) Über Lessing als Bibliothekar in Wolfenbüttel bitte ich, mich hier kurz fassen und auf meinen diesbezüglichen Beitrag in dem soeben erschienenen Sammelband verweisen zu dürfen: »Die Lessing stadt Wolfenbüttel und ihre Dichter Lessing, Raabe, Busch«; Wolfen büttel, Heckners Verlag, 1L2S. mung zurücktreten. In seinen letzten Lebensjahren erscheint sie gemildert durch den regen Verkehr mit seinen Braunschweiger Freunden, besonders mit Leisewitz, dem Dichter des »Julius von Tarent«. Der Gedankenaustausch über das Gelesene mit Geistes verwandten gibt Lessing die Freude an den Büchern wieder; aber diese Freude bleibt freilich gedämpft. In seinem poetischen Testament, dem »Nathan«, hat Lessing keinen Zweifel darüber gelassen, daß er den Umgang mit denken den, an Erfahrung reichen Menschen höher stellt als die Lektüre der Bücher. Er läßt den weisen Nathan seine Recha ohne Bücher erziehen: »Mein Vater liebt Die kalte Buchgelehrsamkeit, die sich Mit toten Zeichen ins Gehirn nur drückt Zu wenig .. .« berichtet Recha an Sittah; diese gibt Nathan recht, denn »So lernt mit eins die ganze Seele«, und Recha fügt als die Erfahrung des Vaters hinzu, daß Bücher uns »nur selten unverkünstelt lassen«. Lessing hat diese Worte sicherlich sehr ernst gemeint. Frei lich darf man auch nicht vergessen, daß sie sich zunächst auf die Erziehung junger Mädchen beziehen. Männern hat er schon mehr Bücherkenntnisse zugemutet, ohne daß sie dadurch »er künstelt würden, und wenn die junge Recha sich als ein Mädchen schildert, das kaum zu lesen verstehe, so ist Lessing selbst ein Mann gewesen, der ungeheuer viel gelesen hatte, der im inten sivsten Sinne des Wortes »lesen konnte« und das Gelesene in Blut und Mark des eigenen Geistes verwandelte. Gerade seine letzte Lebenszeit erweist ihn wieder als einen Kämpfer, dem die Bücher als Waffen unentbehrlich sind. Die unvollendeten Arbeiten zur Entstehungsgeschichte des Christen tums, der Bibel und der Kirche, über denen er erst zweiund- fünfzigjährig hinwegstarb und die als sein »Theologischer Nach laß« 1784 veröffentlicht wurden, zeigen in Text und Anmer kungen den Gelehrten, der in lebendig fortschreitender Geistes arbeit Ideen ausstreut, die noch Generationen anregen sollen, umgeben von Büchern, die seinen Geist nicht hemmen, sondern beflügeln. Und so, wie er von uns gegangen, als der Selbstdenker, der die Bücher recht zu nutzen weiß, steht er an seinem zweihundert sten Geburtstage seinem Volk und der Menschheit vor Augen. „Das Tor der Bücher." Buchmerbung durch Kreuzworträtsrl. Von HansLesser -Frohnau. Wohl zum erstenmal ist das Rätsel, und besonders das Kreuz worträtsel, in den Dienst der Buchwerbung gestellt worden. In der von vielen Sortimentern verbreiteten Bücherzeitung »Alle Jahre wieder«, einmalige Ausgabe Weihnachten 1928, im Auftrag der Vereinigung Evangelischer Buchhänd ler zusammengestellt von Hans Lesser - Frohnau, fand sich ein Kreuzworträtsel: Das Tor der Bücher, und verschiedene »Denk aufgaben für Bücherfreunde«. Die Verleger hatten 500 Bücherpreise gestiftet. Wie die Werbestelle der Vereinigung Evangelischer Buch händler berichtet, sind überaus zahlreiche Antworten eingelaufen, die wertvolle Schlüsse auf die Bekanntschaft mit Büchern gestatten. Leicht wurden, fast stets fehlerfrei die Aufgaben gelöst: »Vier Meister religiöser Kunst«, (Richter, Schäfer, Steinhaufen, Gebhardt), »Drei Frauen im Dienste der Liebe aus unseren Tagen« (Marie G a l l i s o n, die tatkräftige Freundin deutscher Kinder in der Besatzungsnot, MathildaWrede, die finnische Gouverneurs tochter, die Gefangenen, Verbrechern und verwilderten Menschen als Bote der Liebe erschienen ist, Schwester Eva von Tiele-Winckler, deren glaubensvoller Hingabe Tausende von gefährdeten Kindern ein Heim verdanken), »Vier evangelische Schriftstellerinnen« (Monika Hunnius, die Baltin, Anna Schieber, Agnes Sappe r, Helene Chri st aller, alle vier im deutschen Hause wohlgesehene Gäste). Auch die »Sechs Dichter der Heimat«: Gotthelf, Hesselbacher, Speck mann, Sohn re y, Wittig, Ro segger sind allen Einsendern bekannt gewesen. Die letzte Denkaufgabe war vielen ein Stein des Anstoßes. Ein Volkserzieher (vier Buchstaben) sollte genannt werden, mit dem 2., 3. und 4. Buchstaben sollten die Namen anfangen eines religiösen Erziehers, eines Volkspredigers und eines sozialen Erziehers. Jahn sollte die richtige Lösung heißen, Kant wurde wohl von der Hälfte der Einsender genannt. Bei der Lösung Jahn war N a u m a n n der s o z i a l e Erzieher (nur ein Gymnasiast nannte 23
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