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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 16.05.1924
- Strukturtyp
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- 1924-05-16
- Erscheinungsdatum
- 16.05.1924
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- Deutsch
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IIS, Ik. Mai 1924, Redaktioneller Teil, vörlcublaU f. d. Dllchu. vuchhaudrl, 7YZ7 trotz der Erkenntnis, die dem kühlrechnenden Volke schon längst gekommen ist, nicht zu wagen, durch eine energische Sprache Frank- reichs Anmaßung zu wehren. Der wirtschaftlich« Aufschwung, den unser deutsches Volk braucht, um sich von den furchtbaren Jahren zu erholen und um die Lasten, die uns noch bevorstehen, zu tragen, veranlaßt auch den Buchhandel, in starkem Maße werbend tätig zu sein. Man verspürt überall einen frischen Wind, und so können und wollen wir mit Optimismus und Arbeitsfreudigkeit in di« Zukunft sehen, weil wir es müssen, wenn wir weiterleben wollen. Die geschäftliche Lage im Sortiment läßt sich besser als an den Umsatzzisfern, selbst wenn man sie in Goldmark umrechnen wollte, an der Anzahl der Käufer erkennen. Ein Vergleich mit früheren Jahren zeigt in den von uns befragten Betrieben eine ziemliche Übereinstimmung, Der Rückgang, der schon,seit Septem ber >922 festgestellt werden mutzte, hielt an und erhöhte sich im prozentualen Verhältnis von Monat zu Monat, Im Oktober 1923 erreichte in verschiedenen führenden Firmen die Käuferzahl mit nur noch 25 Prozent des Vergleichsmonats ihren größten Tiefstand, Seit Mitte Dezember war vom Zeithunkt der Stabilisierung der Mark an eine merkliche Besserung zu spüren, und in seiner zweiten Hälfte ließ der Dezember, wenigstens was die Anzahl der getätigten Geschäfte anbelangt, wieder Hoffnung schöpfen. Erst damals merkte man aber, wie arm unser Volk geworden ist, andererseits konnte man jedoch auch wahrnehmen, wie Lildungshungrig weite Volls- kreise waren. Das Luxusbuch und teure Gesamtausgaben konnten nur die Jnslationsgewinnler kaufen; seit dieser Zeit werden Bücher dieser Art kaum noch verlangt, Bücherkäuf« im Betrage von 4 bis 5 Rentenmark dürsten heute die durchschnittlichen sein. Sehr zu leiden hat das Sortiment unter den »fliegenden Bücherhändlern«, Große kapitalkräftige Firmen, zumeist solche ganz jungen Datums, hatten die Konjunktur besser verstanden als mancher Verleger und Sortimenter, Sie bezogen groß« Mengen der gangbarsten Werke und fanden nur zu willige Lieferanten im Verlag, trotzdem diese Firmen nur mit Akzepten bezahlten, di« am Fälligkeitstage kaum das Papier wert waren, aus dem sie aus gestellt wurden. So konnten diese sogenannten »fliegenden Kollegen« im Straßenhandel, der sich mit weit über 106 Wagen an den belebtesten Verkehrsmittelpunkten breitmachte, auf das empfindlichste den zünftigen Buchhandel unterbieten, aber auch den Verlag schwer schädigen. Der Verkauf erfolgte weit unter der amtlichen Schlüsselzahl des Börsenbereins, von der Erhebung der vorgeschriebenen Zuschläge gar nicht zu reden. Die Machtmittel des Börsenvereins mußten hier versagen, aber auch das Sortiment dürfte Wohl nur in geringem Matze in der Lage gewesen sein, durch Erhebung von Zuschlägen diejenigen Preise zu erzielen, die einer kaufmännischen Berechnungsart entsprochen hätten. Seit August stockte notwendigerweise der Einkauf, und wohl dem, der als vor sichtiger Geschäftsmann sich genügend Sachwerte hingelegt hatte, die ihm gestatteten, ohne zu schwere Geschäftsschädigung damals von der Substanz zu leben. Die Erzeugnisse des schön wissenschaftlichen Ver lages, insbesondere ausgesprochene Belletristik, sind im Rech nungsjahr 1923 stark in den Hintergrund getreten. Bei den un günstigen wirtschaftlichen Verhältnissen, unter denen gerade die intellektuellen Schichten unseres Volkes zu leiden hatten, wurde der Mus fchönwissenschaftlicher Bücher begreiflicherweise auf das Not wendigste beschränkt. Wer in diesen Monaten noch Mittel zum An kauf von Büchern zur Verfügung hatte, verwandte diese zur Erwerbung sogenannter wertbeständiger Werke, sodaß in dieser Zeit wohl vorwiegend schwerwissenschaftliche und Luxuswerke gekauft worden sind. Die Zurückhaltung gegenüber der reinen Belletristik war auch begründet in den strengen Zahlungsbedingungen, die der schönwissenschaftliche Verlag dem Sortiment vorschreiben mußte, um in der Zeit der Inflation nicht seine ganze Substanz zu ver lieren, So hart diese Bedingungen waren, mutz doch gesagt wer den, daß das Sortiment ihr« Notwendigkeit einsah und daß Kon flikte zwischen Sortiment und schönwissenschaftlichsm Verlag daraus nicht erwuchsen. Seit der Stabilisierung der Mark hat sich das Ge schäft auch im schönwissenschaftlichen Verlag zusehends gehoben, und besonders das Weihnachtsgeschäft konnte in Anbetracht der schlechten Zeitverhältniss« immerhin ein erfreuliches genannt wer den, Seit dieser Zeit wird auch di« »Bestcllanstall sür den Berliner Buchhandel-, die in Len Monaten der Inflation auch von dem schönwissenschaftlichen Verlag angesichts der oft täglich wechseln den Schlüsselzahl wenig in Anspruch genommen wurde, wieder von dem belletristischen Verlag« stark benutzt, und wir gelangen immer mehr zu den früheren normalen Verhältnissen zurück. Die Ein räumung von Krediten hat im schönwissenschaftlichen Verlag auch wieder begonnen, und es werden den darum ersuchenden Firmen wieder !m weitesten Matze Zielkonten bewilligt. Dagegen ist die Bedingtlieferung im schönwissenschaftlichen Verlag Wohl noch nicht wieder ausgenommen. Der wissenschaftliche Buchhandel war begreif licherweise, wie alle übrigen Zweig« des Buchhandels, ebenfalls durch die Geldentwertung im Rechnungsjahr 1923 stark beeinträch tigt, Während die Schlüsselzahl 2509 vom 3, April 1923 bis 5, Mai des Jahres unverändert in Kraft bleiben konnte, mußte sie im Oktober beinahe täglich geändert werden, Sic erreichte am 25, Ok tober nach ISmaliger Änderung in diesem Monat l8 Milliarden; bis zum 26, November war sie auf 1199 Milliarden gesprungen. Vergleicht man die Schlüsselzahl mit der Goldmarkberechnnng, so ergibt sich am Ende eines jeden Monats folgendes Bild: 1623 Januar Jebruar März Zlpril Mai Juni Schlüsselzahl 600 2 000 2000 2500 8 300 9 000 Gold mark 11677 5 405 4 994 7095 16 548 36 786 1923 Juli August September Oktober November Schlüssel;, 30 099 1 299999 WMilliou, IKMilliard, liovMilliard, Goldmark 2S190S 2482381 38,998 „ 18,47k „ 1999 „ Bedenkt man noch, daß in vielen Fällen die Grundzahlen niedriger waren als di« Friedenspreise, so sieht man, wie billig das wissen schaftliche Buch relativ bis September 1923 war. Trotz der,, billigen Preise war aber der Absatz im Inland unbefriedigend; " mußten doch weite Interessentenkreise — man denke nur an die Studenten — bei der vernichteten Kaufkraft der Papiermark vom normalen Einkauf wissenschaftlicher Literatur absehen, Ausgenutzt wurden dagegen die billigen Preise von hier weilenden Ausländern, die sofort zum Kauf erschienen, wenn die Schlüsselzahl noch nicht dem inzwischen gestiegenen Dollar angepaßt war; sie haben cs auch leider in vielen Fällen verstanden, trotz aller Kontrolle, ihre Bücherkisten auf Umwegen nach der Heimat zu befördern, ohne den Valutazuschlag zu zahlen. Der Stückzahl nach war in der Mitte des Jahres 1923 der Gesamtumsatz ein sehr lebhafter. Aber der Erlös reichte häufig zur Wiederbeschaffung der verkauften Werke nicht aus, und somit war das materielle Ergebnis ein un befriedigendes, Seit der Einführung der Rentenmark und der Sta bilisierung der Währung haben sich die Verhältnisse in erfreulicher Weise gebessert. Ist auch der Umsatz der Stückzahl nach vir! gerin ger geworden, so kann man doch das vereinnahmte Geld über Nacht im Hause behalten und wieder einigermaßen über die stark zu sammengeschmolzenen Betriebsmittel oisponieren. Auch darf nian sich darüber freuen, von der alten Kundschaft manchen wieder im Laden zu erblicken. Öfters wird man in solchen Fällen allerdings bereit sein müssen, den Ankauf größerer Werk« durch die Annahme von Ratenzahlungen zu erleichtern. Der Verkehr mit dem wissenschaftlichen Verlag ge- stattete sich unter denselben Einflüssen recht schwierig. Ebenso wie der schönwissenschaftliche Verlag, vielleicht nicht ganz in demselben Umfange, litt der wissenschaftliche Verlag unter dem verheerenden Einfluss« der Inflation, Die schwindende Substanz konnte durch neue Produktion nicht entsprechend ersetzt werden. Im Laufe der Zeit mußte jede Zielrechnung aufgehoben werden, weil der Verlag sonst Gefahr lief, für seine Bücher völlig entwertetes Geld zu erhalten. Aus dem gleichen Grunde mußten auch die Bedingt- lieferungcn eingestellt werden. Der Kunstverlag und der Kunsthandel, soweit der Handel mit Graphik und Reproduktionen nach Originalen gemeint ist, hatte im Jahre 1923 einen besonders schweren Stand, Schon vor dem Einsetzen der Inflation war eine Unlust im Umsatz zu be merken, die sich von der Kauffreudigkeit früherer Jahre erheblich unterschied. Bis zur Mitte des, Jahres 1923 war der Geschäfts gang ein schwacher und schwebender und hörte, als die Inflation begann, fast ganz auf. Auch nach erfolgter Stabilisierung der Mark 912
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