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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.02.1915
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- 1915-02-15
- Erscheinungsdatum
- 15.02.1915
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Redaktioneller Tel!. PH 37, 15, Februar 1915. licherweise die Zahlungen sofort aus, und nur sehr langsam mehr ten sich seither die Kasseneingänge, Mancher Appell an die Kund schaft mußte da erlassen, manche Aufforderung, der wirtschaft lichen Wehrpflicht nachzukommen, versandt werden. Es half je doch. Die Kasseneingänge stehen auch heute noch beträchtlich zurück gegenüber den Summen, auf die man in Friedenszeiten rechnen konnte, aber es ist doch, das darf gesagt werden, seither besser damit geworden, obwohl immer größere Scharen der Kun den seitdem ins Feld ziehen mußten. So schlimm auch das Ausbleiben der Zahlungen war, schlim mer noch stand es um neue Aufträge, Die meisten Buchhandlungs reisenden mußten ihre Arbeit vollständig einstellen, weil es in den von ihnen besuchten Kreisen kaum einen Menschen gab, der geneigt gewesen wäre, ein Buch zu bestellen. Aber dieser schier vollstän dige Stillstand im Eingang von Bestellungen hatte für den Reise- und Verfandbuchhandel insofem sein Gutes, als auch keine oder nur geringe Provisionen zu zahlen waren und man kein Geld für Vertriebs-Anstrengungen aller Art, Prospektbei lagen, Anzeigen usw. aufwenden mutzte, Posten, die vor dem Krieg in jedem Geschäft stets einen guten Teil der Kasseneingänge immer wieder Wegnahmen, Hierdurch wurden die eingehenden Gelder mehr als sonst zur Deckung von Verbindlichkeiten flüssig. Weitere Mittel wurden auch dadurch frei, daß die Ausgaben für Gehälter, ebenfalls ein den Reise- und Versandbuchhandel schwer belastender Posten, sich verminderten, weil ein Teil der Angestell ten zum Kriegsdienst eingezogen wurde, da und dort auch, weil manche Angestellte Wohl oder übel mangels Arbeit ent lassen oder durch Verkürzung der Arbeitszeit im Gehalt gekürzt werden mußten. So trat also eine Art Liquidation ein, die gar mancher Wohl gern schon früher, wenigstens für eine gewisse Zeit, borgenommen hätte, um einmal Atem schöpfen, das heißt Gelder aus dem Geschäft ziehen zu können, wenn er dabei nicht befürchtet hätte, dem ganzen Betrieb allzusehr zu schaden. Die Tätigkeit der Reisenden war also längere Zeit so gut wie abgeschnitten. Wenige von ihnen werden es wohl verstanden haben, sich durch den Verkauf von Kriegskarten oder ähnlichen buchhändlerischen Artikeln einen Verdienst zu schaffen und damit ihrem Hause Aufträge zu vermitteln. Auch von ihnen wird ein ziemlicher Teil zu den Fahnen geeilt sein, ein andrer aber in zwischen irgendwo anders Unterschlupf gefunden haben. An dem Geschäft, das dem Sortimentsbuchhandel mit Kriegskarten und ähnlichen Erzeugnissen des Tagesbedarfs vergönnt war, konnte der Reise- und Versandbuchhandel nur in ganz geringem Matze teilnehmen, da sein Betrieb für den Verkauf solcher Artikel nicht zugeschnitten ist. Indessen ist es wie mit den Zahlungen, so auch mit den Aufträgen inzwischen besser geworden. Viele Angehörige dieses Standes, die Geschäftsinhaber wie ihre Helfer, die Rei senden, sind überdies geschäftsgewandt genug, sich auch in schwie riger Lage zurechtzufinden. Schon früher gezwungen, besonders umsichtig zu arbeiten, wird es ihnen meist gelungen sein, inzwi schen wieder wenigstens in bescheidenem Umfange Geschäfte zu er zielen, Nicht selten werden das allerdings Geschäfte gewesen sein, die mit dem Buchhandel recht wenig oder gar nichts zu tun hatten. Sie patzten sich aber damit dem Kriegszustände an, wie es ja vielfach auch in anderen Handels- und Industriezweigen geschehen ist. Manche dieser Firmen, namentlich Verfandbuch- handlungen, verfügen über eine ziemliche Anzahl ständiger Kun den, und da in den ersten Monaten des Krieges bekanntlich eine ge waltige Nachfrage nach allerlei Artikeln der Kriegsausrüstung einsetzte, so werden manche Firmen, auch wenn es ihnen nicht immer leicht war, die Nachfrage zu befriedigen, sich auf dieses Gebiet geworfen haben. Wenigstens weiß ich von Firmen, daß es ihnen gelungen ist, statt Bücher, die niemand mochte, Feld stecher, photographische Apparate, ja selbst Waffen, Ledergamaschen und dergleichen zu liefern. Darüber wird mancher der Herren Sortimenter von altem Schrot und Korn vielleicht die Nase rümp fen, meines Erachtens aber ohne Grund, Denn es war die Not, die hier gebot, die Pflicht, den Betrieb so weit als immer möglich aufrechtzuerhalten, im eignen Interesse wie im Interesse der An gestellten, so sehr auch der gewaltige Schritt der Geschichte draußen auf den Schlachtfeldern Kopf, Herz und Nerven in Anspruch nahm. Dann rückte Weihnachten heran. Kaum einer von der Gilde der 194 Reise- und Versandbuchhändler wird viel davon erhofft haben; mancher hat aber trotzdem allerlei Vertriebsanstrengungen ge macht, Der Erfolg dieser Anstrengungen war indes nach meinen Erfahrungen ein recht bescheidener. Kaum ein Drittel des im vorigen Jahr erzielten Dezember-Umsatzes wurde diesmal er reicht, wobei allerdings bemerkt werden muß, daß der vorjährige Weihnachtsumsatz durch besondere Umstände bei mir ein hoher zu nennen war. Immerhin gab es doch wenigstens Arbeit, Ernste und patriotische Literatur, aus der Bloems neuer Roman hervor ragte, wurde am meisten begehrt; leidlich war auch der Verkauf guter Jugendschristen und befriedigend der Absatz von Gesell schaftsspielen. Wie wird es weiter gehen? Werden immer noch mehr Kunden eingezogen, mit denen wir rechnen müssen, dann wird sich die Lage kaum besser, sondern eher schlechter gestalten. Erzielen aber unsere Truppen draußen neue größere Erfolge, dann wird auch die Zuversicht der Zurückgebliebenen und damit die Kauflust wieder wachsen und dadurch vielleicht ungefähr ein Ausgleich herbeigefllhrt werden. So gilt es also auch für uns, weiter zu hoffen, weiter zu arbeiten und nicht zu verzwei feln, Fest steht, daß der Reise- und Versandbuchhandel große Opfer bringen muß, und daß er große Verluste zu verzeichnen haben wird, denn abgesehen davon, daß der Umsatz seither und Wohl noch lang hinaus ein so bescheidener war und ist, daß er die laufenden Handlungskosten nicht deckt, stehen, wie schon be merkt, gar viele seiner Kunden im Feld, Diese können schon deshalb ihren Verpflichtungen nicht Nachkommen, während es anderen wieder dadurch unmöglich gemacht worden ist, daß sie längere Zeit stellenlos waren oder ein geringeres Gehalt als früher beziehen. Viele hat auch der unbarmherzige Krieg schon dahingerafft, und noch mehr werden ihr Leben dem Vaterlande zum Opfer bringen müssen. Von vielen dieser Kunden wird nie etwas zu erlangen sein, so daß sich die bereits gebrachten Opfer noch mehren werden. Es wird daher kaum ausbleiben, daß manche Firma ins Wanken gerät. Allen meinen Wahrnehmun gen nach hat der Reise- und Versandbuchhandel im allgemeinen trotzdem weder den Kopf noch die Nerven verloren. Solange dies der Fall ist, darf er auch hoffen, in seinem jetzigen schweren Kampf Sieger zu bleiben. Bei Beurteilung der ganzen Sach lage darf auch nicht außer acht gelassen werden, daß die meisten Firmen, namentlich die alten, gut fundierten, sowie alle diejeni gen, die seither vorsichtig arbeiteten, immer darauf bedacht waren, Rücklagen zu schaffen, das heißt Inkassospesen vorzusehen, die sich im Falle einer jederzeit möglichen Liquidation einstellen, gleichviel ob diese eine freiwillige ist oder durch Todesfall oder dergleichen notwendig wird. Man kann bei einem Bericht über den Zustand des Reise- und Versandbuchhandels während des Krieges indessen nicht an seinem Nächstverbündeten vorübergehen, der ihm seither seine Artikel lieferte, am Verlagsbuchhandel, Ebensosehr und in man chem Falle gewiß noch härter wird die Wirkung des Krieges der jenige Teil der Verleger spüren, der seither mit dem Absatz feiner Verlagswerke vor allem auf ihn angewiesen war. Zählt dieser jetzt auf.seinem Lager die Häupter seiner Lieben, seiner Verlags kinder, dann wird er oft genug seufzen müssen, daß ihm, ach, seit langem schon kein teures Haupt fehlt. Sie, die ihm so am Her zen lagen, liegen ihm jetzt und solange der Krieg währt auf dem Lager, Dazu tritt, daß er schon jetzt manchem seiner Geschäfts freunde vom Reise- und Versandbuchhandel die fälligen Wechsel prolongieren mutzte, weil durch das Ausbleiben der Kunden zahlungen keine oder nicht die volle Deckung für diese Wechsel vorlag. Es wird auch nicht ausbleiben, daß sich diese Fälle, je länger der Krieg dauert, noch mehr häufen. Indessen glaube ich sagen zu dürfen, daß bis jetzt auch die Befürchtungen dieser Art nicht in dem Maße eingetroffen sind, wie sie zu Beginn des Krie- ges vielfach gehegt wurden. Hoffen wir, daß dies auch weiter- hin der Fall ist. Die vorstehenden Ausführungen zusammenfassend, darf also gesagt werden: Der große wirtschaftliche Krach, den man ganz Deutschland für den Fall eines Krieges prophezeit hatte, ist auch in unserem Zweige nicht eingetreten. Die Zahlungen der Kun den gingen allmählich besser ein, als man zu Anfang annehmen
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