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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 27.10.1931
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1931-10-27
- Erscheinungsdatum
- 27.10.1931
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
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WO, 27. Oktober 1831. Redaktioneller Teil. Börseuvtall f. ü. Dtschu BuchbauSet. zu vertrete», zu welchem Zwecks auch die Lasse der jährlichen Ueber- schllsse dient». »Da der Buchhandel das Territorium der Gelehrten- Republik ist», sagt Paragraph s, »so kann dem Geschäftskreise der Buchhändler auch nur eine freie Verfassung Zusagen». Der Vor stand hat ani zweite» Meßsonntage jedes Jahres in öffentlicher Versammlung im Börscnlokal einen Rechenschastsbericht abzulegcn, allgemeine Beschlüsse der Gesamtheit zur Sanktion vorzulegen und Vorschläge anzuhören und sie der Debatte zu unterstellen. Die drei Vorstandsmitglieder bleiben zunächst bis zu Jubilate 1828 im Amte. Von da ab scheidet jährlich eins derselben aus und wird durch ein aus drei Jahre neu gewähltes ersetzt. Meine Damen und Herren, lassen Sie uns einmal zusam- mcnfassen, was damals als Buchhandel und Organisation be stand: Verleger, Sortimenter mit dem Bindeglied des Kommis sionärs in Leipzig; eine jährliche Messe, eine Verrechnungs börse, eine Standesoectretung, gerichtet gegen Nachdruck und im Begriff, regulierend zwischen den Energien der Einzelnen und dem Gesamtwohl des Standes einzugreifen. Frachtfreie Liefe rung nach Leipzig, Spitzenverrechnung des im übrigen bargeld losen Handels und ein ausgedehntes System der pro novitats- und ä couckition-Bersendung, und schließlich, was schüchtern als eine Ausgabe des vorangehenden Wahlausschusses schon auf tauchte und was bisher unerwähnt blieb —, eine Bekämpfung der Schleuderei. Wahrlich eine Grundlage für die buchhändle rische Entwicklung, die sich sehen lassen kann. Von dieser Gründung des Börsenvereins an bis in das Jahr 1878 blieb der Ausgabenkreis der Organisation auf den Kampf gegen den Nachdruck, auf die Regelung des Urheberrechts und Verlagsrechts beschränkt, danebenher lies in niehr praktischer Bedeutung die Regelung und Erleichterung des Verkehrs der Buchhändler, insbesondere des Abrechnungsverkehrs. In ein ganz neues Entwicklungsstadium tritt der Börsenverein, wie wir ihn seit 18W nennen können, mit einer Verleger-Erklärung von 16 Stuttgarter Verlegern, die am 9. Juli 1878 in, Börsenblatt veröffentlicht wurde. Diese 16 Verleger protestieren gegen An zeigen ihrer Berlagsartikel zu willkürlichen Ladenpreisen, die vielfach weit unter den von ihnen angcsetzten Ordinärpreisen lägen und künden ihren Willen an, solchen Handlungen, die das auch nach diesem Einspruch weiter betreiben würden, nur noch mit 20?? vom Ladenpreise zu liefern. Meine Damen und Her ren, das ist der Auftakt zu einer Bewegung, die sich unter dem Namen: »Die Resormbewegung» vom Jahre 1878 bis 1889 er streckt. Am Schlüsse dieser Bewegung steht dann die Organisa tion des Börsenoereins aus dem Stande, den sie bis vor nun mehr zwei Jahren beibehalten hat. Mit der soeben erwähnten Erklärung der Stuttgarter Ver leger begann das Ringen, der unendlich schwere und langwierige Kampf um den festen Ladenpreis, den wir heute, trotz mancher Verstöße, als die Norm unbedingt anerkennen müssen. Was ver stand man nun damals unter Schleuderei? Ein Fragebogen mit 12 Hauptfragen, wovon fünf Fragen den Kunden- r a b a t t, der als notwendig angesehen wurde oder werden sollte —, und fünf die Schleudere! betrafen, sollte hierüber Klarheit bringen. Aus der Definition des Hamburg-Altonaer Buchhändler-Vereins über den Begriff Schleudere! entnehme ich: »Schleuderei ist 1. die Gewährung von mehr als 10??, 2. das Offerieren von Rabatt an die gesamte Kundschaft, 3: das Gewähren von mehr als ö?? Skonto bei Barver käufen, 1. das öffentliche Anzeigen neuer Bücher unter dem La denpreise. Der Beantwortung der Fragen 1, 2 und 4 schlossen sich fast alle Beantworter des Fragebogens an, eine Handlung in Gie ßen erklärt sogar erst einen Rabatt von 15?? bei Ordinär- und 10A bei Netto-Artikeln für Schleuderei.» Diese Zustände, die wir heute gar nicht für geschichtlich halten möchten, zeigen gleichzeitig die Notwendigkeit an, unter denen unsere Vorgänger standen, zu einer Abhilfe zu kommen und Mittel und Wege dafür zu suchen. 942 Wenn wir erstaunt fragen, wie war das überhaupt möglich, so gibt uns daraus das Folgende, was ich verlesen möchte, die Antwort. Die Worte sind der in der Kantate-Hauptversamm lung 1879 gehaltenen Rede des Vorsitzenden des Ausschusses entnommen, der unter deni Namen Enquete-Kommission einge setzt war und der durch den Fragebogen erst einmal die Grund lage für seine Arbeit schaffen wollte. Sie lauten: »Eine weitere Quelle der Schleuderei liegt meiner Ansicht nach in den, wen» ich so sagen darf, Dtssorentialtarifcn, welche seitens einer ganzen Anzahl von Verlegern bei Normierung ihrer Rabattbediu gungen scstgestellt worden sind. Wenn ein Verleger beispielsweise seinen gesamten Verlag nur mit 25?? liefert, wenn er aber den selben Verlag mit 50?? liefert, unter der Bedingung, das: für eine gewisse Summe aus einmal gekauft wird, so liegt es ja auf der Hand, dass derjenige, der in der Lage ist, zu 50?? zu beziehen, ganz bequem zu denselben Preisen verkaufen kann, welche sür einen ande ren Sortimenter die eigenen Einkaufspreise sind; und derjenige, der so billig verkauft, würde immer noch nicht sagen könnet!, daß er da bei ei» schlechtes Geschäft macht. Ich glaube, dass diese Tisjerential- berechnung, namentlich die progressiven Vorteile, welche bei Partic- bcztigen gewährt werden, eine der Hauptquellen der Schleudere! ge worden sind, indem sie, wenn ich so sagen darf, die Gleichheit aller Sortimentsbuchhäubler, welche früher bestand hinsichtlich der Be zugsbedingungen, aufgehoben hat zugunsten einer bevorzugten Min derzahl, welche in der Lage ist, große Partien zu besonders billigen Preisen zu beziehe». Es wird vielleicht wünschenswert sein, wenn das Übermaß, das hier nach mancher Richtung hin herrscht, etwas beschränkt wirb. I» engem Zusammenhang mit diesen Verhältnissen stehen die Leipziger Platzverhäitnisse. Meine Herren! Die Klagen über Miß brauch der Leipziger Platzverhäitnisse töne» von allen Seiten her, in den verschiedensten Tonarten, aber immer ist der Inhalt derselbe. Es werden Rabattkllrzungen vorgeschlage», gegenüber den Leipziger Kollegen allgemein, oder gegenüber de» Schleuderen!. Ob es mög lich ist, derartige Maßregeln durchzusiihren, will ich im Augenblick nicht erörtern; ich glaube aber, und teile darin, wie ich annehmen darf, die Ansicht der großen Mehrzahl der Sortimentsbuchhändler, es wird die Aufgabe derjenigen Verleger sei», welche es mit dem Wohl unseres Standes sund ich glaube hinzusügen zu dürfen, mit dem eigenen Interesse) gut meinen, den Sortimentshandel dadurch zu stützen, daß sie den Schleudcrfirmen gegenüber zurückhaltender ver fahren, als bisher geschehe». Meine Herren! Ich sage ausdrücklich, sic werde» damit in ihrem eigenen Interesse handeln: denn ich glaube, auf die Dauer würde auch der Berlagsbuchhäniler sei» eigenes Interesse schädigen, wenn er durch stillschweigendes Dulden, durch untätiges Geschehenlassen zuläßt, daß der solide Sortiments buchhandel mittlerer und kleinerer Städte geschädigt wird, daß ihm die Grundlagen seiner Existenz entzogen werden. (Bravo!)« Meine Damen und Herren, ich glaubte, Ihnen gerade diese Worte vorlesen zu sollen, weil sie erkennen lassen, wohin schran kenlose Willkür des einzelnen führen kann und muß, und daß bei der Absicht, einen Sortimentsbuchhandel deutscher Eigenart zu erhalten, der in alle Winkel und Städtchen einzudringen ver mag, die Einschränkung der Willkür und des egoistischen Er weiterungswillens des einzelnen unbedingt notwendig ist. (Schluß folgt.) Das politische Buch als Drotartikel. »Ein garstig Lied! Pfui, ein politisch Lied, ein leidig Lied!« so singt es zwar Brander in Auerbachs Keller —aber dann weiter - : -Tankt Gott mit jedem Morgen, daß Ihr nicht braucht fürs röm'sche Reich zu sorgen!« Nicht ethische oder moralische Gründe bewegen Brander zu seinem Ausspruch, sondern nur — die Bequemlichkeit. Sollte der Ausspruch nicht ans gleichen Gründen heute für den Sortimenter hinfällig sein? Sitzen wir nicht alle als Zeitgenossen in einer politisch aufschäumenden Umwelt? Spürt nicht jeder tag täglich am eigenen Leibe die Auswirkungen der Politik und sucht Rat und Hilfe nach der und jenen Seite, ist also aufs höchste politisch interessiert? Nutzen wir Buchhändler deshalb die Gunst oder Un gunst der Zeit, damit sie uns auf Grund dieser Fragen trägt! Das Geld ist knapp, jeder schränkt sich ein. Das Buch gehört der landläufigen Meinung nach zum Luxus, kommt also beim Einkauf zuletzt dran. Kann man dieser Einstellung irgendwie begegnen? Fa, jeder ist heute, wie oben gezeigt, mehr oder weniger stark poli tisch interessiert. Ist er noch nicht auf eine bestimmte Richtung fest-
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