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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.10.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-10-18
- Erscheinungsdatum
- 18.10.1934
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- Deutsch
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244, 18. Oktober 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn.Buchhandel. Die Lieferungsbedingungen wiederum erstrecken sich auf Rabatt, Zahlungsziel, Portoberechnung und Ausschaltung des Risikos. Wir wollen nun die Lieferungsbedingungen bei den drei Haupttypen von Büchern im einzelnen betrachten und dabei stets prüfen, inwieweit sie der tatsächlichen Leistung des Sortimenters Rechnung tragen. II. Lieferungsbedingungen und Sortimenterleistung im Schulbüchergeschäft Der Sortimenterrabatt bei Schulbüchern beträgt 25 v. H., bei Volksschullehrbüchern mitunter noch weniger. Schulbücher werden grundsätzlich nicht in Kommission geliefert. Sie müssen bar bezahlt werden, und es ist schon eine Vergünstigung, wenn sie ein Verleger über Monatskouto lausen läßt oder wenn er lange vor Beginn des Schulbüchergeschäfts Akzepte hereinnimmt, die während des Schul büchergeschäfts oder kurz danach fällig werden. Sämtliche Transport spesen gehen zu Lasten des Sortimenters. So kommt es, das, das Schulbüchergeschäft für viele Sortimenter ein Verlustgeschäft be deutet, das sie nur mit Rücksicht auf ihre Stammkundschaft immer wieder auf sich nehmen oder unter dem ideellen Gesichtspunkt, bah das Schulkind von heute, wenn cs an eine Buchhandlung gewöhnt ist, der Bücherkäufer von morgen werden möchte. Für einige Spezial-Schul buchhandlungen ist auch der ungewöhnlich hohe Barumsatz, der sich auf wenige Tage zusammcndräugt, ein Anreiz. Tatsächlich ist das Risiko beim Schulbüchergeschüft bei ständig veränderten Auflagen oder gar Neueinführungen so groß, daß das Sortiment in seiner Ge samtheit mit 25 v. H. Rabatt nicht auf seine Kosten kommt. Spötter behaupten, der Schulbücherverlag gewähre dem Sortiment nur des halb die 25 v. H., anstatt alles direkt zum Ordinärpreis an die Schulen zu liefern, weil die Ladenhüter, die das Sortiment dem Ver lag natürlich bezahlen muß, für den Verlag eine Umsatzsteigerung von mehr als 25 v. H. bedeuten. Das ist natürlich übertrieben, aber ein Körnchen Wahrheit ist daran. Warum sind die Lieferungsbedingungen im Schulbüchergeschäft so ungünstig? Weil der Sortimenter hier in normalen Zeiten nur Verteiler ist, ohne an der eigentlichen Vertriebsarbeit Anteil zu haben. Die Vertriebsabteilung eines Schulbücherverlages bemüht sich, gerade ihr Lesebuch, gerade ihr Geschichtsbuch und ihr Neligions- buch an den einzelnen Schulen cinzusührcn. Ist ihr bas gelungen, dann kommt eben für die Schüler nur dieses Lesebuch, Geschichtsbuch, Neligionsbuch in Frage, und sämtliche Sortimenter einer Stadt mögen so viel Souderfenster für Konkurrenzwerke veranstalten, wie sie wollen, es nützt ihnen und den Kunkurrenzvcrlegern gar nichts. Diese direkte Werbung bei Schulleitungen und Lehrern ist natürlich kostspielig, und da unsere Schulbücher ohnehin durch Ausstattung und Honorarbelastung dazu neigen, zu teuer zu werden, so diktiert der Verleger als unumschränkter Machthaber, daß sie durch das Sorti ment nicht noch teurer werden dürfen, und daß das Sortiment mit 25 v. H. Rabatt auszukommen hat. Wenn der Sortimenter A. sie nicht führt, dann liefert sie eben der Sortimenter B. In Kommission können Schulbücher nicht geliefert werden, weil auch dadurch keine Steigerung des Absatzes zu erzielen ist, sondern nur eine Abwälzung des Risikos vom Sortimenter auf den Verleger. Es ist als sicher an zunehmen, daß die einzelnen Sortimenter einer Stadt für ein Schul buch, das z. B. 40 Kinder nötig haben, zusammen ungefähr hundert Kommissionsexemplare anfordern würden. Eine andere Frage ist, ob der Verleger bei der Rücknahme liegengebliebener Schulbücher nicht doch etwas großzügiger sein und vor allem auf die 10 v. H. Spesenaufschlag verzichten könnte, die in den meisten Fällen bei etwaigen Nmtauschgeschästen zu Lasten des Sortimenters heute er hoben werden. Vom Leistungsprinzip her ist gegen diese Lieferungsbedingungen im allgemeinen nichts einzuwenden. Es ist Aufgabe der örtlichen Sor timentergemeinschaften, das Schulbüchergeschäft so zu regeln, daß das Risiko fortfällt und infolgedessen ein bescheidener Nutzen bleibt. Denn unter allen Umständen muß das Schulbüchergeschäft dem Sor timent erhalten bleiben. Auch diese reine Vcrteilertätigkeit gehört zu seinen Aufgaben. Zu den Lieferungsbedingungen im besonderen sind noch einige weitere Bemerkungen am Platze. Ich sagte vorhin, daß der Sortimenter beim Schulbuch in norma len Zeiten nur Verteiler ist. Das sind solche Zeiten, in denen die große Mehrheit der Schüler sich selbstverständlicherweise das eigene neue Schulbuch anschafft. In den letzten Jahren war die wirtschaft liche Not so groß, daß viele Eltern auf die Anschaffung neuer Schul bücher glaubten verzichten zu müssen und infolgedessen der Schul buchverlag in seiner Gesamtheit das Sortiment in seiner Gesamtheit zu einem Werbefeldzug für das Schulbuch aufrief. Die Hilfeleistung des Sortiments besteht in Aufklärung der Lehrer und Eltern über den pädagogischen und hygienischen Wert des eigenen neuen Schul buches. Der Verleger vermag wohl schöne Plakate und Prospekte zur Unterstützung dieser Aufklärungsarbeit zu drucken, aber er kann an den einzelnen Schulbuchkäufer nicht so persönlich herankommen, wie es der ortsansässige Sortimenter ohne weiteres kann. Zu einer Kreditgewährung ist das Schulbuchsortiment zwar noch nicht direkt ausgerufen, doch liegt es durchaus im Zuge der Zeit, daß es seinen guten Künden auch beim Schulbüchergeschüft Kredite einräumt, und in Zukunft wird, je mehr für das Schulbuch wirklich geworben wird, immer mehr mit Krediten gearbeitet werden müssen. Das sind Lei stungen, die nur in Zusammenarbeit zwischen Verlag und Sortiment gelöst werden können. Die selbstverständliche Folge wird sein müssen, daß der Schulbuchverlag zum mindesten dem aktiven, werbenden und Lager haltenden Schulbuchsortimcnt zur Erhaltung seiner Existenz günstigere Lieferungsbedingungen in bezug auf Rabatt und Zah- Inngsziel einräumt. Ich sehe nicht ein, warum der Schulbuchverlag, wenn er sich zu einer allgemeinen Verbesserung seiner Lieferungs bedingungen nicht entschließen mag, nicht ebenso zwischen bevorzug tem und nicht bevorzugtem Sortiment unterscheiden kann, wie das der wissenschaftliche Verlag seit langem tut. Eine besondere Stellung innerhalb der Schulbücher nehmen die sogenannten Lektüren ein. Soweit es sich um irgendwie zurecht gemachte fremdsprachliche Texte handelt, die mit oder ohne Spezial wörterverzeichnis ausnahmslos im Unterrichtsbetrieb einzelner Klas sen benutzt werden, unterscheiden sie sich nicht von anderen Schul büchern und verdienen auch keine anderen Lieferungsbedingungen. Aber es hat sich in letzter Zeit bei fast allen pädagogischen Verlagen ein neuer Typ billiger Büchersammlungen hcrausgebildet, deren einzelne Titel zwar durchaus zur Klassenlektllre im deutschen oder geschichtlichen Unterricht geeignet sein können, die aber doch in der Hauptsache auf den Einzelvertrieb durch das Sortiment angewiesen sind und einen viel größeren Absatz haben könnten, wenn das Sorti ment nicht wegen der unzureichenden Lieferungsbedingungen auf ihren Vertrieb und ihre Lagerhaltung verzichten müßte. Um ein paar Beispiele zu nennen: Ich denke da an die Deutschkundliche Bücherei, an Hirts Deutsche Sammlung smit der einzigen billigen George- Nuswahl, von der ich trotz allem um der Sache willen einige hundert Exemplare im Ginzelverkaus abgesetzt habe und nicht einmal einen größeren Posten an eine Schulklasse), an die neue kulturpolitische Sammlung des Verlages Schasfstcin (für deren Bändchen Eickstcdt, Die rassischen Grundlagen des deutschen Volkstums, dasselbe gilt wie für die George-Auswahl) und au die vielen Sammlungen mil Proben älterer und neuerer deutscher Prosa und Dichtung. Man kann sich als Sortimenter einer Verärgerung nicht erwehren, wenn man sieht, wie der Schulbuchverlag die Lehrer übcrfreigebig mit Prüfungsexemplaren bedenkt und freudig Freiexemplare für die Hilfsbücherei mitschickt, aber dein Sortiment »aus kalkulatorischen Gründen« die Lieferung des Partieexemplars abschlägt, wenn das Sortiment für ein solches Wcrkchen im Einzeloevkauf arbeiten will und das Risiko einer größeren Lagerhaltung auf sich nimmt. Hier sollte der Schulbuchverlag im eigenen Interesse großzügiger und weitsichtiger sein. Es nützt auch nichts, daß er für bestimmte Verlagsgruppen Jahresumsayprämien festsctzt, die so hoch sind, daß sie niemand erreicht, oder für die die Bedingungen so kompliziert sind, daß niemand daran denkt, sie anzufordern. Die einzige Folge ist, daß das gesamte Sortiment auf Grund eines stillschweigenden Einverständnisses nichts für diese Ausgaben tut und sie auch nicht auf Lager hält, während der Umsatz anderer billiger Sammlungen, die von ihren Verlegern nicht unter den starren Kodex der Schul ausgaben gestellt sind, gerade in dieser Zeit wirtschaftlicher Not ständig steigt. (Vor allem immer wieder: Jnselbllcherei, Kleine Bücherei, Deutsche Reihe, Schriften an die Nation, auch Ncclam und Tauchnih, Sammlung Göschen und Aus Natur und Geisteswelt.) Manche Empfehlung wohlmeinender Schullehrer ist nutzlos ver tan, weil das Sortiment Wcrkchen, die als Schulbücher geliefert wer den, aus Selbsterhaltungstrieb in seinem Jugendschriftcnlagcr nicht führen kann. Es gibt aber Ersatz in gleicher Preislage und oft in an sprechenderer Ausstattung, und der erfahrene Pädagoge hat heute das größte Verständnis für den bleibenden Wert dichterischer Origiual- werke und für den nur bedingten Wert irgendwie zurcchtgemachter pädagogischer Bearbeitungen. Man vergleiche hierzu die Schlußsätze des schönen Aufsatzes unseres Freundes Prof. Joseph Any im Börsen blatt Nr. 15« dieses Jahrgangs. (Fortsetzung folgt.) Semeinlwattsdienst — Ehrendienst! 911
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