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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.10.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-10-02
- Erscheinungsdatum
- 02.10.1930
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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329, 2. Oktober 1930. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f b.Dtich». Buchhandel. ankommt, bringt laut Zeitungsnachricht allein 500 Kubikmeter deutsche Bücher, was etwa 2000 Kisten entspricht. Wir deutschen Buchhändler hier erhalten davon nichts, alles geht an Spekulan ten, die drüben zu gewöhnlichen Preisen einkaufen und nun hier alles mit deutschen Büchern überschwemmen usw.« Mit jeder Post wurde ein Dutzend Briese nach drüben ge schrieben, jedoch ohne jeden Erfolg. Es blieb deshalb nichts weiter übrig, als von Reisenden und anderen, die deutsche Bücher anboten, zu kaufen. Auf dem Buchhändlerweg war nichts zu er reichen, der versagte vollständig. Die hiesigen Angeboie waren vielseitig, einer erzählte, er hätte, da ihm das Geldumwechseln nichts eingebracht hätte, aus gut Glück drüben Bücher gekauft; ein anderer wäre in eine Buchhandlung gegangen, hätte sich dort das Lager angesehen und dann gefragt, was der ganze Bestand fertig zum Versand in Kisten verpackt kosten sollte, wäre handels einig geworden und wäre nun hier. Ein anderer stellte sich als Kollege vor, er hätte eine Buchhandlung gehabt, wäre der Sache inüde geworden und hätte, da der Verkauf drüben nicht lohnend war, alles eingepackt und herüber gebracht und wollte alles billig abgeben. Täglich kamen Einwanderer, die Bücher mitgebracht hatten und boten diese an. Täglich standen in den deutschen Zei tungen Angebote von Büchern, die sehr billig zu haben waren. Der hiesige Buchhandel konnte nicht alles aufkaufen. Das Argen tinische Tageblatt hatte eine größere Sendung Bücher übernom men und zeigte sie zu billigen Preisen an, und zwar in großen Anzeigen, die der Zeitung selbst nichts kosteten. Im Interesse des hiesigen deutschen Buchhandels übernahm ich diesen großen Posten. Ein anderes Mal übernahmen wir Buchhändler hier zu sammen eine große Partie Bücher, nur um das Weihnachts geschäft zu retten, das sonst durch Preisunterbietung gänzlich da hin gewesen wäre. Im Jahre 192l, Ansang Februar, ging unserer Bereinigung eine große Offerte deutscher Bücher aus Santos in Brasilien zu: 64 Kisten im Gewicht von 11 000 Kilo, Wert Jnlandpreis 800 000 Mark, ohne Exportzuschlag. Sie wurden uns um die Hälfte des Preises, zu 400 000 Mark an- geboten, und zwar von dem Vertreter der Südamerikanischen Handelsgesellschaft in Wien. Unsere Vereinigung lehnte diese Offerte rundweg ab und machte unterm 10. Februar 1921 von diesem Angebot dem Börsenverein in Leipzig Mitteilung. Diese Millionensendung ist, wie ich dann später durch ein Angebot der Firma Georgean, Valonte L Co. in Sao Paulo erfuhr, in Bra silien geblieben. Und nun zu den vielen direkten Angeboten von Privaten, die alle gehört haben wollten, welche Schwierigkeiten wir Buch händler hier hätten, um deutsche Bücher zu erhalten. Sie boten sich an, uns alles zu besorgen, ohne jeden Aufschlag, nur gegen Berechnung des Jnlandpreises, also ohne Rabatt. Jeder erhielt hier Angebote, wie er ohne jeden Ausschlag deutsche Bücher be ziehen könnte, nur Einschreiben des Namens in das Buch wäre nötig, und alles würde geliefert. Unter diesen Umständen war es nicht zu verwundern, daß der Jahresumsatz meiner Buchhand lung um I0°/o zurückgiug. Unsere Vereinigung schätzte, daß jetzt nur noch allerhöchstens 25°/, der Bücher und Zeitschriften durch unsere Vermittlung gekauft würden. Müde des ungleichen Kamp fes, der letzten Endes doch nur mit dem Untergang der Ausland buchhandlungen endigen würde, regte ich in der Versammlung unserer Vereinigung am SO. Dezember 1921 einen Zusammen schluß sämtlicher Buchhandlungen in Buenos Aires an und machte der Versammlung klar, daß ich gewillt sei, meine Buch handlung aufzugeben, bzw. die Lagerbestände mit Firma unter entsprechenden Bedingungen der Vereinigung zu überlassen. Lei der konnte der Weg, wie dies zu machen sei, nicht gefunden werden. Da die Anfragen mittelst Telephon nach Preisen der Bücher täglich in ganz auffallender Weise Zunahmen, beschließt unsere Vereinigung, Anfragen dieser Art an Unbekannte nicht zu beant worten, sondern die Betreffenden einzuladen, in die Buchhand lung zu kommen. Die mißlichen Verhältnisse, die übermäßigen Verteuerungen, besonders die Berechnung der Bücher in Deutsch land in Auslandwährung bringen Ungeheuerlichkeiten mit sich, die die Kundschaft vollständig abschrecken, hier noch ein Buch ein zukaufen. Wieviele Briefe mußte ich täglich wegen falscher Be rechnung nach Deutschland schreiben! Dieser Zustand hielt bis in das Jahr 1924 an. Was da gefordert und bezahlt wurde, ging in das Unglaubliche. Ich erivähne nur zwei Fälle, beide aus einem Brief vom 2. Januar 1924: 1. 10 Kalender, bar L Mk. —.80, gleich Mk. 8.—, wurden mit Schweizer Franken 9.37 umgerechnet und für letztere Fr. 9.37 wurden 77 argentinische Pesos verlangt und von meinem Leip ziger Kommissionär auch bezahlt. Nach dem Umrechnungskurs betrugen seiner Zeit diese 77 Pesos jedoch 144 Schweizer Franken. 2. Für einige Bände Romane wurden Schweizer Franken 34.34 gefordert und mit argentinischen Pesos 60.95 berechnet. Diese 60.95 argentinische Pesos waren damals gleich 121.90 Schweizer Franken. Das Jahr 1925 zog sich gleichfalls mit der Erledigung der früher viel zu hoch berechneten Sendungen dahin, verschiedene dieser Fälle brauchten 2—3 Jahre, ehe sie sich klärten. Einige sind bis heute unerledigt geblieben und mein auf diese Art zu viel bezahltes Geld ist verloren. Unter diesen unerledigten Fällen befindet sich auch der oben unter 1 bezeichnete Fall, wo ich statt 9.37 Schweizer Franken 144 zu zahlen hatte. Anfang 1926 konnte ich es geschäftlich ermöglichen, nach 38jähriger Anwesenheit in Argentinien zusammen mit meiner Frau die alte Heimat zu besuchen. Wir fuhren mit dem Dampfer »Werra« am 7. April hier ab und waren am 5. Mai in Bremen, und von dort aus ging es über Hamburg zu einer Besichtigungs fahrt der Buchhandlungen nach Berlin und allen größeren Städten Deutschlands, Österreichs und der Schweiz. Alsdann machten wir eine Nordlandreise und fuhren nochmals zum Schluß nach Leipzig zur Herbstniesse. Von Bremen fuhren wir am II. September 1926 mit dem Dampfer »Werra» nach Buenos Aires zurück, wo wir am 8. Oktober ankamen. Aus der Hin- und Rückreise habe ich die deutschen Buchhandlungen in Rio de Janeiro und Santos besichtigt, auf der Rückreise auch die in Montevideo. Die Reiseeindrücke veranlaßten mich, 1927 ein neues Ge bäude für meine Buchhandlung auf Grund meiner gesammelten Erfahrungen zu bauen, da die Räumlichkeiten meiner Buchhand lung in der Straße Esmeralda 653 zu klein wurden. Es war überall zu voll und zu eng geworden. Außerdem war ich durch meine Reise zu der Erkenntnis gelangt, daß hier in Buenos Aires etwas mehr als wie bisher für den Buchvertrieb und namentlich für die technischen und wissenschaftlichen Bücher, Zeitschriften usw. getan werden müßte. Häufig hörte ich seitens der Kunden in meiner Buchhandlung bezüglich dieses oder jenes Buches, das nicht am Lager war und das ich dem Kunden zur Bestellung an empfahl: »Ja, wenn man doch das Buch erst mal sehen könnte!« So sprachen Ärzte, Techniker, deutschsprechende Argentinier und viele andere. Namentlich jetzt, wo eine jede Buchhandlung viel vorsichtiger arbeiten muß als früher, ist es fast vollständig aus geschlossen, sich auf gut Glück alle diese Bücher kommen zu lassen. So glaubte ich, einen Ausstellungsraum für eine ständige Aus stellung deutscher technischer und wissenschaftlicher Bücher und Zeitschriften einrichten zu müssen. Die Deutsche La Plata Zeitung berichtete am l. November 1927: »Die seit 20 Jahren in der Calle Esmeralda 653 befindliche bestbekannte deutsche Buchhand lung von Gustav Krause verlegte am 1. November ihre Lager und Verkaufsräume nach ihrem neuerbauten Geschäftshause in der Calle Blanco Encalada 1974—84, esguina O Higgins, in Bel- grano. Gewiß ein guter Gedanke, von dem verkehrsgesährlichen und nervenzerrüttenden Zentrum der Stadt weit weg nach dem schönen Belgrano zu verziehen, wo die Buchhandlung in Hellen, luftigen Sälen untergebracht ist und Ivo ein jeder mit Ruhe in gesunder Luft seine Auswahl in dem großen Buchlager treffen kann.» Jetzt ist das neue Haus längst fertig, meine Buchhandlung ist seit Jahr und Tag eingezogen. Der Ausstellungsraum im oberen Stock ist 6 Meter breit, 30 Meter lang und hat 9 Fenster. Jeder Fensterplatz ist durch zwei Seitenregale abgeschlossen und bildet mit Tisch einen Ausstellungsraum für sich. In der Mitte des großen Saales stehen 20 Tische, jeder einen Quadratmeter groß, SSI
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