Börsenblatt für den Deutschen Buchhandel und für die mit ihm verwandten Geschäftszweige. Herausgegebcn von den Deputieren des Vereins der Buchhändler zu Leipzig. Redakteur: Dr. I. Sl. Bergt. Commissionnair: Ä. Frohberger. ./V" 42. Freitag, den 47. Oktober 1834. Buchhandel. Johann Friedrich Freiherr Cotta von Cottendorf. (Fortsetzung.) Cotta, früh dem Studium der in seiner Familie einheimischen Theologie geweiht, aber durch den aus Warschaus Militärschulc zurückgekehrten Pflsiderer der ihm Lieblingsstudium gewordenen Mathematik zugewandt, und einige Zeit dem Wunsche hingegeben, im österreichischen Geniecorps eine Anstellung zu finden, hatte ein durch Geometrie und Proporkionslehre geschärftes Auge und in späterer Zeit einen sichern Takt für Correctheit der Zeich nung, aber auch für geniales Auffassen malerischer Ge genstände. Er war ja nicht vergeblich mit seinem später so berühmt gewordenen Landsmanne I. G. Müller 1786 nach Paris gereist, als dieser dort seinen berühmten Ku pferstich Ludwig XVI. in Lebensgröße vollendete, und hatte mit ihm die wichtigsten Sammlungen und Kunst- wcrkstätten dieses Mittelpunktes europäischer Kunstopulenz betrachtet. Wenn also C. in der Folge Kunstforschun gen und Darstellungen aus der allen und neuen Zeit mit bedeutendem Aufwande unterstützte, ja selbst besondere Anstalten dazu stiftete, so konnte dies bei seinem Ken nerblicke in den Geschäftsgang nicht als Spekulation ei nes gewöhnlichen Kunsthändlers beurtheilt werden. Er wollte neben dem deutschen Buchhandel auch der deut schen Kunst einen kräftigem Umschwung geben. Schwer lich wird man beweisen können, daß er durch die Thcil- nahme an dem Prachtwerke über den Dom von Cöln, wobei er seinem Freunde Sulpiz Boisseröe eine Zeit lang mit seinem ganzen Credite beistand, je im Vorkheile ge wesen wäre. Genauer Unterrichtete mögen entscheiden, ob nicht die Verpflanzung jener einzigen Sammlung, die 1- Jahrgang. jetzt in Schleißheim aufgestellt ist, und die Bedingungen, welche den Besitzern dieses einzigen Schatzes altdeut scher Kunst von der hohen Kunstliebe des Monar chen bewilligt wurden, in C.'s Denk- und Hand lungsart mancherlei Vorschub fanden. Er war es, der in seiner eben so großartig gedachten als ausgeführten li terarisch - artistischen Anstalt in der Hauptstadt Baierns, dem ihm freundschaftlich zugethanen Könige Ludwig zu Gefallen, ein wahrhaft grandioses Institut für Kupfer stecherei und Lithographie, Kunst- und Landcharten-Han del in der zweiten Hälfte des letzten Jahrzehends begrün dete und dazu palastähnliche Häuser kaufte und ausbaute, in deren Höfen das regste Kunstleben herrschte und keine Kunst leer ausging. Ein Blick auf die Verzeichnisse, die dort ausgegeben wurden, zeigt die Mannigfaltigkeit und Kostbarkeit des nie stillstehenden Verlags, bei oft unver- hältnißmaßig kleinem Absätze. König Ludwig hat der uneigennützigen Tendenz solcher Unternehmungen, welche Münchens vielfach aufgeregtem Kunstleben gern dienst bar gewesen waren, volle Gerechtigkeit widerfahren lassen. An dem in Wort und Schrift gleich wirksamen Prof. Schorn, der nie vergessen wird, was er C. verdankt, hatte er, so oft er gefragt und sein Rath befolgt wurde, einen für alle Kunstforschung und Uebung gut geschulten, treuen Beistand. Unter seiner Redaktion erhielt Deutsch land zuerst ein artistisches Wochenblatt im Vereine mit dem Morgenblatte, für welches C. nie sparte. Des in Eutin verstorbenen, neapolitanischen Wilhelm Tischbein's Kupserplatten wären ganz untergegangen, wenn C. sie nicht durch ein preiswürdigcs Gebot entsiegelt hätte. Kam aber davon außer einer wohlgelungenen Fortsetzung des Bilderhomers weiter nichts zum Vorscheine, so hatte vielleicht der jetzige Besitzer die Ansicht gewonnen, daß die Umrißuniform, in welche einst Klencr in Neapel alle dort erreichbaren Vasen gekleidet hatte, für Kunststyl und Geschichte der italo - griechischen Vasenmalerei nie erfreu liche Resultate liefern könne. Dem endlos beschäftigten 4L