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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.02.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1915-02-13
- Erscheinungsdatum
- 13.02.1915
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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Redaktioneller Teil. 36, 13. Februar ISIS. die Kataloge, die eine Zusammenstellung der Kriegslitera tur brachten, in diesem Jahre mehr Beachtung zu finden als sonst, und es wurde geradezu woltuend empfunden, daß die Weih nachtskataloge an Zahl und Umfang zurllckgegangen waren. Die Zeitungen sind entgegenkommend, da sie in mir auch im übrigen einen guten Jnseratkunden haben. Büchernotizen, die in dem literarischen Teil erscheinen, finden aber kaum Beachtung, da der hierfür bestimmte Zeitungsteil .Literarisches' durch die üblichen Waschzettel der Gartenlaube, Sonntagszeitung, Modernen Kunst und dergleichen zu verwaschen ist. Notizen im lokalen Teil, noch besser als »Eingesandt«, werden mehr beachtet. Im übrigen nehmen die Zeitungen je nach Platz ziemlich kritiklos alles aus, wenn nur ein Exemplar geliefert wird. Inserate kann der Sorti menter für fremde Verleger nur in Ausnahmesällen auf eigene Kosten riskieren. Er hat ja keine Ursache, eventuell für andere mit Reklame zu machen, da das Buch bei jedem Buchhändler zu haben ist. An Geschenkwerken wurden vorzugsweise solche Er scheinungen gekauft, die zu den Ereignissen der Gegenwart oder zu der vaterländischen Geschichte in Beziehung stehen. Im übri gen wird Wohl überall die stärkste Nachfrage sich auf die gleichen Werke und Autoren beziehen, wie: Bloem, Herzog, Speck, Bis marcks Briefe, den Sammelband der Vaterländischen Reden, ab gesehen von den Bänden zu 1 -/k, von Fichte, Schleiermacher, Höcker u. a. In der Hauptsache aber wurden nur billige Heft chen gekauft, wie: Wiesbadener Volksbücher, Reclam, Deutsche Bücherei u. dgl. An Jugendschristen wurden vorwiegend solche historischen Inhalts verlangt. Was sich auf den gegenwärtigen Krieg und unsere Marine in Jugendfchriften und Bilderbüchern bezog, ging glatt weg, abgesehen von solchen, die hinsichtlich der Illustration verunglückt waren. Beim großen Publikum war jedenfalls vor Weihnachten noch kein Verständnis vorhanden, auch Bücher ins Feld zu schicken. Wenn überhaupt Lesestoff fürs Feld gekauft wurde, so waren es nur die billigen Ausgaben, Wohl eine Folge der Gewichtsbeschränkung. Leider wurde auch von keiner Seite zur Lieferung von Lesestoff aufgefordert, und die Aufforderungen der Buchhändler wirken weniger, weil dar unter zu sehr das eigene Geschäftsinteresse vermutet wird. Es ist bedauerlich, daß der Vaterländische Frauenverein seine Mit glieder nicht von selbst zur Lieferung von Lesestoff aufgefordert hat, und daß es erst wieder einer Eingabe des Vorstandes be durfte, um an die Existenz des Buchhandels zu erinnern. Jetzt fordert der Kaiser Wilhelm-Dank zu Geldspenden auf für Kaisers geburtstag und erweckt leider den Anschein, als ob er allein einen amtlichen Auftrag zur Beschaffung von Lesestoff hätte. Es wäre dringend erwünscht, daß durch die Generalkomman dos eine Aufforderung an die Presse ergeht, den Truppen .Lesestoff aus der Heimat' ins Feld zu senden. Die Konzentration solcher Lieferungen auf wenige Firmen ist recht überflüssig und erfüllt sicher nicht ihren Zweck. Ein Aufruf, die Truppen mit Lesestoff aus der Heimat zu versehen, führt alle Käufer in die Buchhandlungen der betr. Bezirke. Die Presse, die doch meist auch im übrigen das Druckerei-Gewerbe ausübt, würde solche Notizen sicher umso lieber aufnehmen, als eine Auf forderung an das große Publikum, Lesestoff zu kaufen, eine grö ßere Beschäftigung der Druckereibetriebe zur Folge haben wird. Der Absatz ausländischer Werke kam so gut wie gar nicht in Betracht. Die Stimmung gegen die ausländischen Dichter, die zwar in Deutschland Geld zu nehmen verstehen, aber im übrigen sin Unkenntnis?) einseitig über Deutschland mitschimpfen, war durchweg ablehnend. Ein Besitzer von Spittelers Büchern er klärte mir heute noch, daß er von diesem Herrn nichts mehr in die Hand nehmen würde, so sehr er die Werke schätze. Der Hausier handel beginnt zu wuchern, und er wird Wohl bald noch viel kräftiger ins Kraut schießen. Gärtner, Nähmaschinen-Agenten und sonstige stellenlose Leute sind auf einmal .Vertreter' geworden für fortlaufend erscheinende Werke, Bilder und sonstige .vater ländische' Sachen. Alles natürlich für ,gute Zwecke', meist Rotes Kreuz. Nur weiß in vielen Fällen das Rote Kreuz nichts oder nur wenig von den ihm zugedachten Wohltaten. Ich habe in zwei Fällen daher öffentlich gewarnt. Bedauerlich ist es nur, daß dem regulären Buchhandel kaum etwas anderes übrig bleibt, als ebenfalls diesen Hausterbetrieb mitzumachen, der freilich von 188 manchen als ein neues Mittel zur Steigerung des Umsatzes be grüßt worden ist. Ich halte diese Art der Geschäftspraxis für einen bedauerlichen Rückschritt und eine Entwürdigung des Buch handels, der das Publikum immer mehr von dem Verkehr in den Buchhandlungen fernhält. — Das Publikum, das Bücher zu kau fen gewohnt ist, kennt die in Betracht kommenden Autoren und weiß selbst, was es will; andere lassen sich gern beraten. — Der Paketverkehr zeigte auch hier die bekannten Unzulänglichkeiten. Eilgut war immer noch sicherer und schneller. Das im übrigen sehr schlechte Geschäft wurde durch Absatz von Karlen, Tagesbroschüren usw. herausgerissen. Ich habe hierbei beobachtet, daß die Ankündigung von Kriegskarten in der Tages presse einen außerordentlichen Erfolg hatte, namentlich wenn der Anschein in der Ankündigung erweckt wurde, als ob der an gefetzte billige Preis sich lediglich auf die Abonnenten der Zei tung erstrecke. Die alte Beobachtung, daß der Deutsche oft nur dann kauft, wenn es heißt .statt — nur', hat sich hierbei bestätigt. Leider ging von dem großen, festen Lager verhältnismäßig wenig fort, und ich habe die Befürchtung, daß durch den Krieg das In teresse des Publikums noch lange derartig auf die Tagcsliteratur gelenkt sein wird, daß das vorhandene frühere Lager wie Blei liegen bleibt. Wissenschaft und Kunst haben in Kriegszei ten wohl den schwersten Stand, und damit auch die Buchhändler, namentlich diejenigen, die von dem wissenschaftlichen Betrieb einer Universitätsstadt abhängig sind. Die Dozenten sind in ihren Einnahmen und damit in ihrer Kauflust durch das Leer stehen der Hörsäle beeinträchtigt; die Studenten stehen meist im Feld und zahlen infolgedessen ihre Schulden nicht. Ihre Eltern sind meist sehr schwerhörig. Nach meinen Beobachtungen ist es dringend erforderlich, daß namentlich Beamte, die ihre Söhne studieren lassen, durch den Handelsminister darauf hingewiesen werden, die Verpflichtungen ihrer im Feld stehenden Söhne und namentlich ihrer etwa schon gefallenen Söhne zu übernehmen. Was ich in diesem Punkt erfahren habe, ist geradezu unglaub lich. Notwendig wäre eine Einwirkung direkt bei dem Handels ministerium, da Handelskammer-Berichte wohl vorerst nicht er scheinen, die ja aber sowieso den Buchhandel kaum berücksichtigen. Die bestehende Organisation im Buchhandel könnte bei richtiger Zusammenarbeit wohl manche Besserung der Verhältnisse er wirken. Theoretisch wollen alle zwar dasselbe, aber die Praxis versagt leider. Trotz der verschiedenen Organisationen und gerade innerhalb derselben sind oft die Interessen einzelner mäch tiger als die Rücksicht auf die Allgemeinheit. So wenig, wie es trotz der verschiedenen Organisationen seither möglich war, Hauptmißstände zu beseitigen, so wenig wird dies auch in Zu kunft gelingen, wenn diese Organisationen nicht auch Wirtschaft- lich auf diejenigen einzuwirken vermögen, die ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit nur ihre eigenen Interessen wahrnehmen. Einen wirksamen Schutz gegen all die Einmischungen in unseren Berus von allen möglichen Seiten, wie Vereinen, Warenhäusern, Ver sandgeschäften, studentischen Bücherämtern, verspreche ich mir daher nur von einem wirtschaftlichen Zusammenschluß gleich artiger Sortimentergruppen mit gleichartigen Verlegergruppen. Die betr. Verleger müssen wissen, daß und in welchem Umfang sie mit der Tätigkeit des betr. Sortimenters zu rechnen haben. Die in Frage kommenden Sortimenter müssen wissen, daß sie er mit Verlegern zu tun haben, die unter allen Umständen auch den Standpunkt des Sortimenters wahren. Es kommt hierbei weni ger auf Rabattfragen an, als auf eine Vorzugsstellung der buch- händlerisch wirklich tätigen Sortimenter gegenüber sonstigen Bücherverkäufern, während augenblicklich die Sache umgekehrt ist, daß der Sortimenter die Arbeit und Unkosten hat und dabei oft einen geringeren Nutzen als ein Versandgeschäft, das sich nur auf einzelne Artikel wirst. Wenn derartige Sortimentergruppen den gleichartigen Verlegergruppen gegenüber bestimmte Verpflichtun gen übernehmen, so dürfen sie auch besondere Rechte verlangen, und werden diese von einsichtigen Verlegern, denen es ernstlich um eine Gesundung der Verhältnisse im ganzen Buchhandel zu tun ist, auch erhalten. Weiter glaube ich, daß das fortgesetzte Schenken von Büchern gerade nicht förderlich für den Verkauf ist. Daß der Buchhandel trotz seiner schwierigen Lage während des Krieges
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