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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 05.02.1915
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- 1915-02-05
- Erscheinungsdatum
- 05.02.1915
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Redaktioneller Teil. ^ 29, 5. Februar 1915. geistiges Schaffen. Mehr noch als schon jetzt muffen unsere jetzt feindlichen Nachbarn erkennen lernen, daß die Behinderung der Tätigkeit Deutschlands, als des Herzens von Europa, sie selber schädigt, wie die Störung der Funktionen des Herzens den ganzen menschlichen Körper. Die deutsche Kultur muß der Gradmesser für die allgemeine Kultur werden. Das kann sie aber nur, wenn sich alle deutschen Kräfte vereinigen zu dem Bestreben, sie ihrem eigenen Geiste getreu zu entwickeln. »Nur in den unsichtbaren, den eigenen Augen verborgenen Eigentümlichkeiten der Nationen als demjenigen, wodurch sie mit der Quelle des ursprünglichen Lebens Zusammenhängen, liegt die Bürgschaft ihrer gegenwärtigen und zukünftigen Würde und Tugend, ihres Verdienstes. Werden diese durch Vermischung und Verreibung abgestumpft, so entsteht Ab- trennung von der geistigen Natur, aus dieser entsteht Flachheit, aus dieser die Verschmelzung aller zum gleichmäßigen und aneinanderhangenden Verderben« — so Fichte (Reden an die teutsche Nation XIII). Dagegen: »Die Kultur als Selbstzweck ansehen heißt Götzen dienst treiben, heißt Sklave sein«, spricht Lagarde. Und weiter: »Gibt es denn im ganzen weiten Deutschland keine Seele, die Einspruch gegen das Glück erhebt, Erbe des Kultur gutes von fünf Jahrtausenden zu sein, das uns Deutschen arm macht, weil es uns erdrückt, weil es uns fast nötigt, nicht wir selbst zu sein?« Gewiß, es ist die höchste Zeit, daß wir uns auf uns selbst besinnen) aber aller Erfolg in der nationalen Erneue rung, die sich, will's Gott, an die gegenwärtige Kriegsepoche für uns als Volk und Weltmacht schließen wird, setzt zunächst voraus die Einsicht, was und wieviel wir — in diesem Falle wir Buchhändler — bisher verfehlt und versäumt haben. Ist doch der Buchhandel mit in erster Reihe daran schuld oder beteiligt gewesen, daß uns die autzerdeutsche Welt in dem falschen, trüben Licht gesehen hat, das uns heute, zu maß loser Verleumdung umgestaltet, von unseren Gegnern zurück gespiegelt wird. Welche Vorstellung von unserem Kulturzustande, von unseren Einrichtungen, unserem völkischen Zusammen hänge und unserer geistig-sittlichen Verfassung haben denn unsere sog. Witzblätter vom Schlage des Simpltziffimus und Bücher wie Bilses »Aus einer kleinen Garnison« und hundert andere dem Auslande geläufig gemacht? Hat denn diese profitgierige Ausbeutung der Masseninstinkte noch etwas mit Kultur, mit dem Streben nach Wahrheit und Besserung zu schaffen gehabt? Ist die bis zur Blödigkeit getriebene Verhöhnung von Personen und Ständen, die geflissentliche Herabwürdigung an sich ehrenhafter Berufe, die Verzotung gewisser Imponderabilien unseres Volkes es wert, auch nur zu einer Belastungsprobe unserer Preßfreiheit zu werden? Kann es denn wundernehmen, wenn sich aus diesem zusammen getragenen Unflat — macke in iiermaax — der Ausländer ein Bild von dem lebenden deutschen Geschlecht gemacht hat, das die erlogenen Hunnentaten als wahr erscheinen ließ? Und doch erleben wir es tagtäglich, hören wir es aus jedem Kriegsbericht heraus, daß der mit völliger Ausschaltung aller Liebe, die unsereins den Soldaten als seinesgleichen entgegenbringt, von unseren Witz blättern gezeichnete militärische Trottel, daß der stumpfsinnig vergeckte Offizier des Bildes in der Wirklichkeit dem Tode ins Angesicht sehen, ohne mit der Wimper zu zucken, und daß sie ihr Leben opfern wie irgendein Held der Weltgeschichte. Die glühende Schamröte müßte diesen Verhunzern unseres deut- scheu Wesens, müßte allen Betrachtern ihrer Zerrbilder nach träglich in die Wangen steigen, wenn sie ihres Tuns, ihres Beifalls gedenken. Und wie eine Seuche hat sich diese freche Zotenreißerei, dieses Witztgseinwollen um den Preis jeder Wahrheit und Würde über das ganze Gebiet der Reklame- und Plakatkunst, des Anzeigenwesens verbreitet. Kaum einer Lehrer-, Pfarrer-, Handwerker- und Mtlttärtype begegnet man, selbst in solchen Ankündigungen, wo eine humoristische Ent- stellung durchaus nicht zur Sache gehört, bei der nicht die Sucht, irgend jemandes blödes Grinsen hervorzurufen, bei dem Zeichner alle Bedenken des guten und schönen Em- 148 pfindcns zum Schweigen gebracht zu haben scheint. Und diese Verrenkung und Verhöhnung ist ein Symptom für unser ganzes geistiges Leben in der Öffentlichkeit geworden. Soll das so bleiben? Soll sich diese Versündigung an unserem Volkstum, die Selbsterniedrigung vor dem Auslande, soll sich die Mißachtung unserer herrlichen, reichen Mutter sprache, soll sich die fade Verklärung der antiken Welt, die Anbetung alles Fremden auf Kosten unserer so stolzen, ruhm reichen Vergangenheit wiederholen, sortsetzen? Soll wieder jedem, der »was zu sagen hat«, auch das zu sagen gestattet sein, was zu verschweigen ein Gebot der Scham vor der Kultur, der wahrhaften Veredelung des Menschen ist? Soll sich unsere Kunst wieder zur Asterkunst, zum Gegenstand roher Spekulation herabwürdigen lassen und damit sich selber den Weg verlegen zu der Kulturhöhe, den ihr unsere Wissenschaft mit solchem Erfolge vorangeschritten ist? An dem deutschen Buchhandel, der seine Deutschheit als die wahre Kraftquelle, als die wichtigste Lebensader unseres Volkes ansieht, der nicht nach der blutleeren Objektivität eines weltbürgerlichen Kulturmissionars, sondern nach der bodenechten Stellung eines Förderers deutscher Wohlfahrt strebt, wird es sein, über diese Lebensfragen mit zu ent scheiden. Hilft er sie in deutschem Sinne und damit zum Heile unseres Vaterlandes lösen, so braucht uns, die wir vor 1500 Jahren schon einmal ein Weltreich beerbt haben, vor einer zweiten Erbschaft — soviel wir noch zu erben für verlockend halten — nicht bange zu werden. Das Weihnachtsgeschäft im Kriegsjahre 1914. Ergebnis unserer Rundfrage (vgl. Bbl. 1914, Nr. MV). (VIII siehe Nr. 28.) IX. übrige Provinz Brandenburg. Fern vom Lärm der Reichshauptstadt und in ihren ge- schäftlichen Verhältnissen nicht den Schwankungen großer Ver kehrs- und Handelszentren unterworfen, haben die Buchhändler der übrigen märkischen Städte offenbar weniger unter den Ein wirkungen des Krieges auf das Weihnachtsgeschäft zu leiden ge habt. Vor der Möglichkeit, daß das Ziel unserer Feinde in West und Ost, sich in Berlin die Hände zu reichen, jemals ver wirklicht werden könnte, scheinen die Märker am wenigsten Angst gehabt zu haben, obgleich in diesem Falle ihre Heimat sicher in besonderem Matze betroffen worden wäre. Diese Stimmung kommt auch in ihrem Verhalten zum Buchhändler und zum Buche zum Ausdruck. Aus Potsdam wird geschrieben: »Von großer Einwirkung des Krieges auf das Weihnachtsgeschäft war nichts zu merken, das finanzielle Ergebnis war genau das des Vorjahres«; aus Frankfurt a. O.: »Das Ergebnis des Bar verkaufs gegen das vorige Jahr ist ca. */- geringer, trotzdem die Käuferzahl größer war. Teure Sachen wurden nicht gekauft, über 20 Mark nichts«; aus Eberswalde: »Das finanzielle Ergebnis war größer, als ich gedacht. Barverkauf sogar größer als im Vorjahr, Rechnungsverkauf allerdings wesentlich ge ringer, besonders in großen Werken«; aus Landsberg: »Er gebnis war schlechter (^ gegen früher), aber für Kriegszeiten recht gut«; aus Guben: »Ein Weihnachtsgeschäft wie sonst war nicht vorhanden.« Eine Weihnachtsausstellung und ein Kriegsfchaufenster in Potsdam erzielten guten Erfolg, dagegen ging die Wirkung der verschickten Kataloge infolge zu späten Eintreffens vollständig verloren. In Ebers Walde, wo die Propaganda eingeschränkt wurde, wurden teilweise Kataloge vom Publikum verlangt. In Landsberg wurde der Rosegger-Auf ruf mit gutem Erfolge an Privatadressen versandt. Eine Gube - ner Handlung hielt diesmal die Weihnachtsreklame für zweck los, weil viel Arbeiterbevölkerung am Orte und das bessere Publikum für die Wohltätigkeit stark in Anspruch ge nommen sei, so daß für richtige Bücherkäufe nicht viel übrig geblieben wäre. Vielen seien auch Nahestehende gefallen. Das Verhalten der Presse ist verschieden; über Unterstützung von öffentlichen Stellen, Vereinen usw. sch-
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