S0S8 X- 247, 22. Oktober 1828. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt s. d. Dischn. Buchhandel. «AWevtEattqen ^Verlag ^ /uvErtteva.tu-p' und Kun^t 'München Eine notwendige Ergänzung zu den Tagebüchern -er Gräfin Anfang November erscheint- Briefe -er Gräfin Franziska zu Zieventlow Herausgegeben von Else Reventlow. Mit vier Bildbeigaben. Ersiauflage sooo Umschlag- und Einbandzeichnung von Prof. Or. Walter Tiemann Preis geheftet 4.so Mark, in Ballonleinen gebunden 6.Z0 Mark Diese Briefe bilden eine höchst Interessante und sehr notwendige Ergänzung zu den in den „Gesammelten Werken« erschienenen Tagebüchern der Gräfin Reventlow. Diese umfaßten die Zeit von -89- bis -9-0. die hier veröffentlichten Briefe sind zwischen -890 und -Sir geschrieben, gehen also von der Iungmädchen- zeit Franziskas hjg sag zu ihrem Todesjahr und schenken uns so über ihre Früh- wie über ihre sehr ereignisreiche Spätzeit ganz neue Aufschlüsse, geben aber dazwischen auch einzelnen Epochen vitaler Höchstspannung, die schon Im Tagebuch be handelt waren, eine erstaunlich intensivere Tiefenwirkung und größere plastische Anschaulichkeit. Wie die Tagebücher tragen auch diese Briefe den Reiz unmittelbarsten, intimsten Lebens und müssen, wie jene, entzückte Bewunderung Hervorrufen oder lebhaften Unwillen, je nach dem, welcher Welt der Leser ange hört. Im Gegensatz aber zu den flüchtig hingeworfenen Augenblicksdokumenten der Tagebücher sind die Briefe feinge schliffene kleine Kunstwerke. Und immer ist's die Liebe, die da flüstert, bebt, girrt, lockt, bacchantisch tollt und hinter dem Vor hang schluchzt. Von ungeheurem Reiz ist eS, die Phasen dieser Brief- und Liebeskünstlerin zu verfolgen: die klaren, keusch- leidenschaftlichen Mädchenbriefe des gescheiten, lebenshungrigen Backfisches, die glitzernden und doch so tief seeletzhaften Briefe der Mondäne aus ihrer glücklichen Samos-Zeit an Hallwig, den Denker in München, die so viel von der Einsamkeit ihres Herzens verraten, die Freundesbriefe, von denen die an Franz Hessel besonders graziös find. Hell und herzlich lachen muß man dann über ihre Schilderung des burlesken Schnörkels, den das Leben, erfinderischer als ein Dichter es sein könnte, dieser seltsamen Existenz noch zuletzt hinzufügt, als die Gräfin in Ascona die Scheinehe mit dem versoffenen baltischen Baron, dem „See räuber«, eingeht, aber erleben muß, daß die damit bezweckte Erbschaftspolitik durch einen Bankkrach illusorisch gemacht wird. Ia, Sinn für Humor und Selbstverspottung hat diese Frau wie keine andere. Doch hinter all dem Witzigen, Tosten, „Unmoralischen« klopft ein gerades, aufrechies, großes Herz, ein ganzer Mensch, ge schmückt mit der Dornenkrone der Mutterschaft. Ein Wort in zwiefacher Bedeutung stand über diesem Leben: Passion. G Wir liefern r Probeexemplare bar mit S07«, sonst nur bar mit 3S7 und ilt/llO Publikumsprospekte kostenlos Die Auslieferung für Oesterreich, Ungarn, Iugoslavien, Rumänien und Bulgarien erfolgt nur durch die Sallmayersche Buchhandlung, Wien I, Neuer Markt 6