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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 22.09.1928
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- 1928-09-22
- Erscheinungsdatum
- 22.09.1928
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Nr. 222 (N. 117). Leipzig, Sonnabend den 22. September 1928. SS. Jahrgang. ReLMiouMer Dil Der Schutzumschlag. Von De. Rolf Voigt. 1. Vorbemerkungen. (Nachdruck verboten.) Der um den Bucheinband gelegte Schutzumschlag dient zum Schutze des Einbandes, als Marke und zu Werbezwecken. Je nach dem, ob diese Momente gemeinsam für die Ausführung eines Buchschutzumschlages bestimmend sind, oder ob das eine oder- andere Merkmal vorherrschend oder allein vorhanden ist, wird das Gesicht des Schutzumschlages ein einfaches oder buntes, vor nehmes oder aufdringliches, typisches oder ganz allgemeines sein. Deshalb kann für die Bewertung eines Schutzumschlages kein allgemein gültiger Maßstab aufgestellt werden, weder nach nur künstlerischen Gesetzen noch nach nur propagandistischen Erforder nissen. Man kann billigerweise nicht verlangen, daß um einen sentimentalen Kitschroman ein nach ästhetischen Gesetzen zu wer tender Schutzumschlag gelegt werde, man darf aber auch erwarten, daß ein ernsthaftes Buch keinen Schutzumschlag mit einer kitschi gen Filmszene erhält. Da jedes Buch sein eigenes Gesetz oder seinen eigenen Charakter hat, so muß das auch beim Schutzum schlag zum Ausdruck kommen, und dieser muß mit dem Buch in enger Beziehung stehen. Hier liegen gewisse Gefahren. Es kann sehr wohl sein, daß ein Verlag sich entschließt, um ein gutes Buch einen auffallenden, strengen Maßstäben nicht gewachsenen Schutz umschlag zu legen. Das geschieht zumeist — Entgleisungen aus genommen —aus propagandistischen Gründen. Kann man diese Maßnahme verteidigen? Gerade heute, wo manches Buch in der Masse der vorhandenen Bücher zu verschwinden droht, ist die Versuchung groß, durch besondere Aufmachung des Schutzum schlags das Buch anderen gegenüber herauszuheben, also einen be sonders auffallenden Schutzumschlag, sei es mit Hilfe von grellem Papier, sehr großem Aufdruck oder aufdringlichem Bild anzu- fertigcn. Dabei scheint es, als ob der Schutzumschlag immer mehr seiner Bestimmung, den Einband zu schützen, entfremdet würde, als ob bei der Anfertigung immer mehr nur die eine Betrachtung in den Vordergrund gerückt würde: welche Wirkung erzielt der Schutzumschlag im Fenster neben anderen. Dadurch wird der Schutzumschlag sehr oft zum Selbstzweck. Lassen wir hier die Frage offen, ob dem im Fenster liegenden Buch wirklich besondere Vorteile beschieden sind. Viel wichtiger ist es festzustellen, welchen Eindruck ein Schutzumschlag auf den Käufer macht, für den das Buch bestimmt ist. Eben dieser Gesichtspunkt scheint heute weniger maßgebend zu sein, vor allem soweit es den guten Roman be trifft, als man zunächst annehmen könnte. Es entsteht daher mit Recht die Frage, ob nicht trotz mancher, vielleicht sehr fraglicher propagandistischer Vorteile das Gesicht des Schutzumschlages ein mehr einfaches, dem Charakter des Buches entsprechendes sein sollte, und ob das Bestreben, sich moderne propagandistische Er fahrungen nutzbar zu machen, nicht doch nachteilig, zum wenigsten ohne ausreichenden Vorteil ist. Das reiche Material von etwa 1000 Schutzumschlägen, das mir für die Untersuchung dank der liebenswürdigen Unterstützung vieler Verleger zur Verfügung stand, zeigt, daß 38 Prozent der Schutzumschläge von den Ver lagen selbst, 62 Prozent von Künstlern entworfen wurden. Jeder Verleger weiß, bis zu welchen Höhen die Honorare für solche Schutzumschläge steigen können. Ob dieser Betrag, der auf den Schutzumschlagentwurf verwandt wird, nicht in vielen Fällen eingespart werden könnte? Gewiß wird es sich nicht immer ver meiden lassen, einen Künstler mit der Gestaltung eines Schutz umschlages zu betrauen, doch könnte mancher durch einen ein facheren, dem Werke vielleicht entsprechenderen ersetzt werden. Außer der individuellen, oft mit starker Veräußerlichung ar beitenden Behandlung findet sich vielfach die Typisierung, die ge kennzeichnet wird durch Anwendung der gleichen Satzanordnung unter Verwendung gleicher Schrifttypen, durch die Wiederkehr gleicher Liniensysteme oder Ornamente, durch die Wiederholung gleicher Farbenzusammenstellungen. Von den verschiedenen Arten verweise ich noch auf die Ausführung der Schutzumschläge einer größeren Buchfolge durch einen einzelnen Künstler, bei Verwen dung möglichst gleicher oder ähnlicher Ausdrucksmittel unter Zu hilfenahme des gleichen Druckverfahrens. Das vorhandene Material ist so reichhaltig, daß eine ge wisse Beschränkung geboten erscheint, auch deshalb, weil dem Schutzumschlag nicht bei allen Werken dieselbe Bedeutung zu kommt. Es wäre gewissermaßen ein ideeller Maßstab, wenn jeder noch unentschlossene Käufer schon am Schutzumschlag erkennen könnte, ob das Buch für ihn in Frage kommt. Gerade das un bekannte Buch des unbekannten Autors brauchte dann nicht so schlecht wie jetzt abzuschneiden. Es gibt so manches viel gelesene Buch, dem ein schlechter Schutzumschlag nicht zu schaden ver mochte, es gibt auch manches stille Buch, für das ein gemäßer, aus drucksvoller Schutzumschlag Aufmerksamkeit und Interesse er weckt. 2. Allgemeine Richtlinien. Ein Schutzumschlag sollte stets einmalig, nur für ein ein ziges Buch geeignet sein. Ein Frauenkopf, mag er noch so schön, noch so gut gezeichnet sein, ist noch nicht typisch, auch wenn der Roman als Titel einen weiblichen Vornamen bekommen hat. Am einfachsten bleibt die Lösung durch die Schrift. Sofern typographische und künstlerische Gesetze beachtet werden, kann ein solcher Schutzumschlag besonders ansprechend wirken. Jeden falls ist gerade hier die Gefahr, zu entgleisen, gering. Die Mög lichkeit einer ermüdenden Monotonie ist zwar vorhanden, aber es bleibt dem künstlerischen Geschmack Vorbehalten, Abwechslung, Leben selbst in eine Folge gleich angelegter Schutzumschläge zu bringen. Es erscheint phantasielos, zu wenig auf die Eigengesetze eines Wer kes eingegangen, wenn man z. B. um zwei Bücher des gleichen Autors die gleichen Schutzumschläge legt, auch wenn er in dem einen die Inquisition in Spanien und im anderen die jüngsten Politischen Strömungen Chinas behandelt. Da muß und kann ein Weg gefunden werden, die Verschiedcnartigkeit der behan delten Themen in der Wahl der Schristtype, in der ganzen Grup pierung zum Ausdruck zu bringen. Anders liegt es selbstver ständlich, wenn es sich um die mehrbändige Gesamtausgabe eines Schriftstellers handelt. Wie das gleiche Thema bei verschiedenartiger Behandlung auch verschiedenen Ausdruck in der Gestaltung des Schutzum schlages finden kann, zeigen die beiden Schutzumschläge von Halfeld, Amerika und der Amerikanismus, und Moog, Drüben steht Amerika. Es ist undenkbar, daß die Schutzum schläge sich gleichen können. Der Schutzumschlag des Buches von Moog zeigt eine beklemmende Szene, wo ans knappem Raum mit einfachsten Mitteln Tempo und Übersteigerung zum Aus druck gelangen: ein dahinrasender Expreß vor den sich gegen seitig überragenden Türmen der Wolkenkratzer. Auf dem Schutz umschlag des Werkes von Halfeldt sehen wir neben der knapp geordneten Schrift geschlossen, streng, beherrschend und lediglich als Vignette einige Wolkenkratzer, davor die Freiheitsstatue, die in diesem Zusammenhang mit ihrem erhobenen rechten Arm fast drohend erscheint. In dem einen Buch Hast und Unrast Amerikas, im anderen betrachtende Auseinandersetzungen, in einem möglichst objektive Darstellung, im anderen subjektive War- 1045
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