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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.03.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1930-03-29
- Erscheinungsdatum
- 29.03.1930
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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X? 75, 29, März 1930, Redaktioneller Teil. Börs-nilM s, d, Dychn Buchhandel, gen den Einkäufe beschränkt wenden, die getätigten Einzeleinkäufe, die zwischen 10 und 12 Uhr getätigten Umsätze (die Umsätze zwischen), die damals getätigten Verkäufe (die damaligen Verkäufe), Auf das Mobiliar find Pfändungen getätigt worden (einfacher: erfolgt). Tiefschürfend und tiefgründig arbeitet bald ein jeder, und wenn er Wer die allcreinfachsten Dinge schreibt. In tiefschür fendem Nachdenken geht er der Problematik des alten Reiches nach. Das Buch ist von so schürfender Tiefe (!) , , , Ich will Mich auf diese wenigen Punkte beschränken und mich nunmehr dem größten Mißstand, der Fremd wkrterei zuwenden. Die alteingesessenen Fremdwörter ä, per, pro spuken noch immer, in allen Abarten, und doch wäre es so leicht, ein deutsches Wort dafür zu gebrauchen. Daß per unbedenklich in einem Atemzuge aus 'dem Italienischen und Lateinischen ent lehnt wind, gehört nicht zu den Seltenheiten, Per Exemplar M. 2,— netto, Sendungen nur direkt per Post, Das Stück 2 M, netto, Zusendung nur -durch sine) (mit (der)) Post wäre deutscher. Das Exemplar » 2 RM, Das überflüssige ä ist hier wohl nur eingeflickt, um ein Fremdwort anzu-bringen. Ebenso überflüssig ist es in: Neue Nettopreise ä Mk, 7,50 pro Band. Pro Vierteljahr, Weshalb denn nicht vierteljährlich? Seitdem wir anfangen, eine amerikanische Kolonie zu wer den, bemühen sich manche Kreise, auch unsere Sprache dem Eng lischen anzngleichen, teils aus Gedankenlosigkeit, teils weil sie zu beguem find, für den englischen Ausdruck einen deutschen zu suchen, teils weil sie das Englische für vornehmer halten, wie ja überhaupt die Fremdwörterei nicht zuletzt darin begründet ist, daß der Durchschnitts-Deutsche alles Ausländische vorzieht. Häufig genug liest man ja sogar Weekend, (Weekend im Para diese.) Bestseller ist bereits öfter gegeißelt, und Standard ist schon unausrottbar. Nur dumm, daß jeder Verleger, der dies Wort in seinen Sprachschatz ausgenommen hat und ein Standard-Werk bringt, oder sonstwie standardet, damit einen anderen Begriff verbindet. Ganz kürzlich habe ich in Ankün digungen von Funck-München und Neff--Stuttgart Standwerk gefunden, eine immerhin annehmbare Eindeutschung, Von der Vielseitigkeit des englischen Wortes goock «ill haben die meisten Übersetzer keine Ahnung, Als der englische Minister- Präsident vor einigen Monaten nach Amerika fuhr, hatte sich das Wolff'sche Büro so etwas wie Voxags ok govä vill kabeln lassen und flugs gab es den Zeitungen Nachricht über -die Reise des guten Willens, Unübersetzbar erscheint einigen Schrift stellern das xooä «UI einer Firma, und doch liegt der deutsche Ausdruck Wert der Kundschaft, Firmenwert, Geschäftswert so nahe. Wenn die Amerikaner eine -deutsch-amerikanische Zeit schrift herausgeben als mssseuger ok Zoos «m, so meinen sie damit kaum eine Botschaft des guten Willens, sondern einen Sendboten freundschaftlicher Gesinnung, Bekannt -ist ja, daß in -bezug auf Fremdwörterei die Philo sophen den Voge-l'a-bsch-ießen, und es ist kein Wunder, -daß dies bei der Ankündigung philosophischer Bücher abfärbt. »Seltene Kräfte einer aus kulturphilosophischen Aspekten heraus ins Ein zelne der lebendigen Realität wirkenden organischen Genialität sammeln sich in NN,-- In einer einzigen Ankündigung fand ich neben einer Anzahl Zusammensetzungen mit Psycho noch die nachstehenden Fremdwörter: populär, Mystik, Differenzierung, Funktion, drei-sphärisch, psychisch, fiktional, realistisch, identisch, eminent praktisch, therapeutisch, normal, Distanz, fiktiv, dämo- nistisch. In einer anderen: systematisch, irrational, synthetisch, complex, Funktion, Dialektik, Substanz, transzendental, ästhe tische Welt-Harmonie, Metaphysik, primitiv, Magie, Porträt, dis kursiv, dialektisch. Die Herren, die so in Fremdwörtern -schwel gen, glauben wohl, daß jeder Sortimenter mindestens das Reife zeugnis eines Gymnasiums in der Tasche habe. Zu den Lieblingswörtern gehört auch grandios, und 1929 ist sogar die grandioseste Kulturgeschichte erschienen. Genialisch angehauchte Schriftsteller gibt's in Masse, Daß die Violen Pro minenten durchaus nicht immer prominent sind, hat der richtig erfaßt, -der -da schreibt: prominente Schriftsteller von Ruf und Bedeutung, Ebenso ist sich, wer von Unkostenspesen rodet, der 298 Bedeutung des Fremdwortes nicht bewußt gewesen. Man liest von einem profunden Wissen, von einem universalen Inter essentenkreis, von singulärer Seltenheit, von graziler Schlank heit, von einer unkomplizierten Anordnung, von einem der epochalsten Dokumente und wird von einer epochalen Mitteilung überrascht. Faszinierend und trotzdem tiefschürfend soll eine Schrift sein; ein amüsanter und tiefschürfender Plauderer schil dert fesselnd und humorvoll -seine Reise. Wir erfahren von einer fanatisch gelebten Entwicklung, von psychologistischen Romanen, von optisch-visueller Darstellung; wir werden mit dem schönen Wort m-il-ieulich bekannt -gemacht, -mit der genialischen Geistigkeit eines Forschers, mit geistiger Situation, -m-il einer parteimäßig orientierten Populari-sai-ion, mit der deutschen Weltgeltung, sublimiert und konzentriert im -deutschen Buch, sowie mit Krei sen, die -das geistige Buch frequentieren. Um ein vielfaches könnte ich meine Aufzählung vermehren, doch genug -damit. Diese Fremdwörterei hat eine sehr ernste Seite, Wir Deutsche haben allen Grund, uns auf uns selbst zu besinnen, insbesondere -unsere Sprache rein zu halten und zu Pflegen. Wir fördern nicht -die -deutsche Kultur, nicht -die deutsche Weltgeltung, wenn wir -die Muttersprache verlottern lassen. Auch die Verleger können in dieser Hinsicht viel zur Verbesserung bei tragen, wenn sie bei den Verfassern ihrer Schriften die Aus merzung entbehrlicher Fremdwörter anregen. Daß sie dabei keine Fehlbitte tun, weiß ich aus -langjähriger Erfahrung, Zum Schluß noch einige Sätze aus meiner Sammlung von Stilblüten, um das eingangs Gesagte zu erhärten. Zur Ehre des Buchhandels sei bemerkt, daß -sie größtenteils aus Besprechungen stammen, aber -die Verleger sollten sich doch einmal überlegen, ob sie denn wirklich ihren Berlagskindern nützen, wenn sie einen derartigen Mischmasch weiterverbreiten. Seit Jahren ist mir keine Prosadichtung von so infernalischer Wucht, weißglühender Hellsichtigkeit, berstender Fülle und tiefster Schönheit unter die Augen gekommen. Dieses Buch ist furchtbar in seiner Jrdi-schkeii, traumhaft schön in seiner legendenhaften Jenseitigkeit, Man kann -sich nicht satt -sehen an diesen seltsamen Phanlas- ma-gorien aus dem Geiste N, Ns. Sie sind genial verrückt und zugleich tiefernst -durchweht von den Chancen der Geister. In der Rabies ihrer Witzigkeit aber gespenstert das über dimensionierte -der Gargantua-Kom-ik. ... es ist das Buch einer -unbarmherzig von der Häßlichkeit gierig -um sich greifender, rastloser Zivilisation vernichteten Natur und Heimatschönheit. Ein prachtvoller Band! Voll von rüttelnden Stürmen und von Stimmen, die an die Horizonte greifen. Der Largesse des Schriftstellers entspricht die Liberalität des Verlegers, Dieser Roman ist ein bezauberndes und virtuoses Pan- harnionilum der Sinne, . , . Die Evde, die uns oft so billig, erhält -darin ihren sichren Preis, Sie wird auch nicht hingemalt, sie verwandelt sich i-m zischenden Atem ihrer Geschöpfe. Selbst eine Statue trieft vom Saft der Erde. Panerot-isch durchströmte Landschaft! Dies ist das Geheimnis, Der Unterzeichnete Verlag gibt bekannt, daß die Verwaltung des T'schen Nachlasses mit ihm vereinbart hat, daß die Teile des T-scheu Nachlasses, die noch unter -dem Schutze des Urheberrechtes sichen — Vorbehalten gewisser Herrn A für sein bei B erschie nenes Werk eingeräumten Rechte — ausschließlich der im C- Verla-g erscheinenden, von D herausgegebenen Gesamtausgabe der Werke T's ihm ü-berla-ssen werden, C-Berlag.
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