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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.09.1931
- Strukturtyp
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- 1931-09-12
- Erscheinungsdatum
- 12.09.1931
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HP 212, 12. September 1931. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Tisch» Bttchhandel. mittelbar zu verbrauchen, daß es vielmehr allein erst dem kapi talistischen System entspricht und viel wirtschaftlicher ist, Steuererträge nur als Renten anzusehen oder zur Verzinsung und Tilgung von Anleihekapitalien zu verwenden, mit diesen aber die Wirtschaft zu befruchten. Der eine Vorschlag stammt von Silverberg, der andere von Humar. Silverberg will die Kommunalschulden mit denen der Länder und des Reiches in eine, letzten Endes auf 15 Milliarden bezifferte einheitliche Reichsschuld zusammenfassen, für deren Verzinsung und Tilgung die Umsatzsteuer zu reservieren wäre. Näheres ist in Nr. 48 des »Deutschen Volkswirt« vom 28. August zu ersehen. Humar, der Präsident der deutschen Haus- und Grundbesitzervercine, hat in einer Denkschrift die Umwandlung der Hauszinssteuer in eins Rentenschuld vorgeschlagcn, die mit dem lOfachen Grund betrag ablösbar sein sollte, was dem Reich einmalig größere Kapitalien in die Hände bringen, die Wirtschaft aber vom Bau- und Grundstücksmarkt her ankurbeln würde. Was eine solche Mobilisierung zu bedeuten hätte, ist klar. Binnenwirtschastlich könnten damit vielleicht die Auswirkungen der Deflation in einigem Umfang ausgeglichen werden. Die großen Schwierig keiten, die entgcgenstehen, dürfen jedoch nicht verkannt werden. Erweisen sich die Vorschläge als undurchführbar, so bleibt nichts anderes übrig als die rigorose Sparpolitik, die schon eingesetzt hat. Freilich wird man sich dabei eines vor Augen halten müs sen: das Zusammenstreichen des Etats allein beseitigt die Krise nicht. Praktisch wäre das nicht viel anders als langsamer Selbstmord. Zur wirklichen Überwindung gehört eine irgend wie konstruktive Politik. Kann der Staat der Wirtschaft nicht helfen noch sich an ihre Stelle setzen — und das erweist sich doch wohl immer deutlicher als unmöglich —, so soll er ihr wenig stens den Weg frcigeben, daß sic sich selbst zu helfen versuchen kann. Hier aber tauchen sofort die Forderungen nach Lockerung vor allem des Arbcitsmarktes auf. Noch stehen sich in allen diesen Fragen die Meinungen auch innerhalb der Reichsregic- rung gegensätzlich gegenüber. Das erklärt die Unsicherheit und Unübersichtlichkeit der Lage. Man sieht noch gar nicht, welche Richtung eiugeschlagcn werden wird. Spätestens wird ja wohl, wenn der Reichstag Mitte Oktober Zusammentritt, Klarheit ge schaffen werden müssen. Besser aber wäre cs, wenn der Wirt schaft schon vorher, möglichst sofort, ein eindeutiges Programm bekanntgcgeben werden könnte. Nichts ist lähmender als Unge wißheit. Das Erschlossen der Unternehmungssreudigkeit, die Un möglichkeit, wieder auf mehr oder weniger weite Sicht Ent schlüsse zu fassen und Unternehmungen zu wagen, das hat min destens ebenso sehr wie die Vertrauenskrise zu der wirtschaft lichen Stagnation geführt, die letzten Endes im Nihilismus zu enden droht. Über die Ruhe und Gelassenheit, mit der bisher die Not getragen wird, soll man sich nicht Täuschungen hin geben. Das kann auch schon die Stille des Friedhofs sein. Es wird deshalb schleunigst aus Taten ankommen. Mögen die Ver antwortlichen bald den Mut finden, den gordischen Knoten zu durchhauen. Das Urteil über die augenblickliche Wirtschaftslage saßt der Monatsbericht des preußischen Ministeriums für Handel und Gewerbe dahin zusammen: Infolge des Wiederingangkommens des Zahlungsverkehrs konnte sich die Wirtschaftslage im Monat August gegenüber der zweiten Halste Juli zwar etwas erhole», im allgemeinen setzte sich jedoch der Zusainmcnschrumpfungsprozch in Industrie und Handel weiter fort. Es wird befürchtet, daß, wenn die in den öfsent- tichen Haushalten notwendigen Streichungen zu weiterer Zurück ziehung von Ansträgen führen, die Wirtschaftslage sich mit begin nendem Winter außerordentlich schwer gestalte» wirb. Anzeichen hierfür sind aus dem Arbeitsmarkt schon jetzt vorhanden. Hier ist der Punkt berührt, der auch den Buchhandel ganz besonders interessiert. Namentlich sind es die Zeitschriften, vor allem die wissenschaftlichen und die Fachblätter, die durch die Etatstreichungen aufs schwerste bedroht sind. Die verantwort lichen Stellen können gar nicht ernst genug daran erinnert wer den, wie gefährlich ein schematisch-mechanisches Vorgehen auf diesem Gebiet ist. Hoffentlich gelingt es, ihnen diese Zusam- 818 menhänge klar zu machen. Der Buchhandel selbst beschäftigt sich mit der Frage bereits seit langem sehr eingehend lind wird sicherlich von sich aus nichts unterlassen, was in seinen Kräften steht. Aber es geht nicht nur um buchhändlerische Interessen. Kulturpolitisch steht viel mehr auf dem Spiele. Erinnert sei an den schon vor Monaten ergangenen Ausruf Leipziger Hochschullehrer (Bbl. vom 26. März 1931), auch an einen Aufsatz des Verfassers Anfang des Jahres in der »Mi nerva«. Dort waren die Gefahrenpunkte klar herausgearbeitct. Gewiß ist die allgemeine Not groß und erfordert allerseits Opfer. Aber Schematismus und Kurzsichtigkeit brauchen nicht noch vermeidbare Schäden zu vergrößern und hcrauszufordcrn. — Über die Lage im Einzelhandel berichtet im übrigen die ge nannte Quelle des besondern noch wie folgt: Nach der vorübergehenden Belebung des Geschäfts, die manche Zweige des Einzelhandels im Vormonat im Zusammenhänge mit den Vorgängen ans dem Geldmarkt zu verzeichnen hatte», ist im August das Geschäft allenthalben wieder sehr still geworben. Die Verbraucher hielten in Erwartung von weiteren Preisrückgängen und Zwangsverkäufcn mit ihren Einkänsen stark zurück und be schränkte» sich aus den Einkauf des Notwendigsten in den billig sten Preislagen. Auch die Kürzung der Gehälter und Löhne wirkte sich fühlbar in einem Rückgang der II,»sähe aus. Selbst die Saison ausverkäufe vermochten das Geschäft nicht wesentlich anznrcgen. ,Infolgedessen blieben die Umsätze meist, wenn auch nicht überall, hinter denen des Vormonats und des gleichen Monats' im Vor jahr erheblich zurück. Die geringen Umsätze aber machten es dem Einzelhandel immer schwerer, seinen eigene» vielfachen Verpslich- tungcu nachzukommen, zumal die Außenstände infolge der Kürzung und neuerdings der ratenweise» Auszahlung von Gehältern und Löhnen noch schwerer und langsamer eingchcn als früher. Be unruhigend wirkten die hohe» Verzugszuschläge für Steuern und die hohen Zinsen für Leihkapital, mit den» der Einzelhandel zu arbeiten gezwungen ist. Geklagt wird in steigendem Maße über die Höhe der Ladenmicten, die bei dem schlechte» Geschäftsgang als drückend und in vielen Fällen den Fortbestand des Geschäftes in Frage stellend bezeichnet und empfunden werde». Auch dieses Bild entspricht dem im Buchhandel. Die Dis- kontscnkungen haben inzwischen ja ein wenig Erleichterung ge bracht. Aber die Lasten sind immer noch zu schwer. Wie die Umsatzentwicklung sich im einzelnen gestaltet, ist vielleicht am besten an Hand der Berichte aus dem Warenhaushandel zu er fahren. Der Zeitschrift für Waren- und Kaufhäuser ist u. a. zu entnehmen: Die Bcklcidungsumsätze der Warenhäuser lagen im Juli uni rund I8,5?L unter Vorjahrshöhe. Dieses Ergebnis beruht vor allem auf dem starken Rückgang der Damen- und Mädchenkleidung (um rund 22,5?L), während die Umsätze von Herren- und Knabcnkleidung sich weiterhin verhältnismäßig günstig entwickelt haben. Sie liegen wertmäßig etnra aus Vor- jahrshöhe. Bei der Senkung der Preise bedeutet dies eine be trächtliche Steigerung des Mengenabsatzes. — Bei Damen wäsche lagen die Umsätze um rund 36A, bei Herrenwäsche uni rund 21 unter denen der gleichen Vorjahrszeit. Der Absatz von Baumwollwaren scheint sich gegenüber den Vormonaten etwas erhöht zu haben, während bei Seide und Samt ein wei terer Rückgang zu beobachten ist. — In Schuhwaren lag der Umsatz um rund 13,ö?S unter Vorjahrshöhe. Bei Berücksich tigung der Preisbewegung dürften die mengenmäßigen Ver änderungen nur gering sein. — Die Umsätze von Hausrat und Möbeln blieben um rund 4-L gegenüber dem Vorjahr zurück. Die verhältnismäßig günstige Entwicklung ist wohl aus einer Ab wanderung der Kunden aus den Spezialgeschäften in das Wa renhaus zu erklären. Daneben dürste im Juli die »Flucht in die Sachwerte« in diesen Abteilungen eine gewisse Rolle spielen. — Die Umsätze von Nahrungs- und Genußmitteln im Juli sind sehr stark (um rund Iü,5?S) znrückgegangcn. Bisher hatten sich diese Abteilungen als sehr widerstandsfähig erwiesen. Die schon seit vielen Monaten anhaltende Depression in der Umsatztäkig- keit des Einzelhandels wurde Mitte Juli, als die Krise des Ver trauens im Jnlande zu Bank und Währung akut wurde, an einigen Stellen durchbrochen. In den verschiedenen Ausstat tungszweigen war für kurze Zeit eine gewisse Gcschäftsbelebung zu beobachten. Daß diesen Vorgängen im ganzen keine große
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