^?SZ4 79z/ Fettige Bücher. »s-s- ^"ch-anöes. 6^9 <i>. A. A. ^§E „M r. Vekennknis und Tod eines preußischen Junkers ^ ^ des Bernhard von der rnarwltz Zu den Bnefen und Kriegstagebuchblattern oes L LLrs»' Wenn cs eine Sammlung der vornehmsten TolttNM des preußischen, ja besser noch des brandcnbnrgtschci Geistes gäbe, so wurden neben den Werken des groben Friedrich und Heinrich von Kleists aus die Briese und Krtcgstagebuchblätter des Leutnants Bcrnbard von der Marwitz hier zu stndcn sein. Höchstspannng des Willens, Hingabe an Idee und Geist als das Absolute und allein Wirkliche, ovserbercite Unterordnung unter den Staat, in dem sich der göttliche Willen aus Erden manisesliert, kurz jene menschliche und geistige Haltung, die der geborene Schwabe und gewordene Preuße Hegel in Ordnung und Sbstcnl gebracht bat und die „irgendwo stärker als in Preusien und dort wieder vor allem i» Brandenburg lebendige Wtillamlcit ansstrahlen mutzte, ist zugleich der ticsste Wcscnszug des jungen Marwitz. August 1914 rückt er ein. Am 2ö, sällt sein bester Freund, der Maler Götz v. Seckendorf, ans den man grosse Hossnnngcn setzte, eine der edelsten Jünglingsgcstaltcn des Krieges. Anfang September kommt Bernhard an die russische Front. Seltsam Ist, dass er tm Jahre 1908, kur; vor dem Abitur, seinen Kameraden plötzlich erklärte, das; er am 1. Dezember 1914 sterben werde. Das Gelächter führte zu einer Wette. Man unterschrieb einen Schein, der später ausgesunden wurde. An Stelle Bernhards fiel am 1. Dezember der Zwillingsbruder, mit dem er auf das engste verbunden war, und in» ihm ein Teil seiner selbst. Frühling, Sommer, Winter, folgen einander, die Jahre vergehen. Bernhard v. d. Marwitz erlebt Len rus sischen Vormarsch, Kämpfe, Gefechte, Schlachten, Ru mänien und schliesslich seit Februar 1917 die Wcstsront Zuweilen ein kurzer Urlaub. Zu Hause, in Großtrcutz bei Brandenburg, wo er geboren ist und in Fricdersdors, das er selbst mit 21 Jahren übernommen hat düster ernst, gcsas» und stets im Schatten der beiden Toten Dort findet man ihn noch einmal im August 1918 -r-» Schwestern bringen ihn zum Zug und Winken nach Mir WUrgt's das Herz, und so sauer ist mir noch kein Ab schied geworden." Von BrunoE, Werner. Am 31 August bekommt er aus dem Schlachtfeld von Arra-' einen Maschincugcwchrlrcsscr gegen das E. K. i, der unterhalb der Lunge durchschlägt und bleibt zehn Stunden auf dem Feld liegen. Au, 1, September schreibt er dies nach .Hause: »Sage den Schwestern, das; cs nichts Gefährliches ist, Ängstigt Euch nicht!" Am 8, September stirbt er in, Feldlazarett zn Valcncicnncs, Harald v, Königswald hat im Verlag W, G. Korn, Breslau, die Briese und Aufzeichnungen, die bisher nur zum kleinsten Teil durch das Buch von Otto Grautlwss: Bernhard von der Marwitz, seine Jugend in Dichtung und Briefen" bekannt geworden sind, unter dem Titel Stirb und Werde" gesammelt und hcrausgegebcn. Man sieht einen vereinsamten Menschen, der einen zarten, seelischen Besitz mit einer Höchstspannung des Willens unaufhörlich vergrößert, Ein lprischer Mensch, den das Schicksal in den Kamps der Heere und Maschinen ge schleudert bat und der nun mit Gewalt seine zärtliche, anlehnungsbedürftige und dichterische Seele zum Schwei- gen bringt, NM sich ganz sllr den Staat und sein Land cinzusctzcn, im Sinne einer verantwortungsbewußten Führerschaft der Erlesenen, Man bedauert, dass dieses Buch erst im Jahre 1931 erschienen ist, wo ein großer Teil der Leser von der übcrsüllc der Kricgsbllchcr der letzten Jahre übersättigt ist. Denn in diesen Auszeichnungen des Toten wird die Stellung eines jungen Menschen zum Kriege sichtbar, der zwar nicht durch Geburt, aber durch Wesensanlagc zu allem anderen eher bestimmt scheint als zum Kriegshand werk, den das Schicksal mit düsterer Gewalt überfällt, der sich jedoch zwingt, dieses Schicksal als die ihm zu- gcmcssene Ausgabe zwar nicht zu lieben, aber zu ver ehren, Die Einsamkeit um ihn wächst, mit den Kameraden verbindet ihn das Geschehen, aber sein Inneres bleibt verschlossen, und bereits vor seinem Tode scheint der Achtundzwanzigjährige zu seinen Freunden entrückt, die die Welt im ersten Kricgsjahre verlassen mussten. Die Klassizität seines idealistischen Weltbildes lassen diese Auszeichnungen als eines der nobelsten Zeugnisse einer vergangenen Zeit erscheinen. Die grosse Opser- vcreitschast und der stolze Glauben an das Land jedoch weisen in di- Zukunft. 7l„»