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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1927
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- 1927-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1927
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X" 1, 3. Januar 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Gilde sichern wollte — hat den Börsenverein negativ dahin ge kennzeichnet, daß er nicht fachlich, sondern — wie man nun eben nur sagen konnte — territorial gegliedert sei. In der Fiktion ist der einzelne noch heute im Börsenverein Buchhändler, im Verleger verein aber Verleger oder in der Gilde Sortimenter. Da das samt allen Folgerungen daraus die Gegenwart aber offensichtlich als unnatürliche Spannung empfindet, soll eben endlich ein Um bau des Börsenvereins erfolgen, der dem zwangsläufigen Ent wicklungsergebnis Rechnung trägt. Alan wird dabei auch künftig jedoch der territorialen Zusammenschlüsse nicht gänzlich entraten können. Kreis- und Ortsvereine werden bleiben müssen. Der landschaftlich föderative Charakter ist bei keiner gesamtdeutschen Bildung zu entbehren. Bisher war er in der Börsenvereinssatzung offen aber gar nicht verankert. Es ist zum Beispiel wohl unge schriebenes Gesetz, daß die Hauptorte und -bezirke des Buchhandels jeweils in allen wichtigen Gremien entsprechende Vertretung zu finden haben. Aber der von der Klugheit diktierte und bewahrte Brauch ist nirgends in Paragraphen gebannt. Würde er jetzt in irgendeiner Form beim Neubau der Gesamtorganisation Anerken nung finden, so wäre das keine Einschränkung oder Verdrängung, sondern eher eine Legalisierung des Territorialprinzips im billigen Ausgleich zum Fachprinzip, das an sich der Entwicklung entsprechend zur eigentlichen Auseinandersetzung zwingt. Der rein formale Neubau der Organisation ist aber nur ein Schritt in einer Richtung. Der Neubau des Buchhandels als eines Ganzen ist damit noch nicht erreicht. Letzten Endes ist ja die Organisation nur Instrument, um die höchstmögliche Leistungs fähigkeit und das bestmögliche Wohlergehen in unserm Falle des Buchhandels zum Nutzen der Gesamtheit wie aller Berufsange hörigen erreichen zu helfen. Der Neubau der Organisation wird gerade erstrebt und für nötig gehalten, weil man mit dem alten Instrument den Endzweck unter den heutigen erschwerten Ver hältnissen nicht mehr glaubt erreichen zu können. In diesem Sinne ist das Bemühen um die Satzungsreform mit ein Teil der Rationalisierungsmaßnahmen, die wie unsre gesamte Wirtschaft auch den Buchhandel auf allen Gebieten beschäftigen. Solche Rationalisierung wird sich dann vor allem aber auch auf den gesamten buchhändlerischen Verkehr erstrecken müssen. Daß hier mancherlei neu zu ordnen und der vielfach veränderten Lage an zupassen ist, wird wohl nirgends bestritten. Wer z. B. die Ver kehrsordnung genau prüft, dem kann nicht entgehen, daß sie mancherlei Überlebtes enthält und umgekehrt manche inzwischen allgemein angenommenen Neubildungen noch gar nicht berück sichtigt. Von der BAG z. B. ist in ihr noch nirgends die Rede; dagegen spielt die Ostermeßabrechnung noch eine große Rolle. Ähnlich liegt es noch bei vielen anderen Dingen. Im Herbst 1925 in Homburg waren bereits einmal Erörterungen über die Möglich keiten eines Weiterbauens auf diesem Gebiet ausgenommen wor den. Im vergangenen Jahr ist die Entwicklung aber nicht wesent lich weiter gefördert worden. Der Verlegerverein hat allerdings im Frühjahr unter Berufung auf die HZ 2 und 15 der Verkehrs ordnung kollektiv ergänzende Lieferungs- und Zahlungsbedingun gen bekannt gemacht, die in einigen Punkten bisher unklar Ge bliebenes eindeutiger bestimmen und neu in Übung Gekommenes formulieren. Er hat damit aber nicht überall Gegenliebe ge sunden, obwohl seine Vorschläge, näher betrachtet, keineswegs revo lutionär oder vergewaltigend sind und eine einheitliche kollektive Regelung an Stelle uneinheitlichen isolierten Vorgehens jedes ein zelnen Verlegers nur erwünscht sein kann. Erfolgt die nun einmal notwendige Neuordnung nicht so, daß langsam gewohnt Gewor denes nachträglich auf einen gemeinsamen Nenner gebracht und auf eine mittlere Linie zusammengezogen wird, wobei die nunmehrige Beseitigung an sich unberechtigter und unnötiger, aber inzwischen eingerosteter Varianten oft größte Schwierigkeiten macht, sondern so, daß von vornherein eine Vereinbarung auf einheitliche Be handlung bisher mangelhaft oder überhaupt nicht geregelter Fragen erzielt wird, so stellt das doch lediglich die rationale Ver meidung'eines entbehrlichen Umwegs dar. Ganz abgesehen aber von allem, was von Vereins wegen ge regelt werden kann, bleibt dem Buchhandel an Neuordnung noch manche Aufgabe gestellt, bei der letzten Endes alles auf den einzelnen ankommt. Es ist das vielleicht sogar der wichtigere Teil 2 des ganzen Rationalisierungsproblcms. Das Arbeitsgebiet jedes Vereins ist beschränkt, und seine Wirkungsmöglichkeiten sind immer begrenzt. Es ist verfehlt, alles Heil nur immer von der Gemein schaft zu erwarten. Das Entscheidende ist schließlich doch stets die Einzelpersönlichkeit. Auf die Leistungsgualität jedes einzelnen kommt es an. Der einzelne hat auch ganz andere Anpassungs möglichkeiten und weit größere Beweglichkeit. Man wird nicht bestreiten können, daß unter diesem Gesichtspunkt betrachtet das vergangene Jahr doch auch manchen Fortschritt gebracht hat. Manche Anstrengungen einzelner, auf eigne Faust den Kampf gegen die wirtschaftliche Not aufzunehmen und aus eigner Kraft über die erwachsenen Schwierigkeiten hinwegzukommen, wurden sogar schon als zu viel des Guten empfunden. Manches muß ab- gclehnt und bekämpft werden, weil es nur auf Kosten des Ganzen zum Ziele kommen könnte und dem Wohl der Gesamtheit gefähr lich ist. Erfreulich ist aber vor allem, daß im abgelaufenen Jahr doch eine sehr merkliche Einschränkung der Neuprodüktion erreicht werden konnte. Noch lasten zwar aus dem Markt beträchtliche Vorräte aus den früheren Jahren, deren Mobilisierung auch durch die BEZ nicht hat bewerkstelligt werden können. Vermutlich wird hier doch nur großzügigstes Abschreiben und Makulieren eine wirkliche Entlastung herbeiführen können. Daß aber der Ballast in diesem Jahr wenigstens nicht noch weiter ins Ungemessene ver mehrt worden ist, das ist schon ein großer Vorteil. In diesem Sinne wird auch im kommenden Jahr die Produktionspolitik orientiert bleiben müssen. Die Verminderung der Zahl der Be triebe hat dagegen im vergangenen Jahr wohl kaum nennens werte Fortschritte gemacht. Wohl ist eine ganze Reihe der Wirt schaftskrise zum Opfer gefallen. Daneben läuft vielfach eine laut lose Liquidation anderer her. Aufs Ganze gesehen sind das aber alles Zahlen, die kaum ins Gewicht fallen. Von dieser Seite ist also eine Erleichterung nicht zu erhoffen. Um so größere An strengungen wird jeder einzelne Betrieb machen müssen, um sich über Wasser zu halten und sich die Umsätze zu sichern, die er als wirtschaftliche Existenzgrundlage braucht. Das lebhafte Inter esse, das den Propagandistenkursen und allen sonstigen Fortbil dungsunternehmungen entgegengebracht wird, ist ein erfreuliches Zeichen dafür, daß die Wichtigkeit dieser Aufgaben vielenorts er kannt ist. Nach und nach gewinnen auch die Erörterungen über das Werbungsproblem die richtige Orientierung. Richtig wird alles rein Technische nur als Teilproblem erkannt, und mehr und mehr schält sich als das beherrschende Hauptproblem die Aufgabe heraus, dem Buchhändler wieder zu einer wirklichen geistigen Be herrschung der Zeitlage zu verhelfen. Das gilt einerseits in der Richtung auf die bestmögliche Orientierung über die literarische Produktion, andrerseits aber ebensosehr auch hinsichtlich best möglicher Orientierung über den Markt und die Absatzmöglich keiten, über Kaufkraft und Interessen der Konsumenten. Krieg, Revolution und Inflation haben auf beiden Gebieten so ungeheure Umwälzungen herbcigeführt, daß eine völlige Neuorientierung in der Tat unentbehrlich ist. In dieser Richtung kann gar nicht genug geschehen. Dieses Problem erweist sich überall als letzte Ursache und letzter Erklärungsgrund. Wenn z. B. mit Recht über die sinnlose, kostenvervielfachende Atomisierung des Bestellverkehrs geklagt wird, daß nämlich der Sortimenter vielfach von einem Werk, von dem er in verhältnismäßig kurzer Zeit schließlich eine anständige Partie absetzt, stets nur die gerade benötigten einzelnen Exemplare bestellt, so ist der tiefere Grund dafür doch nur, daß dem Sortimenter die nötige Übersicht über die Absatzmöglichkeit fehlte, bzw. daß sein Personal ungenügend auf Beobachtung der Geschäftsvorgänge in dieser Hinsicht geschult ist. So manche Klagen über Versagen des Sortiments wie übrigens auch über mangelnde Erfolge seitens des Sortiments selbst wurzeln zu einem guten Teil ebenfalls in diesen Zusammenhängen. Dasselbe gilt aber auch für den überraschenden Fehlschlag mancher Verlags unternehmung. Auch die Produktion schon braucht bestmögliche Orientierung über die neuen Bedarfsverhältnisse. Nun ist aber gerade diese Aufgabe, wenn sie nur erkannt und richtig und mit der nötigen Energie angepackt wird, nicht unlösbar. Ansätze, sie zu bewältigen, sind bereits zur Genüge vorhanden. Einigen guten Willen, das nötige Interesse und ein wenig Opferbereitschaft vor ausgesetzt, läßt sich unschwer noch sehr viel mehr tun und erreichen.
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