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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.01.1927
- Strukturtyp
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- 1927-01-03
- Erscheinungsdatum
- 03.01.1927
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- Deutsch
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>5 1, 3- Jcmunr 1927. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn. Buchhandel. Wenn gewisse Bücher nicht bald nach Erscheinen abgesetzt werden, so werden sie nicht selten durch neuere Bücher überholt und damit schwer verkäuflich. Die Auflagen der einzelnen Bücher werden daher in der Regel nicht sehr hoch bemessen, und Absatzziffern von ver schiedenen Zehntausenden kommen wohl bei einheimischen und fremd ländischen Autoren vor, sind aber selten vorher als so hoch einzu schätzen. Das Verlagsgeschäft trägt dem wechselnden Geschmack der Masse der Bücherkäuser Rechnung und vermeidet, sich auf eine bestimmte Richtung zu sehr festzulegen. Sehr guten Absatz haben einige Groß- vcrleger erzielt, die nacheinander klassische und andere berühmte Autoren aus verschiedenen Sprachen ins Japanische haben übersetzen lassen und dann unter starker Propaganda riesige Auslagen heraus gebracht haben. So brachte ein Verlag erst Galsworthy, dann Thackeray, dann Dickens, hieraus Wedekind und zuletzt Goethe mit ständig wachsen dem Erfolge heraus. Andere Verleger legten sich speziell aus russische Literatur, und da russische Literatur seit Fahren einen bevorzugten Platz in Japan einnimmt, wurden auch davon Riesenauflagen unter gebracht. Maxim Gorki, Dostojewski, Andrejew, Ssologub, dann Tolstoi und zuletzt Lenin fanden zahllose Leser. Die Werke von Karl Marx haben ebenfalls hohe Auslagen erreicht. So sind Hunderte von Autoren des Westens in Japan bekanntgeworden. Aber, so bemerkt Danagida, nur zu einem geringen Teil in der Originalsprache, zu einem anderen Teil in englischer Übersetzung, zum weitaus größten Teil indessen in japanischer Übersetzung. Mit dieser japanischen Übersetzung hat es Nun zuweilen eine eigen artige Bewandtnis. Japan hat sich in weitgehendem Maße auf nahmefähig für ausländische Ideen erwiesen, die in japanischer Sprache der Lesewelt zugänglich gemacht worben sind. Im letzten Jahrtausend sind religiöse Ideen von Indien nach Japan verpflanzt worden, ohne daß die Indier den Japanern bekannt wurden. Ebenso gibt es in Japan eifrigere Anhänger des Konfuzius als in China, ohne baß diese je irgendwie den Chinesen nähergekommen wären. Chinesische Klas siker sind weitbekannt in Japan, ohne daß die chinesische Sprache des wegen in Japan bekannter geworden wäre. So beruht auch die Kenntnis der westlichen Literatur fast ganz auf Übersetzungen, und erst in allerjllngster Zeit finden Originale, abgesehen von Spezial- fachliteratnr, in geringem Maße Eingang und Nachfrage. Es bestehen verschiedene Unternehmungen für die Einfuhr von Büchern. Diese Unternehmungen verfügen über zahlreiche Übersetzer, und alle eingehen den Bücher werden auf ihre Absetzbarkeit in japanischer Sprache hin beurteilt. Daneben gibt es dann nicht wenige japanische Literaten, die sich die Besprechung fremdländischer Bücher zur ständigen Aus gabe machen. Diese Literaten sind aber nicht nur Rezensenten fremder Bücher, sondern schreiben gleichzeitig auch eigene Werke und Theater stücke. Panagida bemerkt hierzu, daß sehr oft von solchen Rezensenten ein ausländisches Buch in der Presse besprochen werde, vielleicht sogar abfällig, während gleichzeitig aus andere Bücher und Werke — die des Rezensenten natürlich — hingewiescn werde, die soeben oder in der allernächsten Zeit aus den Markt kommen und das gleiche oder ein ähnliches Thema wie in dem rezensierten Buche behandeln, nur besser natürlich. So wird der Absatz eingeführter Bücher nicht selten ungünstig beeinflußt, während für die Bücher des Rezensenten in ausgiebiger Weise Reklame dabei gemacht wird. Die Bücher der japanischen Literaten ständen durchweg in starker gedanklicher Abhängig keit von westlicher Literatur, und oft genug sei deutlich zu erkennen, daß die Erzeugnisse der japanischen Literaten sich inhaltlich auf fallend ähnlich den eingeflihrten und von den gleichen Literaten re zensierten Büchern erweisen. Panagida sagt hierzu: Sowie ein neues Ruch ans dem Westen eingcfiihrt werde, seien sofort zwei oder drei Kritiker darüber her, um eine Kritik zu schreiben und dabei ihre eigenen Werke hervorznhebcn. Es sei bann keine Seltenheit, daß gleich zeitig mit der Kritik ein neues Werk des Rezensenten erscheine, das eine weitgehende Ähnlichkeit mit dem rezensierten ausländischen Werke aufweise. Besonders Dramen und Novellen kämen öfters in dieser eigenartigen Weise gleichzeitig als eingeführtes und als original- japanisches Werk aus den Markt. Man müsse allerdings beachten — so seht Vanagida hinzu, wohl um den Eindruck dieser Bemerkung etwas abzuschwächen —, daß die japanische Literatur der jüngsten Zeit überhauvt so stark durch westliche Literatur beeinflußt worden ist, daß man von einer eigenen modernen japanischen Literatur nicht sprechen kann, und besonders ausländische Beobachter der jungen japanischen Literatur wären außerstande, eine Eigenart dieser Lite ratur herauszufinden. Daher hätten auch Originalschöpfungen dieser jungen japanischen Literatur ungeachtet ihres Ursprungs im japani schen Leben alle Merkmale westlicher Literatur auszuweiscn, und es sei oft schwierig, zu sagen, ob ein wirkliches Original oder eine An lehnung an ein bestimmtes ausländisches Werk vorliege. Für die Masse der Bücherkäuser ist das die Ursache mit, daß sie hinsichtlich der Auswahl der Bücher ziemlich unselbständig und auf die Angaben der Verleger und Bnchvcrkäufer angewiesen sind. Wo Bllcherläöen vorhanden sind, also in den Städten, da pflegen die in telligenteren Leser die Vorräte zu dnrchstöbcrn und sich das Neueste jeweilig vorlegen zu lassen. Diese Bücherkäuser sind dann meist gut orientiert. Die Leser in kleineren Orten oder auf dem flachen Lande sind aber fast ganz auf die Empfehlungen der Verleger angewiesen. So ist die Versorgung noch ungleich, und die persönliche Empfehlung anderer Leser spielt eine Hauptrolle mit beim Bllcherabsatz. Einen gewissen Aufschwung hat der Absatz eingeführter Bücher in ihren Originalausgaben in der letzten Zeit wohl genommen, doch allgemein betrachtet ist dieser Teil des Bücherabsatzes noch nicht sehr bedeutend. Eine fast ganz vernachlässigte Literatur ist nach Nanagida das Mt-Fapanische, worunter nicht bloß die ältere, sondern auch die ja panische Literatur bis in die letzten Jahrzehnte zu verstehen ist. Seit der Einführung westlicher Druckmethoden sind Typen und Buchform bei japanischen Büchern so verändert worden, daß die neueren Gene rationen die alten Bücher nur mit großer Schwierigkeit lesen können. Da die jungen Literaten Japans sich vorwiegend mit modernen Problemen befassen, ergibt sich das eigenartige Schauspiel, daß die Mehr zahl der Bücher, die sich iNit Problemen der etwas zurückliegenden Zeit befassen oder in solcher Zeit spielen, von chinesischen Autoren stammen und in japanischer Übersetzung mit Anpassung an japanische Verhältnisse der damaligen Zeit gebracht werden und so guten Absatz finden. i ! Hinsichtlich der Gangbarkeit, so meint Danagida, haben Novellen, sowohl fremde wie japanische, in der letzten Zeit stark verloren. Die sogenannten KUrrzgeschichten — skort storios — sind zwar in Zei tungen noch sehr beliebt, aber als Bücher haben auch sie neuerdings an Zugkraft eingebüßt. Der Reiz der Neuheiten hat ebenfalls nach gelassen. Dagegen sind Klassiker aus allen Kulturen in ständig wach sendem Maße beliebt und werden stark verlangt. Im übrigen wird die Nachfrage durch die Propaganda der Verleger sehr beeinflußt. Es kommt daher erheblich darauf an, daß der Titel eines Buches über den Inhalt möglichst aufschlußgebend sei. Bei der persönlichen Auswahl durch die Käufer spielen das Vorwort oder die Einführung, dann das Stoffgebiet und besonders auch Abbildungen mit die Hauptrolle. Aanagida führt zum Schluß aus, daß die Japaner täglich acht Millionen Exemplare Tageszeitungen lesen, wozu noch fünf Millionen Auslagen periodischer Zeitschriften kommen. Die an sich schon große Aufnahmefähigkeit des Landes für Bücher sei angesichts dieser Aus lagen von Zeitungen und Zeitschriften sicher noch in bedeutendem Maße erweiterungsfähig. Mit der zunehmenden Kenntnis von Literaturen aller Welt sei zu erwarten, daß die japanischen Bücherleser nicht nur hinsichtlich der Zahl der Bücher, sondern auch hinsichtlich der Aus wahl des Lesestoffes noch große Fortschritte machen würden. Soweit der Artikel Danagidas. Für den Msatz deutscher Bücher nach Japan dürfte sich manche Lehre aus diesem Artikel ziehen lassen. Wilhelm Heidelberg. Dans Vckrg OA Iklckre. Dis llvebbsQkllvng, ibr ssusssrss unck Innsrss. llsrausgogsben von Otto ^nckerssn unck .älo1<8. üroluoä. Don Oansks üoghancklsr-dlsäkjaolper-h'orsninp. Xsbsndavn. 138 8. mit 160 Illustrationen. Nle. 8.80 orck., 3.80 netto, (^uslieksrung durch Bernhard Hermann L 0. 8. 8okul2S. Iwiprig.) Buchpropaganda, eine vom üblichen flimmernden, schreienden Reklamewesen so grundverschiedene Angelegenheit, wird mit wachsen dem Eifer nicht nur in Deutschland, sondern auch in England, den Ver einigten Staaten, in südlichen und nördlichen Ländern betrieben. Überall wird angestrebt, neue Absatzgebiete für das Buch zu suchen, mit neuen Mitteln dafür zu werben, die eigenen Angestellten an den Erfahrungen des Auslands lernen zu lassen. Wie Buchläbcn und Buchsen st er sein sollten, ist oft beschrieben worden. Das vor liegende Werk zeigt uns, wie verschieden in den einzelnen Ländern das Buch »ausgestellt« wird. Leider vermissen wir im reich illustrierten Teil Abbildungen aus einigen uns sehr wichtigen Nachbarländern. Immerhin kann der aufmerksame Beobachter aus den dänischen, schwe dischen, englischen, amerikanischen und den übrigen Bildern manchen Hinweis entnehmen, und sei es auch nur die Erkenntnis, wie es in Deutschland nicht gemacht werden darf. W. M Sch. 5
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