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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 25.10.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1932-10-25
- Erscheinungsdatum
- 25.10.1932
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- Deutsch
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?§ 258, 25. Oktober 1832. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. b. DtschuBuchhandel. auf, vom Menschlichen wie von ihrer sozialen Lage her gesehen. Die Betrachtungen führten zu der Erkenntnis, daß die Existenzlage allein keine menschliche Gruppe zu schaffen vermag, daß jede aber in einer überlieferten Deutung ihrer Umwelt oder in einer von ihr selbst geschaffenen Theorie lebt. Das beweist für den Buchhändler die Wich tigkeit des Bemühens um das Verstehen der einzelnen gesellschaftlichen Gruppen, das Begreifen ihrer geistigen Existenz, das Kennenlernen ihres Weltbildes und der Beziehungen, die sie mit den übrigen Gruppen verbinden. Nach der politischen Seite taten die Ausfüh rungen kund, das; dem heutigen Staate gegenüber eine große Skepsis besticht und ein kräftiger Wille zu einer neuen Staatsgestaltung vorhanden ist. Führer und Masse stehen dabei in starker Wechsel wirkung. Die religiöse Haltung ist mehr den Gegenwartsfragen zugewandt und als Kollektivität und Kampfhaltung gegen das Böse und für das Gute anzusehen. Für den Buchhändler ergab sich: Politische Entscheidungen zu fällen liegt nicht in seinem Pflichtenkreis. Er soll als Vermittler des Wesentlichen in der Literatur, an der Schulung des politischen Denkens mithelfen und die Besinnung und Vertiefung des heutigen Menschen zu fördern suchen. Damit wird diesem die geistige Ent scheidung möglich werden, aus der eine fruchtbare Klärung nnd der Aufbau zu kommen vermag. Professor vr. Herbert Kranz verfolgte die Entwicklung des Bürgertums auf geistigem Gebiete von der Lösung aus den über lieferten Bindungen und der Abkehr von den überkommenen geistigen Gütern bis zum Zerfall der Literatur. Der gesellschaftliche Einfluß des Bürgertums, im ausgehenden Mittelalter entstanden, war gekenn zeichnet von einem starken optimistischen Gefühl und befand sich im Kampf gegen die Bindungen des Adels und der Zünfte. Es war der Kampf um das Recht des Einzelnen. Das 18. Jahrhundert suchte aus der Existenz des Bürgertums heraus ein neues Weltbild zu schaffen. Das heutige Bildungswesen erhielt seine Grundlegung. In, 10. Jahr hundert trat ein starkes Freiheitsgefühl und das Bedürfnis der Los lösung aus den alten Bindungen auf. Die bisherige Gruppenform entsprach nicht mehr dein allgemeinen Lebensstil. Die wirtschaftliche Entwicklung unterstützte diese Loslösung im geistigen Sinne. Im letzten führte sie zu einem Zersetzen der überlieferten Ordnungen: das geschlossene Weltbild ging verloren. Diesen Auflösungen folgte die allgemeine Krise des Bürgertums, wobei die geistige Seite vor der wirtschaftlichen in den Vordergrund tritt. Sie findet in der Literatur unserer Zeit ihren starken Niederschlag, und der bürger liche Mensch, von diesen Dingen am meisten ergriffen, sucht Klärung und ist als Käufer dieser Bücher in erster Linie anzusprechen. Als Aufgabe für das Buch unserer Zeit ergibt sich daraus, sich mit Willen und ans Überzeugung für das wirkliche geistige Erbe ein- zusetzcn und dieses in den Gestaltungsprozeß der Gegenwart einzu fügen, ferner die uns gemäßen Formen der menschlichen Verbunden heit und Schicksalhaftigkeit wiederzufinden und mitzuwirken an der Reifung der Einzelpersönlichkeit an einer Gemeinschaftsaufgabe nnd an der Entwicklung des Verantwortungsgefühles des Einzelnen dem Absoluten gegenüber. wie weit es möglich ist, Wegweisendes, d. h. unmittelbar gültige Er kenntnisse, die in unser Leben eingreifen, aus der Literatur zu ent nehmen. Aus Beispielen und Proben durch gemeinsame Lektüre hänge aufbewahrt, daß sic über die eigentlich wirkenden Kräfte des Lebens zu orientieren und dadurch von unmittelbarer Wirkung für das Leben des Einzelnen zu sein vermag. Es hat dies aber zur Voraussetzung, daß dieser Gehalt der Dichtung gesehen wird. Die bisher fast allgemein übliche Art, eine Dichtung von ästhetischen Ge sichtspunkten aus zu erschließen, ist nur Vorarbeit und erreicht ihren wesentlichen Kern noch nicht. Den wahren Gehalt einer echten Dichtung zu erkennen, setzt ernste Bemühung, tiefes Wissen und be sondere Reife voraus. Die »schöne Literatur« des Tages hat ihre Bedeutung, auch wenn sic keine echte Dichtung ist. Sie vermag ein treues Bild von den Zuständen unserer Zeit zu geben und so (Kriininal-)Literatur hat ihre Funktion darin, daß sie dem vom Erwerbsleben übermäßig in Anspruch genommenen Menschen zur Entspannung verhelft. Die Referate wurden in Nnndgesprächen, deren Form sich sehr bewährt hat, zur Diskussion gestellt und besonders in den Fragen, die die buchhändlerische Gegenwart und Käuferkunde berührten, nach der berufspraktischen Seite erweitert. Jeder der Teilnehmer hatte dabei aus seinem Tätigkeits- und Erfahrungsbereich heraus Fragen zu stellen nnd Material beizutragen. In abeüdlichen Nnndgesprächen wurde eine Reihe von Berufs fragen behandelt. Die Themen »Jugendbuch«, »Gehilfen prüfung«, »A u ß e n t ä t i g k e i t des Sortimenters« gaben Anlaß zu gründlichem Erfahrungsaustausch. Eine schriftliche, allen Teilnehmern gestellte Aufgabe bot Gelegenheit zu sprachkritischen Auseinandersetzungen, die jedem Teilnehmer wertvolle Fingerzeige zur Arbeit an sich selbst brachten. Der Buchhändler, der durch die Bücher, sowie durch ihre An preisungen und Kritiken mit Werken nnd Äußerungen der Sprache zu tun hat, braucht eine sprachkrilische Schulung, um die Phrase als solche und die echte Sprache als echt zu erkennen. Eine sprach- kritische Schulung des Buchhändlers aber muß den besonderen Be dürfnissen seines Berufs Rechnung tragen nnd sich auf Material aus seinem Arbeitsfeld stützen. Hier ergab sich eine wichtige Ausgabe für die nächste Arbeitswoche. Hat eine solche Bemühung den er strebten Erfolg, so ist dies nicht nur für den Bevufsstand des Buch händlers von Wichtigkeit, sondern auch für die Volksbildung von Bedeutung. Uber der Arbeit wurde die Erholung nicht vergessen. Am ersten Nachmittag besuchten die frühzeitig Angekommencn einen alten Tiroler Krippenschnitzer. Es war ein Erlebnis, mit diesem einfachen Bauern, der aus der Abgeklärtheit des Alters und der Beschaulichkeit eines feinsinnig gestaltenden Künstlers auf das Wirrsal unserer Zeit schaut, eine Weile zu plaudern. Andern Tages ergab sich Gelegenheit, bei einem Spaziergang nach Neustift eine Trachtenprozession zu sehen. Besonderes Vergnügen bei dem farbenfrohen Bild bereitete die Schießfreudigkeit der Tiroler Schützen, denen jeder Anlaß zum »Knallen« willkommen war. Am eindrucksvollsten für alle Teilnehmer der Woche war die herrliche Gebirgswelt, die sich ringsum auftat. Morgens trieb es uns in aller Frühe vom Lager, um von den Veranden des hochge legenen Heimes aus den neuen Tag über die Berge kommen zu sehen. Herrlich war cs, die Eisriesen im Frührot erglühen zu sehen oder des Abends zu warten, bis der volle Mond über die Felswand der Scrles heraufkam, das Hochtal mit seinem Glanz erfüllte und die Gletscher silbern aufleuchten ließ. An einem Tage erstiegen wir einen der Gipfel und gewannen einen unvergeßlichen Rundblick auf die Stub-aier- und Oetztaler Alpen. Eine Gruppe besonders Kühner fügte an die Woche die Besteigung eines der Dreitausender an. waren Tage einer großen inneren und äußeren Bereicherung, die wir im Herzen der Tiroler Gebirgswelt erleben durften. Aufnahme fähigkeit und Leistung waren durch den Wechsel der Umgebung und den Abstand zu Sorge und Gleichmaß des Alltags angeregt und ge steigert. So bewältigte man leicht die Fülle des gebotenen Stoffes. Die Methode solcher Arbeitswochen ist zwangsläufig deduktiver Art: cs gilt aus der allgemein gehaltenen Problemstellung der ersten Vor träge nach Konzentrierung des Stoffes das Wesentliche und in unserm Falle das für den jungen Buchhändler in der Praxis Förderliche und Bedeutungsvolle abzuleitcn. Hier liegt naturgemäß die Gefahr: man neigt dazu, angeregt durch eine Menge interessanten Stoffes, die gesteckten Grenzen zu sprengen, anstatt zusammenschauend dem vorgeschriebenen Ziele zuzustroben. Daß diese Klippe glücklich um schifft wurde, zeugt für die Umsicht und Konsequenz, mit welcher der Leiter der Woche in Zusammenarbeit mit den Referenten die Tagung leitete. Wir bringen tatsächlich alle greifbaren Gewinn mit nach Hause. Wir haben gelernt, den politisch andersdenkenden Kunden durch die Taktik des Vermittelnd richtig zu behandeln und zufrieden zustellen und sein Wiederkommen zu sichern. Wir werden dem jugendlichen und kindlichen Käufer nun verständnisvoller gegen übertreten, als es bisher der Fall war. Es wurden uns Wege gezeigt, wie wir ein Buch textkritisch beurteilen lernen und wir haben schließlich erkannt, welch hohes Gut wir in unserer Sprache besitzen, an dessen Pflege und Reinhaltung wir alle Mitarbeiten müssen. Auf alle Fragen, die Erörterung und Beantwortung ge funden haben, einzugehen, ist nicht meine Absicht, dagegen möchte ich im Sinne aller Beteiligten D-ankbarkeit und Frende zum Ausdruck bringen. (S. F.) Die Anfänge des Buchdrucks in Basel*). Von Erich von Rath, Bonn. Unser Wissen von der Entstehung des Buchdrucks ist bekanntlich bis heute außerordentlich lückenhaft. Nicht nur für Mainz und die Probleme, die mit der Person des Erfinders Zusammenhängen, gilt diese Feststellung, sondern auch für die Folgezeit der ersten Ausbrei tung des Buchdrucks in den einzelnen Ländern und Städten. Auch hier ist die Forschung noch ganz im Fluß, und immer wieder zwingen überraschende Funde, das bisher Ermittelte zu überprüfen und an Der Abdruck dieses Aufsatzes erfolgt leider mit einiger Ver spätung. D. Schrift!. 775
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