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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.01.1915
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1915-01-02
- Erscheinungsdatum
- 02.01.1915
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- Deutsch
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^ I, 2. Januar 1915. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dlschn. Buchhandel. 11. Österreichisch-ungarische Armee. Neue Folge I. (Vgl. zuletzt Bbl. 1914, Nr. 286.) Name und Vorname Firma: Dienstgrad u. Truppenteil. Lederer, Curt*) i. H. Robert Lutz in Jnf.-Ngt. Nr. 59. Stuttgart Moser, Karl**) i.H.Strecker K Schröder Korporal im Jnf.-Ngt. in Stuttgart Nr. 5V. Feldpost. Kriegsschauplatz in Nordfrankreich, 17. Dezember 1914. Sehr geehrter Herr Th.! Erst heute finde ich Zeit, Ihnen meinen besten Dank dafür aus zusprechen, daß Sie mir als Ihrem früheren Pariser Korrespon denten den redaktionellen Teil des Börsenblatts auch ins Feld nach- sendcn lassen. Ich selbst lese die Blätter mit vielem Interesse und gebe sie dann an Berufsgcnossen weiter, deren sich naturgemäß in einem Leipziger Regiment, wie dem 107., mehrere befinden. Dank Ihrer Freundlichkeit bleiben wir selbst hier draußen in regelmäßi ger Verbindung mit jener großen Familie, die man den deutschen Buchhandel nennt. Wie Ihnen ja nicht unbekannt ist, besteht der Krieg in Flandern und Nordfrankreich seit Wochen in einem Kampf um Feldbefesti gungen, der die beiderseitigen Truppen in den Schützengräben fest hält und große Anforderungen an die Soldaten stellt. Im deut schen Vaterland darf man wohl ohne Bangen der endgültigen Ent scheidung entgegensehen, denn die Nerven der Unseren sind einfach nicht kleinzukriegen. Von folgenschweren Ereignissen kann ich Ihnen, als erst seit zwei Monaten im »mobilen Verhältnis«, leider nichts berichten, aber vielleicht interessiert es Sie doch, einiges über unser Verhält nis zu den Engländern zu erfahren, die uns nun schon längere Zeit gegenüberliegen. Nirgends ist der Ausdruck »blutiger Hohn« wohl so am Platze wie hier. So hatten die »John Bulls«, wie wir sagen, seit längerer Zeit ein Schild mit deutscher Inschrift ausge hängt, worauf die Worte prangten: »Bitte, angreifen!«. Als wir dies zu einer uns gelegenen Zeit taten, waren nicht einmal ge nügend englische Truppen im ersten Graben, um uns gebührend zu empfangen, wir konnten ihn daher ohne Verluste besetzen. Teil weise sind die Gräben sich bis auf 20 m nahe gekommen. Da die Vorposten sich auf solche Entfernung nur schwerlich mit einer Kugel zu Leibe gehen können, werfen sie sich Lehmstücke und Schimpfworte an den Kopf; wenn das dann auch niemandem schadet, so erleichtert es doch das Gemüt! Unlängst haben wir sogar ein Grammophon in unserem Schützengraben spielen lassen, was zur Folge hatte, daß die Engländer frenetisch Beifall klatschten; einer von ihnen sprang sogar aus dem Graben heraus, um uns einen Drvo-gtep vorzutanzeu, doch ist er nicht über die ersten Schritte hinausgekommen. Ich schreibe Ihnen diese Zeilen in einem verlassenen Schloß, wo wir für einige Tage einguartiert sind. Von Zeit zu Zeit erbebt die Fensterscheibe, wenn in der Umgebung ein Geschoß ein schlägt. Die Fenster des ersten Stocks sind fast sämtlich durch ver irrte Gewehrkugel», zertrümmert. Da sich nun gerade die Biblio thek des abwesenden Schloßherrn dort befindet und die uns vorauf gegangenen Engländer die Türen der Bücherschränke zerschlagen haben, sind die Bücher allen Unbilden der Witterung ausgesetzt, Sonne, Regen und Mondschein wird über sie hingehen. Ich habe in dieser Bibliothek prachtvolle Didot-, Plantin- und Elzevierdrucke gefunden und es aufrichtig bedauert, daß dergleichen Schätze nicht in Schutzhaft genommen werden können. In einem zerschossenen Kirchlein fand ich ein Plantinsches Brc- viarium im Einband seiner Zeit und mit Kupfern, schon ganz von» Regen durchweicht. Es ist dies ein Anblick, der einem Bnchhändler- herzcn wehe tun könnte, »venu man nicht jeden Tag empfinden würde, daß das Leben eines der Unseren mehr wert ist in diesem Kriege, als die Kunstschätzc der Gegner. Auf meinen Dolmetscherfahrten bin ich sowohl in Lille als auch in einer ganzen Reihe von Ortschaften viel in direkte Berührung »nit den verschiedensten Klassen der Bevölkerung gekommen. Fast durchweg wünscht man nichts sehnlicher als einen baldigen Fric- densschluß. Die Freundschaft für die Engländer ist seit langem ab gekühlt, seitdem sie in recht rücksichtsloser Weise in» Lande ihrer Verbündeten gehaust haben. Von verschiedenen Seiten ist mir ge sagt worden: Solange »vir Deutsche hier haben, sind »vir sicher, »vir wollen gern alles für Euch tun, nur dürft Ihr die Engländer *) Zurzeit verwundet im Garnisonspital Nr. 6, Olmütz (Mähren). Zurzeit erkrankt in Stuttgart. nicht wieder ins Land lassen! — Die reichsten Leute, Schloß- Herren und Fabrikanten, sind in vielen Fällen geflohen; die Bürger und Bauern behandeln uns »äußerst höflich, aber kalt«, mährend das Verhältnis zu den kleinen Leuten in den ineisten Fällen ein herzliches ist. Diese und ihre Kinder leben mit von dem, »vas die »Landser« kochen, und wie meine belgische Butterfrau mir sagte: »Überall, wo deutsche Soldaten gewesen sind, sind die Hunde fett geworden!« Ich füge die beiden bisher erschienenen Nummern der Liller Kriegszeitung bei, die Ihnen, wie ich hoffe, einige heitere Augen blicke bereiten werden. Falls die »Deutsche Bücherei« das Blatt nicht schon erhalten hat, haben Sie wohl die Güte, ihr zivei Erein- plare von jeder Nummer zukommen zu lassen? Mit besten Grüßen bin ich, wie allezeit, Ihr sehr ergebener Jo Hs. Greßmann, Nffz. L. 1. 4/107. Kleine Mitteilungen. Jubiläen. — Von Jahr zu Jahr häuft sich die Zahl der buch händlerischen Geschäfts- und Verufsjubiläen, ein schönes Zeichen für die in herkömmlichen Bahnen fortschreitende äußere Entwicklung und innere Festigung unseres Berufes. Auch das im Zeichen des Welt krieges stehende Jahr 1915 bringt uns wieder eine stattliche Anzahl die ser Gedenktage. Wir tun recht daran, sie nicht unbeachtet vorüber- gehcn zu lassen. Zu prunkvollen äußeren Veranstaltungen liegt zwar kein Anlaß vor, wohl aber dafür, diese Tage zur inneren Einkehr, zur Rück schau und Ausschau zu benutzen und sie so zum persönlichen Erlebnis in» wahren Sinne des Wortes zu gestalten. Wie kaum in einem ande ren Berufe kann uns in» Buchhandel die Arbeit zum guten Genius unseres Lebens werden, »veil »vir den Erfolg unserer Tätigkeit nicht allein in den» materiellen Gelvinn zu erblicken brauchen, sondern auch wahre innere Befriedigung über den Segen empfinden können, der auf unserer geistigen, vermittelnden, der Wissenschaft und Bildung dienen den Tätigkeit ruht. Solche Gedenktage, wie »vir sie aus Anlaß eines viertel-, halb-, ganz- und niehrhundertjährigen Geschäftsbestchens oder einer fünfundzwanzig- oder fünfzigjährigen Berufstätigkeit feiern, för dern oft überraschend wertvolles geschichtliches Material zutage. Denn »vie sich die Weltgeschichte in der Dorfgeschichte erkennen läßt, so spie gelt sich die Geschichte des Buchhandels und mit ihr ein gut Teil deut scher Kultur- und Geistesgeschichte, in der Firmen- und Personenge schichte unseres Berufs wider. Es wäre darum gar nicht angebracht, in den Wirren des Weltkrieges diese Tage kurzerhand zu übergehen, zumal in unseren» Lande mit verschwindenden Ausnahmen Handel und Wandel »vieder ihren gewöhnlichen Gang angenommen haben. Viel mehr dürfte ihre Beachtung und Würdigung neben anderen ähnlichen Erscheinungen ein Zeichen »venn auch nicht vom Kriege unbeeinflußter, so doch in ihrem regelmäßigen Gange ungestörter Arbeit sein. Wenn »vir ferner sehen, daß einzelne Firmen auf das ehrwürdige Alter eines und mehrerer Jahrhunderte zurückblicken können, also Zeiten über dauert haben, deren Kriegsführung viel weniger als die Gegenwart den Schutz des Lebens und persönlichen Eigentums friedlicher Bürger kannte, so müssen »vir darin ein Beispiel der Standhaftigkeit und einen Grund des Trostes dafür erblicken, daß es auch uns jetzt gelingen »vird, die Zeiten der äußeren Gefahr und inneren Wirtschaftskrise »durch- zuhaltcn«, so daß »vir nach geschlossenem Frieden desto eifriger an die Arbeit gehen können. An erster Stelle der Geschäfte, die 1915 auf das ehrwürdige Alter von mehreren Jahrhunderten zurückblicken, steht die Firma Bauer L N a s p e in N ü r n b e r g, bekannt als der Verlag des großen Sieb- inacherschen Wappcnbuches. Sie ist in der Lage, das seltene Jubiläum ihres 800jährigen Bestehens zn feiern. Des stattlichen Alters von 250 Jahren darf sich die Firma Oberer ' s Buchhandlung und Leihbibliothek, Fritz Eitel, in Salzburg rühmen. Zwei Firmen, Fritz Amberger, vorm. David Bttrkli in Zü- r i ch und Karl Stampfel, K ö n. a k a d. Buch-, Kunst- und Musikalienhandlung in P r e ß b u r g (?o28on^), werden 200 Jahre und zwei andere, Anton Amberger (Gebr. Boege) in Eichstätt und Tobias Löffler in Mannheim, 150 Jahre alt. Nicht weniger als 7 Geschäfte können das 100jährige Jubiläum ihres Bestehens feiern. Es sind: Fr. Crusc ' s Buchhandlung und Antiquariat (Alfred Troschütz) in H a n n o oe r , Paul E v c n in M c tz, C a r l H e y n» a n n s V e r l a g in B c r l i n, I. M. Richte r's Verlag in W ü r z b u r g , Fr. Lemminge», früher Kaescr K Cie. in Bern, soeietü D i p o§» a ki eo-Lcki- tl-iee Karioimle (8. D. L. A.) in Turin und B 6 l a Toth in Te in e s v r» r. Über 80 Firmen blicken auf ein 50jähriges Bestehen zu rück, und zahlreicher noch sind die 25jährigcn Geschäftsjubiläen. Wir werden, sckiöner alter Gewohnheit getreu, auch in diesen» Jahre auf
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