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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.11.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-11-08
- Erscheinungsdatum
- 08.11.1935
- Sprache
- Deutsch
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- Saxonica
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X- 280, 8. November 193S. Fertige Bücher Börsenblatt s. d. Dtschn Buchhandel. 5429 I IVI Xttiiiitt I»> ik Foesoo er Erfolg unseres Buches „Süße Frucht, bittre Druckt China" von Nora Waln bescherte unserem Verlag ein großes Angebot von Büchern über jenes andere große Land des Fernen Ostens, für das Deutschland seit je ebenfalls eine besondereVorliebe undWißbegier gezeigt hat! Japan. Von allen diesen Büchern schien uns kein anderes auch nur annähernd wie das oben angezeigte mit solcher Stärke und Tiefe des eigenen Erlebens und in so reizvoller dichterischer Form alle Bedingungen zu erfüllen, die man an ein solches Erlebnisbuch stellen muß. Es erscheint uns in jeder Weise als ein würdiges Gegenstück zum Buche Nora Walns. Eine vornehme, hochgebildete Japanerin erzählt uns hier ihren Lebensweg. Und es ist ein zwiefacher Glücksfall, daß einmal dieses Leben gerade die letzten 6 Jahrzehnte umfaßt, in denen Japan durch die Berührung mit der abendlän dischen Welt eine ungeheure, in der Weltgeschichte einzig dastehende Entwicklung durchwachte, und daß andererseits im Einzelschicksal der Verfasserin selbst, die dem jetzt unter gegangenen alten Schwcrtadel Japans, der Samurai- Kaste entstammt und heute Dozentin für japanische Literatur an einer amerikanischen Universität ist, sich diese Entwick lung ihres Landes beispielhaft widerspiegelt. Die farbenstarke Schilderung ihrer Kindheit und Jugend zeit im vornehmen Elternhaus inmitten der romantischen Landschaft des japanischen Nordens läßt zunächst ein un vergeßlich schönes Bild des alten Japan vor uns erstehen. Die leise Melancholie des Untergangs liegt über dem Leben in diesem alt-ehrwürdigen Landedelhaus, dessen Herr durch die Restaurationskriege der 60 er Jahre um seine stolze Vorrechts- und Machtstellung und damit um seinen ganzen Lebensinhalt als Samurai gebracht wurde. Aber Sorgen und Trauer vermögen ihn nicht im geringsten von seinen alt-geheiligten Traditionen abzudrängen, ihn, den Urenkel jenes Jnagaki, dem der große Kronfeldherr Japans, der Shogun, vor vielen hundert Jahren sein Wunderschwert Masamune und seinen Feldhcrrnstab als Anerkennung für seine Tapferkeit übergab. So wächst auch die kleine Stsu in der strengen Zucht dieser Überlieferung auf, deren höchstes Erziehungsideal Mul und eiserne Selbstzucht ist. „Die Augen eines Samurai dürfen kein Naß kennen." Reizende Szenen aus dem Leben dieses vielköpfigen Haushalts und seiner farbigen Umwelt ziehen an uns vorüber. Eine ungeahnte Welt stiller Schönheit und Harmonie steigt vor uns auf, oft zugleich rührend und erschütternd. Die vielen eingestreuten Märchen und Legenden lassen uns einen tiefen Blick in die naturverbun dene und poesicvolle Seele dieses Volkes tun, das sich unsere Liebe wie unsere Bewunderung gewinnt. Die große Wendung dieses Lebens und Buches tritt ein, als der Vater stirbt und der bislang wegen seiner eigenwilligen Heirat verstoßene Sohn aus Amerika ins Elternhaus zurück- kchrt. Die alten Formen lockern sich, die dreizehnjährige Elsu bestimmt der Bruder zur Frau seines in Amerika lebenden japanischen Freundes und schickt sie zur Vorbereitung hierzu auf die Missionsschule nach Tokio. Mit zwanzig Jahren wird sie nach Amerika geschickt und heiratet den ihr bis dahin ganz unbekannten Verlobten. Und nun ist es von großem Reiz für uns, zu sehen, wie selbst diese in so starker Bindung an die alte Kultur und Überlieferung ausgewachsene Japanerin dem allmächtigen Einfluß der westlichen Lebensauffassung unterliegt, wie sich hier in ihr die Wandlung aus der Gedrücktheit und Passivität des japanischen Weibes zur inneren Freiheit und Selbständigkeit der modernen westlichen Frau vollzieht. Noch einmal zieht sie das Mutterland in ihren Bann, als ihr Mann stirbt und sie nach altem Gesetz mit ihren zwei Töchtern in dessen Familie nach Japan zurückkehren muß. Aber wie ihre beiden Kinder ist auch sie selbst verloren für die alte Heimat. Sie kann sich nicht mehr einleben und setzt es endlich bei ihrer Familie durch, daß sie nacb Amerika zurückkchrt, um dort die Erziehung der inzwischen heran gewachsenen Töchter in modernem Geiste zu vollenden. Mit einem wehmütigen Rückblick auf das versunkene alte Japan und dem Wunsch, daß Japan und die neue Welt sich dereinst besser verstehen und erkennen möchten, schließt das Buch, von dessen unbeschreiblichem Reiz und tiefem Gehalt dieser kurze Überblick keinen Begriff zu geben vermag. »LILQIAl Börsenblatt f. d. Deutschen Buchhandel. 102. Jahrgang. 726
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