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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 08.08.1935
- Strukturtyp
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- 1935-08-08
- Erscheinungsdatum
- 08.08.1935
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- Deutsch
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X: 182, 8. August 1935. Redallioneller Teil Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. gleiche Monatsraten aufgeteilt, die durch Wechsel — ein in Frank reich sehr häufiges Zahlungsmittel — abzüglich eines fiinfprozentigen Diskonts erhoben werden. Außerdem gewährt der Verlag jedem Hauptkunden einen fortlaufenden Kredit in Form eines ständigen Lagers im Werte von des Jahresabsatz-Minimums. Dieses Dauerlager gestattet ihm eine Erweiterung seiner Bestände und damit seiner Verkaufsmöglichkeiten. Der Umfang dieses Dauerlagers wird durch die bedingten Sendungen im Laufe des Jahres erhöht und kann durch Rücksendungen stets auf seine Grundhöhe zurückgeführt werden. — Es sei noch besonders vermerkt, daß in Frankreich ganz allgemein den festverkauften Exemplaren vom Verlag ein Kenn zeichen aufgestempelt wird, das eine Rückgabe oder Umtausch nur mit besonderer Einwilligung des Verlegers möglich macht. Auf den Grundrabatt von einem Drittel wird dem Hauptkunden bei Festbezug noch ein weiterer Nachlaß von 5°/» oder Partielieferung von 13/12 Exemplaren gewährt, sodaß der Gesamtrabatt, bei Ein rechnung des genannten Wechseldiskonts, bis auf 47,25°/o zu steigen vermag. Lediglich aus Ordnungsgründen erhält der Hauptkunde viertel jährliche Rechnungsauszüge, doch nur zu Ende des Geschäftsjahres erfolgt eine endgültige doppelte Abrechnung getrennt über Festbezug und Jahresminimum einerseits, Dauerlager und Bedingtbelieferung und Rücksendungen andererseits. Hat der Hauptkunde sein Jahres minimum nicht erreichen können, erfolgt Rückzahlung oder Übertrag der zuviel geleisteten Beträge, allerdings büßt er dabei nachträglich den Diskont ein; im anderen Falle wird ihm auch auf seine Nach zahlungen der gleiche Abschlag gewährt. Auch in propagandistischer Hinsicht findet der Hauptkunde aus schließliche und doppelte Unterstützung durch den Verlag; nur er er- hu.l Leseexemplare und Schaufenstermaterial und wird bei Gelegen heit von besonderen Werbemöglichkeiten in Kenntnis gesetzt; seine Buchhandlung wird dem Publikum besonders empfohlen. Auch diese Maßnahmen dienen der Stärkung des Buchhandels und sollen die Käuferschaft zum eingesessenen und erfahrenen Buchhändler und Buchberater zurückführen. Auch andere Verlagshäuser schließen sich dieser Reform an und wirken im gleichen Sinne, wobei sie je nach den Besonderheiten ihrer Produktion und ihrer Absatzgebiete die Auswahl ihrer Haupt kunden und die Gestaltung ihrer Lieferungsbedingungen verändern. Bruno Güterbock. „Wenn doch ein Anglück in die Bücher käme!" (Ein frommer Wunsch aus dem 17. Jahrhundert) Vor jetzt 3V0 Jahren — anno 1635 — wurde zu Speyer der spätere Leibmedikus und Cammer- und Commercienrath I o h. Joachim Becher geboren, der ein sehr unruhiges Gelehrten leben führte, von Wien, wo er in Ungnade gefallen war, nach Haarlem, von Haarlem nach England gehen mußte, und im Jahre 1682 in London starb. Er war ein plänereicher Kopf, der unter anderem auch von der Schaffung einer Weltsprache (»Universal-Sprache«) und von der »Vereinigung des Rheins mit der Donau« träumte. Als Charakter soll er hartnäckig und rachsüchtig gewesen sein. Ein gewisser tempe ramentvoller Hauch weht jedenfalls auch z. B. durch die Ausfüh rungen, die er über die Verhältnisse im Buchhandel macht, den er als einen besonders gefahrvollen Handel erkannte. Wir finden diese Ausführungen in seinem Werke »Politischer Discurs von den eigent lichen Ursachen des Aufs- und Abnehmens der Städte, Länder und Nepublicken«, das im Jahre 1672 in 2. Auflage zu Frankfurt a. M. erschien. Den Begriff des Buchhandels faßt Becher insofern etwas weit, als er auch den Papierhandel mit eingeschlossen missen möchte, ja man kann fast sagen, auch den Lumpenhandel, da man ja damals Las Papier nur aus Lumpen herzustellen wußte. Mit dem Papier, sagt der Autor des »Politischen Discurses«, werde »ein großes negotium« sowohl in Frankreich als in der Schweiz getrieben, weil nämlich die Bevölkerung in diesen Ländern »guten Theils in Leinen gekleidet« gehe, wodurch sehr viel leinene Lumpen (wollene waren nicht er wünscht) zur Papierherstellung zur Verfügung ständen. Von Basel nach Frankfurt wurde zu jeder Messe ein »mächtiger« Papierhandel getrieben, und dieser Stoff sei eine »currente Waar«. Als ein wich tiges Stück des Buchhandels sieht Becher sodann die »Truckerey« an. Mit dem damaligen Zustand des Druckgewerbes in Deutschland war der Gelehrte ganz und gar nicht zufrieden. Obenan in der Welt standen in jenen Tagen die holländischen Drucker. Sie hielten auf gutes Papier, gute Lettern und gute Korrektur. Die Nachlässigkeit im dritten und letzten Punkt macht Becher seinen Landsleuten namentlich zum Vorwurf. Früher habe man auch bei uns die Kor rektur äußerst wichtig genommen gehabt. Das Amt des Korrektors war kein leichtes gewesen: Wies ein Druckbogen, gegen das Manu skript des Autors verglichen, auch nur drei Fehler oder vitirr auf, so mußte der Korrektor den ganzen Bogen bezahlen! Zur Hilfe des gelebrten Korrektors hielt man aber auch noch einen Lector, der ebenfalls dem Toktorenstande angehörte, wie ja auch die alten Drucker herren selbst hohe Bildung besaßen und in dieser Hinsicht allerlei von ihren Gesellen verlangen durften. Daß man diese Sorgfalt nicht mehr an die Korrektur wende, habe seine leidige Ursache darin, daß »der Bücher Handel in ein pol^poHum ge kommen« sei, daß es infolgedessen zu viele und zu wohlfeile Bücher gebe, die »Dannenhcro der Müh nicht lohnen, daß man kostbare Korreetores und gute Gesellen darauffshin) halte und genugsam be zahlt«. Täte man dieses, so müßte man auch mehr für die Bücher fordern dürfen. Als d i e deutsche Druckstadt nennt Becher Frank furt, wo nicht wenige »Trücker. Korreetorn, Schriftgiesser, Setzer« etc. von der schwarzen Kunst ihr Brot bezögen. Als einem anderen Hauptstück des Buchhandels wendet Becher sich dem Verlagsbuchhandel zu. Er heißt ihn einen »m i ß - 644 l i ch en«, einen »gefährlichen« Handel, bei dem man wohl bald reich, aber auch bald arm werden könne! Darum erteilt er auch allerlei gute Mahnungen zur Vorsicht. Namentlich soll der Ver leger nicht mit entlehntem Gelde arbeiten, denn man habe genug Beispiele dafür, daß in solchem Falle, wenn das Opus herauskäme, dem Verleger nicht ein einziges Exemplar gehöre, sondern daß er nur seinen Namen zu dem Geschäft gegeben habe, das ein Gauner an sich riß. Auch auf das üble »pol^polium«, auf den Mißstand, daß jeder mann Bücher herausgeben dürfe, kommt Becher wieder zu sprechen, und seiner Meinung nach konnte dem Buchhandel »nichts Besseres widerfahren«, als daß man zehn Jahre lang »nichts mehr trücken« täte, oder »daß s o n st ein Unglück in die Bücher käme«! Habe man doch gesehen, daß die »Feuers-Brunst im Earmeliten- Kloster zu Frankfort, darinnen viel taufend Traktaten verbrunnen«, mehreren Verlegern wieder »aufgeholffen« habe, weil sie die vernich teten Werke nun von neuem auflegen konnten! Zum Glück der Verleger gäbe es wenigstens auf einzelne Werke Privilegien. Kein Wunder, daß sie diese dann ausnutzten und ihre geschützten Bücher teuer verkauften. Wollte man ihnen dies ver wehren, so würde bald überhaupt kein Werk mehr erscheinen. Übrigens seien die Verleger auch so noch nicht einmal vor dem Nachgedruckt werden geschützt. Die Holländer z. B. seien gar nicht gewissenhaft in dieser Hinsicht. Gerade sie hielten sich nicht an die Privilegien, die deutsche Verleger in Holland erworben hätten. Trotz dieser und anderer mißlicher Zustände im Verlagswesen könne ein tüchtiger Mann, wenn er eine gute Materie bringe und kein Nachdrucker ihn schädige, durch den Verlag, ja »auch bißweilen nur durch ein eintziges Buch bald aufs die Beine kommen, gestaltsam der Kauffmanns- Merkurius (der Handelsgott) in keinem Dinge schier mehr als hierinnen variabel ist«. Als sehr erwünscht für den Verleger er achtete Becher eine gediegene Bildung. Der Verleger solle in der Be urteilung der ihm vorliegenden Werke nicht auf andere völlig an gewiesen sein. Wegen der zur Zeit herrschenden Urteilslosigkeit wandere manches gute Werk aus Deutschland fort und in die Hand ausländischer Verleger. Als die gangbarste Marktware seien natürlich Schulbücher, Bet- bücher, Haußbücher, Grilleu- oder Narrenbücher (Schwankbücher), auch »Liebesbüchcr« und Kalender anzusehcn. Denn der gelehrteste Autor müsse es sich uun einmal gefallen lassen, daß sein Werk langsamer abginge als Eulenspiegels Historien und Ähnliches. Dem Verleger aber lägen Kapital und Zinsen fest im Papier, »welches vor Feuer, Wasser und Nahen kostbar muß bewahret werden«. Ziemlich hilflos übrigens war man in jenen Tagen noch, was die Anpreisung und Bekanntmachung der vorhandenen Werke an betraf. So beklagt es Becher, daß in Frankfurt Tausende von »herr lichen Traktaten« lagerten, die sehr wohl Käufer fänden, wenn nur die Leute darum wüßten. Man sollte von diesen Frankfurter Vor räten doch einmal einen Katalog machen. Auch verweist Becher auf eine gewisse beiläufige Propaganda, die er für recht wirksam hielt. Manchmal mache man, so sagt er, von einem zu wenig noch be kannten Werke eine Anzahl von Exemplaren ganz absichtlich zu Makulatur und gäbe diese in die Läden, damit die Blätter »unter
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