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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 30.01.1930
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1930-01-30
- Erscheinungsdatum
- 30.01.1930
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- Deutsch
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25, 30, Januar 1930, Redaktioneller Teil, Börsenblatt f, d.Dtschn.Buchhandel. Die Hilfsmittel, ine heute dem einzelnen an die Hand ge geben werden, damit er in der neucrscheincnden Literatur auf dem laufenden bleibt, besprachen wir eingehend. So besonders die bedeutenden literarischen Zeitschriften in ihrer verschiedenen Art und Richtung und die wenigen brauchbaren Literaturgeschichten, soweit sie auch die moderne Lite ratur berücksichtigen. Hier besprach ich u, a, das kleine billige Büchlein des Reclamverlages von Paul Fechter, Deutsche Dich tung, das von vielen Teilnehmern bestellt wurde, ebenso die interessante Literaturgeschichte von Hans von Müller: Zehn Ge nerationen deutscher Dichter und Denker, die trotz des verhält nismäßig hohen Preises viele Interessenten fand. Sogar die wissenschaftliche Abhandlung von Guido Brand, Die Frühvollen deten, fand mehrere Interessenten, Es wurden auch Übungen angestellt, wie man die Bücherkritiken in den Zei tungen, besonders in der Frankfurter und Rassischen Zeitung, etwa benutzen kann, um über die Bücherproduktion des Jahres auf dem laufenden zu bleiben. Schließlich habe ich in allen meinen Kursen als besonders gutes Orientierungsmittel die Verlagskunde erprobt. Ich besitze eine große Sammlung der Kataloge aller führen den Verlage und bin durch das Entgegenkommen der meisten in der Lage, auch an Interessenten gleich die neuen Verlagskataloge abzugeben. Meine Erfahrungen aus den sechs Buchhändlcrfrei- zcitcn, die ich seit 1924 in Prerow veranstalte, haben mir hier besonders geholfen, die geistige und wirtschaftliche Situation des deutschen Verlages und Sortiments kennen zu lernen. Diese Verlagskunde hat sich bestens bewährt. Ich -besprach während des Sommerkurses bcispielswoisc an jedem Sonnabend an Hand mei nes Berlagsmat-crials Gesicht und Richtung -der Berlage, mit deren Werken wir uns die Woche über beschäftigt hatten. Die einzelnen Teilnehmer machten sich da Notizen, und ich versuchte, möglichst jeden einzelnen anzuregcn, die Produktion der betref fenden Verlage im Auge zu behalten, sich von seinem Buchhänd ler stets weitere Kataloge geben zu lassen. Die Vorkenntnisse in dieser Beziehung sind selbst bei Lehrern und Akademikern er staunlich gering. Auch über die großen und kulturell hochbedeut samen Verlage wissen -die wenigsten genau Bescheid, Hier müßte vom Verlag aus noch viel geschehen. In der ersten Abteilung des Sommerfcrienkurses (Proleta rische Dichtung und Soziale Literatur) besprachen wir zuerst Ar beiterdichter. Ich konnte, um eins herauszugreifen, für Heinrich Lersch's »Grüßenden Wald«, der sich besonders gut zum Borlesen eignet, nicht weniger als 10 Interessenten werben. Am Ende dieser Woche besprach ich alle Verlage, die Arbeiterdichtung her- ausgebracht haben, so u, a, Diederichs, bei dem seinerzeit die erste Generation der Arbeiterdichtung erschien, den Klotz'schen Verlag, der jetzt mit seiner Sammlung »Das proletarische Schicksal« sich ein Verdienst erworben hat. Hierbei kamen wir selbstverständlich auf das besondere Gesicht und die Art führender sozialistischer Verlage und besprachen die Richtung des Malik-Verlages, die politische Wirkung des Neuen Deutschen Verlages, des Inter nationalen Arbciterverlagcs, des Arbeiterjugendvcrlages. Für die Neuerscheinungen dieser Verlage, etwa Wera Figner, Nacht über Rußland, waren beispielsweise 11 Interessenten, für Ne- werow, Taschkent, die brotreiche Stadt, diese köstliche russische Jungcnsgcschichte 8 Interessenten festzustellen. Es wurde ver sucht, möglichst objektiv darzustellen, wie diese Verlage produ zieren, was für die sozialistischen sowohl wie für die nichtsozia listischen Teilnehmer unseres Kurses von Interesse war. Von neuem nationalem Schrifttum über Volk und Gemeinschaft wur den in diesem Kursus besonders Werke aus der Hanseatischen Berlagsanstalt, von Cotta (Winnig), dem Ring-Verlag u. a, be handelt, Es wäre übrigens wünschenswert, wenn recht viele Verlage hier ähnlich wie der Malik-Verlag und einige andere nichtsozialistische Verlage einen kurzen Abriß ihrer Verlags geschichte und ihres Verlagszieles in einer Art Handzettel dem Katalog beigäben. > In der zweiten Abteilung, wo ich die in diesem Jahr be sonders aktuelle Kriegsdichtung besprach, war das Interesse sehr rege. Ich baute diese Arbeitsgemeinschaft zweiseitig auf, besprach 94 die Kriegsdichtung einmal von Seiten der wirklich und echt natio nal empfindenden Schriftsteller, Besonders Ernst Jünger, für dessen Werke ich schon seit vielen Jahren werbe, fand hier viele neue Anhänger, Aus -der anderen -Seite besprach ich die kriegs gegnerische Kriegsliteratur, soweit sie Qualität hat. Hier konn ten beispielsweise von Johannsens »Bier von -der Infanterie« nicht weniger als 6 feste Bestellungen und 22 Interessenten fest- gestellt werden. Auch die Kriegsbücher des Insel-Verlages: Mottrams »Spanischer Pachthof« und vor allem das Rumänische Tagebuch von Carossa, fanden wie die entzückende Geschichte von Schlump des Kurt Wolfs-Verlages viele Freunde, Selbstver ständlich beschäftigten wir uns auch mit Renn und Remarque sowie mit Glacsers »Jahrgang 1902», Aber auch die weniger bekannten Nachkriegsromane, Robert Neuinanns '»Sintflut« und Bronnens -O, S.« fanden Interessenten. In der dritten Abteilung: expressionistische und jüngste Lyrik galt es zunächst, verschiedene Vorarbeit zu leisten. Da viele Kursusteilnehmer die neue Lyrik nicht kannten, wurden Übungen im Rezitieren von Gedichten veranstaltet. Man muß eben Ge dichte selbst zum Klingen bringen können, wenn man sie schätzen soll, Übungen, die wir mit August Stramms Tropfblut und ande ren Veröffentlichungen des Sturmverlages anstellten, erwarben der expressionistischen Dichtung, die mit Unrecht gegenwärtig ln Verruf kommt, neue Freunde. Auf der anderen Seite wurde -die neueste groteske Lyrik von Kaestner und Ringelnatz viel gelesen. Kaestners »Herz auf Taille« -und »Lärm im Spie gel« fanden zahlreiche Interessenten, ebenso Ringelnatz, »Aller dings», und besonders die billige kleine Ausgabe von Brechts Songs aus der Drcigroschenopcr, mit der sich der Gustav Kiepen heuer Verlag ein Verdienst erworben hat. Auch für die guten Anthologien neuester Lyrik des Gebrüder Enoch Verlages, des Propyläen- und des Rowohltverlages konnten Freunde gewor ben werden. In der vierten Abteilung wurde die moderne Prosa bespro- chen. Um die Kursusteilnehmer in die modernen Schilderungs- formcn einzuführen, wurden auch hier Übungen angestellt. Kleine Schildcrungsaufgaben wurden von allen Kursustrilnehmcrn schriftlich gelöst und gemeinsam besprochen. So fanden die ein zelnen von dem eigenen produktiven Versuch aus Zugang zu den Darstcllungsprobleinen moderner Situationen und Begebnisse. Die Sammlung des Reclamverlages »Junge Deutsche» und die »Anthologie jüngster Prosa« des leider nicht mehr bestehenden I, M. Spaeth-Verlagcs wurden eingehend besprochen, Ernst Glacsers »Fazit», Gottfried Benns »Gesammelte Prosa«, A, M. Freys »Missetaten», Pontens »Europäisches Reisebuch» und viele andere Bücher wurden hier behandelt. Es wurde auch besonders auf die pädagogische Bedeutung -der guten modernen Prosa für den Deutschunterricht hingewiesen. Wir versagten »ns nicht, einen Exkurs auf die zum großen Teil nicht mehr zeitgemäßen Schulbücher zu machen, wobei wir allerdings die Verdienste der modern eingestellten Verlage wie ettva des Hirt-Verlages, des Dicsterweg-Verlages, der Verlage Teubner und Beltz eingehend würdigten. Ein Buch wie Axel Eggebrechts »Katzen«, in dem das Wesen der Katze und des Katzenhaften in Erzählung wie Bild schmuck meisterhaft gegeben ist, konnte gerade Lehrern empfohlen werden. Die Werbung für dies Büchlein brachte trotz des ver hältnismäßig hohen Preises zwei feste Bestellungen und 8 Ver sprechen, sich die Sache bei dem Buchhändler später zu bestellen. Ich greife hier nur aus der Fülle meines statistischen Materials eins für vieles heraus'). Am Ende dieser beiden Abteilungen wurde besonders viel und eingehend Verlagskunde betrieben, um die Verdienste der Verlage zu würdigen, die heute unter wirtschaftlich schwersten Verhältnissen junge Literatur herausbrnigen, wie Reclam, Ge brüder Enoch, Weller L Co,, Universitas A.-G., Elynor Heidrich in Magdeburg, die C, H, Beck'sche Verlagshandlung, der Verlag Diederichs u, a. *) Den Verlegern stehe ich mit ergänzender Auskunst gern zur Verfügung,
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