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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1929
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- Deutsch
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X° 273, 26. November 1929. Redaktioneller Teil. Bvrseublatt f.d.Dtschn. Buchhandel. betreffenden Artikels mit großen Buchstaben gekennzeichnet worden, z. B. »Psychoanalyse« — »Wochenende« — »Astrologie« — »Pan- enropa« — »Sport« — »Anto« — »Radio« — »Film« usw. Von jedem dieser Schlagworte führt ein roter Faden auf ein Podium hinab, auf dem die zu den erwähnten Zeitungsartikeln gehörigen Literatnrgrnppen getrennt ansgestellt sind. Dnrch diese interessante Zusammenstellung und die gleichzeitige Zeitungskritik erreichen Sic die größte Beachtung und Aufmerksamkeit der Bnchinteressenten für Ihre Firma, denn die. erwähnte Ausstellung zeigt ja nicht nur wert volle Bücher, sondern sie weist auch in sehr eindringlicher Weise darauf hin, daß man in Ihrem Geschäft an der Arbeit ist. Für die Propagierung eines neuerschiencnen Romans eignet sich folgende Idee sehr gut: Man schlägt das ganze Fenster mit Plüsch oder Papier schwarz ans, sowohl Seitenwände als auch die Boden- släche. In die Mitte stellt man eine kleine Puppe in Gestalt eines Heinzelmännchens, die gerade damit beschäftigt ist, ein vor ihr liegen des Buch mühsam zu öffnen. Daneben steht eine kleine Tischlampe, deren Schein nur die lustige Szene beleuchtet und das übrige Fenster im Dunkel läßt. Ein Plakat nennt den Tjtel der Komödie im Kleinen: »Nächtliches Erlebnis . . .« Ich habe ausprobiert, daß aus einem solchen Fenster, in dem nur ein einziges Buch ansgestellt war, oft mehr verkauft wurde als ans dem umfangreichsten Stapelfenster. Natürlich ist es bei so exzen trischen Dekorationen von Vorteil, wenn man noch ein anderes Fen ster besitzt, in dem man als Kontrast eine reichhaltige Auswahl zeigen kann. Überhaupt ist es für diejenigen Firmen, die mehrere Schaufenster besitzen, empfehlenswert, ein Fenster ganz auffällig und originell zu dekorieren. Dadurch wird der Vorübergehende sich auch veranlaßt fühlen, die anderen Auslagen zu betrachten, selbst wenn diese keine »Sensationen« bringen, sondern reiche Auswahl aus allen Literaturgebieten. Das eine auffällig dekorierte Fenster dient dann hier als Blickfang für alle übrigen Auslagen. Handelt es sich darum, einmal ein besonders auffälliges Fenster mit leichterer oder antiquarischer Literatur zu zeigen, so empfehle ich die folgende Dekoration, die ich selbst bisher dreimal mit großem Verkaufserfolg ausgeführt habe, und zwar in Berlin, Bad Kissingen und München. An anderer Stelle ist sie meines Wissens noch nicht gebracht worden, also ist die Gelegenheit, sich von ihrem Werbeerfolg zu überzeugen, noch vorhanden! Man stellt an erhöhter Stelle des Schaufensters eine ganz ge wöhnliche Speditionskiste etwas schräg und vornübergeneigt so auf, als wäre sie gerade von einem Transportwagen heruntergestürzt. Die Kiste ist noch zur Hälfte mit Büchern angcfiillt, der andere Teil der Bände aber hat sich in bunter Fülle über das ganze Fenster ergossen. Alles liegt wirr und wahllos durcheinander, kreuz und quer, und jeder Passant wird denken, daß ein Malheur geschehen ist, bis sein Blick auf ein in der Luft hängendes Plakat fällt: »Die verunglückte Bücherkiste«. Besonders empfehlenswerte Ideen wären noch: »Der Geburts tagstisch der kleinen Jda (Bilderbücher)«, »Bücher, die wir nie ver gessen«, »Die Ehe im Roman«, »Aus Großvaters Bibliothek«. Zug kräftig erweist sich auch eine Dekoration unter dem Motto: »Zwölf Meister von heute«. Man stellt in diesem Fenster nur 12 Bücher aus, und zwar von 12 verschiedenen Autoren, die alle noch leben, und von denen jeder einem anderen Lande angehört. Bei jedem dieser Meister zeigt man sein bekanntestes Werk. Zum Schluß möchte ich noch einen Vorschlag für eine Ausstellung von phantastischer Literatur machen, auch für ein Sonderfenster mit Detektiv- oder Zukunfts-Romanen dürfte sich diese Idee sehr gut eignen. Man zieht über die ganze Rückwand des Fensters aus dicken weißen Wollfäden ein riesiges Spinnnetz, in dessen Mitte man eine aus Pappe hergestellte große Kreuzspinne (mindestens 40 em) bringt. Diese Spinne hält eines der zum regen Verkauf besonders gedachten Bücher, so, als wenn sie eben ein begehrtes Insekt gefangen hätte. Alle anderen Bände sind auf der Bodenfläche ausgestellt; sie werden nicht übersehen werden, denn das Schaufenster fällt infolge der grotesken Dekoration sehr stark auf. Man kann über das Ganze auch noch ein Plakat mit folgendem Text hängen: »Ein guter Fang . . .«. Wie Sic sehen, mit wenig Unkosten große Wirkung, denn auch darauf müssen wir ja bekanntlich achten, daß die Neklame- spesen nicht den Verdienst verschlingen. Vergessen Sie es also nicht, Ihr Schaufenster, sondern betrachten Sie es stets als das, was es ist, nämlich als einen der geistigen Mittelpunkte unseres Straßenlebens. Sie werden nicht schlecht da bei fahren, wenn Sie auf dieser Miniaturbühne dem Publikum in bunter Folge ernste und heitere Bilder aus der Welt der Bücher zeigen und immer wieder mit diesen Ausstellungen darauf Hin weisen: »Verehrtes Publikum, übersieh' uns, bitte, nicht! Hier sind Bücher — Bücher — Bücher!« Neue Musenkinder der Zunft. Von Kurt L o e l e. Bei Grethlein ist ein neues Buch erschienen: »Der halbe Mensch«, der Roman eines jungen Dichters, von Albin Zol ling er. Dieses Erstlingswerk wegen seines großen dichterischen Gehaltes und seiner herrlichen Sprache zu empfehlen und zu sagen, man habe cs mit einem Namen zu tun, der nicht schnell verklingen werde, möchte hier nicht am Platze sein. Denn dieser Antor ist nicht ein Musenkind unserer Zunft. Sein Buch hat aber insofern ein fachliches Interesse für uns Buchhändler, als der Träger der Hand lung, der junge Dichter, auch mit einem Verleger in Verbindung tritt und mit ihm eine bemerkenswerte Unterredung hat. Der Ver leger sagt unter anderm: »Gedichte verlegen wir grundsätzlich keine. Es bezahlt sich nicht, diese Rückstände irgendeiner Liebe, durchaus persönliche, wenn auch achtbare Manifestationen, der Öffentlichkeit zu vermitteln«. Es ist schon so: Was in gebundener Rede zum Lichte drängt, zerschellt am Nechcnexempel des Buchhändlers. Wenn heute Gedichte erscheinen, so liegen sie fern aller rein geschäftlichen Erwartung. Wahrscheinlich trifft dies auch auf die zehn wundervollen Sonette zu, die Fritz Fink, Weimar, unter dem Titel »Die große Mutter« (8°, 15 S., kart. Mk. l.—) im eigenen Verlag hcrausgegeben hat. Ein hohes Lied der Mutterschaft, den Begriff nicht eng in bezug auf den Menschen gefaßt, sondern auf das ge heimnisvolle Walten der Natur, der großen Allmutter. Tiefe der Empfindung, die formvollendeten Ausdruck findet, ist eins der -Hauptmerkmale dieser Sonettenreihe, von der wir wünschen, daß sie für unseren Bcrufsgenossen-Dichter den Boden der Anerkennung auflockern möge. Es muß heute schon mindestens ein Roman sein, den der Dichter zu liefern hat, wenn er den Lohn seiner Kunst und Arbeit in die Scheuer bringen will. Wir haben im Buchhandel schon allerlei Berufsgenossen gehabt, die auf diesem Gebiete Tüchtiges geleistet haben — ich erinnere nur an Paul Langenscheidt, der nichts weniger als ein Dilettant war. Auch Wolf gang Marken, hinter welchem Pseudonym ein Berufsgenosse steckt, hat es verstanden, sich zu entwickeln. Nicht daß er den hohen Himmel der »Literatur« auf dieser Jakobsleiter erklommen hätte. Auf halbem Wege liegt der Gebrauchs- und Moderoman, der Stilfertigkeit, Routine und »Tempo« erfordert. Die Masse des lesenden Publikums besteht aus Menschen, die keine Zeit mehr zur Besinnlichkeit haben und mit starken Effekten gefüttert sein wollen. Nicht daß Wolsgang Marken diesem Leser nun alle Konzessionen macht, die er erwartet. Aber er hat sich doch in seinen beiden neuen Büchern König Olafs Lied und Um Eva Wildes Erbe (8°, 287 u. 235 S., beide bei Oskar Meister in Werdau, Ladenpreis in Ganzleinen geb. je Mk. 4.50) dem Zeitgeschmack so angepaßt, daß es ihm um den Erfolg nicht bange zu sein , braucht. Was ihn vielleicht von anderen Autoren dieser Art unterscheidet, ist seine immer wieder zutage tretende rührende Liebe zum Kinde. Aber dieser Mitarbeiter des Verlages von Oskar Meister in Werdau steht nicht allein auf romanschöpferischcr Flur. Der Leiter dieses Verlages, Franz Arno Kalklösch hat seinem Roman Sohr, der Knecht wie weiland Jeremias Gotthelf seinem »Uli« eine Fortsetzung Sohr, der Herr (8°, 198 S., ebenda. Ladenpreis in Ganzleinen geb. Mk. 4.50) gegeben. Was von mir über »Sohr, der Knecht« in Nr. 270 vom 20. September 1928 dieses Blattes gesagt ist, daß Kalk lösch, der unter dem Pseudonym Arno Franz schreibt, der Träger einer im besten Sinne des Wortes volkstümlichen Erzählnngskunst sei, gilt auch von diesem Abschluß des bäuerlichen Romans. Es tut nichts zur Sache, daß Hanns Horst Aris Gründer und erster Vorsitzender des Aktionsausschusses zur Wahrung der Freiheit in Kunst und Schrifttum ist. Diese Freiheit ist ja doch nicht so sehr bedroht, daß die Welt mit »Aktionen« bedacht werden müßte. Bleibt also noch überflüssige Kraft und Zeit, vorhandene Anlage zur Fabulierkunst fruchtbar werden zu lassen. In einem mit dem Giftzeichen des Apothekers geschmückten schwarzen Karton steckt ein Büchlein: Gespenster-Grotesken (kl. 8°, 128 S., Hanns Horst Aris Verlag, Berlin. Ansg. Nr. 31—1200, Laden preis in Kassette Mk. 2.50, Ausg. L: Britten u. vom Autor signiert, Ladenpreis in Kassette Mk. 5.—). Aus einer humorvollen Vorrede geht hervor, daß der Autor selbst den Winkelhaken in die Hand ge nommen und sein Merkchen gesetzt sowie Einband und Vignetten entworfen hat. Dadurch, daß er es im Selbstverlag — die Stimme eines Freundes, die von Selbst m o r d verlag sprach, ist wirkungs los verhallt — erscheinen ließ, trat er ins Verlegertum ein und mag nun sehen, wie er darin zurechtkommt. Da er Phantasie hat und auch das Wort beherrscht, verdienen diese beziehungsreichen Fa- 1235
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