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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.11.1929
- Strukturtyp
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- 1929-11-26
- Erscheinungsdatum
- 26.11.1929
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- Deutsch
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VMubMMMMlltsäMViMaM Nr. 273 (N. 144). Leipzig, Dienstag den 26. November 1929. 88. Jahrgang. Redaktioneller TA Deutsches Buch im Ausland. Über das- derzeitig Schiiksal des deutschen Buches im Ausland sprach Relchstagsabgeorbneter Universitätsproseslsor vr. Georg Schreiber, Münster, anläßlich des 17. Kursus für Leiter von Volksbüchereien, der an der Zentrale des B-orro- mäus-Vereins in Bonn vom 7. bis 11. Oktober 1929 stattsand. Wir geben aus dem interessanten Vortrag soigen'de Gedaukengän'ge wieder: Das deutsche Buch gibt sich nicht bloss als Kullurerzeugnis des Inlandes, sondern ist auch in das Schaufenster der Welt- kultur gestellt. Es bezeichnet -gleichzeitig eine Verbindungs brücke zu den Volksgenossen des Auslanddeutschtums, aber es wirkt ebenso als eines der bedeutsamsten Instrumente der Aus landkulturpolitik. Im Zeitalter B i s m arcks dachte man kaum -daran, das -deutsche Buch geflissentlich und kulturpropagan distisch im Weltenraum zu verteilen. In -der Vorkriegszeit war eben der Sinn für die Weltgeltung des deutschen Buches noch wenig erschlossen. Man hatte damals in Deutschland mehr oder minder die Auffassung, der deutsche Welteinfluß werde im wesent lichen vom Politischen, sekundär vom Wirtschaftlichen her be stimmt. Man versäumte es, eine ausland kulturpoli tische Bilanz zu schaffen, in der geistige Werte, -kulturelle Faktoren,, kulturpsychologische Aktiva eingesetzt waren. Dieses loisser kaire, taissor aller liegt allerdings bis zu einem gewissen Grade in der ganzen seelischen Disposition des Deutschen verankert, der das Buch um seiner -selbstw'illen nimmt, mit jener Hingabe an das Objekt, die nach Paul de Lagavde -dem deutschen Wesen eigentümlich ist, während dem romanischen Genius der Sinn für das Nachleben der Schöpfung, für Kultur- Propaganda und für das Encyklopädischc stärker liegt. Doch hat der Weltkrieg -die Aufmerksamkeit -beachtlich dafür geschärft, daß dieser Krieg auch mit dem Einsatz geistiger Kräfte, mit psy chologischer Massenhaltung, mit Buch und Zeitschrift, mit Kunst und Theater, mit Film und Musik geführt wurde. Man lernt cs allmählich verstehen, daß Kultur-gesellschaften wie die Lllianeo krooeolso und wie die Theatcraufführungen der llomsckie krauen!.-,« einflußreicher waren als Osfizicrsbünde und 42 Zentimeter- Geschütze. Man weiß heute auch im Reichsverband der Deutschen Industrie, daß in -der Wirtschaftspropaganda um den deutschen Export nur dann die volle Wirksamkeit entfaltet werden kann, wenn sie durch großzügige Auslandkulturpropaganda, also durch Anslandschulcn, durch Sprachkurse, -durch studierende Ausländer in Deutschland, -durch Forschungsinstitute draußen gestützt wird. Dabei brauchen wir Deutsche di« geistig-kulturelle Außenwirkung stärker als Frankreich, denn 90"/» der Franzosen wohnen in Frankreich, dagegen weilen nur 60?? aller Deutschen im Deut schen Reich. In das langsam sich auffüllende und anreichernde System der deutschen Auslandkulturpolitik tritt auch -der deutsche Buch händler des deutschen Inlandes und des deutschen Auslandes. Er leistet draußen in Europa und in Ubersee kulturelle Bor- Postendicnste, genau wie der Wissenschaftler und Forscher, genau wie -der Direktor der Auslandschule oder wie die Leiter von Stickstoffwerken und Farbenfabriken, die im Ausland unter Be teiligung des deutschen Kapitals oder unter organisatorischer Führung deutscher Kaufleuts oder Ingenieure errichtet -sind. Die Frage nach der derzeitigen praktischen Auslandwirkung -des deut schen Buches ist jedoch nicht leicht zu beantworten. Die Aus fuhr st a t i st i k des deutschen Buches erfaßt die Ausfuhrziffern nicht völlig, da vieles unter Kreuzband ins Ausland gesandt wird. Dabei ist die Ausfuhrstatistik in sich trocken und kalt. Sie besagt noch nicht viel über die Psyche des auslanddeutschen Lesers. Sie weiß nichts von Übersetzungen deutscher Werke, die gegebenenfalls auf dem Umweg über das Französische oder das Englisch« südamerikanischen oder ostasiatischen Völ kern zugänglich gemacht werden. Die amtliche Ausfuhrstatistik wird -deshalb wertvoll ergänzt durch Mitteilungen, di« aus der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft (Deutsche Forschungs gemeinschaft), aus -der Zentralstelle für Deutsche Auslan-dbüchc- reien, aus dem Auslandausschuß des Börsenvereins der Deut schen Buchhändler zu Leipzig, aus der Deutschen Dichter-Gc- dächtnis-Stiftung und von anderen buchinteressierten Stellen fließen. Dazu treten Erfahrungen der Fachzeitschriften und Fach verbände, Referat« der Reichszentrale für naturwissenschaftliche Forschung, Beobachtungen von Einzclpersönlichkeiten und d« Berichte -der deutschen Auslandvertreter. Die Weltgeltung des deutschen Buches ist an sprachgeogra- phische Voraussetzungen gebunden. Die Stellung des Deutschen als B e r k e h r s s P r a che ist auf dem Balkan und in Osteuropa stark, hat aber nach dem Weltkrieg auch vielfach gelitten. In Bilbao hat man in den 3 letzten Jahren vergeblich versucht, Spanier für deutsche Sprachkurse zu interessieren. Die sehr ver dienstlichen und anregenden Ausführungen, die Thierfelder vom Standpunkt der Deutschen Akademie zur Sprach- vcrbrvitung des Deutschen machte, sind jedoch reichlich opti mistisch gehalten. Realistischer sieht der Deutschtumshistorikcr Beda Kleinschmidt, der in den nächsten Tagen ein zwei bändiges Werk über Auslanddeutschtum und Kirche hcransgibt (Münster: Aschendorff) und auch -die sprachgeographische Grund lage der deutschen Blutsverwandten jenseits der Reichsgrenzen behandelt. Günstiger ist das Deutsche als Wissenschafts- spräche eingebürgert. Die deutsche Buchproduktion hat im Jahre 1928 gegenüber 1927 um 10,4?? nachgelassen, eine Folge -der schweren wirt schaftlichen Verhältnisse. Gewiß steht Deutschland in der Buch erzeugung noch an der Spitze der Kulturstaatcn, in einem gerade zu ergreifenden Gegensatz zu seiner Entwaffnung. Italien pro duziert 6000 Bücher, die Vereinigten Staaten 10000, England 13200, das geistig -bewegliche Japan 18000, Deutschland dagegen 32000. Allerdings hat der Export des deutschen Buchhandels sehr nachgelassen. 1913 wurden 149 032 Doppelzentner ansgc- führt, dagegen 1928 nur 85 674 Doppelzentner. Es muß beson ders hervorgehob-en werden, daß Rückgänge in der Einfuhr des deutschen Buches in Belgien, in Norwegen, in Rußland, in Schweden, in den Bereinigten Staaten, besonders aber in Brasi lien, Chile und Argentinien zu verzeichnen sind. Manche An triebe kamen für das deutsche Buch aus dem Auslan-d- deutschtum, aber gleichzeitig hat auch eine literarische Ver kümmerung des auslanddcutschen Volkstums eingesetzt. Die jun gen politischen Nationalstaaten wie Polen und die Tschechoslo wakei überflügeln in der Buchproduktion in einem unaufhalt samen Vordringen bei weitem die ihrem Staatskörpcr angeschlos- scnen Minderheiten. Die Zahl der Übersetzungen des deutschen Buches müßte gemehrt lver-den. Hier könnte auch die Reichspolitik stärker, ohne der Freiheit der Wirtschaft irgendwie 1233
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