Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 03.05.1917
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1917-05-03
- Erscheinungsdatum
- 03.05.1917
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19170503
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191705030
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19170503
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1917
- Monat1917-05
- Tag1917-05-03
- Monat1917-05
- Jahr1917
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Redaktioneller Teil. 102, 3. Mai 1917. Ich will hier keinem Fcldbuchhändler Vorwürfe machen. Das System der Verleihung solcher öffentlichen Buchhand lungen an Großhändler und Verleger ist schuld an diesen Zu ständen. Ein Großunternehmer kann gar nicht anders han deln, will er auf seine Kosten kommen, als daß er die ganze Unternehmung allein von seinem geschäftlichen Standpunkte aus betrachtet. Die idealen Forderungen, die von immer weiteren Kreisen des Volkes immer stürmischer gestellt werden, kommen für ihn fast nur in der Form unangenehmer überwachungs- ocamten und Vorschriften zur Geltung. Solche Forderungen können aber nur dann gut und voll erfüllt werden, wenn ihre Erfüllung von willigen, ja, für ihr Amt begeisterten Män nern vertreten wird, die in keiner Weise entgegengesetzte ge schäftliche Interessen haben. Ich wiederhole init schärfster Betonung: keinem einwand freien Unterhaltungsbuch soll ein Blättchen verbogen werden. Nur die Gleichberechtigung der Freunde besserer und derjenigen minder hochstehender Literatur wird und soll und muß gefordert werden, und sic wird durchgesetzt wer den, gleichviel wer dagegen ist. Das Zutrauen, daß dies er reicht wird, darf man zu deutschen Männern, die eine gute Sache verteidigen, heutzutage unbedenklich haben! Nun hat der Generalquartiermeister die Durchführung dieser von ihm für richtig und notwendig befundenen Neu ordnung in die Hände des Börsenvcreins als des Vertreters aller deutschen Buchhändler gelegt. Es ist eine Ehrensache des Buchhandels, jedes einzelnen Buchhändlers, hier nicht zu versagen, die »befohlene Linie« zu erreichen mit Hurra und Feste druff! Unsre Kämpfer an den Fronten, die nach Berücksichtigung ihrer geistigen Bedürfnisse verlangen, können dies von uns erwarten. Ebenso wie die Ernährung mit Nahrungsmitteln nur da durch durchgefllhrt werden kann und konnte, daß sie aus den Händen zwar persönlich sicher meist vertrauenswürdiger, auch gutgesinnter Händler genommen und staatlich zentralisiert wor den ist, genau ebenso steht es mit der geistigen Verköstigung der Truppen. Nur so kann erreicht werden, daß Auswahl der Bücher und Versorgung der einzelnen Stellen unparteiisch unter ideelle Gesichtspunkte gestellt wird, unbeschadet geschäftlicher Rentabilität. Nur der reine Sortimenter leistet sei nem Wesen nach volle Gewähr für diese Unparteilichkeit, die Haupt-, ja einzige Grundlage aller öffentlichen Buch handlungen sein muß, wenn anders der Buchhandel seine heiligste Pflicht der Öffentlichkeit gegenüber erfüllen will. Nicht unerwähnt bleibe auch die Möglichkeit, die wir nicht, ja nicht unterschätzen wollen, daß, wenn der Buchhandel jetzt versagt, schließlich andere Gruppen und Mächte die Durch führung der in allen öffentlichen Buchhandlungen unbedingt notwendigen Neuordnung in eigne Hände nehmen könnten, und daß dadurch unter Umständen die Frage ideell und ge schäftlich in einem Sinne gelöst werden könnte, mit der der Buchhandel durchaus nicht einverstanden sein würde. Habe ich bisher von der Notwendigkeit gesprochen, daß der Buchhandel eine berechtigte Forderung der an Büchern interessierten Allgemeinheit erfüllt, so mögen zum Schluß noch einige Worte folgen über die außerordentlich wichtigen Folgen, die diese Gründung zu Nutz und Frommen des Buchhandels selber, und zwar für Sortiment und Verlag gleichermaßen haben muß und wird. Ich erinnere nur daran, daß in Krieg und Frieden die Bahn- hofsbnchhandlungen die gleiche Ausgabe erfüllen wie jetzt im Feld die Feldbuchhandlungen. Auch hier ist zu fordern, daß der in manchen Fällen geradezu traurige Zustand dieser Verkaufsstellen reinen Sortimentern zur Besserung übergeben wird, und zwar solchen, die das Vertrauen ihrer Vereine genießen, daß sie ihr Amt in würdiger und gerechter Weife verwalten werden. Man vergleiche doch solche Bahnhofs- bzw. Schiffsbuchhandlungen. die jetzt schon von angesehenen Sortimentern ge rn 8 leitet werden, mit — anderen! Man braucht nur hinzusehen und wird mir recht geben. Auch hier kann später die neue G. m. b. H. am richtigen Platze zur rechten Zeit einspringen und Segen wirken. Denn die Bahnhofsbuchhandlungen, wie jede konkurrenz los arbeitende öffentliche Handlung, sind mehr als irgend eine andere Stelle imstande, den Sinn und Geschmack des Publi kums zu leiten und zu lenken. Jeder erfahrene Kollege wird mir bestätigen, daß er schon Beispiele erlebt hat, die beweisen, daß ein zufällig gekauftes gutes Buch aus einem Gleich, gültigen einen Bücherfreund und guten Knnden machen kann. Seichte Kost wird selbst dem Kritiklose» bald fad — er wirst das Buch weg, und wenn er überhaupt den Büchern gegenüber einen Standpunkt hatte, so wird seine Achtung vor ihnen durch jenes nur vermindert. Das gulc Buch packt, wärmt, begeistert; sein Eindruck ist nicht mehr auszulöschen, es wirkt Wetter, und nicht nur der Käufer hat den Nutzen davon, sondern auch der Buchhändler, zu dem er geht, damit er ihm den neu erwachten Hunger stille! Selbst der Skeptiker — es sei denn, er sei anders herum interessiert — wird mir zugeben, daß dies keine Phrasen sind, sondern Sätze der Erfahrung, tausendfach bewährt. Diese Gründung, an der so ziemlich jeder unserer Berufs genossen finanziell interessiert sein wird, kann ja nur glücklich und segensreich wirken. Fälle, an die heute noch niemand von uns denkt, können über Nacht einireten, in denen wieder und wieder diese unsre G. m. b. H. den Boden für sofortige Hilfe bieten kann. Beispielsweise sei auch hier wieder unsre Münchner Kom- misstonsbuchhandiung erwähnt. Als wir sie gründeten, sprach ich dieselbe unbestimmte Hoffnung aus, manchem Zweifel be gegnend. Heute — 11l Jahr nach der Gründung — hat sie schon, und zwar innerhalb einer Woche nach Auf tauchen des Vorschlages, eine Bestellanstalt angegliedert, die dem Münchener Buchhandel eine wesentliche Erleichterung des Personalmangels bedeutet; zahlreiche Münchener Verlage, denen es an Leuten zu fehlen begann, übergaben ihr die ganze Aus lieferung; Fsldbüchereien, Versendungen für die Verwundeten bücherei, Versorgung von Lazaretten usw. richtete sie ein. Sie ist zum Rückgrat des Münchener Buchhandels geworden, der ein kollegiales Zusammenleben und -arbeiten gewonnen hat, wie wir es uns vor fünf Jahren niemals hätten tränmen lassen. Auslachen soll man mich in fünf Jahren schon dürfen, wenn diese vorgeschlagene G. m. b. H., wird sie sachgemäß gegründet und freudig geleitet, nicht dann genau so den Dank des gesamten deutschen Buchhandels ernten wird, wie jetzt schon unsre »Müko«. Vor eine Entscheidung von gar nicht zu überbietender Wichtigkeit ist der deutsche Buchhandel gestellt. Versagen und Leisten wird gleichermaßen Folgen haben weit hinaus, das elftere zum Schlechten, die Leistung zum Guten. Deutscher Buchhändler, werde hart! Die Ostermesse steht vor der Tür! 8io kbockus! Unserer Heeresleitung haben wir noch immer getrost und unbesorgt folgen können. Gehen wir den Weg, den sie uns wies l Korporation der Wiener Buch-, Kunst und Musikalienhändler. Auszug aus dem Protokoll der Sitzung der außerordentlichen Korporalionsversammlung vom 2. April 1917, 6 Uhr abends. Vorsitzender Herr Heinrich Dachauer. Anwesend die Herren: Artaria, Bayer (Wilh. Frick), Ber- mann, Bertö, A. von Braumüller, vr. Breitenstein, Czerny (Lch- mann L Wentzel), Deubler, Diegcl, Dorfmeister, Dub (Bos- worth L Co.j, Eickhoser -Verein christl. junger Männer), Eisler, Eisenstein, Engel (Urania), Entzmann, Feith, Frankfurter, Gagi- nelli (Blaha), Gradmann (Gesellschaft für vervielfältigende Kunst), Hanaczek (B. Herder), Heck, Heller, Hertzka (Universal- Edition), vr. S. Herzig (Kosmos), Heydtmann (Wiener Volks buchhandlung), Oskar Ritter von Hölder, Kindermann, Kirsch,
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder