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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1932
- Sprache
- Deutsch
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MMMflw-mDeiMlM ViMoM Nr. 178 (R. 82). Leipzig, Dienstag den 2, August 1932, 99. Jahrgang. RedMümMerTÄ Die andere Seite. Eine ungehaltene Rede. Meine Herren Kollegen vom Sortiment! Das Börsenblatt hallt wider von Ihren beweglichen und nur allzu berechtigten Klagen über den erschreckenden Umsatzrückgang seit Januar d, I, Es droht wieder einmal eine Art Panikstimmung im deutschen Buchhandel auszubrechen, die osfenbar auch nicht allein durch die kräftigen Sprüche der Ausrichtung und des Zuspruchs zu bannen ist, mit denen das Börsenblatt neuerdings in dankens werter Weise seinen redaktionellen und Anzeigen-Teil würzt. Bei der Erörterung der bedrohlichen Lage steht naturgemäß nicht so sehr im Vordergrund, was an diesem Niedergang schuld ist, als vielmehr, wer oder was zur Überwindung der Notzeit helfen soll. Und da erhebt sich immer wieder der Vorwurf gegen den Verlag, er verschlimmere das Elend des Sortiments durch die rigorosen Maßnahmen, mit denen er sich bemühe, seine Forderungen einzuziehen. Er in erster Linie müsse in einsichts voller Weise dem Sortiment dadurch Helsen, daß er die verein barten Zahlungsziele verlängere, insbesondere auch bei Be nutzung der BAG, daß er von der kostspieligen Einklagung über- sälliger Beträge absche, daß er wieder in stärkerem Maße bedingt liefere usw,! Ganz abgesehen davon nun, daß die Forderung einer Kredit erweiterung als eine eigenartige Zumutung erscheinen muß, wenn sie gleichzeitig mit der Feststellung erfolgt, daß nur eine verschwindend kleine Auswahl der Buchhandlungen im Deutschen Reiche noch einige Monate lang durchhalten wird, steht hinter einem solchen Appell der etwas naive Glaube, daß es nur von der Einsicht und dem Großmut des »großen Bruders« Verlag allein abhängt, solche Wünsche zu erfüllen. Gewiß und Gott sei Dank gibt es auch heute noch eine große An zahl sicher fundierter und vorsichtig geleiteter Verlags- sirmen. Aber der gläubigen Zuversicht, »der Verlag« in seiner Gesamtheit sei wirtschaftlich so stark, daß es nur aus seinen guten Willen ankomme, »das Sortiment« in seiner Gesamtheit durch Krsditmaßnahmen ausrechtzuerhalten, muß angesichts der rauhen Wirklichkeit doch einmal widersprochen werden! Wie sieht es denn in den Verlagskontoren aus in einer Zeit, in der das Sortiment Tageseinnahmen von RM 5.— bis höchstens RM 30,— feststellt — Einnahmen, die vielleicht zu einem guten Teile noch aus Nebenzweigen oder Lagerverkäufen stammen? Ist auch nur mit einiger Wahrscheinlichkeit anzu nehmen, daß sich die fast vollkommene Absatzstockung im Verlag weniger als im Sortiment fühlbar macht? Ist es nicht in Wirk lichkeit vielmehr so, daß der Be.rlagsumsatz noch geringer ist als der des Sortiments, weil letzteres einen nicht geringen Teil seiner Verläufe aus seinem Lager bestreitet? Nach den Fest stellungen des statistischen Berichts des Börsenvereins wies im l, Vierteljahr 1932 vor allem das Bestellgeschäft des Sorti ments ein beträchtliches Minus aus. Der Umsatz, der in anderen Jahren im Verlag durch den Absatz seiner Neuig keiten erzielt wurde, fällt diesmal säst völlig aus — das Sorti ment, beschränkt in seinen Mitteln, mißtrauisch und pessimistisch gegenüber der weiteren Entwicklung der Lage, enthält sich aller Lagerbestellungen, und der Verlag — von den wenigen Firmen abgesehen, die aktuelle Literatur pflegen — muß dieser Situation Rechnung tragen und seine Produktion auf das Mindestmaß ein schränken, Die fixen Kosten aber, die sich — genau wie beim Sorti ment — unter eine gewisse Grenze nicht senken lassen (Miete, Gehälter), sie gehen weiter und wirken sich im Verhältnis zuin schwindenden Umsatz immer belastender aus. Dazu kommt, daß der Verlag trotz gewaltsamer Einschränkungen der Produktion (1, Halbjahr 1931 5973, 1. Halbjahr 1932 4757 Neuig keiten nach den erstmaligen Ankündigungen im Börsenblatt) immer noch gewisse Herstellungsvetpflichtungen zu erfüllen und so neben den laufenden Unkosten und den Kosten der Lebens haltung aus den geringen Eingängen Honorare, Druck- und Papierrechnungen abzudecken hat. Wie soll er aber seine Liefe ranten bezahlen, wenn seine Abnehmer seine Mahnungen mit der Forderung nach Krediterweiterung erwidern? Den vom Sortiment bekanntgegebenen Um'satzrückgängen ließen sich unschwer Ziffern aus dem Verlag entgegenhalten, deren Höhe weit größer, ja geradezu erschreckend groß ist. Gegenüber 1931 — von 1930 ganz zu schweigen! — ist ein Absatzausfall von 50 und teilweise von 60—75 vom Hundert zu verzeichnen, und wenn der Verlag auch im allgemeinen leiden gelernt hat ohne zu klagen, so muß doch in der buchhandlerischen Öffentlichkeit einmal auf diese Lage hingewiesen werden, -damit nicht immer wieder der naive Glaube Nahrung erhält, der Ver lag könne mehr Kredit geben, wenn er nur wolle! Wie die mei sten anderen Berufszweige in Deutschland lebt er z, Zt, — wie lange schon und wie lange noch? — von der Substanz, d, h, er verzehrt die Eingänge aus den Außenständen und aus dem ge ringen Lagerverkauf, ohne die Möglichkeit der Bildung von Ersatz- Vermögenswerten zu haben. Wer kann es ihm unter diesen Um ständen verdenken, wenn er daraus drängt, seine längst über fälligen Forderungen (Saldi aus der Jahresrechnung 1931, Schulbücherlieferungen usw,), die immer notleidender zu werden drohen, nunmehr hereinzubekommen, da er sie doch zur Aufrechk- erhaltung seiner Existenz benötigt? Neue Außenstände entstehen ja infolge des geringen Umsatzes im Sortiment ohnehin nur in kaum nennenswertem Umfange, Soll und darf die Abdeckung dieser vielen kleinen Posten hinausgezögert und verschleppt wer den, und ist dem Sortiment mit einer solchen Maßnahme, die ihm die Erkenntnis seiner wahren Lage nur erschwert, wirklich zu helfen? Es bedeutet eine Verkennung sowohl des Zweckes wie der Machtmittel der buchhändlerischen Organisationen, wenn von manchen Seiten erwartet wird, hier müsse der Börsenverein ein greisen, er müsse dem Sortiment die dringend erforderliche Kre diterweiterung beim Verlag erwirken. Kein Verein kann über die Taschen seiner Mitglieder verfügen und sie zu finanziellen Zugeständnissen zwingen. Seine Tätigkeit muß sich vielmehr darin erschöpfen, zu gegenseitiger Rücksichtnahme im Rahmen des Mög lichen, dessen Ausmaß überall verschieden sein wird, zu mahnen. Das aber hat sowohl der Börsenverein wie der Verlegervcrein immer und immer wieder getan, und sicherlich ist ein solcher Mahnruf nicht ungehört verhallt. Schließlich sind wir alle Ge schäftsleute und aufeinander angewiesen — welches Interesse soll der Verlag daran haben, seinen Geschäftsfreunden im Sortiment das Leben schwer zu machen, wenn er sieht, daß er sich damit schließlich nur selbst schadet? Die Entscheidung darüber aber, ob und in welchem Umfange der einzelne Verleger dem einzelnen Sortimenter Krediterleichterungen gewähren kann, kann nicht der Börsenverein und ebensowenig der Deutsche Ver- S8S
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