1822 iX" 79, 3. April 1935. Künftig erscheinende Bücher. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. 2n Nürze wird erscheinen: Friedrich Nietzsche und die Frauen seiner Zeit von Elisabeth Förster-Nietzsche l)r. k. c. Ltwa röo Selten 8°. Geheftet etwa RM 4.-, leinen band etwa RM 4.80 Das Thema des vorliegenden Buches ist schon mehrfach behandelt worden, aber überwiegend belletristisch, psychologisch oder psychoanalytisch. Nunmehr ergreift die Schwester Friedrich Nietzsches selbst das Wort und stellt in systematischer Drdnung und Vollständigkeit dar, welche Frauen Nietzsche gekannt hat und mit welchen er umging. Wir gewinnen einen Überblick über alle die großen und kleinen Dinge, welche zwischen ihnen und ihm verhandelt wurden. Gegenüber aller subjektiven Ausdeutung der sogenannten Psychologen werden wir durch das Buch Frau Förster-Nietzsches zunächst einmal mit den Sachen selbst bekannt. In der so geschaffenen reinlichen Atmosphäre gewinnen Gestalten wie z. B. Losima Wagner und Malwida von Meysenbug, die im Hinblick auf Nietzsche nur ganz nebelhaft vor uns standen, plastische Umrisse. Auch von der Familie Nietzsches, überhaupt von der Gesellschaft und den Frauen der zweiten Hälfte des 1 y. Jahrhunderts berichtet dieses Buch aus den Tatsachen Geschöpftes. So lernen wir aus ihm die wohltuende menschliche Umgebung kennen, aus der Nietzsche stammt. Für den gebildeten Laien wie auch für den Forscher ist die lebendige und auch anziehende Schilderung der weiblichen Bekanntschaften Nietzsches, insbesondere aus seinen letzten gesunden Zähren, von hohem wert. Line eigentümliche Stimmung wird jeden ergreifen, der von all den Unterhaltungen und Begegnungen dieser gebildetsten und aus den besten geistigen Nreisen stammenden weiblichen „guten Europäer" mit dem Philosophen liest. Ls gibt wenig Schilderungen, in welchen uns Nietzsche so sehr auch im Äußerlichen alles Zufälligen entkleidet er scheint. Wer vom Menschen Nietzsche etwas wissen will, der muß zu diesem Buche greifen, das sich die Ausgabe gestellt hat, diewahrhastigkeit und Linfachheit derSeele Nietzsches auch ungelehrten Männern und Frauen nahe zubringen. Den Schluß machen Briese Nietzsches an Frauen, von denen viele das erste Mal veröffentlicht werden, von besonderer Bedeutung ist ein Brief an Tosima Wagner, in welchem Nietzsche der „Meisterin" andeutet, daß er seine Basler Professur aufgeben wolle, um sich ganz in den Dienst Bayreuths zu stellen, von besonderem Interesse sind natürlich alle Briefe aus den letzten Zähren, manche von einer unvergleichlichen Schönheit. Lrwähnt seien noch die vielen kleinen Linzelzüge aus dem Leben Nietzsches, die reizvoll das Ganze beleben. T L.H.Seck'sche Verlagsbuchhandlung München und Berlin