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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 18.04.1935
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1935-04-18
- Erscheinungsdatum
- 18.04.1935
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- Deutsch
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X- 92, 18. April 1935. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Ttschn Buchhandel. verstaubte Mottenkistengeneral von einst ist, sondern das; er wie alle anderen Stände einsatzbereit seinen Volksdienst in SS, SA, HI und BDM versieht. Aber es mutz doch einmal ausgesprochen werden: daß für uns Buchhändler die Arbeit an der geisti- gen Ertüchtigung unseres Volkes, an der ständigen Ausweitung seines weltanschaulichen, seelischen Raumes, unser heißes Bemühen um eine Deutsch- machungunserer Volksgenossen, die sie gegen alle Verfallseinflüsse unempfindlich macht, gerade heute die vornehmste und dringlichste Art des Volksdien st es sein und werden muß! Gerade heute, wo uns Buchhändlern durch das Kulturkammergesetz ein wichtiger Ab schnitt in der Volksfront anvertraut ist, wo wir mit wichtigsten kultur politischen Ausgaben vor allen anderen Ständen beauftragt sind! Damit, daß wir das bedeutsamste Schrifttum der Bewegung und ihrer Gliederungen kennen und ins Volk tragen, kann unser politischer Auftrag nicht erfüllt sein! Diese Dinge verstehen sich am Rande! Dahinter steckt in allen Fällen schon ein solcher Einsatz der einzelnen Stellen, daß es kaum noch besonderer buchhändlerischer Bemühungen bedarf. Um dieses selbstverständliche Elementargut allen Volksschichten in der notwendigen Streuung nahezubringen, bedürfte es keines eigenen Auftrags an den buchhändlerischen Stand! Aber das weite Gebiet des allgemeineren Schrifttums: die s ch ö n g e i st i g e n Werke, Bücher, dieunsdie Welt- und Lebensbetrachtung lehren, die uns das Wissen von geschichtlichen, vorgeschichtlichen, volkskundlichen, rassischen und geistig-künstlerischen Zusammen hängen vermitteln, die uns die organisch-biologi schen Wurzeln unserer natürlichen Umwelt er läutern, die uns üb erhaupterstalsEinzelmenschen in begreifbare, verpflichtende Verbindung zu allen Lebensformen und -äußerungen unseres Volkes und Landes, unseres Erdteils und zum , Schluß unserer ganzen irdischen Lebenssphäre bringen, — das ist es, was dem Buchhändler als eigen st es Aufgabengebiet zugewiesen wurde. Hier sind ihm Führungsfähigkeiten zugesprochen, die er zu rechtferti gen hat! Unter diesem Blickpunkt muß man es wiederholen: es sieht mit dem Nachwuchs noch keineswegs so aus, daß man der eines Tages von uns verlangten Rechenschaft mit dem sicheren Bewußtsein rundum gefestigter Grundlagen ruhig entgegensehen könnte. Was soll man zu Jungbuchhändlern sagen, die im Jahr drei oder fünf Bücher lesen und dann noch ein paar Minuten Nachdenken müssen, um wenigstens die Titel dieser kümmerlichen Auslese zusammen zubringen? Oder dazu, daß ein Lehrling in löblichem Eifer zwar wöchentlich drei bis fünf Bücher vornimmt, sie aber sämtlich nur »anliest« und kein einziges wirklich einmal ganz in sich aufnimmt? So notwendig fiir den Sortimenter der »Fluch« des Anlesens leider ist, so gefährlich ist er doch, wenn dahinter nicht eine feste, sichere Grundlage wirklich »erlesener«, bestimmter Anschauung steht, von der aus man es sich dann ruhig gestatten kann, hier- und dorthin flüch tige Abstecher zu machen, weil man ein verläßliches »Gerippe« hat, in dem man dem Angelesenen einen ihm zukommenden Platz anweisen kann. Aber ohne dieses »Gerippe« — das ruhig je nach Artung des einzelnen so oder so aussehen kann, nur eben überhaupt da sein muß — führt meiner festen Überzeugung nach die endlos betriebene Technik des »Nuranlesens« auf die Dauer wirklich zu einer Ver standes- und Urteilsverwirrung und geistigen Vertrottelung ohne gleichen! Ganz allgemein und grundsätzlich: der junge Buchhändler liest viel zuwenig!!! Fast ebenso allge mein wie das Zuweniglesen ist ein M a n g e l an Denk- und Sprachbeherrschung festzustellen, so daß in den meisten Fällen eine genaue, gründliche und fachlich richtige Wiedergabe von Buchinhalten, auf die doch der Kunde rechnen muß, nicht oder nur sehr umständlich möglich ist, — von einer aufmunternden, verlockenden, lebendigen Heranbringung des Stoffes an den Käufer ganz zu schweigen. Was man zu hören bekommt, ist fast stets allgemeines, unverbindliches Gerede, das mit vielen Worten vor dem — meistens noch verdammt hellhörigen! — Kunden verschleiern möchte, daß man im Grunde über das zur Rede stehende selber nichts weiß! Von einem eigenen Erlebnis- und Denkvorgang ist selten etwas zu spüren! Und gerade das muß künftig immer stärker verlangt werden! Auch von Lehrlingen! Die Sprachbe Handlung, das Sprachgefühl und dieErkenntnis unserer besonderen Verpflich tung gegenüber unserer deutschen Muttersprache lassen sehr zu wünschen übrig! Daß ein Werk »Werte aufzeichnet« statt »aufzeigt«, und daß einer Werbe»m a tz- rege ln« durchführt statt Werbe »m a ß n a h m e n«, sei nur als Beispiel angeführt. Ebenso behauptet ein Lehrling in seiner schrift lichen Arbeit, daß an seinem Orte fünf Buchhandlungen seien, von denen nur eine »aggressiv« sei, wobei ihm natürlich das Wort »aktiv« vorgeschwebt hat. In einer anderen Arbeit heißt es: »Die neuen Köpfe der Behörden werden besucht«! »Zu besonderen Festlichkeiten (!) wie Ostern und Weihnachten . . .« Oder ein weiblicher Prüfling schreibt: »Da müssen alle Kräfte zur Befriedi gung der großen und kleinen Kunden herangezogen werden!« Ein anderer stellt fest, daß die »Bagkosten in keinem Objekt zum Ver hältnis stehen!« Flüchtigkeitsfehler? Eben das sollte mit dieser Auslese h e r a u s g e st e l l t werden! Wie denken z. B. Kollegen über einen Lehrling, der im Nahmen seiner Arbeit sagt: »Tie allergrößten Fortbildungsmöglichkeiten liegen im Rundfunk«!? Oder über eine junge Buchhändlerin, die eine an sich durchaus geschickte Arbeit über die Werbemöglichkeiten des Sortimenters mit dem Satz beendet: »Bei Ausnutzung aller ge nannten Möglichkeiten wird der Sortimenter feststellen, daß der Er folg in keinem Verhältnis zur aufgewandten Mühe steht«! Bums. Eines leisen Lächelns konnte sich der Ausschuß allerdings nicht er wehren, als er in einer Arbeit »Wie stelle ich Titel über ein be stimmtes Thema fest?« den klassischen Satz fand: »Ich will nicht alle Nachschlagemöglichkeiten aufzählen, da jeder Sortimenter selber weiß, wie viele es deren gibt«! Und gerade das hätten wir so gern von der jungen Kollegin gewußt! Diese kleine Auswahl mag geniigen, Bctriebsführern und Jungkollegen zu zeigen, wie sehr es doch gerade für einen Buchhändler ans richtiges Durchdenken seiner Aufgaben und auf eine sorgliche, gepflegte Sprachbehandlung ankomwt! Wer soll denn um Gottes willen ein geschliffenes Deutsch reden, wenn nicht in ersterLinie derStand, dem die Betreuung des gedruckten Sprach gutes unseres Volkes als Berufspflicht obliegt! Noch ein paar Worte zur Prüfung von Verlagslehr lingen. In den beiden von uns zu prüfenden Fällen sah sich der Ausschuß außerstande, das Zeugnis einer bestandenen »Buch st ä n d l e r gehilfenprüfung« zu erteilen. Beides waren ganz typische Fälle für eine Sonderausbildung auf einem Teilgebiete des Verlags- buchhanöels, auf dem allerdings den beiden Betroffenen gute Kennt nisse ausdrücklich bescheinigt werden konnten. Aber alles, was über dieses Sondergebiet hinausging: mochte es andere Arbeiten des eigenen Hauses, mochte es Zusammenhänge ähnlich gerichteter Verlage oder gar eine Verlagsknnde im allgemeinen oder den Zwischenbnchhandel, die Vorgänge in Leipzig, das wesentliche Schrifttum unserer Zeit oder was sonst immer betreffen, war weder in großen Zügen noch gar in wichtigen Einzelheiten bekannt. Vor jeder Handelskammer würden diese beiden Lehrlinge wahrscheinlich ihre Prüfung als V e r- lagsspezialisten mit Auszeichnung bestehen, aber für eine b n ch h ä n d l e r i s ch e Prüfung reichte es eben nicht aus. Ver la g s le h r l i n g e n, d i e noch nicht von der kommenden Vorschrift: daß jeder Lehrzeit im Verlagein Jahr Sortimenterlehre vorausgehen muß, erfaßt wer den, i st dringend eine etwas erweiterte Überschau über g c s a m t b u ch h ä nd l e r i s ch e Dinge an zu raten, wenn sie eines Tages als wirkliche Verlagsbuch- händlerund nicht nur als t e ch n i s ch e V e r l a g s a n ge- st e l l t e ihre Prüfung ablegen wollen. Dann noch etwas zu den L e i st u n g s u n t e r s ch i e d e n zwischen Lehrlingen verschiedener Herkunft. Was die Vorbildung an langt, so ist vielleicht festzustellen, daß Abitur und Besuch der Buch händlerlehranstalt nicht in allen Fällen um so bessere Leistungen im Gefolge haben müssen. Was die Verschiedenheit der Wirkungsstädte betrifft, so besteht bei den thüringischen Verhältnissen natürlich, wie anderswo auch, in kleineren Orten die Gefahr einer unfreiwilligen Gesichtskreisverengung. Aber wenn die Anlagen und Grundlagen des Kleinstadtlehrlings gut und richtig sind, wird eine Erweiterung des Denk- und Lebensrahmens ja im Ernstfälle keine Schwierigkeiten machen. Im Kreise des Prüfungsausschusses wurde da von Karl Liesegang, der von der »Waterkant« stammt, ein Vorschlag ge macht, der immerhin der Überlegung wert wäre: er schlug vor, so wie es bei den Seeleuten Patente für große und kleine Fahrt gebe, auch für den Buchhändler in kleineren Wirkungskreisen, deren voll- buchhändlcrischem Einsatz ja naturnotwendig engere Grenzen gezogen sind, bei einem bestimmten buchhänölerifchen Mindestwissen - das aber nicht allzu bescheiden bemessen sein dürfte, jedoch praktisch für diese Aufgabe ausreichte — gewissermaßen ein Buchhändlerpatent für »kleine« Fahrt auszustellen, während die Erfordernisse zur Er langung des Patentes für »große« Fahrt wesentlich höher zu bemessen wären. Inhaber des »kleinen« Patentes könnten dann bei ent- 317
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