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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 12.01.1915
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- 1915-01-12
- Erscheinungsdatum
- 12.01.1915
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senblalt lmdMEeBuchlumdel Nr. 8. Leipzig, Dienstag den 12. Januar 1915, A^'l d ib M. Stellengesuche werden mit 10 'Pi,, pl'v je'MWffW^r)Mlpzi^ 82. Jahrgang. Redaktioneller Teil. Redaktion oder Schriftleitung? Es war vorauszusehen, daß sich unmittelbar nach Neujahr einige eifrige Puristen mit der Anfrage einstcllen würden, warum wir, die wir doch selbst wiederholt für die Vermeidung unnötiger Fremdwörter eingetreten sind, nach wie vor uns »vornehm« als Redaktion bezeichnen, statt uns in eine »simple« Schrift« leitung zu verwandeln. Zur Unterstützung ihrer Beschwerde ha« ben einige Einsender auf die im Dezember 1914 erschienene Num mer 12 der »Zeitschrift des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins« hingewiesen, in der ein Herr Eberhard König unter dem Titel: Grundsätzliches zur Frage »Redaktion oder Schriftleitung?« mehr temperamentvoll als wissensbeschwert für die Einführung des deutschen Wortes anstelle der bisherigen Bezeichnung eintritt. Man wird Wohl nicht in der Annahme fehlgehen, daß gerade Be weisführungen dieser Art einer größeren Wirkung der an sich durchaus löblichen Bestrebungen des Allgemeinen Deutschen Sprachvereins hindernd im Wege stehen. Denn sie lassen nicht nur das Verständnis für das Recht der Sprache und ihre Ent wicklung vermissen, sondern entfernen sich auch weit von der Aufgabe des Vereins, die seinerzeit sein Gründer, Herrmann Rie gel, in dem Satze umschrieben hat: »Kein Fremdwort für das, was gut deutsch ausgedrückt werden kann«. Es würde sich also in dem hier zur Erörterung stehenden Falle darum handeln, ob Schriftleitung, Schriftleiter als voll gültiger Ersatz für Redaktion, Redakteur angesehen werden kann. Wie Herr König behauptet, »bedeutet« das Wort Redaktion an sich nichts, »Innerhalb der deutschen Sprache .bedeutet' nämlich kein Fremdwort etwas. Es ist ein Zufallsgebilde von Lauten, das uns Deutschen nichts, gar nichts zu sein braucht; denn unsere deutsche Sprache weiß von der lateinischen nichts, deren Wort stämme gehen sie nicht das geringste an. Welcher Lateinkenner aber denkt, wenn er das Wort ausspricht, an reäiAera und dessen reichen Sprachgebrauch? Und sollte er das närrischer Weise ja tun, genügte das, ihm den ganzen Sinn dessen zu erschließen, was wir unter Redaktion, Redakteur verstehen?« Der lebendige Gebrauch, der Vorstellungsgchalt lasse sich »genau« so mit jedem beliebigen anderen Worte verbinden. Bei diesem Gedankengange ist es nur natürlich, hieran bie Frage zu schließen, warum »das ausgezeichnete Wort Schriftleitung« dann nicht als Ersatz da für dienen könne, da es »sogar an sich schon Kennzeichnendes aussagc, das durchaus nicht ,sad und farblos' ist«, »Fad und farblos ist allemal nur das Fremdwort, ist naturnotwendig jedes Fremdwort,« Was manche für dessen »Farbe und Würze« hiel ten, sei nur Schein, beruhe auf einem Seh-, einem Denkfehler, Warum »allemal« nur das Fremdwort und »naturnot wendig« jedes Fremdwort »fad und farblos« sein soll, werden vor allem diejenigen nicht verstehen, die zu einem Fremdwort nur dann greifen, wenn ihnen ein charakteristisches deutsches Wort nicht zur Verfügung steht, um klar und ohne Umschreibung einen Gedanken restlos zum Ausdruck zu bringen. Nach unserem Dafürhalten liegt der Denk- oder Sehfehler nicht auf seiten derer, die es für wünschenswert halten, daß Wort und Begriff sich möglichst decken, dem Worte selbst also so viel als angängig von der Vorstellung entnommen werden kann, die mit dem Be griffe verbunden wird. Dabei ist es völlig gleichgültig, ob es sich um deutsche oder fremde Bezeichnungen handelt, ob das Wort von Hause aus, d, h. in den Tagen seiner Entstehung, von demselben Vorstellungsgehalt erfüllt war oder damit erst im Laufe der Zeit ausgestattet wurde. Da die Vorstellungswelt, das Bild, das ein Wort auslöst, bei jedem Menschen je nach seinem geistigen Horizont verschieden ist, so wird man schon aus diesem Grunde diejenigen Wörter bevorzugen, die an sich eine stärkere Gemeinschaftlichkeit der Vorstellung Her vorrufen, weil in ihnen bereits andeutungsweise die Elemente liegen, die sie mit dem Begriffe in Verbin dung brachten. Was ein Wort in allen seinen Beziehungen bedeutet, mutz freilich jedem einmal gesagt werden, der seine Vorstellungen nicht dauernd der Kinderstube entnehmen will, ganz gleich, ob es sich um ein deutsches oder um ein fremdes Wort handelt. Daher wird auch jemand viel früher und ge nauer wissen, was Prügel sind, als was er sich unter einem Re dakteur vorzustellen hat, Rur wer nichts von dem Werden einer Sprache weiß, nichts von ihrem Leben und ihrer Geschichte, wird in den ein zelnen Wörtern ein »zufälliges Buchstabennebeneinander« erblik- ken und glauben, ein Wort von heute aus morgen durch ein neues ersetzen zu können. Es mag ja schließlich belanglos sein, ob jemand weiß, daß das Wort Redaktion in die Gruppe der von aZere abgeleiteten Wörter gehört, aber es ist zur Fest stellung seiner Bedeutung nicht gleichgültig, daß der Begriff des Ordnens und Einrichtens, nicht der der Leitung, das Hauptmerk mal seines Wortsinns bildet. Aus diesem Grunde kann Schrift leitung, Schriftleiter auch nicht als vollgültiger Ersatz für Re daktion oder Redakteur angesehen werden. Denn wenn es auch nicht nötig ist, daß ein Wort die ganze Reihe der Tätigkeitsvor stellungen einschlietzt, die im Laufe der Zeit mit ihm verbunden worden ist, so wird doch kein Wort als Ersatz angesehen werden können, das zwar den Vorzug hat, deutsch zu sein, sich aber durch aus nicht mit dem über Nacht verpönten Fremdwort deckt, sondern eher zu Jrrtümern oder falschen Vorstellungen Anlaß gibt. Ein Redakteur kann ein Schriftleiter sein, wenn man das Wort ein mal gelten lassen will; in Hunderten von Fällen ist er es jedoch nicht, sondern hat nur die ordnende, bessernde Hand, an die ihm anvertrauten Manuskripte zu legen und mit der »Leitung« selbst nichts zu tun. So kann man Wohl von einem Verlagsredakteur oder einem Redakteur am Brockhausschen oder Meyerschen Kon versationslexikon reden, wird sich aber nichts oder höchstens etwas Falsches bei einem Schriftleiter an diesen Unternehmungen den ken können. Mithin wird das Wort nicht dem Begriff gerecht und kann eher über die damit verbundenen Tätigkeitsvorstel lungen irreleiten als zu ihnen hinführen. Wie soll zudem der »Redaktionelle Teil« des Börsenblattes in Wort- und sinngemäßer Anlehnung an diese Umtaufe bezeichnet werden? Etwa »Von der Schristleitung ausgehender Teil«? Es ist demnach nicht zutreffend, wenn Herr König meint, das Wort Schriftleitung sage »an sich bereits so viel, daß sich jeder, der Deutsch versteht, annähernd eine Vorstellung von der Tätigkeit eines Schriftleiters machen kann — was ein Redakteur ist, mußte ihm eines Tages gesagt werden. Dieser unmittelbar verständliche Wortsinn kommt dem Vorstellungsgehalt des Fremd- Wortes ohne weiteres entgegen, zwanglos kann ihn also in seiner Gesamtheit das neue Wort erben«. Vorläufig ist das Wort Redak- 37
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