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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 29.07.1944
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- 1944-07-29
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- 29.07.1944
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Die Festsitzung d. Gutenberg-Gesellschaft Die Mainzer Gutenberg-Gesellschaft trat am 5. Juli zu ihrer 43. Festsitjung, verbunden mit der Generalversammlung, zusammen. Sie hat auch im vergangenen Jahr eine rege Tätigkeit entfaltet. Das Gutenberg-Jahrbuch 1944 wird zusammen mit dem Jahrbuch 1945 als Doppelband erscheinen. Besonders erfreulich gestaltete sich im letjten Jahr die Mitgliederbewegung. Die Kassenverhältnisse der Gesellschaft haben sich durch Verkauf älterer Publikationen besonders günstig entwickelt. Dadurch ist die Fortführung der früheren Aufgaben in erweiterter Form nach dem Kriege sichergestellt. Wie Oberbürgermeister Ritter bekanntgab, hat der Vorsitjende der Deutschen Gesellschaft für Goldschmiedekunst zwei Ehrenpreise von je 5000 RM gestiftet. Während der eine davon alljährlich am 1. Oktober für die zwei besten Goldschmiedearbeiten des Jahres zu gleichen Teilen verlieben werden wird, ist der andere für das beste Buch des Jahres über die Goldschmiedekunst ausgesetjt. Der Preis wird im ersten Nach kriegsjahr erstmalig und dann fortlaufend jeweils in der Festsitjung der Gutenberg-Gesellschaft zu gleichen Teilen an Verfasser und Heraus geber des Buches verliehen werden. Der Gutenberg-Gesellschaft ist das Schiedsgericht über die Verteilung des Preises übertragen worden. ln seiner Festrede sprach Dr. Lange-Offenbach, der Verfasser des Werkes „Das Buch im Wandel der Zeiten“ über das Thema „Der Buch handel in der Frühdruckzeit“. Die Ausführungen stellten Auszüge aus seiner Geschichte des Buchhandels dar, die im wesentlichen abge schlossen ist und demnächst erscheinen wird. Die Frage des Buchhandels und seiner Entwicklung ist, so führte Dr. Lange aus, bislang wenig von der geschichtlichen Forschung behandelt worden, obwohl 6ie einen wesentlichen Teil der Buchgeschichte darstellt. Schon für Gutenberg und seine ersten Nachfolger ist die verlegerisch-kaufmännische Über legung nicht minder wichtig gewesen wie die technische Frage des Druckes. Da die Buchdrucker meist nicht genügend eigene Mittel hatten, auch kaufmännisch nicht immer erfahren genug waren, schlossen sie Sozietäten mit Geldmännern, von denen sich manche dann verlegerisch in dem Unternehmen betätigten. Zum Vertrieb der Bücher wurden Diener eingestellt, die bestimmte Bezirke zu bereisen hatten. Manche von ihnen haben sich später als sogenannte „Buchführer“ selbständig gemacht. Die häufig auftretende Bezeichnung „Buchführer“ ist ein nicht eindeutig gebrauchter Begriff, da unter ihm sowohl Verleger wie Sortimenter, Groß- wie Kleinhändler, ja auch Drucker verstanden werden. Im allgemeinen handelt es sich bei den Buchführern aber um Kleinhändler, die wohl an ihrem Wohnsitje auch einen Laden unter hielten, ihre Bücher aber vornehmlich auf Reisen vertrieben, die sie oft in 6ehr entfernte Gegenden führte. In den Städten suchten sie Kundschaft, i.ndem sie durch Hand- und Anschlagzettel ihre Ware an priesen. Anfangs des 16. Jahrhunderts aber hört diese Vertriebsmethode auf, da die Buchführer einmal inzwischen eine feste Kundschaft er worben hatten und zum anderen auch das Bücherlager zu umfangreich gewordet^war. Neben kleinen „Buchträgern“ gibt es zahlreiche bedeutende Buch händler im 15. und 16. Jahrhundert, die ein beträchtliches Geschäft ent wickelten. Als das „Verstechen“ auf der Messe (Frankfurt a. M. und Leipzig), also der Tausch von Buch gegen Buch bzw. von Bogen gegen Bogen aufkam, mußten sich die Kleinhändler vielfach auf den Verlag eigener Werke legen, um eine tauschfähige Ware und damit den großen Vorteil dieses „bargeldlosen“ Geschäftsverkehrs zu haben. Verlegerisch hatten es die ersten Wiegendrucker noch leicht, da die Zahl der in Frage kommenden Verlagswerke infolge des damaligen Lebenszuschnittes nicht groß war. Aber bald zwangen die schnellwachsende Zahl der Buch drucker und vor allem der skrupellos gehandhabte Nachdruck zu genauer verlegerischer Überlegung und Planung, um durch beschleunigten Um- satj der Gefahr des Nachdrucks möglichst vorzubeugen, denn dieser war es vor allem, der von den frühesten Anfängen an bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts dem Buchhandel schwer zu schaffen machte. Dr. Lange behandelte im einzelnen Fragen, die für den Buchhandel der Früh druckzeit von entscheidender Bedeutung ware.n: Eintreibung der Außen stände, Rabatt- und Kreditwesen, die Wichtigkeit der Messe, besonders der zu Frankfurt a. M., die als einzige europäische Buchmesse von inter nationaler Bedeutung war, wohingegen sich die Leipziger Buchmesse er6t langsam entwickelte; den Abrechnungsverkehr zwischen Verlag und Sortiment;• den Papierhandel, der von manchen Verlegern be trieben wurde; die Transport- und Verpackungsfrage, die bei den schlechten und gefährdeten Verpackungsverhältnissen eine große Rolle spielte (die Bücher wurden in Fässern verpackt verschickt!); den Messe katalog, der 1564 erstmals gedruckt und von Georg Willer zu Augsburg herausgegeben, seitdem ständig erschien und ein wichtiges bibliogra phisches Hilfsmittel wurde; die Konkurrenz der Buchbinder, die in vielen Städten nicht allein mit gebundenen Büchern handelten, sondern den ganzen Buchhandel für sich beanspruchten; die schwere vcrlege- risdie Krisis, hervorgerufen durch die Reformation, die völlig neue Forderungen an das Buch und seinen Vertrieb stellte; schließlich das Autorenhonorar, das Dedikationswesen und anderes mehr. Aus den Ausführungen ergab sich, daß alle wesentlichen Einrich tungen und Gebräuche des Buchhandels von heute bereits in der Früh druckzeit begonnen oder durchgeführt wurden, daß aber die voll kommene Organisation des ßudihandels eine Errungenschaft des letjten Jahrhunderts ist. Vor allem Urhebcrschutj, Preis- und Rabattregelung haben erst im 19. Jahrhundert ihre bindende Form erhalten. An Hand von treffenden Zitaten zeigte Dr. Lunge auf, daß für viele der großen Verleger des 15. und 16. Jahrhunderts trotj ihrer meist schweren wirt schaftlichen Lage die ideelle Seite, also die Pflege des guten Buches und seine Verbreitung, nicht minder wichtig war als die materielle. Wissenswertes Harzbund-Mundartdichter in Ilsenburg Nach alter Tradition hatten sich auch in diesem Jahre (27. Juni) wieder die Mundartdichter des Harzbundes im Gauheimatwerk in Ilsen burg zusammengefunden, um durch Lesungen einen kurzen Einblick in das Mundartschaffen des letjten Jahres zu geben. Der Bürgermeister empfing die Gäste im Rathaus, der Ortsgruppen leiter überbrachte die Willkommensgrüße der Partei und der Vor sitjende des Harzbund-Zweigvereines begrüßte seine Kameraden im Namen des Harzbundes. Im Anschluß daran fanden die Dichterlesungen rm Rahmen eines Heimatabends statt. Geburtstage Der vor allem durch seine markanten Bauernköpfe über seine Hei mat hinaus bekannte elsässischc Maler und Dialektdichter Gustav Stoß kopf konnte in diesen Tagen geistig und körperlich frisch seinen fünf undsiebzigsten Geburtstag begehen. Stoßkopf entstammt einer altein gesessenen elsässischen Familie, und hat von seiner Volksverbundenheit in seinen Bildern und seinen Bühnenstücken von je Kunde getan. Als Träger einer wertvollen Doppelbegabung konnte Stoßkopf seine Schaf fenskraft auch auf dem Gebiet der Dialektdichtung wirksam zur Geltung bringen. Das von ihm mitgegründete Elsässische Theater (heute Straß burger Volksbühne) hat zahlreiche seiner ausgezeichneten, von echtem Lustspielgeist erfüllte Stücke aus der Taufe gehoben. Der bekannte Graphiker und Kunstforscher L. R. Spitjenpfeil ist am 3. Juli siebzig Jahre alt geworden. Er wurde in Michelau geboren und bat als Schriftkünstler zahlreiche neue Schreib- und Druckschriften geschaffen. Spitjenpfeil ist als Heimatforscher weit über die Grenzen des Frankenlandes bekannt; er war unter anderem langjähriger Mitarbeiter der Schülerzeitschrift „Jugendlust“. In diesen Tagen wird der Literat und Übersetjer Dr. Georg Goyert in Witten sechzig Jahre alt. Goyert schrieb ein grundlegendes Werk über Pierre Loti, verfaßte auf Grund von Liebesgeschichten des französischen Mittelalters eine Psychologie der Liebe in französischer Auffassung, wirkte an der von Georg Müller begonnenen Flaubert-Ausgabe maß gebend mit und betätigte sich mit großem Erfolg im flämisch-deutschen Kulturaustausch. 1917 erschienen seine flämischen Sagen, Märchen und Legenden und 1918 „Flandern im Spiegel seiner Sagen“. Professor Ernst Bertram wurde am 27. Juli 1884 in Überfeld ge boren, studierte in Bonn, München und Berlin Germanistik, Geschichte und Kunstgeschichte, promovierte 1907 mit einer Arbeit über Stifters Novellentechnik und habilitierte sich nach längerem Münchener Aufent halt 1919 in Bonn. Seit 1922 ist er Professor der deutschen Sprache und Literatur an der Universität Köln. Von seinen wissenschaftlichen Wer ken ist vor allem das 1918 erschienene Buch über Nietjsche, das den Untertitel „Versuch einer Mythologie“ führt, berühmt geworden. Dem niederdeutschen Humor verdankt das deutsche Schrifttum manche Kostbarkeit. Tief in ihm verwurzelt ist Alma Rogge, die am 24. Juli 1894 in Rodenkirchen an der Weser zur Welt kam. Der größte Teil von Alma Rogges Werk ist in Plattdeutsch geschrieben. Sie begann mit Bühnenstücken in der Mundart ihrer Heimat und mit einem Band plattdeutscher Erzählungen „Sine“ (1930). Ihre Bühnenstücke sind in Niederdeutschland sehr beliebt und werden dort oft gespielt; für das Drama „In de Möhl“ erhielt sie bei einem Wettbewerb den ersten Preis. Für ihre vortrefflichen Erzählungen aus dem Leben der Schiffer und Sielwärter ihrer heimatlichen Marsch- und Moorlandschaft „Leute an der Bucht“ (1935) erhielt sie im Januar 1936 den Literaturpreis der Provinz Hannover. Todesfall Der elsässische Dialektdichter Ferdinand Bastian ist in Straßburg im Alter von siebenundsiebzig Jahren gestorben. 1889 erschienen seine ersten Dialektdichtungen und er entwickelte sich von da ab zu einem der fruchtbarsten Volksdichter seiner elsässi«chen Heimat. Das Elsässische Theater, das heute als Straßburger Volksbühne wieder mit gepfleeten Vorstellungen hervortritt, verdankt dem Verstorbenen eine stattliche Reihe wirksamer Stücke. Personalnachrichlen Todesfall: Herr Kommerzienrat Jacques Bettenhausen, der in diesem Jahre sein achtundsiebzigstes Lebensjahr vollendet hätte, ist am 6. Juli in Röhrsdorf bei Königsbrück gestorben. Durch eine mehr als fünfzig jährige verdienstvolle Pionierarbeit im Buch- und Zeitungsvertrieb hat er bahnbrechend gewirkt. Vor allem wurde von ihm der Bahnhofsbuch handel aufgebaut, den er zu seiner heutigen großen Bedeutung gebracht hat. Er ist mit einigen Berufskameraden auch der Gründer des Vereins Deutscher Rahnhofshuchhändler. Ilauptsdiriftleitcr: Dr. Hellmuth L a n g e n b u c h c r , Schömberg. — Stellvertr. tl. Hauptschriftleilcrs: o r g v. Kommeritidl, Leipzig. — Verantw. Anzeigen- Icitcr: Walter Herfurth, Leipzig — Verlag: Verlag des Bürienvereim der Deutschen Buchhändler zu Leipzig. — Anschrift der Sdiriftleitung und Expedition: Leipzig C 1, PostsdilicBfadi 274/75. — Druck: Brandstetter, Leipzig C 1. Dresdner Straße 11. *) Zur Zeit ist Preisliste Nr. 11 gültig! 134 Börsenbl. (. d. Dt. Buchh. Nr. 59, Sonnabend, den 29. Juli 1944
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