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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1933
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1933-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1933
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- Deutsch
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X- 188, 15. August 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. sich in grundlegendem Irrtum über die Wirkungsmöglichkciten jeder Werbung. Wenn die weitaus besseren Bücher von Jünger, die früher erschienen waren, oder andere Bücher, die später kamen, diesen Erfolg nicht hatten, obwohl für die zuletzt genannten der Boden durch Remarque vorbereitet worden war, so liegt das nicht am Fehlen der Propaganda oder am Fehlen materieller Gesichts punkte. Vor allem aber ist der Riesenerfolg von Remarque eine Bestätigung des Satzes, daß ein großer Bucherfolg durchaus nichts über den inneren Wert des Buches aussagt, der angeblich bei ein heitlicher Rabattstasselung »allein maßgebend« für den Vertrieb werden wird. Welch eine Verkennung geistiger Grundtatsachen, welch eine Überschätzung wirtschaftlicher Gesichtspunkte! Zum Teil »Selbsthilse« des Abschnitts »Ordnung» ist zu sagen, daß das Streben nach übermäßigem Ausbau des Versicherungs wesens heute glücklicherweise nicht mehr zeitgemäß ist. Es wider spricht dem Kampfcharakter der neuen Weltanschauung, die Siche rung der Existenz des Einzelnen übermäßig in den Vordergrund zu stellen. Wirwünschennicht, daß das Leben zu einem Auf enthalt in einer Versicherungsanstalt gemacht wird. Das wäre ein Standpunkt, der aus den überwundenen, klassenkämpferischen An schauungen kommt, die den Leistungsfähigen und Arbeitsfreudigen mit den Lasten der Fürsorge für den Ungeeigneten und Faulen bestraft. Deutscher Sozialismus ist etwas ganz anderes! Nachdrücklich zustimmen kann man der Forderung, daß die Meldestelle des Börsenvereins mit besonderen Vollmachten aus zustatten ist. Es kann von dieser Zentrale aus sehr viel produk tive Arbeit für den Buchhandel geleistet werden, dies aber nur dann, wenn man sie von den notgedrungen bürokratischen Hem mungen befreit, die ihr die bisherige Organisation des Börsen vereins auferlegt hat, für die jedoch einzelne Persönlichkeiten nicht verantwortlich gemacht werden können. (Ich hebe das ausdrücklich hervor, weil man heute bekannterweise dazu neigt, die Schuld einer Generation einzelnen Angehörigen dieser Generation aufzuladen.) Propagandamaßnahmen können nicht von einem »Ausschuß» be schlossen werden, besonders nicht von einem Ausschuß von Ver tretern verschiedener Interessen. Dieser Ausschuß darf höchstens beratende Stimme haben, die Entscheidung aber muß bei dem Leiter der Werbestelle liegen, der jadoch für ihre Maßnahmen auch verantwortlich gemacht wird. Wenn dann außerdem der Werbcstelle genügend Geldmittel zur Verfügung gestellt werden, wird der Buchhandel bald mit Erstaunen merken, was sie leistet. Der gesamte Jahresetat der Werbestelle war zur Zeit meiner Tä tigkeit in ihr (und das wird heute nicht anders sein) nicht so groß wie die Summe, die der Börsenverein für eine einzige Kantate versammlung auszugeben bereit war. Natürlich ließe sich eine bücherkundliche Zeitschrift schassen, die für das Sortiment ein Orientierungsmittel ist und gleichzeitig auch den Bücherkäufer beraten könnte. Man wird sich aber im Sortiment darüber klar sein müssen, warum gewisse Werbezeit schriften eine so geringe praktische Wirkung haben. Wenn die Be sprechung oder Schilderung von Büchern abhängig gemacht wird von der Ausnahme von Inseraten über diese Bücher, wenn schließ lich sogar der redaktionelle Text von den Verlagen geliefert und (etwa in der Form, daß der Raum für die Illustration zu be zahlen ist) finanziert wird, so ist es natürlich möglich, derartige Werbczeitschristen dem Sortiment spottbillig zu liefern. Aber Geld und Arbeit des Sortimenters wäre dann wahrlich besser für andere Dinge angewandt. Solche Werbemittel müssen jede Werbe maßnahme in Verruf bringen, denn sie können keinen Erfolg haben und man schließt dann von solchen Mißerfolgen auf dis Aussichten auch jeder anderen Werbung. Es ist bezeichnend, daß die Bibliotheken angefangen haben, besondere Informations dienste zu schaffen, und daß auch sonst Ansätze zu einer völligen Abkehr von dieser Art von Werbezeitschriften gemacht werden. Zu dem Absatz »Planmäßiger Dienst« eine grundsätzliche Be merkung: Ist die »vernünftige« Regelung aller wirtschaftlicher Abläufe soviel wertvoller als das Bestreben, der lebendigen Dy namik der Einzelpersönlichkeit Spielraum zu lassen? Um beim Konkreten zu bleiben: offensichtliche Nachahmung bestehender Werke z. B. ist schon heute zur Genüge unterbunden; wenn aber in Zu kunft ein unzulängliches Werk durch ein besseres ersetzt werden kann, selbst auf die Gefahr hin, daß dieses bessere einige Züge hat, die dem unzulänglichen ähneln, soll dieses Werk dann unterdrückt 612 werden? Welches Gremium von Bürokraten wird darüber ent scheiden, ob es zweckmäßig sei, ein solches Werk zu veröffentlichen? Oder glaubt man, daß Leute, die im praktischen Leben stehen, also Verleger und Sortimenter, sich für derartige Aufgaben hergeben? Es wird gerade den Jungbuchhändlern verständlich sein, wenn ich hier etwas ausspreche, was man leicht als Geschwafel bezeichnen kann: Es gilt, dem Lebendigen Raum zu schaffen und es wachsen zu lassen, und es gilt zu vermeiden, daß lebendige Ströme in be tonierte Ufer gezwängt werden. Warum eigentlich muß Doppel arbeit vermieden werden? Und was soll z. B. dadurch erreicht werden, daß »zweimal im Jahr offizielle Kataloge des BDB. herausgegeben« werden? Wird es nicht auch in Zukunft so sein, daß dann die Rücksicht, die die Organisation als solche nehmen muß (denn vor der Organisation sind alle Mitglieder gleichbe rechtigt) zu einer Verwässerung dieses Katalogs führt, weil jener Verleger auf Grund seiner Größe stärkere Berücksichtigung ver langt als dieser? Und seine eigenen Werke hält wahrscheinlich jeder Verlag für gut oder notwendig, denn sonst hätte er sie kaum herausgcbracht. Unter einem offiziellen Katalog des Bundes Deut scher Buchhändler kann man sich nur ein grausliches Durcheinan der vorstellen, und dieses Ergebnis ist naturnotwendig und wäre der Bundesleitung durchaus nicht anzukreidcn, denn der BDB. ist eine wirtschaftlich-ständische Organisation. Die kulturelle und geistige Ordnung unterliegt anderen Instanzen. (Auch hier übri gens verrät bezeichnenderweise der Verfasser die alleinige Aus richtung seiner Arbeit auf die schöne Literatur!) Warum soll aus den verschiedenen Zeitschriften des Buch handels eine einzige gemacht werden? Muß es nicht vielmehr dem BDB. in höchstem Maße erwünscht sein, daß gewisse Fragen, die in der offiziellen Zeitschrift, dem bisherigen »Börsenblatt», aus vielerlei Gründen nicht behandelt werden können, zu denen die Bundesleitung zunächst auch noch keine Stellung nehmen kann, weil sie noch ungeklärt sind, vorerst auf einer anderen Plattform zur Aussprache kommen? Wenn die betreffenden Probleme so weit durchgcarbeitet sind, daß eine Entscheidung getroffen werden kann, dann ist es immer noch Zeit, in der amtlichen Zeitschrift auf sie einzugehen. Warum aber überhaupt, selbst wenn nicht einmal derartige sachliche Gründe für die Beibehaltung der Vielfältigkeit sprechen würden, diese Vielfältigkeit nur aus dem vorbehaltlosen Glauben an die Notwendigkeit der Vereinfachung durchführen? Man stelle sich nur einmal vor, daß alle Ströme, die Deutschland durchfließen, daß Rhein, Weser, Elbe, Oder, Weichsel in ein ein ziges Bett gezwängt würden — was würde aus der deutschen Landschaft werden? Wenn man in Zukunft nur alle künstlichen Dämme niederreibt, alle Hindernisse, die das deutsche Leben aus seiner Richtung zu drängen suchen, zertrümmert, allem Schädi genden seine Wirkungskraft zu nehmen versucht, so wird alle deutsche Geistesarbeit mit der unwiderstehlichen Gewalt strömenden Wassers ihrem naturgegebenen Lauf folgen und in das Meer ein münden, dem sie zugehört: in unser Volkstum. Erhard Mittel. Es ist nicht ganz leicht, zu dem Aufsatz des »Jungbuchhänd lers« Stellung zu nehmen. Denn er enthält, wie der Verfasser am Schluß selbst betünt, lediglich Entwürfe und Anregun gen, während von den weiteren Diskussionsrednern nun anschei nend konkrete Vorschläge erwartet werden. Gleichzeitig hat sich der Autor aber eine gewisse Rückendeckung gesichert, indem er sich gegen ein »Zerreden und Verzerren» seiner Ausführungen wendet, Begriffe, die sehr weitgehend fein können und leicht jede gegenteilige Ansicht von vornherein ausschließcn. Vielleicht wäre es richtiger gewesen, selbst a priori eine fester begrenzte Position zu beziehen; man hätte diese dann entweder besser mitverteidigen oder aber schärfer gegen einzelne Bastionen anrennen können. So wird sich leider ein gewisses Aneinander-Borbeireden kaum ver meiden lassen. Doch nehmen wir die strittigen Punkte der Reihe nach vor. ä. Ausbau. Wie der »Buchhandlungsgehilfe« auf der ersten Seite seiner Juni-Nummer sehr richtig schreibt, sind die diesen Absatz betreffen den Vorschläge zum großen Teil bereits überholt. Selbstverständlich
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