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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 15.08.1933
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- 1933-08-15
- Erscheinungsdatum
- 15.08.1933
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.V l88, tö. August 1833. Redaktioneller Teil. Aller durchsetzen, und jugendlicher Tatendrang, begeisterte Bereit schaft muß sich durch Einsatz in der harten Wirklichkeit erproben und beweisen können. Doch wäre es Mißachtung von Reife und Erfahrung, wollte man dis Führung und Verantwortung unge- rschterweise ebenso sehr dem Jüngling wie dem Manne auf erlegen. Auch auf die Frage, wer in Zukunft als Buchhändler angesehen werden soll, versucht der Aufsatz Antwort zu geben und es verdient sicherlich betont zu werden, daß diejenigen, die nur Kapital im Buchhandel investieren, keine Buchhändler sein können. Ständige, praktische Arbeit im Buchhandel muß eins Voraussetzung für die Aufnahme in den Berufsstand sein. Ferner wird eine buchhändlerische Ausbildung und deren Abschluß durch eine Prüfung zur Bedingung für die Aufnahme in den Berufs stand gemacht, wobei neuartig ist: I. daß das sogenannte -Volon- tär«wesen ausgeschaltet werden soll (gerade auf diesem Wege wurde das Gesetz oft umgangen, und verkappte Lehrlingszüchterei betrieben); 2. daß für die Lehrzeit eine feste Regel aufgestellt wird; 3. daß die Lehrzeit durch ein Werkjahr ergänzt werden soll, wo durch die Gesamtausbildungszeit für Buchhändler sich auf wenig stens zwei, höchstens vier Jahre erstrecken würde. (Die Versiche rung der Lernenden würde sicherlich am besten wie bisher im DHB. erfolgen.) Praktisch würde die Ausbildungszeit also in den meisten Fällen um ein Jahr verlängert, und zwar durch Schaf fung neuer Arbeitsgebiete! — wodurch der buchhändlerifche »Arbeitsmarkt« um einen ganzen Jahrgang des Nachwuchses er leichtert würde. Bei einer solchen Regelung müßte man sich nur über eins klar sein: Für denjenigen, der erst später — und zwar als Unternehmer — zuin Buchhandel kommt, früher vielleicht einen ganz anderen Beruf ausübte, müßte eine Bestimmung das Tor zum Berufsstand der Buchhändler offen halten, etwa derart, daß die Aufnahme nach einer zweijährigen Tätigkeit im Buchhan del auch ohne Ablegung einer »Gehilfcn«prüfung erfolgen kann, wenn der zuständige Kreisverein die Aufnahme empfiehlt. Die bisherige Diskussion über die Einführung einer Kon - z e s s i o n s P f li ch t für den Buchhandel vermeidet in den mei sten Fällen nicht, einen entscheidenden Fehler zu machen. Meist nämlich sieht man die Konzession nur als einen Schutz des Be stehenden an. Im Gegensatz dazu fordert unser Aufsatz gleichzeitig die Nachweisung neuer Niederlassungsmöglichkeiten und ferner will er folgerichtig keine staatliche Konzession, sondern eine berufs ständische Genehmigung des Unternehmens einfüh ren. Da aber im Berufsstand die Mitarbeiterschaft, die ja die zu neuen Gründungen drängenden Kräfte in sich schließt, gleichbe rechtigt vertreten sein soll, so steht nicht zu befürchten, daß neue Initiative durch diese Art Konzession von vornherein unter bunden wird. Und wenn man hier und da sagt, daß kein Bedürf nis für Neugründungen besteht, so ist dies eine Behauptung, die weniger von der Pflicht zur Verbreitung des Buches im gan zen Volk ausgeht, als von der Rentabilitätsrechnung bestehender Betriebe. Tatsache ist, daß weite Kreise des Volkes durch den re gulären Sortimentsbuchhandel zur Zeit nicht erfaßt werden. Andererseits aber ist der Sortimentsbuchhandel der Pionier des Buchvertriebes, und es gilt ihn zu kräftigen — nicht ihn zu -stützen«, ihn vielmehr auszubauen! Alle anderen Arten des Buch vertriebes sind Ersatzlösungen und müssen im selben Maße abge baut werden wie der Sortimentsbuchhandel ausgebaut wird. über den sogenannten »Auchbuchhandel» schweigt sich der Aufsatz aus. Aber es wird gesagt, daß nur Mitglieder des Bundes Deutscher Buchhändler Leiter eines buchhändleri schen Betriebes sein dürfen. Hier ist zweifellos eine Lücke in dem Aufbau des Aufsatzes, die aber wohl durch die Einführung von Teilkonzessionen ausgefüllt werden könnte, derart, daß Waren häusern, Papier- und anderen Gemischtwarenhandlungen usw. nach Erteilung einer entsprechenden Genehmigung der Vertrieb ganz bestimmter buchhändlerischer Erzeugnisse gestattet wird, und zwar natürlich unter besonderen, einheitlich festzulegen den Bezugsbedingungen. Erst wenn der Sortimentsbuchhandel zu dem geworden ist, was er sein soll, wird man aus diese Reben kanäle des Buchabsatzes ganz verzichten können. Dasselbe gilt auch für den Reise- und Versandbuch handel, durch den zweifellos zur Zeit Käuferschichten erreicht 608 werden, an die der Sortimentsbuchhandel, so wie er heute ist, gar nicht herankommt. Aber: damit ist noch nicht gesagt, daß der Buchhandel ohne das, was man Reise- und Versandbuchhandcl nennt, ein Torso ist. Es ist hiermit nur dargelegt, daß der Sorti mentsbuchhandel zu sehr auf den Besuch seines Ladens durch den Kunden gewartet hat, und nicht selbst den Kunden — persönlich oder durch entsprechende Gestaltung seines Ladens, Briefe, Prospekte usw. - ausgesucht hat. Es ist sicher nicht jo, daß bestimmte Werke nur durch den »Reise- und Bersand- buchhandel« — wohl aber nur dann abgesctzt werden können, wenn man den Kunden -aufsucht«. Es wird aber etwas anderes sein, ob ein »Reisender» sein Opfer beredet, ihm etwas aufredet, was es gar nicht haben will, und dann auf Nimmerwiedersehen verschwindet, oder ob ein Sortimenter seinen Kunden aussucht und mit ihm über Bücher spricht. Und wenn der Reise- und Versand buchhandel immer wieder ausspricht, daß cs geradezu sein Ziel sei, dem Sortiment neue Kunden zu gewinnen (!), so ist nicht einzu- sehen, warum er nicht möglichst rasch durch einen Ausbau des Sortiments von dieser gänzlich unegoistischen Ausgabe befreit werden soll. Will man aber den Reise- und Versandbuchhandel ablöscn durch Sortimenterarbcit, so ist es nötig, allen Buchvcr trieb und -verkauf an Ladengeschäfte zu binden und für diese Sor timente landschastlich begrenzte Wirkungskreise zu bestimmen, über welche hinaus keine Propaganda gemacht werden darf. Aber natürlich: durch diktatorische Verbote ist nichts er reicht, und wohl darum begründet der Verfasser des Aussatzes alle diese Forderungen damit, daß er sagt, es sei wünschenswert, wenn jeder Deutsche in einer Buchhandlung heimisch ist, und an anderer Stelle: »Nur wenn man Besseres schafft, dürfen die bestehenden Einrichtungen und Gewohnheiten ausgehoben werden, dann aber auch rücksichtslos!» So würde man den Verfasser Wohl mißverstehen, wenn man dächte, daß er glaubt, mit der Abschaffung des Reise- und Versand buchhandel sei irgend etwas erreicht, wenn nicht gleichzeitig die Arbeitsgebiete des Sortiments ausgebaut werden. Ganz organisch gliedert sich hier der Vorschlag von »B u ch v e r s ch l c i ß st e l len- an der Stadtperipherie und Wanderbuch handlungen ein. Und zwar soll offenbar bewußt die junge Generation hier eingesetzt werden. Der Gedanke scheint aus der Schund- und Schmutzkampfpraxis der Jugendbewegung hcrausge- wachsen zu sein. Das Ziel ist klar: Das buchhändlerische Brach land, vor allem Arbeiter und Bauer, sollen gewonnen werden. Nicht für den Augenblick, für einen Geschäftsabschluß, sondern fürs Buch — und damit für immer und auch dem Buchhandel! Und der Weg? Junge Menschen sollen kleine Buchläden am Stadtrand führen, sollen in regelmäßigen Abständen mit Büchern von Dorf zu Dorf ziehen. Man könnte sagen, dazu muß man Er fahrung haben und der junge Mensch hat diese nicht! Aber wer hat denn auf diesem Gebiet Erfahrung? Kaum einer, denn sonst wäre es kein Brachland mehr für uns! Wir müssen nur immer wieder schmerzlich erfahren, daß der »einfache Mensch« die Buchhandlung meidet, also von der bisherigen Buchhandclspraris oftmals mehr abgestoßen als angezogen wird. Vielleicht würde auch allzu fest eingewurzelte »Erfahrung« bei dieser Neulandarbeit nur hemmen. Sicherlich aber gehört mehr als Erfahrung, vor allein Begeiste rung und Glauben an das Werk und an den Sieg zu dieser Arbeit. Diese Begeisterung lebt in der jungen Buchhändlergcneration. Und — man will arbeiten! Sehr viel mehr arbeiten als bisher! An sich und für andere, vor allem für die vielen Volksgenossen, die noch nicht einmal ahnen, wie reich ihr Leben durch das Buch werden kann! Darum sollte man mit aller Entschlossenheit den Einsatz dieser bereitstehenden jungen Kraft durchführen, und zwar nicht vereinzelt und verzettelt, sondern nach großem Plan und mit aller Macht des Berufs st an des. Nicht pri vate Initiative einzelner Einsichtsvoller, nur die Gemeinschafts arbeit des ganzen Berufsstandes kann die hier gestellte Aufgabe meistern. Vor allem die Sortimenterveieine sollten sich schon jetzt sehr ernsthaft und intensiv mit diesen Fragen befassen. Es ist würdiger und nützlicher, einen Angriff durch neue Arbeiten und auf neuen Wegen vorzubereiten, als nur darauf bedacht zu sein, die ohnehin schlechte, augenblickliche Lage zu »sichern» und »den Andern« anzuklagcn, diese Misere verursacht zu haben.
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