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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 19.09.1933
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- 1933-09-19
- Erscheinungsdatum
- 19.09.1933
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- Deutsch
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218, 19. September 1933. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. DtschnBuchhanörl. Kulturwirtschaft. Eine Besprechung des Buches von Professor vr. Gerhard Menz*). Ter Verfasser hat mir sein Buch über Kulturwirtschaft zuge eignet und bei dessen Erscheinen im Frühjahr eines der ersten Stücke zugesandt. Es traf bei mir ein in einer Zeit, wo, abgesehen von den Sorgen innerhalb der eigenen Firma, die Verhältnisse im deutschen Buchhandel Aufgaben stellten, die es mir vollkommen unmöglich machten, mich mit Ruhe mit dem Buche zu beschäftigen. Ich legte es zunächst für ruhigere Tage auf die Seite, ohne es aufzuschlagen, so- daß ich nicht einmal die Widmung feststellen konnte. Mittlermeile habe ich nun das Buch gelesen und kann nun zu seinem Inhalt Stellung nehmen: Dem Buchhändler, sei er nun Sortimenter oder Verleger, möchte ich doch nahelegen, sich möglichst bald mit dem Menzschen Buche zu beschäftigen, denn es hat gerade für uns Buchhändler zwei Vorteile: Es führt uns erstens an grundlegende Fragestellungen heran, und es gibt zweitens eine Unmenge Zusammenstellungen wichtiger Art. Ganz willkürlich herausgegriffen, halte ich z. B. das Kapitel über den Kulturetat im Einzelhaushalt (2. Teil des Buches) im buchhändlerischen Sinne für so wichtig, daß kein Verleger und Sorti menter an ihm Vorbeigehen sollte, denn es gibt ihm Einblicke in die Marktverhältnisfe, mit denen es der Buchhandel zu tun hat und die er sonst nicht leicht gewinnt. Auch der Teil, der sich im besonderen mit dem Buchhandel be schäftigt, enthält für jeden von uns eine Menge Hinweise, die ab gesehen von ihrer grundsätzlichen Bedeutung doch sehr wohl geeignet sind, im Einzelfall buchhändlerische Entschlüsse zu beeinflussen. Gerade in der jetzigen Zeit, wo jeder einzelne Buchhändler mit ganz besonderen Wünschen an den Staat und an die Berufsorganisation herantritt, ist es besonders notwendig, daß die Kenntnis gewisser Zusammenhänge etwas stärker Allgemeingut wird, denn sonst be steht allzusehr die Gefahr, daß rein gefühlsmäßig jene Wünsche ver treten werden. Ich enthalte mich bewußt irgendwelcher besonderer Hinweise auf Einzelfeststellungcn des Menzschen Buches, weil ich mich, solange ich Verleger bin, über nichts mehr geärgert habe als über Buch besprechungen, die es für angebracht halten, dem Leser der Be sprechung einige Brocken hinzuwerfen, mit denen es ihm dann leicht fällt, so zu tun, als habe er das Buch selbst gelesen. Die Besprechung des Menzschen Buches aus meiner Feder erfordert aber, daß ich auch einiges Grundsätzliche erwähne, wenn ich in meiner Meinung etwas von Professor Menz abweiche: Da ist zunächst zu erwähnen, daß der Begriff der Kultur meines Erachtens so vielseitig ist, daß man in erster Linie eigentlich einmal darnach streben müßte, ihn möglichst eindeutig zu umreißen. Ich spreche dies aus, obwohl ich mir mit Professor Menz darüber im klaren bin, daß in einer solchen Forderung ungeheure Schmierig keiten beschlossen sind. Ich halte diese Forderung aber deshalb für so dringlich, weil ich selbst noch nicht Klarheit darüber gewonnen habe, ob überhaupt die Möglichkeit besteht, von Kulturpolitik und Kulturwirtschaft zu reden, so gebräuchlich dies im erstern Fall heute schon ist. Gerade im neuen Staat müßte man sich darüber Klarheit verschaffen, ob es überhaupt möglich ist, willensmäßig Kultur zu schaffen, ob es sich nicht vielmehr gerade bei der Kultur um einen Lebensvorgang handelt, der um so reicher ist, je mehr er seine Wurzeln ins Unbewußte gesenkt hat. Es sei dem, wie es wolle, der Begriff der Kulturwirtschaft hat zum mindesten in einem Sinn immer Berechtigung, nämlich in dem, daß an irgendeiner Stelle jede Kulturerscheinung mit wirtschaftlichen Fragen in irgendwelcher Form verknüpft ist. Man kann Kultur vielleicht nicht bewirtschaften, man kann vielleicht auch nicht von vorn herein Wirtschaft als Teil der Kultur ansehen, wenn man diese im engeren Sinn als den Ausdruck eben gerade der nicht materiellen Lebenswerte ansieht. Eine Erkenntnis bleibt gerade uns Buchhändlern doch nie er spart, daß eben auch die Kulturwerte nicht als buchhändlerisches Manna ohne weiteres uns in den Schoß fallen, sondern daß die rauhe Welt der Zahlen auch hier ihre Geltung hat. In dieser Hinsicht kann das Menzsche Buch auch in seinem einleitenden Teil eine Nach denklichkeit erzeugen, die gerade in der heutigen Zeit uns Buch händlern dringend not tut. Bezüglich der buchhändlerischen Zahlen bedauert freilich der Kenner immer wieder den Mangel der buchhändlerischen Statistik, der darin besteht, daß wir so gar nichts von den Anslagenhöhen wissen, daß also sozusagen nur die Grundfläche des Stapels der *) Gerhard Menz: Kulturwirtschaft, Leipzig: Wolfgang Richard Lindner Verlag. 300 S. RM 5.80. 708 Bllchererzcugung erfaßt wird, während seine Höhe im allgemeinen nur vag geschätzt werden kann. Dann aber möchte ich doch noch eine Frage an Professor Menz richten. Warum behandelt er im Nahmen der Kulturwirtschast nicht auch die Tätigkeit des Sortimenters? Läßt sich diese im Verhältnis zur Kulturwirtschaft anders beurteilen als verlegerische Tätigkeit? Ich glaube doch, daß sie eigentlich als die unbedingte Fortsetzung der Verlegertätigkeit mit einbezogen werden müßte. Mit dem Dank an Herrn Professor Menz für seine persönliche Gabe an mich möchte ich die Bitte an meine Berufsgenossen ver knüpfen, doch unter allen Umständen das Buch selbst in die Han'' zu nehmen und zu prüfen, wie weit meine Betrachtungen richtig sind. Vv. Fr. Olöenbourg. Das neue Gutenberg-Museum in Mainz. Eine eifrige Propagandatätigkeit hat dafür gesorgt, daß man heute allenthalben im Buchgewerbe und Buchhandel etwas von dem Mainzer Gutenberg-Museum gehört hat. Man weiß von der Ab sicht, den berühmten Sohn der Stadt Mainz mit der Errichtung eines Druckmuseums in seiner Vaterstadt dankbar zu ehren. Bis jetzt war dieses Museum immer noch mehr Plan als Wirklichkeit, obwohl der Grundstein dazu schon vor über dreißig Jahren im Anschluß an das große Mainzer Gutenbergfest vom Jahre 1900 gelegt worden ist. Es fehlte nicht so sehr an Museumsstücken als an Museumsraum. Der Johannistag 1933 brachte einen merklichen Fortschrit, eine wirklich gute Zwischenlösung. Es gibt in Mainz ein selten schönes Renaissance-Bürgerhaus, daß sich der reiche Mainzer Kaufmann und kurfürstliche Finanz beamte Edmund von Nokoch hinter dem Dom um die Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut hat. Dieses »Haus zum Marienberg« wurde, als es um die Mitte des 18. Jahrhunderts aus dem Besitz der Familie des Erbauers in fremde Hände übergcgangen war, als Gast hof »Zum Römischen Kaiser« geführt. Berühmtheiten sind dort ab gestiegen: Voltaire, Goethe, Goerres; der junge Mozart hat dort ein Konzert gegeben. Das neunzehnte Jahrhundert hat, wie kaum anders zu erwarten, für die notwendigen Verschandelungen im In nern und am Äußern gesorgt. In baufälligem Zustand hat die Stadt Mainz das Haus übernommen. Sein Bestand wurde durch Unter fangen der Fundamente gesichert und seine ursprüngliche Schönheit durch Entfernen der Ein- und Anbauten wiederhergestellt. Eine amerikanische Geldspende ermöglichte eine geschmackvolle Innenaus stattung. In diesem Juwel Mainzer Baukunst ist nun die Hauptabteilung des Gutenberg-Museums untergebracht: am Johannistag hat man das Haus im Beisein des Reichtsstatthalters von Hessen feierlich er öffnet. Das Erdgeschoß beherbergt den technischen Teil. Der Raum reicht nicht aus, eine große buchtechnische Schau darin aufzubauen, immerhin sieht man hier aber eine ganze Reihe von Werkzeugen Platz haben. Seither war die Rekonstruktion der Gutenbergprcsse das Einzige, was auf diesem Gebiet in Mainz gezeigt worden ist. Die Wünsche der breiten Masse der Museumsbesucher ging aber gerade auf einen Ausbau der rein technischen Seite des Museums, und es ist erfreulich, daß man nun in dieser Hinsicht einen Schritt voran gekommen ist. Man hat insofern gleich ganze Arbeit geleistet, als man die Maschinen betriebsfähig ausgestellt hat: der Besucher kann sich nun die verschiedenen Typengießmaschinen, Setz- und Druck maschinen vorführen lassen. Die beiden oberen Geschosse des »Römischen Kaisers« sind dazu bestimmt, das Andenken an den großen Mainzer ehrend zu wahren, sein Werk zu zeigen und die Auswirkung seiner Erfindung zu seinen Lebzeiten und in den ersten Jahrzehnten nach seinein Tode zu ver deutlichen. Es ist nicht viel, was aus Gutcnbergs Zeit erhalten ist und auf ihn selbst Bezug hat. Ein paar Urkunden, das ist eigent lich alles. Sein Werk nun aber auf vaterstädtischem Boden als kost barste Reliquie ausgebreitet zu sehen, das läßt in dem Besucher des alten heiter-feierlichen Patrizierhauses das Gefühl ehrfurchtsvoller Ergriffenheit aufleben. Die Menge der ausgelegten Drucke, die aus der Zeit vor 1500 herrühren und die hier nach den Ländern ihrer Herkunft aneinandergereiht sind, lassen die Wucht ahnen, mit der die neue technisch-künstlerische Erfindung geradezu in ein Vakuum des Kulturlebens ganz Europas vorgestoßen ist, und die Schönheit der Erstlinge einer neuen handwerklichen Kunst zeugen von der uns heute unerreichbar erscheinenden Höhe künstlerischer Allgemeinkultur. Die vielen Zeugnisse einer enthusiastischen Gutenbergverehrung, die das Museum zeigt, stehen dazu zum Teil in krassem Gegensatz, aber die Atmosphäre des Hauses macht, daß man gern über den Mangel
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