Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 01.10.1919
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1919-10-01
- Erscheinungsdatum
- 01.10.1919
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- Saxonica
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19191001
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-191910013
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19191001
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1919
- Monat1919-10
- Tag1919-10-01
- Monat1919-10
- Jahr1919
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
muß ein Kardinalfehler vorhanden sein. Wo liegt dieser? Ich weiß, daß ich mit den kommenden Worten auf großen Wider- stand bei Ihnen stoßen werde. Nach meiner felsenfesten Über zeugung liegt der Grundfehler in dem Allzuviel. Es gibt zu viele Buchhändler in dem deutschen Vaterlande. Angebot und Nachfrage sind nicht ausgeglichen, und wo dies der Fall ist, er tönt dieselbe Klage wie bei uns. Der Buchhandel hat nicht Schritt mit der Zeit gehalten. Das Volk der Dichter und Den-1 ker ist ein Industriell»«! geworden, der Hang zum Idealismus dem Tanz ums goldene Kalb gewichen. Der Buchhandel aber ist bis vor kurzem in seinen alten Formen, in allen Bahnen stecken geblieben, ohne das Neue, Kaufmännische in seinen Berus mit hineinzuverardeiten; die Forderung der Zeit hat er zu spät erkannt, sie ist über ihn hinweggegangen. Denn auch im Buch handel heißt es: »Was nützt uns die sinnreichste Organisation an sich, sie ist Form, die erst durch die tragenden Persönlich keiten Leben erhält. Die Persönlichkeit ist alles«. Diese haben aber uns, nicht dem Börsenverein, sondern dem deutschen Sorti ment gefehlt. Immer wieder möchte ich den einen Gedanken! scharf herausmeißeln,, sodaß ein Mißverständnis unter uns nicht möglich ist: das deutsche Volk hat ein Recht, vom deutschen Buch handel zu verlangen, daß ihm sein Ideal erhalten bleibt und seinem liefen Hang zum Ideellen, der zurzeit ja verschüttet ist, Rechnung getragen wird. Unsere Aufgabe ist es, das Materielle der neuen Zeit so in unseren Beruf hineinzuarbeiten, daß das Ideelle nicht leidet, der Kampf um das tägliche Brot uns aber nicht zur Qual wird, uns nicht entkräftet, sondern uns wirt schaftlich erstarken läßt. Hier kann Verteuerung der Bücher wohl für den Augenblick helfen, um aber eben so bald wieder zu versagen. Wirklich Helsen, zur inneren Gesundung führen kann nur eines, und das eine heißt: »Spesen sparen«, genau Gewinn- und Verlustkonto prüfen, um festzustellen, welcher Zweig unseres Geschäfts die hohen Spesen verursacht. Sind die Unkosten tatsächlich nicht zu mildern, so müssen wir diesen Zweig abstoßen, um ihn gemeinsam mit anderen Buchhandlungen für das Gemeinwesen nutzbringend zu gestalten. Wegwerfen dürfen! wir ihn nicht, da alles Buchhändlerische dem Buchhandel erhalten bleiben muß. Hier kann nur Genossenschaftswesen in engem Zusammenschluß helfen, und hier ist auch der Punkt, wo ich' einsetzen möchte. Wir müssen endlich aus der Eigenbrötelei heraus zum Zusammenschluß, müssen in gemeinsamer Arbeit das zu erzwingen suchen, was dem einzelnen unmöglich ist. Die ^ kommende Zeit wird dazu drängen, Arbeit, Zeit und Geld bis zum äußersten auszunutzen, und das ist nur möglich, wenn die Zersplitterung, die bei dem einzelnen unvermeidlich ist, einer großen Einheitlichkeit Platz macht. Das Ziel meiner Wünsche ist das Buch- und Kunsthaus. Ein Haus, in dem alles geführt wird, von der billigsten Jugendschrift bis zur teuersten Luxusausgabe, vom schlichtesten Farbendruck bis zur künstlerischsten Graphik, jede Wissenschaft für sich eine »Buchhandlung« bildend, in der der Fachmann sein Heim sieht, das billige Buch so untergebracht wird, daß auch das Volk, das jetzt unsere Läden meidet, sich gern darin umsteht und Bücher aussucht. Eine Buchhandlung, bis ins einzelste spezialisiert und so organisiert, daß das Ganze den geistigen Mittelpunkt der Stadt bildet. Die Chefs sollen ihren Kunden leben und ihre eigentliche Aufgabe, den lebendigen Verkehr zwischen Buch und Volk zu Pflegen, dem sie jetzt so sehr durch den Kleinkram entzogen werden, erfüllen. Eine einheitliche Propaganda, Ge schäftsführung über allen. Die Individualität des einzelnen soll und muß gewahrt werden, sie kann sich aber in solch einem Hause viel besser ouswirken, da Gedanken und Pläne des ein zelnen leichter verwirklicht werden durch die straffe Einheit. Wie ganz anders heute! Erscheint heute ein Werk von Bedeutung, so erhalten dieselben Interessenten denselben Prospekt fünf-, zehn-, fünfzehnmal. Wer das Börsenblatt zuerst bekommen hat, rennt zu seinem Drucker und läßt ihn Karten drucken. Über stunden werden bezahlt, nur um als erster draußen zu sein. Aber im Laufe des Tages haben auch die Kollegen das ihre getan, und nach 24 Stunden hat der gute Kunde ein Dutzend Anzeigen im Hause. Was hier an Porto ausgegeben, an Ar beit vergeudet wird, geht in die Tausende. Man soll mir nicht 55« sagen: das ist in allen Berufen so. Das ist es eben nicht. Wir zeigen alle dieselbe Ware in gleicher Güte an. Der Kunde weiß genau: ich kann zu jeder Zeit das gleiche Buch in jeder der zwölf Buchhandlungen erhauen. Dies ist auch die Lösung des Geheimnisses des Mißerfolges unseres Prospektversendens. Daß Ausnahmen existieren, wie augenblicklich, ist natürlich, sie besagen aber nichts. Wir in Bremen haben den Anfang zur gemeinsamen Arbeit durch die Hanseatische Buch- und Zeitschriftengesellschaft ge- macht. Über diese Gesellschaft lassen Sie mich Ihnen berichten. Alle Bremer Buchhandlungen haben ihre gesamten Fortsetzungen an die neue Gesellschaft abgetreten. Keiner von uns darf mehr ein Abonnement ausführen. Abonniert heute ein Kunde bei einer Buchhandlung, so wird das Abonnement wohl angenom men, aber an die Gesellschaft abgegeben, und der Kunde erhält die Mitteilung, daß von dort alles erledigt werden wird. Die Einlagen, die die einzelnen Buchhandlungen durch ihre Fort setzungen gegeben haben, werden nach einem bestimmten Schlüssel verzinst. In dieser Gesellschaft finden Sie den ersten Punkt meines Planes verwirklicht. Mehr denn 10 000 Abonnenten sind hier vereinigt und werden in allen ihren Zeitschriftenbezügen von hier aus versorgt. Sie müssen dorthin bezahlen, und an statt, wie bisher, bei vielen Buchhandlungen abonniert zu ha ben, liegt jetzt alles in einer Hand. Es gibt keine andere Mög lichkeit mehr, es sei denn Postabonnement oder Kolportage; Be hörden, Schulen, Bibliotheken, reich oder arm müssen an die Gesellschaft herantreten. Und der Gedanke, daß das ganze Zeit- schriftenwesen hier vereinigt wird, um Verteuerung vorzu beugen, bricht sich in Bremen mehr und mehr Bahn und hat gute Aufnahme gefunden. Die Gesellschaft selbst ist in ihrer Entwicklung ganz anders geworden, als wir erwarteten. Die Schwierigkeiten sind natürlich viel größer als wir geahnt, aber auch das Wachstum läuft allen unseren Erwartungen voraus. Für mehr als ^ 20 000.— neue Abonnenten sind bereits hinzu gekommen. Aber lassen Sie mich Ihnen die Vorteile der Gesellschaft klarmachen. Wir Buchhändler sparen unsere Gehilfen, die bis her unsere Zeitschriften besorgen mußten, sparen die Boten, sparen das Porto, sparen die nicht von den Verlegern eingelösten Remittenden, sparen die verlorengegangenen Blätter, die wir unseren Kunden ersetzen mußten, sparen die Leipziger Spesen, alles Posten, die einzuschätzen Sie in Ihrem Betriebe gar nicht in der Lage sind. Wir sparen uns vor allen Dingen den furcht baren Ärger der Reklamationen. Keiner kann jetzt mehr sagen, »das Blatt habe ich bereits vor drei Tagen bei meinem Freunde gesehen«, »bei der Konkurrenz hängt es seit mehreren Tagen im Fenster«, »Bekannte haben es bereits in der Biblio thek gelesen« und was die Kunden uns früher alles erzählten. Die Zeitschrift kommt jetzt gemeinsam nach Bremen und wird am gleichen Tage an alle Abonnenten ausgetragen. Sind an diesem Tage zu viel Zeitschriften, dann wird es eben am folgenden ge macht. Auch der Straßenverkehr erhält die Zeitschriften mit uns zu sammen; Woche, Berliner können nicht mehr vorher ausge rufen werden, ehe der Buchhandel sie auch in den Händen hat. Die Gesellschaft gewinnt durch den gemeinsamen Bezug eine große Anzahl Freiexemplare, erhält von den Verlegern Vor zugsbedingungen und mancherlei Vergünstigungen; viele Ver leger liefern portofrei. Der Boten sind viel weniger geworden, als wir in unseren Betrieben gebrauchten. Alles, was nicht unbedingt als Eilgut kommen muß, wird als Frachtgut bestellt, es will ja nun keiner vor dem andern etwas voraushaben, und das gegenseitige überbieten fällt ganz weg. Der Barverkauf im Laden hebt sich von Monat zu Monat und hat jetzt trotz der stillen Zeit .K 600.— bereits überschritten. Jede Schneiderin weiß, sie erhält dort die neuesten Nummern aller Modenwelten, und jede Dame kann ihrem Geldbeutel entsprechend sich dort aus englischen, deutschen und französischen Journalen ihr neuestes Kleid wählen. Die Werbetätigkeit, die bei dem ein zelnen ganz wegfallen mutzte, ist in der Gesellschaft eine ganz enorme. Sie finden hier kaufmännisch konzentriert alles das, was Sie im stillen ersehnen: volle Ausnutzung aller Kräfte unter Ausschaltung alles überflüssigen bei genauester Arbeitseintei-
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder