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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 26.07.1886
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- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 26.07.1886
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- Deutsch
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Nichtamtlicher Teil. A? 170, 26. Juli 1856. 3W0 Herrschern auszubringen, unter deren Schirm und Schutz wir ver sammelt waren. Es galt dem Kaiser Wilhelm und dem König Karl von Württemberg, die er in warm empfundenen, schwungvollen Worten als die huldvollen Beschützer unserer Bestrebungen pries. Als er zu Ende war, erbrauste ein mächtiges Hoch, ausklingend in einem von der Gesellschaft gesungenen Vers der Königshymne. Daß sich nun von vielen Anderen auch eben so viele andere Toaste anschlossen, versteht sich wohl von selbst, doch sehen wir von einer Aufzählung derselben ab und erwähnen nur noch zwei aus drücklich, den des Herrn Karl Engelhorn auf die anwesenden Gäste ans dem Stande der Schriftsteller und Künstler, da dieser Redner Bezug darauf nehmen konnte, wie es den beharrlichen Bem ühungen einer bis vor kurzem vielgenannten Stuttgarter Zeitschrift nicht gelungen sei, Autoren und Verleger einander zu entfremden, und den weiteren des Herrn Schöppiug jun.-München, der sein Lebe hoch einem Jubilar, Herrn Rudolf Roth-Stuttgart, widmete, der, seit fünfundzwanzig Jahren hier selbständig, »eine Zierde der Stadt und seiner Berufsgenossen, den Jüngeren ein leuchtendes Vorbild zur Nacheiferung« sei. In der Mitte der Tafelstnnden wurde auch diesmal wieder ein Lied des Dichters Rudolf v on Belzig, ein Lied vom Buchhandel, verteilt und gesungen, das, den Gang des Buchhändlerdaseins und die Schicksale des Buches Ischil- dernd, freundlichen Beifall fand. Standen die letzten Teilnehmer vielleicht erst gegen fünf Uhr von der Tafel auf, so schmückte sich inzwischen das schöne Geschlecht für den Abend im Konzertsal der Liederhalle und die daselbst statt findende große musikalisch-theatralische Unterhaltung. Denn dieser Abend vereinigt Weiblein und Männlein, die auch diesmal wieder, wie schon durch mehrere Jahre vorher, an gedeckten Tischen bei gutem Wein und leidlichem Bier, das Auge gespannt auf den Vor hang des Theaters gerichtet, der Dinge harrten, welche das Pro gramm in leidlicher Fülle verhieß. Um acht Uhr begann die Unterhaltung nnt den Klängen einer Ouvertüre, ausgeführt von der Kannstatter Kurkapelle. Nach einem weiteren Orchesterstück begrüßte Fräulein Johanna Bach, die schöne und liebenswürdige Tochter des Herrn Kollegen Ehr. Bach (Liesching L Co.) die Anwesenden mit einem von Rudolf von Belzig gedichteten Prolog, dem sofort das Lustspiel Görners »Wenn Frauen weinen«, folgte. Die Mitwirkenden gehörten sämtlich dem Buchhandel und verwandten Geschäftszweigen an und boten ihr Bestes, man darf wohl sagen Gutes, wenn anders das lebhafte Interesse, nnt dem die Zuschauer dem Stück folgten, der Beifall, den die Darsteller fanden, als Gradmesser für die Aufnahme gelten darf. Die Damen Luise Bach (Schwester der Sprecherin des Prologs) und Marie Conradi, Tochter unseres Herrn Kollegen, die Herren Förtsch, Kobel und Becker teilten sich in die Ehren, die ihnen in reicher Fülle, den Damen auch in Form schöner Blumensträuße, gespendet wurden. Nach einigen Orchesterstücken folgte die Ausführung von sechs lebenden Bildern nach Hcndschels Skizzenbuch, von denen einige eine geradezu begeisterte Aufnahme fanden, so »Am Brunnen vor dem Thore« (Frl. M. Conradi und Herr A. Wcrlitz), »Lied ohne Worte« (Frl. I. Bach und Herr L. Rnsing) und endlich der »Farbendruck ohne Zurichtung« (Herr H. Förtsch), welch letzteres Bild den Unglücklichen darstellt, der sich ahnungslos auf eine frisch gestrichene Gartenbank setzte und nun vor dem Publikum seine be malte Schattenseite in drastischer Stellung mustert. — Das Ver dienst um diese lebenden Bilder gebührt dem trefflichen Herrn A. Grimminger, dem bekannten Dichter in schwäbischer Mund art, der unendlich vielen Fleiß, aber ein noch größeres und gar liebevolles Verständnis auf sie verwendet hatte. Nach einem Orchesterstück folgte dann ein im gemischten Chor gesungenes Lied Rudolfs von Belzig: »Die Fra» im Buchhandel«, und gleich darauf ein zweites Lustspiel Görners »Pfingsten! denk an Pfingsten«, das, von den Damen Johanna Bach und Anna Conradi und den Herren H. Fischer und L. Rnsing gespielt, kaum minderen Beifall als das erste gewann. Mit einigen weiteren Orchesterstücken war dann das offizielle Programm zu Ende. Doch leerte sich der Saal kaum sichtbar, da nun in schneller Abwechslung Gesangs- und Deklamationsvorträge bewährter Kräfte folgten: Herr A. Becker, der jugendliche Komiker des ersten Lustspiels, sang ein Lied, Herr Förtsch, der Bonvivant ebendesselben, variierte mit riesigem Erfolg das bekannte »Haide- röslein« Goethes in allen möglichen Mundarten, dann pfiff er ein Ständchen, vom ersten Stammeln des Verliebten bis zur höchsten Vollendung des in seiner Liebe Erhörten, schließlich sogar als Duett zwischen »ihm« und »ihr«, beide Stimmen auf einmal gebend, ein Bravourstück, das, scheinbar das Vollendetste bietend, doch noch vom Kollegen C. W. aus H. übertrumpft werden sollte, der den Lippen in geradezu großartiger Weise die süßesten Töne entströmen ließ. Herr Adolf Grimminger sang Hornsteins präch tiges Nachtigalleulicd mit herrlicher Stimme und einer Empfin dung, wie sie nur ihm eigen ist, und auf allgemeinen Wunsch ließ er einige Deklamationen aus seinen schwäbischen Gedichten folgen, die immer und immer wieder das Publikum zu anhaltendem Bei fall hinrissen. Doch genug! Mitternacht ist nachgerade vorüber, es hat zwei Uhr und darüber geschlagen: unter dem Hellen Klang der Champaguerkelche verlassen wir den Saal, denen, die das edle Naß schlürfen, eine weitere fröhliche Unterhaltung wünschend. Denn nicht jeder mag den jungen Tag im heißen Saal begrüßen. — Und so traten wir bereits in den Dienstag ein, der Nach ge schehener Abrechnung die Kollegen im Hotel Textor, von ps>11 Uhr an, beim Frühschoppen sah. »Dieser Morgen gehört dem Kollegen Pctters«, sagte gleich beim ersten Glas ein Kollege mit froher Miene, und bald hieß es, da der Erwartete nicht kam: »Pctters! ist kein Pctters da?« Aber der Schlaue, der uns nachher gestand, er habe absichtlich auf sich warten lassen, damit einmal ein anderer den historischen Stahl- fcderhalter zu Gunsten der Armen und Elenden im Stande ver steigere (als ob er nicht gewußt hätte, daß nur er das mit Erfolg kann!), kam nicht, und so sammelte man für den Unterstützungs- Verein, der es leider an der schmalen Einnahme verspüren wird, ohne ihn. Als man damit fertig war, kam der Erwartete, mit lautem Jubel begrüßt. Er ließ sich denn auch nicht lauge bitten: »Für die Stuttgarter Gehilfeukrankcukasse« hieß es, und nun ent wickelte er in der Versteigerung jenen Humor, der, nur ihm eigen, seines Erfolges immer sicher ist. Noch einige Hundert Mark brachte er zusammen, stets bereit, auch in die eigene Tasche zu greifen und jetzt für Bangel L Schmitt, Sortiment, dann für Bangel L Schmitt, Verlag, dann für den Verlag der »Ruperto-Carola« manchen Thaler zn opfern. Ehre dem Manne, der so mit seinem Pfunde wuchert und es den Bedrängten in so schöner Weise nutzbar zu machen weiß, Ehre aber auch jenen achtzig bis neunzig Kollegen, die nach einer wohl nicht allzu glänzenden Messe die Taschen noch um dreihundert Mark erleichterten! Der Nachmittag sah die Fremden und Einheimischen der Stadt ans der Zahnradbahn nach dem hübschen Degerloch entführt, wo im Garten der Wilhelmshöhe vor dem Tanz ein gutes Konzert die Anwesenden erfreute. Leider war die Witterung trübe und kalt, doch konnte sie dem Frohsinn keinen Eintrag thun. Um 7 Uhr
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