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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.03.1885
- Strukturtyp
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- 1885-03-23
- Erscheinungsdatum
- 23.03.1885
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- Deutsch
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67, 23. März. Nichtamtlicher Teil. 1401 fremden Fürsten erwiesen wurden. In den Jahren 1577 und 78 ließ ihm der König von Frankreich den Titel eines General-Buch druckers des Königs versprechen, mit beträchtlichen Vergünstigungen und Privilegien, sobald er sich in Paris niederlassen wollte. Noch glänzendere Verlockungen gelangten an ihn im Jahre 1581 vom Herzog von Savoyen, um ihn nach Turin zu ziehen als Direktor einer großen Buchdruckerei. Mehr als einmal war die Rede davon, ihn nach Rom zu berufen, um dort die litur gischen Schriften und die hauptsächlichsten Manuskripte der Biblio thek des Vatikans zu veröffentlichen. Allein Plantin neigte sein Ohr keinem einzigen solcher Lockrufe und zog vor, den Kampf um das Dasein in einer Stadt fortzuführen, welche der Schau platz seiner schönsten Erfolge gewesen war, als daß er anders wo Ehren und gesicherte Stellung angenommen Hütte. Am 1. Juli 1589 starb Plantin. Er wurde im Kreuz gang der Kathedrale von Antwerpen beigesetzt, unweit von der Stelle, welche gegenwärtig sein Grabdenkmal einnimmt. Nach dem Tode seines Schwiegervaters setzte Jean Moretus die Plantinsche Druckerei fort. Er folgte den Spuren und be wegte sich in den Traditionen seines Vorgängers; seine Werke sind ebenso sorfältig wie die Plantinschen. Jedoch nahm unter seiner Geschäftsführung die Zahl der jährlich gedruckten Bücher sehr bemerkbar ab, auch war ihre Bedeutung viel geringer als jene der Verlagswerke des Begründers der Firma. Die Werke der Klassiker und die wissenschaftlichen Schriften verschwanden vollständig, um Andachtsbüchern, kirchengeschichtlichen Werken und Arbeiten aus der alten Philologie Platz zu machen. Jean Moretus — geboren am 22. Mai 1543 — starb am 22. September 1610. Ebenso wie Plantin gewünscht hatte, daß die Buchdruckerei in Antwerpen mit ihrem ganzen Material in das Eigentum von Jean Moretus übergehe, ähnlich be stimmte letzterer im Einverständnis mit seiner Frau, daß seine Söhne Balthasar und Jean Erben der Häuser und des Materials der Buchdruckerei, sowie Fortführer des von ihrem Großvater gegründeten Geschäfts würden. Er hatte in seinem Testament angeordnet, daß bei etwa vor ihm eintretendem Tode seiner beiden Söhne die Druckerei ungetrennt in den Besitz desjenigen seiner Kinder oder Verwandten übergehen sollte, welchen die Familie hierzu am würdigsten erachte, und wenn es unter deu nächsten Ver wandten an einem fähigen Nachfolger fehlte, so wollte er, daß man sogar außer der Reihe eine Persönlichkeit wählte, welche zur würdigen Fortführung der Plantinschen Offizin geeignet sei. Dieser Vorbehalt, welcher in den Testamenten seiner Geschäfts nachfolger wiederholt vorkam, wurde ein von der Familie re spektiertes Gesetz; er gestaltete Jahrhunderte hindurch aus der Druckerei eine Art von Majorat und wurde die Ursache der merkwürdigen Erhaltung der Schütze aller Art, welche von Plantin und seinen Nachfolgern zusammengebracht worden waren. Balthasar und Jean Moretus II. — der erste geboren 1574, der zweite 1576 — traten ihrem Vater 1592 an die Seite. Jean starb 1618 und Balthasar verband sich noch in demselben Jahre mit Jean van Meurs. Diese Geschäftsver bindung nahm 1629 ein Ende. Von 1610 bis 1641, seinem Todesjahr, war Balthasar Moretus I. die wahre Seele des Plan tinschen Geschäfts. Er war ein Mann von seltenen Kenntnissen und hoher Einsicht. Obgleich er an seiner rechten Seite völlig gelähmt war, entwickelte er doch eine unermüdliche Thätigkeit. Er gilt als der tüchtigste unter allen Moretus. Der Druckerei verstand er einen neuen Aufschwung zu geben, und der Glanz, den sie unter seiner Leitung verbreitete, war beinahe ebenso groß wie der, den sie zu Lebzeiten Plantins verbreitet hatte. Balthasar Moretus I. ließ große Bauten aufführen und Verbesserungen am Elternhause vornehmen. Im Jahre 1636 vereinigte er mik der Druckerei die Buchhandlung, welche bis dahin getrennt be standen hatte. Er stand mit einer großen Zahl von bedeutenden Männern und den berühmtesten Malern seiner Zeit in Verbin dung und ließ durch Rubens die Bilder der Mitglieder seiner Familie sowie der Gelehrten malen, welche noch heute das Plan- tin-Moretus-Museum zieren. Zahlreiche und bedeutende Werke wurden von ihm herausgegeben, die sich durch Schönheit des Druckes und Reichtum der Abbildungen auszeichnen. Sein Geschäftsnachfolger wurde der Sohn seines Bruders Jean: Balthasar II., geboren 1615 und gestorben 1674. Dies war der letzte Moretus, welcher einige noch erwähnenswerte Schriften herausgab. Nach ihm wurde die Ausbeute des Privi legs der liturgischen Bücher die Hauptbeschäftigung der Häupter der Archi-Typographie. Außer dem Druck der Missale und Bre viere fuhren die Moretus bis zum Jahre 1705 fort, die Erlasse und Plakate der Stadt Antwerpen zu drucken, und unternahmen, schon reich geworden, außer diesen beiden Arten von einträg lichen Arbeiten keinen Druck, der ihnen Ungelegenheiten oder finanzielle Verluste hätte bereiten können. Als Balthasar More tus II. das Inventar seines Vermögens aufnahm, stellte er mit Genugthuung fest, daß sein Besitz bereits auf 341 000 Gulden gestiegen war (2 Millionen Francs nach heutigem Werte). Auf Balthasar II. folgte sein Sohn Balthasar III., geboren 1646, gestorben 1696. Er wurde 1692 vom Könige von Spanien geadelt und erlangte das Privilegium, das Geschäft eines Druckers zu führen, ohne seinen Adel zu beeinträchtigen. Die Moretus wählten zum Wappen einen goldenen Adler in einem in Blau und Silber geschachteten Felde, überragt von einem fünfstrahligen Stern von Gold. Dies war mit geringen Modifikationen der Stern von Balthasar Moretus I., der auch auf dem Wappen der Familie Gras oder Grassis vorkommt, welchen Namen die Mutter von Jean Moretus I. führte. Auf Balthasar III. folgte sein Sohn Balthasar IV., ge boren 1679, gestorben 1730; nach ihm leitete sein jüngerer Bruder Jean Jacob (1690—1757) die Druckerei. Der älteste Sohn desselben, Franz Johann (1717—1768), folgte seinem Vater und ließ an Stelle der kleinen Häuser, welche sich vor den früheren Gebäuden der Druckerei befanden, das mächtige Haus aufführen, welches heute seine Front dem Freitagsmarkt zukehrt. Nach ihm stand seine Frau — Marie Therese Josephine Borrekens — an der Spitze der Druckerei bis zum Tage ihres Todes, dem 5. Mai 1797. Ihre vier Söhne — Jacob Paul Joseph (1756—1808), Louis Franz lavier (1758 —1820), Franz Joseph Thomas (1760—1814) und Joseph Hyacinth (1762—1810) führten sie gemeinschaftlich nach dem Tode ihrer Mutter fort. Im Jahr 1820 folgte Albert Franz Hyacinth Friedrich (1795 — 1865), der Sohn von Joseph Hyacinth, dem zuletzt verstorbenen seiner drei Oheime. Sein jüngerer Bruder Eduard Jean Hyacinth (1804 — 1860), welcher an seine Stelle trat, verkaufte im Jahre 1876 die Druckerei mit den dazu gehörigen Gebäuden, allem Material und den Kunstsammlungen an die Stadt Antwerpen. An der Hand unseres gewissenhaften Führers haben wir somit die Schicksale der Angehörigen der Firma Plantin-More- tus von ihren Anfängen bis auf die letzte Zeit ihres Bestehens verfolgt. Dieselbe hat nicht weniger als 327 Jahre hindurch geblüht und glänzende Früchte gezeitigt, welche den Ruf des Hauses für alle Zeit festgestellt haben. Wenden wir uns nun zu dem Museum, welches noch heute eine hervorragende Zierde der Stadt Antwerpen bildet. (Fortsetzung folgt.)
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