Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 23.03.1885
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Erscheinungsdatum
- 23.03.1885
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-18850323
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-188503231
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-18850323
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1885
- Monat1885-03
- Tag1885-03-23
- Monat1885-03
- Jahr1885
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Arbeiten betraute, versprach er ihm reiche Unterstützungen. Allein die Zeitverhältnisse waren für die Kasse des Monarchen noch verderblicher als für die seiner Unterthanen, und kurz vor seinem Tode verlangte Plantin von seinem König eine bedeutende Summe, die niemals seinen Erben bezahlt worden ist. Nach Vollendung des Drucks der Polyglotten-Bibel hatte Philipp II. Plantin eine Pension von 400 Gulden und seinem Schwiegersohn Raphelengius eine solche von 200 Gulden bewilligt, welche beide auf die konfiszierten Güter des Grafen von Hoogstraten hypo thekarisch eingetragen waren. Allein im Jahre 1576, nach Wiederherstellung der Ruhe in Gent, wurden diese Güter ihrem Eigentümer zurückgegeben und keine Pension bezahlt. Vom Jahre 1561 an sehen wir Plantin die Messen in Frank furt a/M. besuchen, oder er schickte doch seinen Gehilfen und späteren Schwager Jean Moerentorf (Moretus) dorthin. Er besaß nicht, wie man dies behauptet hat, selbst eine Buch handlung zu Frankfurt, sondern er eröffnete nur, wie die anderen Buchhändler, dort zur Fastnachtzeit und im Herbst einen Laden. Im Jahre 1567 errichtete er auch zu Paris eine Buchhandlung. Mit der Leitung derselben betraute er seinen brüderlichen Freund Pierre Porret, zur Unterstützung gab er ihm seinen Gehilfen Egid Beys, welcher später sein Schwiegersohn wurde. Dieses Haus blieb unter ihrer Führung bis zum Jahre 1575, dann leitete es Beys allein bis 1577. Im letztgenannten Jahre verkaufte Plantin das Geschäft mit dem ganzen Inventar an den Pariser Buchhändler Michel Sonnius. Sein Schwiegersohn Egid Beys blieb als Buchdrucker und Buchhändler in Paris bis zu seinem Tode im Jahre 1595, jedoch mit Ausnahme der Zeit von 1590—94, während welcher er auch in Antwerpen ein Geschäft errichtete. Nach seinem Tode verheiratete sich seine Witwe Madeleine geb. Plantin zum zweiten Male und zwar mit dem Pariser Buchdrucker Adrien Pbrier, der als Firmazeichen den Zirkel des Plantinschen Wappens annahm. Nachdem Plantin im Jahre 1585 von Leyden nach Ant werpen zurückgckehrt war, trat er das dort von ihm begründete Geschäft an seinen Schwiegersohn Raphelengius ab, welcher seine älteste Tochter Margarethe geheiratet hatte. Dieser wurde in Leiden Professor und lebte bis zum Jahre 1597; seine Söhne setzten das Geschäft ihres Vaters bis 1619 fort. Plantin selbst hatte keine direkten männlichen Nachkommen. Er suchte seinen Schwiegersohn Jean Moerentorf (Moretus) möglichst zu begünstigen und vermachte ihm die Buchdruckerei und die Buchhandlung zu Antwerpen. Allein infolge der Ein sprache seiner Miterben begnügte dieser sich mit dem doppelten Anteil seiner Schwäger; er übernahm die Druckerei, die Buch handlung, den größten Teil des Lagers und des Geschäfts inventars und wurde nach dem Willen des verstorbenen Plantin und mit Einwilligung der Miterben der einzige Nachfolger seines Schwiegervaters in Antwerpen. Plantin,. welcher wie schon oben erwähnt den Spruch »Imdoro st oouMrckig.« für sein Firmaschild gewählt hatte, recht fertigte durchaus denselben. Er besaß den edlen Ehrgeiz, die großen Drucker, seine Vorgänger wie Zeitgenossen, nicht bloß zu erreichen, sondern auch zu übertreffen, also die Aldus, Etienne (Stephanus), Froben und die ganze Reihe von Typographen, welche während des sechzehnten Jahrhunderts Antwerpen zu einem Hauptplatz des Buchhandels in der ganzen Welt erhoben hatten. Er begann sein Geschäft ohne Vermögen Und sonstige Hilfsmittel irgend welcher Art, er durchlebte die bewegteste Zeit, welche die Niederlande jemals gekannt hat und sah sich in seinen gerechtesten Erwartungen getäuscht. Nichtsdesto weniger gelang es ihm Wetke zustande zu bringen, welche ebenso bemerkenswert durch Gediegenheit als überraschend an Zahl waren und ein Geschäft zu begründen, welches Dank der Soli dität seiner Grundlagen und seinem hohen Rufe mehr als drei Jahrhunderte bestand. So bescheiden auch die Anfänge der Plantinschen Unter nehmungen waren, so ließen sie doch bereits sein Streben er kennen, nur schöne und gute Bücher herauszugeben; sein Berlags- werk: »Das prächtige und glänzende Leichenbegängnis von Karl V. in Brüssel« datiert vom Jahre 1559 und kann in Hinsicht auf typographische Ausstattung sich selbst mit gutem Recht »prächtig und glänzend« nennen. In demselben Jahre druckte er eine Bibel; im folgenden Jahre ließ er ein liturgisches Buch und mehrere Klassiker in kleinem Format erscheinen, welche Werke also den zahlreichen Schriften vorausgingen, die seinen Namen verewigen sollten. In den Jahren 1563—67 unternahm er die Herausgabe der verschiedensten Werke: mehrere Werke der Klassiker, wissen schaftliche, philologische, juristische Schriften, griechische und he bräische Neudrucke. Alle diese Werke wurden mit der größten Sorgfalt gedruckt, einige geschmackvoll illustriert. Aus der ge nannten Epoche stammen seine schönsten Schriften in kleinem Format. Seine Polyglotten-Bibel begann er im Jahre 1567; während des Druckes derselben folgte — 1568 — sein erstes Brevier des Trienter Konzils. Nach der Bibel kamen die Evangelien väter: St. Augustin und St. Hieronymus; seine großen Werke auf dem Gebiete der Jurisprudenz und Geschichte, der lbbssauras tsutonioas linAuas, das älteste Mansche Wörterbuch, welches auf seine Kosten und nach seinen Angaben redigiert wurde. Er brachte die Werke von Guicciardini, Dodonaeus, Ortclius, Clusius, de Lobel, Justus Lipsius, Simon Stevin und anderen gelehrten Schriftstellern; er ließ zahlreiche Werke mit Abbildungen und wichtige musikalische Kompositionen erscheinen. Sein Ruf verbreitete sich in ganz Europa. Die Durchschnittszahl von Werken, welche er herausgab, betrug jährlich 50, ihre Ge samtzahl belief sich auf mehr als 1500. Gegen Ende seiner Laufbahn beschränkten zwar die unglücklichen Zeitverhältnisse und die finanziellen Schwierigkeiten, mit denen er zu kämpfen hatte, seine Thätigkeit; allein sie brachten sie nicht zum Stillstand, und obgleich die Schriften, welche er noch 1588 — ein Jahr vor seinem Tode — erscheinen ließ, von geringerer Wichtigkeit als die früheren waren, so betrug deren Zahl doch immer noch 52. Plantin war vom König Philipp II. im Jahre 1570 zum »Proto-Typograph« ernannt worden*). Er sollte sein Augen merk darauf richten, daß die über das Buchdruckcreiwescn er lassenen Verordnungen von den Buchdruckern und Buchhändlern beachtet würden und eine strenge Aufsicht über die Meister und ihre Arbeiter ausüben. Die sehr bald darauf ausgebrochenen Unruhen gestatteten ihm jedoch nicht, die Obliegenheiten seines neuen Amtes gut zu erfüllen; dasselbe war für ihn stets eine Art Sinekure, die er übrigens ohne Vergütung versah. Später behielt er nur den Ehrentitel bei. Unter den Auszeichnungen, welche Plantin ferner erfuhr, ver dienen besonders jene hervorgehoben zu werden, welche ihm von *) Leon Degeorge berichtet in seinem Werke »lg, maison klantin«, daß schon im Jahre 1562 die Stelle eines »Archi-Typographcn« ge schaffen und Plantin mit derselben von einer Versammlung von Theo logen, die der Herzog Alba zusammenberufen, betraut worden sei. Jedoch im Jahre 1576 habe Plantin gebeten, ihn von diesem Amte wieder zu entheben und dasselbe einer reicheren und geeigneteren Per sönlichkeit zu übergeben.
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder