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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 14.08.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-08-14
- Erscheinungsdatum
- 14.08.1934
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- Deutsch
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188, 14. August 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. b. Dtschn Buchhanbct. Werdemittel darstellt, noch andere Möglichkeiten, um Käufer ober Lethkunden immer wieder in den Verkaufsraum zu locken, was letzten Endes der Zweck jeden Ladenbesitzers ist. Die Leihbücherei hat noch den Vorteil, daß Bücher, die im Schau fenster gestanden haben, in diese heritbcrgenonnnen und somit ganz vorteilhaft verwertet werben können. Es gibt keine Kunden, die ein Buch kaufen, welches durch Sonnenlicht ausgezogen, im Format verzogen und vielleicht noch ausgelelmt ist. Es ist außerdem nicht unpraktisch, den Verlegern gebundene Bücher abzukausen, wenn nicht «Ine erhebliche Verlagsgewinnfpanne zwischen broschierten und ge bundenen Büchern liegt, was leider noch immer oft vorkommt. Viel leicht wird der deutsche Sortiments- und Leihbuchhandel einmal so weit kommen, daß die Verleger für di« Leihbibliothek einen Ein heitsband aus Leinen liefern. Solch ein fester Einband kann, sofern der Verlag mit einer bestimmten Bestellzisfer zu rechnen imstande ist, bereits für 5V Pst Mehrpreis als das broschierte Buch geliefert werden, ohne baß der Vsrlagshandel Geld zusetzt. Das würde dann schon zu einem Jdealzustanb für die Leihbüchereien führen. Daß in den vergangenen Jahren so enorm viel Leihbüchereien entstanden sind, ist einzig und allein die Schuld gemütlicher Sorti menter. Der Buchhandel hat sich, wie die Buchherstellungszifsern beweisen, in den letzten 25 Jahren so ungeheuer entwickelt, daß wach same Kollegen all« Aus- und Ausbaumöglichkeiten wohl in Erwägung gezogen hatten und das Lcihgeschäst nicht mehr nur ganz großen Sortimentern überließen, sondern tatsächlich als geschäftliche Ange legenheit Und als Werbemittel betrachtet haben. Wir vertrauen auch hier auf die Arbeit der Reichsschristtumskammer. Schließlich könnte eine gesetzliche Maßnahme es so weit bringen, baß Buchhandel und Verlag nicht Fabrikation noch Warenhaus-Objekt sein dürfen, sondern so weit anerkannt werben sollten wie ein Gebiet der Wissenschaft, im entsprechenden Maßstabe. Kurt Frömberg. «Eine Notwendigkeit"! (Zu dem Aufsatz von Fritz Döhmel in Nr. 106.) Es scheint mir klar ersichtlich zu sein, daß bei den Zeilen des Herrn Döhmel mehr oder weniger der Wunsch der Vater des Ge dankens war; denn es läßt sich wohl nicht verkennen, daß die Forde rungen des Verfassers auf einen Abbau des privaten Leihbücherei wesens Hinzielen. Inwieweit die öffentlichen Volksbüchereien in ihrer jetzigen Form den bestehenden Bedürfnissen genügen, ob eine Übernahme der Vorteile privater Leihbüchereien auf öffentliche Bibliotheken nicht eine Unterdrückung unseres Gewerbes darstellt, die wohlgemerkt dem nationalsozialistischen Grundsatz: Hebung der wirtschaftlichen Lage aller Stände — zuwiderläuft, dies alles soll hier nicht diskutiert werden. Dennoch wäre aber festzustellen, daß die in der vergangenen marxistischen Epoche so beliebte Übernahme privater Funktionen — bis zur Form der Regiebetriebe — keiner Seite einen Segen gebracht hat. Und etwas anderes verlangt ja der Verfasser des Artikels nicht, denn wie wäre sonst seine Bemerkung zu deuten, die Vermittlung der Literatur dürfe nicht in der Hand nie völlig kontrollierbarer Geschäftsleute liegen? Was die Behauptung, für gewisse Schichten komme auch nur eine gewisse Literatur in Frage, anbelangt, so ist diese nicht nur stich haltig, sondern man kann diesen Satz als eine unverrückbare Fest stellung bezeichnen. Jeder Leihbibliothekar mit längerer Erfahrung weiß das, sofern er nicht ausschließlich mit einem Publikum in Be rührung kommt, dessen literarische Bildung ein hohes Niveau ein nimmt. — Als Beweis für meine Feststellung darf ich wohl auch auf einen Ausspruch eines der Führer unseres deutschen Schrifttums Hinweisen, der gleichfalls zu der Erkenntnis gelangt war, daß sich eben eine gewisse Gruppe nicht zum »guten Buch« zwingen läßt. Unsere Aufgabe kann in diesem Falle nur darin bestehen, diesen Leuten das wirklich Minderwertige vorzuenthalten. Wenn Herr Döhmel das Experiment in einer Gefängnisbibliothek anführt, so muß dies bei einem Büchereifachmann mit zwanzig jähriger Erfahrung kritisch betrachtet werden. Jedermann weiß, daß ein« Strafanstalt kein Sanatorium ist, in dem man nach seinen Wünschen gefragt und bedient wird. Die Abgeschlossenheit und der Verlust des eigenen Willens bringen es mit sich, daß der Gefangene mit allem zufrieden ist, was ihm vorgesetzt wird. Wegen meiner schriftstellerischen Tätigkeit habe ich oft Gelegenheit gehabt, mit Straf gefangenen zu sprechen. Dabei konnte ich die überraschende Feststellung machen, daß mehrere von ihnen — ohne gläubig zu sein — Bibel stellen von beträchtlichem Umfange und auch Gesangbuchverse aus wendig konnten. Andere wieder hatten erstaunliche Kenntnisse, aller dings nur theoretische Uber Rosenzucht und allgemeine Gartenbau technik: wieder einer beherrschte die Geschichte eines ganzen Regi- 726 ments aus dem Kriege 187l>—71; ohne daß sie alle eine innere Beziehung zu diesen Dingen gehabt hätten. Auf die Fragen nach der Ursache dieses Wissens bekam ich regelmäßig zu hören: »Ja, aus Langeweile und vor allem in Ermangelung eines anderen liest man eben alles und auch dieses noch zehn- und fünszehnmal«. Wenn der Verfasser des Artikels bei solchen Leut«n mit seinen Ideen Erfolg hatte, so ist dies noch lange kein Beweis für die Richtigkeit seiner Ausführungen. Wer wie ich seit zwanzig Jahren mit Tausenden und aber Tausenden von Kunden verkehrt, die allerdings auch allen Kreisen entstammen und zugehören, der kann sich wohl ein Urteil über Menschen und ihre Einstellung zur Literatur und zu den ver^ schiedenen Autoren bilden. Wie schon gesagt: Es gibt eben eine gewisse Kategorie von Men schen, die vom leichten Unterhaltungsroman, die von Liebes-, Krimi nal- oder Abenteuer-Erzählungen nicht abgehen und sich nicht ab bringen lassen. Und, hören und staunen Sie, das sind Menschen mii fast ausschließlich besserer Schulbildung als die Gefangenen, mit denen Sie Ihr« Erfahrungen machen konnten. Warum verlangen diese Leute aber die leichte Literatur, und nur diese? Sie sagen uns: »Ein gutes Buch kaufe ich mir, das leichte leih« ich; denn ich will mich nicht nur immer belasten, sondern auch einmal Zerstreuung finden«. Ich habe keine Argumente, der meines Erachtens durchaus berechtigten Anschauung dieser Gruppe entgegenzutreten. Nicht zuletzt soll man als wahrer Nationalsozialist auch nie engstirnig denken, sondern gemeinnützig. Auch die Verleger unter haltender Literatur wollen leben, und mit ihnen die vielen Arbeiter und Zweige der deutschen Wirtschaft, die durch diese Gruppe der Biicherproduktion — und sie ist wahrlich nicht klein — Beschäftigung finden. Den Vorschlag einer Ausbreitung der öffentlichen Büchereien aus Stadt und Land mag der Autor den maßgebenden Stellen machen. Uber die Möglichkeit eines derartigen Schrittes dürfte er dann rasch eines Besseren belehrt werden. Ich möchte meine Erwiderung mit dem abgewandelten Schlußsatz Herrn Döhmels schließen: Seine er hobenen Forderungen sind nicht durchweg wünschenswert und stellen keine Notwendigkeit dar; absolut sicher wird aber weiterhin die Not wendigkeit der privaten Leihbüchereien bestehen. Max Ferling-Leipzig. «Leihbüchereien-. Eine Entgegnung. In Nr. 120 des Börsenblattes ist mein Aufsatz »Welches Buch bedeutet mir am meisten?« veröffentlicht worden, an dessen Schluß sich, gewissermaßen als Seitenblick, die folgende Betrachtung findet: »Die vielen Leihbüchereien, die gegen das Ende der Systemzeit hin in allen Städten schier seuchenhaft aus dom Boden schossen und dem Sortiment das Dasein vergällten, — sie sind im Grunde nichts weiter als der folgerichtige Versuch, das Buch seiner Sonder stellung zu berauben und auch ihm den flüchtigen Charakter von Zeitung, Radio und Kino aufzuprägen durch die unverbindliche Leih-Form, die es nicht zum Besitz von Lesern werden, sondern als bazillentragenden Gast kommen und gehen läßt. Wenn es noch die äußeren Bazillen wären: die lassen sich wogsterilifieren; schlimmer sind die inneren Bazillen des Inhalts dieser Leihbücher: ein Blick in die Schaufenster dieser Pseudobuchhandlungen zeigt, daß fast nur Sensation und Kitsch angeboten werden. Man kommt hier minderwertigen Bedürfnissen beflissen entgegen. (Ein Säube- rnngsgebiet für die Neichskulturkammer!)« Diese meine Ausführungen hat nunmehr die »Zeitschrift der Leihbücherei«, Berlin, in ihrem Heft 14 vom 25. Juli 1Ü34 aufge griffen, indem sie eine Antwort auf meinen angeblichen »Angriff gegen die Leihbüchereien« veröffentlicht. In dieser Antwort wird mir einwal Unkenntnis der Verhältnisse, sodann aber auch Verken nung des voiksbildenden Wertes der Leihbüchereien und eine daraus folgende unsoziale Haltung vorgeworfen: Obgleich diese »Antwort« noch nicht völlig vorliegt, sondern für die nächste Nummer noch einen Schluß in Ausficht stellt, der in vierzehn Tagen zu erwarten steht, möchte ich doch mit meiner Stellungnahme nicht so lange warten, die unberechtigten Vorwürfe gegen mich unwidersprochen zu lassen, zumal da das Wesentliche jener Antwort bereits in ihrem ersten Teil gesagt zu sein scheint. Selbstverständlich hat es mir völlig fern gelegen, das altbewährte Leihbuchgewerbe, zu dem ich auch das höchst bedeutsame kommunale Volksbüchereiwesen zu zählen mir das Recht nehme, in irgendeiner Form herabzusetzen oder zu verdächtigen. Ich bin Mitglied der »Ge sellschaft für Volksbildung« und zudem alter Parteigenosse; ich kenne den hohen Wert der echten Volksbüchereien; ich habe mich selber oft
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