Suche löschen...
Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 13.12.1932
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1932-12-13
- Erscheinungsdatum
- 13.12.1932
- Sprache
- Deutsch
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Zeitungen
- Saxonica
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id39946221X-19321213
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id39946221X-193212136
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-39946221X-19321213
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
- Jahr1932
- Monat1932-12
- Tag1932-12-13
- Monat1932-12
- Jahr1932
- Links
-
Downloads
- PDF herunterladen
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
>6 290, 13. Dezember 1932. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d.Dtschn. Buchhandel. ein paar Stunden um die Bücher kümmern würde! Es ließe sich mühelos ein Schema finden, eine Aufteilung nach Gebieten — so wie Tennis und Radsport und Automobilwesen ja auch ihre Felder haben. Aber diese Dinge sind schon so oft behandelt worden — wer ihnen ernsthaft Beachtung schenkt, überhöre die oben zitierten Stimmen der Autoren nicht! F. Ml. Schlesischer Buchhandel und Literatur. Die schlesische Freizeit in Loewenberg vom 18. bis 25. September hatte sich die Aufgabe gestellt, den Gesamtraum Schlesien in all seinen Beziehungen zur Gegenwart in wirtschaft licher, politischer und geistiger Hinsicht zu untersuchen. Die besondere Notlage unserer Heimatprovinz, bedingt durch die Auswirkungen des Versailler Friedensvertrages und noch immer in vielen Teilen unse res Vaterlandes in nur ungenügendem Maße bekannt, rechtfertigte den Versuch, in einer Freizeit die Bedingungen festzustellen, unter denen Schlesien im Gegensatz zur Vorkriegszeit heute zu arbeiten hat. Sie rechtfertigte auch das Bemühen, insbesondere die schwierige Lage des Buchhandels festzustellen, der durch seine Struktur die Bindungen zu den sich stets» verändernden Lebensmöglichkeiten in be sonderem Maße in sich trägt. 21 schlesische Jungbuchhändler fanden sich zu ihrer ersten Frei zeit zusammen. Das Boberhaus in Loewenberg, das Volkshochschul heim des schlesischen Grenzlandes, das der schlesischen Jungmann schaft gehört, bot uns Aufenthalt, und der Geist dieses Hauses, das Zusammenklingen beider Gemeinschaften, von denen jede von guter Geschlossenheit war, förderten und stärkten unsere Arbeit. In der ersten Hälfte der Freizeit-Woche lernten wir die Marktanalyse im Raum Schlesien, die Struktur des schlesischen Buchhandels und seine Entwicklung sowie die des gesamten schlesischen Verlages kennen. Die zweite Hälfte der Woche brachte uns Referate über schlesische Bibliographien und schlesische Bücher und Autoren. Herr Professor vr. Menz begann mit seinem Referat die Untermauerung zu den uns so lehrreichen Tagen. Er ging davon aus, daß die Werbetechnik allein zur Werbung nicht gcniige, wir müssen die geistigen Beziehungen des zu Werbenden ebenso zu er fassen suchen und zu erfahren trachten, was dahintersteht, mit einem Wort: Marktanalyse treiben. Diese geht der eigentlichen Werbung noch voraus. Die Beschäftigung mit der Marktanalyse im Raum Schlesien legt uns nun folgende Fragen vor: Was ist hier los? Welche Literatur paßt in den Raum Schlesien? Zur Beantwortung dieser Fragen müssen wir den Raum untersuchen auf a) seinen Boden und seine Landschaft, b) seine geschichtliche und wirtschaftliche Entwicklung und schließlich, zur näheren Beurteilung, den Menschen nach Charakter und Herkunft in seiner geistigen und leiblichen Eigen schaft betrachten. Wie die geographische Lage, stark bestimmt durch den Lauf der Oder, einen wesentlichen Einfluß aus die einzelnen Wirtschaftszweige -in Schlesien auslibt und ebenso die Besiedelung Schlesiens stavk be dingte, führte uns Herr Professor Or. Menz plastisch und klar, teils unter Zuhilfenahme von interessanton Karten vor Augen. Es war Herrn Professor Menz ein leichtes, auf dieser Grund lage uns am nächsten Tage ein klares Bild zu geben vom Menschen in diesem Raum Schlesien und den wirtschaftlichen Möglichkeiten, die der Buchhandel hier hat. Da zeigten uns erst einmal Statistiken die Einkommensverteilungen und die für Bildung aufgewendeten Mittel in den einzelnen Schichten. Es war uns allen interessant festzu stellen, daß lt. Neichserhebung die am mindest bemittelte Gruppe im Durchschnitt verhältnismäßig die höchsten Ausgaben für Bildungs zwecke aufweist. Dem Buchhandel liegt die Aufgabe ob, für sich nach Möglichkeit diese Posten auszuwerten. Zur Geschichte der Entwicklung des schlesischen Buchhandels hatte uns Herr Professor Menz recht vieles zu sagen Im engen Zusam menhang mit dem Wachsen Schlesiens in politischer und wirtschaft licher Beziehung steht das Werden des schlesischen Buchhandels. Die 1732 gegründete Buchhandlung Korn ist ein anschauliches Beispiel dafür. An Hand von selbstgezeichneten Karten erläuterte uns Herr Professor Menz in sehr anschaulicher Weise die fortschreitende Ver sorgung Schlesiens mit Buchhandlungen, wobei sich zeigte, wie un gleich diese oft verteilt waren. So ist eine verhältnismäßig geringe Entwicklung im nordwestlichen Teil Schlesiens festzustellen, während die Südgrenze durch die vorherrschende Industrie und den Fremden verkehr eine weit stärkere Besiedlung aufweist. Bei der augenblicklichen konjunkturellen Krise kann man nur einen Wiederaufbau auch auf diesem Gebiete erhoffen. In den letzten Jahrzehnten entglitten wichtige Vertriebswerke dem Sortiment und blieben dem Verlag und Neisebuchhandel überlassen. Wenn auch 888 das Sortiment aus der oft zu reich strömenden Fülle der Druckwerke sorgfältig, auswählcn muß, könnte auf der anderen Seite das Schaf fen von Vertriebsstellen in gemäßer Entfernung voneinander, be sonders an den buchhändlerisch weniger bedachten Orten eine Be lebung dieses Zweiges der deutschen Wirtschaft bringen. Verlockend klang der Vorschlag einer Spezialisierung des Sortiments auf geistiger und kultureller Grundlage und eines ideenmäßigen Zu- sammenarbeitens der bezüglichen Verlags- und Sortimentergruppen und fand Beifall in der lebhaft geführten Diskussion. Am dritten Tage begann die Arbeit von Herrn Verlagsbuch händler Marcus, Breslau. Sein lebendiger Vortragsstil machte es leicht, seinen Ausführungen zu folgen, die uns das Wesen des Verlages, insbesondere des schlesischen darlegten. Die gesamte Ver lagsarbeit ist stets ein Spiegelbild bestimmter Zeitperioden, besonders haben die schlesischen Verlage in ihrer Bedeutung als Kulturförde rer ihre nahe Verbundenheit zum Raum Schlesien gezeigt. Der be reits oben erwähnte Verlag W. G. Korn ist ein gutes Beispiel auch dafür. Dieser Tag schloß mit einer sehr angeregten Aussprache Uber die Berufsaussichten des männlichen und weiblichen Gehilfen im deutschen Buchhandel, an der sich Herr Professor Menz und Herr Theodor Marcus wiederholt stark beteiligten. Nur eine allgemeine Besserung der Wirtschaftslage kann auch hier die Aussicht auf eine bessere Zukunft des Jungbuchhandels bringen. Am Vormittag des folgenden Tages erläuterte Herr Buch händler Nöbke aus Hirschberg eingehend den Gebrauch und Nutzen der »Schlesischen Bibliographie«. Es stand uns ein vollständiges Exemplar zur Verfügung, so daß wir praktische Versuche anstellen konnten. Der Nachmittag gehörte dem Bekanntwerden mit der schle sischen Landschaft um Loewenberg. Unsere Gastgeber führten uns in ein etwa 20 Kilometer entfernt liegendes Dorf, in dem sie teil weise selbst gearbeitet hatten, um das Wesen des schlesischen Dorfes, seiner Einwohner und ihre Verbundenheit mit der schlesischen Land schaft zu erforschen. Es war ein herrlicher Wandernachmittag in strahlender Frühherbst-Sonne. Am nächsten Tage gab uns Frau Graebsch von den Volks büchereien Breslau eine historische Übersicht über die schlesische Lite ratur. Da zogen sie alle an unserem geistigen Auge vorüber, die Söhne des schlesischen Landes mit ihrem oft so typisch schlesischen Wesen und Wirken. Ein Opitz, Böhme, Logau, Gryphius, Angelus Silesius und der große Lyriker Joh. Christ. Günther, Eichendorff, Gustav Freytag, Alexis, Lüßmitz, bis zu den kürzlich verstorbenen Paul Barsch und Paul Keller. Das dem Schlesier Eigentümliche, den Hang zur Mystik, finden wir bei den Modernen besonders in Carl Hauptmann, Hermann Stehr, Christoph Kaergel und Peuckert ausgeprägt. — Gerhart Hauptmann, Ulitz und die modernen Lite raten Emil Ludwig, Alfred Kerr, Max Herrmann-Neisse, Arnold Zweig und Scholtis, der Oberschlesier, alle fanden sie ihre Wür digung und gaben in der Gesamtheit ein vielfältiges Bild schlesischen Schaffens. Hermann Meyer, als Sortimenter tätig in der Firma I. Max L Comp, in Breslau, gab uns am Nachmittag eine Besprechung »der modernen schlesischen Autoren. In seinen einleitenden Worten streifte er kurz die wichtige Aufgabe des Jungbuchhändlers, in seiner Eigen schaft als Mittler zwischen Buch und Buchkäufer eine gute Bücher kunde zu treiben. Gerhart Hauptmanns starke Bedeutung wurde dann in einem längeren Referat betont. Ihm allein fällt das Ver dienst zu, erstmalig den schlesischen Menschen im Reiche bekannt gemacht zu haben. Interessant waren die Vergleiche mit seinem Bruder Carl Hauptmann, die eine lebhafte Diskussion befruchteten. Die Besprechung von Hermann Stehrs Heiltgenhof, den alle gelesen hatten, war eine schöne Vorbereitung auf den nächsten Tag, au dem der Dichter selbst unter uns weilte. Der Sonnabend Vor mittag brachte uns noch eingehende Referate über Kaergel: »Ein Mann stellt sich dem Schicksal«, Wittich: »Das Leben Jesu«, und Scholtis: »Ostwind«, die uns das Schaffen dieser Schlesier und ihre große Verschiedenheit voneinander sowohl wie ihre ganz besondere Eigenart sehr lebendig werden ließen. Die eingehende und ausge zeichnete Arbeit Hermann Meyers gab uns allen ein besonderes Gefühl der positiven Mitarbeit und Gemeinsamkeit in unserm Kreise. »Unsere größten Erlebnisse sind nicht unsere lautesten, sondern unsere stillsten Stunden«, dies Wort eines Dichters kann gut über unserm Sonnabend-Nachmittag stehen. Hermann Stehr, der schloh weiße, stille und schlichte schlesische Dichter schenkte uns dies per sönlichste Erlebnis. Er las uns aus dem Heiligenhof die Geschichte vom Weißköpfchen und einige Gedichte, teils aus dem Manuskript. Dies und besonders seine starken, mahnenden Worte an die junge Gemeinschaft znr Arbeit und Pflicht in ihr zum Nutzen und Wohl des Volksganzen fanden in aller Herzen tiefen Nachklang. Ist es
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder