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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
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- 1934-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1934
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- Deutsch
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- ZeitungBörsenblatt für den deutschen Buchhandel
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>-r 176, 31. Juli 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt s. d. Dtlcha Bachhand-l. an dieser großen Aufgabe, die dem deutschen Buchhandel gestellt sei, Mitarbeiten müssen, daß es unmöglich sei, diese Arbeit nun etwa von dem Obmanne der Abteilung für Gemeinschaftsarbeit zu erwarten. In regelmäßigen, möglichst wöchentlichen Zusammen künften sollen nicht nur die Arbeiten der Gemeinschaft besprochen werden, sondern auch die Mitglieder zu nationalsozialistischem Denken erzogen werden. So brachte Höynck eine reiche Fülle von Anregungen für die Gemeinschaftsarbeit. Die Ausführungen Höyncks wurden mit aufrichtig-dankbarem Beifall ausgenommen. Vom Krcisverein Rheinland und Westfalen hielt Hans Ferdinand Schulz-Bonn ein großangelegtes, tiefschürfen des und von großem Verantwortungsbewusstsein getragenes Refe rat, das auf alle Teilnehmer einen sehr starken Eindruck machte, was besonders Max Röder-Mülheim bei seiner Rede beim ge meinsamen Mittagessen hervorhob und betonte. Das Referat selbst ist im Börsenblatt Nr. 188 vom 21. Juli zum Abdruck gebracht worden, sodaß nur die Ergänzungen, die Hans Ferdinand Schulz in der gemeinsamen Aussprache gab, zu berichten wären. Bei einer Gemeinschaftsarbeit in mittleren und kleineren Städten, die nicht über eine hauptamtliche Kraft verfügen, muß die Arbeit und der aus der Gemeinschaftsarbeit zu erzielende Gewinn zu einer gerech ten Verteilung unter den Mitgliedern der Arbeitsgemeinschaft kommen. Eine Aufteilung Firma gleich Firma scheint Schulz schon aus dem Grunde unmöglich, well eine kleinere Firma, die ohne Angestellte arbeitet, nicht in der Lage ist, die Arbeiten zu über nehmen, die eine große Firma mit mehreren Angestellten mit Leichtigkeit übernehmen kann. Schulz schlägt darum folgende Schlüsselzahlen bzw. folgendes Punktsystem vor: - Jede Firma erhält als solche 3 Punkte, jeder buch händlerische Angestellte und Arbeiter der RM 80.— und mehr monatlich verdient, je einen Punkt; in Betrieben, die auch nicht buchhändlerische Angestellte beschäftigen, entscheidet die Zuge hörigkeit zur Rcichsschrifttumskammcr, ob ein Punkt zu geben ist oder nicht. Diese Schlüsselung entspricht auch in etwa den sozia len Leistungen, da die größeren Firmen ja mehreren Volks genossen Brot und Arbeit geben. Schließlich machte Schulz noch Vorschläge für die künftige Gestaltung, des Kreisvereins vom Standpunkte des Jungbuchhandels aus. Irmer - Düsseldorf sprach über dis schon seit vielen Jahren durchgeführte Gemeinschaftsarbeit des Düsseldorfer Buchhandels und über die neuen Ausgaben, die Düsseldorf durch die Abteilung für buchhändlerische Gemeinschaftsarbeit beim Börsenvercin ge stellt worden sind. Bowinckel faßte die Arbeit des Vormittags konzentriert zusammen und zeigte nochmals die wesentlichen Punkte, auf die es bei der Gemeinschaftsarbeit ankomme und welche Gebiete der Buchhandel neu zu gewinnen und welche er zurückzuerobcrn habe. Erich Haake-Essen warb kräftig für die vom 2. bis 9. September am Möhnesee stattfindcnde Freizeit des Kreisvercins. Erich Haake. Lyrik? — Lyrik! In Nr. 161 vom 12. Juli 1934 befaßt sich der »Angriff« mit dem Aufsatz von Prof. I. A n tz, der in Nr. 156 des Börsen blattes erschienen war. Unter der Überschrift: Rechnung richtig, Ergebnis — falsch. Notwendige Ausein andersetzung mit einer »Statistik« heißt es dort: »Mit wenig Ausnahmen führt nämlich der Statistiker nur solche Dichter und Dichterinnen an, die entweder bereits tot sind, den Gipfel des Lebens schon überschritten haben oder ihn doch wenigstens erreichten. Bei ihnen allen liegen jedenfalls die schwersten Zeiten des ent scheidenden Ringens um Anerkennung weit zurück. Das allgemeine Urteil über sie steht fest, ihr anerkannter Name hilft ihren Neu erscheinungen meist von vornherein über die ersten Klippen der kriti schen Anfechtung glücklich hinweg. Man weiß, was man etwa von ihnen zu erwarten hat, man begrüßt das Neue als irgendwie schon halb bekannt. Der Erfolg — gewiß einmal schwer erstritten — läuft auf Schienen. Die Auflagen klettern langsam aber stttig. Die ver blüffende Höchstzahl verdankt ihre Existenz zu einem guten Teil dem Alter des marktgängigen Artikels. Lesen die Deutschen also Gedichte? Sicher: das beweist die Statistik, wenn man nicht gerade so boshaft ist anzunehmen, daß Kauf nicht Lesen bedeutet. 684 Lesen die Deutschen unserer Tage aber noch immer ausschließlich oder doch vorzugsweise die Gedichte von Münchhausen, Rilke, Morgenstern, George, Hofmannsthal . . .? Das sagt die Statistik nicht. Aber sie tut etwas Schlimmeres: sie verschweigt uns, daß wir heutzutage glücklicherweise nicht mehr die Bedeutung des lyrischen Dichters für unser Bolk an den Nechnungsbllchern seines Verlegers abzu messen brauchen. Daß wir längst eine junge Front von schöpfe rischen Wortmeistern haben, die mit ihrem Werk mitten unter ihre Bruder- und Schwestermenschen getreten sind, die zu ihnen ge sprochen haben von den Nöten unserer schweren Zeit und die gepredigt haben vom Glauben an Retter und Rettung. Herr Professor Antz glaubt, mit seinem Zahlenzirkus »die all gemeinen ungenauen Vorstellungen über die Nichtachtung der edlen Verrichtung durch die Nation« auf ihren Wahrheitsgehalt prüfen zu können. Aber er malt uns selbst ein Trugbil d. Ihn, der uns doch eigentlich wohl sagen möchte, ob im deutschen Volk der Gegenwart die lyrische Dichtung eine sittlich-künstlerisch wirkende Kraft ist, verwirren seine eigenen Zahlen. Am Ende der fleißig errechnten Rekorde schreibt er resigniert den Satz: »Die zeit genössische Lyrik findet nicht die Aufmerksamkeit und tatkräftige För derung, die ihr gebührt«. Zeitgenössisch, Herr Professor? Wir sind die letzten, die den in der Statistik aufgesührten Per sönlichkeiten, ihre fast schon historische Bedeutung aberkennen wollten. Aber zeitgenössisch nennen wir denn doch die Dich ter der neuen Kameradschaft. Alle die, denen wir den bedeutsamen Umbruch in der allgemeinen Einstellung zum lyrischen Kunstwerk verdanken, die uns erlöst haben vom Gedicht im Buch. An einer Stelle kommt Professor Antz die richtige Ahnung von dieser ungeheuer einschneidenden und ungeheuer beglückenden Wand lung. Da wünscht auch er dem deutschen Gedicht, daß man es seiner ursprünglichen Bestimmung wieder zuführe: gehört zu werden. Aber er ist inkonsequent genug, dann wieder zu glauben, »die schönen Auswahlausgaben deutscher Lyrik aus alter und neuer und neuester Zeit« können dazu verhelfen. Nein! Die zeitgenössische Lyrik wirkt nicht vom Buch ins Volk. Der Buchhandel kann wohl nachkommend helfen, aber Lyrik durchzusetzen vermag er heute nicht. Herbert Böhmes Deutschland-Gedicht ist noch immer nicht in mehr als 700 Exemplaren vertrieben. Aber an dem einzigen Tage der Nationalen Revolution kamen dem Dichter aus79Orten dankende Zuschriften von denen,. die in der Stunde der Erhebung das gesprochene Gedicht erlebt hatten. Solche Verse, solche Lieder gehen bereits wieder von Mund zu Mund wie nur in den schönsten Tagen germanisch-deutscher Ver gangenheit. Einer schreibt sie vom andern ab, einer lernt sie mit dem andern. Der Name des Autors verschwindet schnell im Gedächtnis. Und das ist ein gutes Zeichen. Als unbekannte Dichter gemeinsamer Sehn sucht haben einmal Heinrich A n a ck e r, Herbert Böhme, Dietrich Eckart, Peter Hagen, Lersch, haben N i e r e n tz, Baldur von Schirach und andere vor ihren Kameraden ge standen und zu ihnen von den neuentdeckten Heiligtümern ihrer inneren Welt gesprochen: vom Führer, von der Fahne, von Marsch tritt und Trommelklang. Und dann trugen diese Verse sich von selbst hinein in den letzten Winkel, wo junge Menschen von gleichem Glauben zusammengeschweißt wurden. SA-Stürme in allen Teilen Deutschlands singen heute bas trotzige Marschlied: »Wir treten mit dröhnendem Schritt«, aber kaum einer der vielen Tausenden weiß noch den Verfassernamen Helmuth Hansen. Das Gedicht ist wieder Erlebnis einer großen Ge meinschaft geworden. Deutsche Menschen rufen wieder zu ihren Festen und Feiern den Dichter zu sich, damit er ihnen mit der Kraft des ihm verliehenen Wortes die Stunden erhöhe. Sprecher und Hörer sind wieder eins. Von irgendwoher flog dem 21jährigen Hans Baumann zu seinem zweistrophigen »Siegeslied« eine dritte zu. Keiner kann sagen, wer sie schrieb. Aber sie gehört auf einmal mit dazu, als sei sie mit den älteren Schwestern zusammen geboren worden . . . Lesen die Deutschen Gedichte? Die Deutschen erleben wieder Gedichte! Aber davon erzählt uns Professor Antz in seiner gründlichen Statistik nichts! k. s. KI. Diese Ausführungen schienen uns wichtig genug, hier wieder- gegebcn zu werden, da sie dort einsetzen, wo A n tz naturgemäß aufhören mußte, da er nur eine Bestandsaufnahme der vergangenen
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