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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 31.07.1934
- Strukturtyp
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- 1934-07-31
- Erscheinungsdatum
- 31.07.1934
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- Deutsch
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ViMaM Nr. 176 (R. 85). Leipzig, Dienstag den SI. Jnli 1934. 1V1. Jahrgang. ÄedMiouMer Teil. Zum Tag des deutschen Soldaten. Der Krieg im deutschen Schrifttum. Von Wilhelm West ecke r. Viele Jahre hindurch war der Krieg im deutschen Volk ver gessen. Vergessen? Nein, vergessen war er nicht. Das bewies später die politische Entwicklung, die ganz im Zeichen des Krieges und des Fronterlebens stand. Er war in den ersten Jahren nach dem Zusammenbruch nur ganz ins Unterbewusstsein versunken. Daraus schlossen alle Feinde des deutschen Volkes, dass er mit Hilfe von pazifistischen Lehren ganz aus dem Gedächtnis des deutschen Volkes getilgt werden könne. Diese Feinde hatten aber ganz über sehen, daß er im Kriegertum der Freikorps weiterlebte und daß ein mit dem Pour le merite ausgezeichneter Frontossizier bereits da mals einige Bücher schrieb, die später wie ein geistiger Spreng stoff alle Pazifismen in die Luft sprengten und das deutsche Volk seinen grausig harten und unerhört großartigen Krieg in seiner vollen Dynamik wiedererleben ließ. Als dann mit Remarques sentimentaler Heuchelei der Krieg endgültig als eine deutsche Dummheit und das deutsche Heer als eine Horde von feigen Sadisten hingestellt werden sollte, da regten sich alle Kräfte, diesen international aufgezogenen Verrat am Bilde des deutschen Krieges und am Charakter des deutschen Heeres auszulöschcn und dem deutschen Volk seinen Krieg, seine Not und seine unsterbliche Tat zurnckzugebcn. Kriegsbücher über Kriegsbüchcr entstanden. Der Kampf um den Sinn des Krieges, der damals entbrannte, war ein Teil des Kampfes um den Sinn der deutschen Zukunst überhaupt. Damals formierten sich die politischen Fronten immer schärfer. Damals standen die lebendigen und vom Zusammenbruch betäub ten Kräfte des Volkes wieder auf. Damals holte sich das Volk seinen Krieg wieder in sein Gedächtnis, ja, mit dem Opfer der Ge fallenen als Vermächtnis und Verpflichtung in seine politische Gegenwart zurück und gewann von diesem Ausgangspunkt auch wieder die deutsche Zukunst. In diesem Prozeß hat die Literatur des Krieges eine beacht liche Rolle gespielt. Sie hat weithin das Rückgrat stärken helfen. Von der Literatur, die im Kriege entstand, war kaum noch etwas geblieben, höchstens Flex' »Wanderer zwischen zwei Welten«, Ge dichte von Lersch und Bröger und einige wenige Gedichte von Blunck, Vesper und einigen anderen. Alle diese Dichtungen stamm ten noch mehr oder weniger aus der Stimmung des Aufbruchs. Jetzt galt es, über dem Zusammenbruch das »Trotzdem» aufzurich- ten. Jetzt mußten auch die schweren Matcrialschlachten und die Qual und der verbissene Trotz der letzten Rückzugskämpfe in das Bild des Krieges einbezogen werden. Die Dichter der Front mach ten sich mit ungeheurer Energie an diese Arbeit. Bald waren die Versuche, in pazifistischen Büchern den Krieg als Schicksal zu leug nen und den deutschen Frontkämpfer zu einer pathologischen Er scheinung herabzuwürdigen, von dieser Welle überflutet. Ja, die liberalistisch-pazisistischen Versuche steigerten die Kraft dieser Welle nur noch. Sie war ein Elementarereignis. Sie gab selbst Leuten, die kaum die Feder zu führen gctvohnt waren, die Kraft, von ihrem Erleben zu künden. Auch heute erscheinen immer noch Bücher über den Krieg. Es werden Wohl auch in Zukunft noch welche er scheinen. Denn der Krieg wird als säkulares Ereignis das Volk noch Generationen lang beschäftigen. Er wird aus der Wirklich keit langsam in den Mythus hineinwachsen. Diesen Prozeß wird die Literatur begleiten, bzw. zum Ausdruck bringen. Bis heute hat nur ein einziges Buch den Krieg als Mythus zu zeichnen ver sucht, Josef Magnus Wehners mythische Vision »Die Sieben vor Verdun« (Langen-Müllcr, München). Vom Er leben der Heimat her hat Friedrich Griese den Krieg als Mythus gestaltet in »Der ewige Acker« (Langen-Müller, München). Wchncr beschränkt seine erschütternde Darstellung ganz auf den Kampf um Verdun. Er gibt darin zwar das Bild des Krieges auf seinem Höhepunkt. Aber das Epos des ganzen Krieges steht noch aus. Darauf muß das deutsche Volk vielleicht noch Generationen lang warten. Dieser Krieg war so ungeheuer, daß er vielleicht erst aus einem großen zeitlichen Abstand heraus in seiner ganzen schauerlichen Größe und tragischen Entwicklung gestaltet werden kann. Werner Beumelburgs ausgezeichnetes Buch »Sperrfeuer um Deutschland« (Stalling, Oldenburg) ist ein erster Versuch der Bestandsaufnahme des historischen Mate rials und der Sittndcutung des Geschehens. Es ist zugleich ein wirkliches Volksbuch. Es wird für ein Jahrzehnt und vielleicht so gar noch länger die beste volkstümliche Darstellung des Krieges sein. Das Epos des Krieges ist es noch nicht. Dazu ist cs noch zu wenig dramatisch-mythische Chronik. Bcnmelburg hat außerdem die besten Schlachtenschilderunacn geschrieben. Donau mont und Flandern (das besonders gut ist) sind vor kurzem inner halb der Bücher der Zeitwende (Stalling, Oldenburg) neu aufge legt worden. Als Schildere! bestimmter Kampfabschnitte ist auch Gustav Goes bekannt geworden (Kemmcl, Hartmannsweiler kopf). Außerdem hat General Kabisch soeben die Marne- schlecht und vor einem halben Jahr den Schwarzen Tag (8. August l8l8) geschildert. Diese Bücher sind nicht nur Dar stellungen der strategischen Probleme, sondern anschauliche Schilde rungen des Geistes und der Taten der Truppe. Sie stoßen also aus der bloßen historischen Reihung der Ereignisse bereits in die dichte rische Gestaltung vor. Sie zeichnen die Gestalt einer Schlacht aus Erleben und Leistung von Führung und Truppe. Diesen Büchern stehen nun die vielen reinen Erlebnisbücher gegenüber. Die Reihe beginnt mit den Tagebüchern aus dem Krieg. Rudolf G. Bindings Aufzeichnungen »Aus dem Kriege« (Rüttcn L Loening, Frankfurt a. M.) sind das Zeugnis eines sehr sensiblen, weitsichtigen aber im Grunde doch individua listischen Offiziers und Dichters. Hans Carossas »Rumä nisches Tagebuch« (Insel-Verlag, Leipzig) verrät die innere Überlegenheit eines in seinem Wesen ruhenden Dichters, dessen männliche Besinnlichkeit nicht ohne Kraft ist, aber doch den politi schen Formwillen nicht hat, den Bernhard von derMar- w i tz hatte, dessen Tagebuchaufzeichnungen und Briefe unter dem Titel »Stirb und Werde« (Korn, Breslau) erschienen sind. Dieser edle Preußische Geist war Moeller van den Bruck in der Haltung und im Wollen verwandt. Auch die »Kr i e g s b r i c s e gefallener Studenten« (Langen-Müller, München) ent halten viel davon. Sie sind daneben auch ein ergreifendes mensch liches Dokument wie auch Böhmes »BriefeeinesKampf- fliegers an ein junges Mädchen« (Koehler, Leipzig). L81
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