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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1934
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Band
- 1934-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1934
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- Deutsch
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x° 178, 2. August 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhandel. Lebenseinstellung nicht entsprechen«. Bott wirft mir weiterhin vor, ich habe diese »Verwerfung« nur nach »stimmungsmäßigen Grün den« ausgesprochen. Bott verlangt also von mir, daß ich im Rah men einer Buchkritik lang und breit ausführe, warum ich von Otto Flake, von Klabund, von Max Mohr usw. usw. der Ansicht sei, daß sie »unserer heutigen Welt- und Lebenseinstellung« nicht entsprechen. Bott scheint vor vier Wochen zum erstenmal etwas von mir gelesen zu haben! Er weiß nicht, daß ich seit 1929, d. h. also vier Jahre vor dem Umschwung, in zahlreichen Zeitschriften und besonders im »Völkischen Beobachter« einen unerbitt lichen Kampf gegen die Verfälschung des deutschen Geisteslebens und für seine Säuberung von allem Undeutschen geführt habe. Wenn er meine Tätigkeit während dieser Zeit vor dem Umschwung verfolgt hätte, dann könnte er mir heute nicht den Vorwurf machen, daß ich meine Einschränkung nur aus »stimmungsmäßigen Gründen« gemacht hätte. Bott schreibt: »Soweit dieses Lebenswerk gegenstandslos ge worden ist, hat es doch wenigstens zeitgeschichtliche Bedeu tung«. Gewiß, lieber Herr Bott, aber wenn einmal die Geschichte und Kulturgeschichte der Republik von Weimar geschrieben werden muß, jene unsägliche Leidensgeschichte des deutschen Volkes vom 9. November 1918 bis 30. Januar 1933, dann haben natürlich auch Heinrich Mann, Emil Ludwig, Lion Feuchtwan- ger und alle, die dazu gehören, »zeitgeschichtliche Bedeutung«, dann könnten Sie auch für diese Literaten die Forderung erheben, daß sie in einem, wie Sie schreiben, »sachlichen Jnformations- mittel« erwähnt werden müßten. Ich frage daher Herrn Bott, was er für wichtiger hält, »die zeitgeschichtliche Bedeutung« ge wisser Autoren, die wir vom nationalsozialistischen Standpunkt aus eben einfach ablehnen müssen, oder die unbedingte Zu verlässigkeit eines Literaturführers, besonders für den Her anwachsenden Buchhändler, der aus einer Zeit mit völlig verkehr ten Werten und Begriffen herauswachsen soll, hinein in den Dienst am Nationalsozialismus. Herr Bott wendet, wie schon mehrfach angedeutet, die Taktik an, das, was ich in Wirklichkeit gesagt habe, zu vernebeln und mir ganz andere Dinge unterzuschieben. Er spriust z. B. von »ver femten Autoren«, von einer »Zensur«, die ich ausgeübt hätte, von »Verdammungsurteilen«, von Autoren, über die ich den »Stab ge brochen« hätte usw. Von all dem war in meiner Kritik nicht die Rede, ich habe niemand »verfemt«, ich habe niemand »verdammt«, ich habe über niemand den »Stab gebrochen«, ich habe nur gesagt, daß ich die von mir genannten Autoren »als Nationalsozialist mit dem besten Willen nicht verantworten« kann. Wenn Herrn Bott meine Kritik nicht »zureichend« und »genau begründet« er scheint, dann tut er mir leid, denn dann muß ich von ihm an nehmen, daß er die letzten anderthalb Jahre verschlafen hat. Denn wenn er diese Zeit auch als außerhalb des Nationalsozialismus Stehender mit wachen Sinnen erlebt hätte, dann bräuchte er m i ch heute nicht mehr nach meinen »Auswahlprinzipien» zu fra gen, und dann bräuchte er in diesem Zusammenhang auch nicht von mir zu verlangen, »die das Schrifttum angehende national sozialistische Ausgabe endgültig zu formulieren und sie zu allge meiner Kenntnis zu bringen«. Ich habe die nationalsozialistische Aufgabe des Schrifttums, auch im Börsenblatt, schon oft genug formuliert und zu allgemeiner Kenntnis gebracht. Ich habe in meiner Schrift »Volkhafte Dichtung der Zeit« deutlich genug ge sagt, warum ich ein gewisses Schrifttum, das im Staat von Wei mar Geltung hatte, ablehne, und warum ich mich für ein anderes Schrifttum, das im Staat von Weimar keine Geltung hatte, heute einsetze und schon immer eingesetzt habe; und ich kann Herrn Bott nur immer wieder aus meine frühere Tätigkeit verweisen, denn ich habe immer, wo ich ein Buch oder einen Autor in der Öffentlich keit scharf abgelehnt habe, diese Ablehnung aufs genaueste be gründet. Wenn Herr Bott die nationalsozialistische Weltanschau ung nicht versteht, kann ich selbstverständlich nichts dafür; aber ich brauche mir von ihm nicht vorwersen zu lasten, daß meine kritische Tätigkeit der sachlichen Unterlagen entbehre. Mehr als merkwürdig ist in manchen Punkten die Beweis führung, die Hans Bott anwendet, ganz abgesehen von dem irrigen Glauben des Herrn Bott, daß die angeblich von mir «verfemten» Autoren heute in einem Geist schassen würden, der dem des «neuen Deutschland gemäß« sei. Es ist das alte Lied dieser liberalen In tellektuellen: Zwischen 1918 und 1933 haben ihre Autoren in einem »Geist« geschaffen, der dem der Republik von Weimar »ge mäß« war, seit dem 31. Januar 1933 schaffen sie angeblich in einem »Geist«, der dem des »neuen Deutschland gemäß« ist, und wir als Publikum sollen uns anbetend vor ihrer Größe verbeugen. Herr Bott kann ganz beruhigt sein, daß wir Nationalsozialisten da eben nicht mitmachen und nie mitmachen werden. Zu denen, über die ich angeblich den »Stab gebrochen«, von denen ich aber nur die Ansicht geäußert habe, daß sie nationalsozialistischer »Welt- und Lebenseinstellung« nicht entsprechen, gehört auch Otto Flake (ich werde gerade in diesem Falle, aber bei anderer Gelegenheit Herrn Bott den nötigen Beweis noch in aller Gründlichkeit erbringen). Weil nun »ein großer Zeitungsverlag von nationaler Bewährung« im Börsenblatt »den Beginn des Vorabdrucks von Otto Flakes neuem Roman anzeigt«, soll das ein »Beweis« dafür sein, daß ich mit meinen »scharfen Urteilen« »entweder isoliert« (!!) dastehe, oder daß meine »berechtigten Gründe noch nicht genügend bekannt und geltend« seien. »Unter dieser Atmosphäre der Undeutlichkeit und der Unsicherheit« leiden nach Ansicht des Herrn Bott »Verlag, Sortiment und nicht zuletzt der Leser«. Die Tatsache, daß die von mir genannten Autoren »auch heute noch Bücher verlegen«, ist für Herrn Bott der Beweis dafür, daß sie nach Ansicht ihrer Verlage »nach wie vor Geltung und Berechtigung Haben». Dazu ist aller dings von meinem nun genügend bekannt gemachten Standpunkt nicht mehr viel zu sagen. Ich bin jedoch der Ansicht, und hoffe es um des deutschen Buchhandels willen, denn wo es anders wäre, müßte der Staat nachgerade alles Vertrauen zu ihm verlieren, daß nicht i ch mit meinen Urteilen, sondern daß Herr Bott mit seiner völligen Verständnislosigkeit für meinen nationalsozialisti schen Standpunkt »isoliert« dasteht; die Gründe meiner »Ableh nung« haben sich nachgerade langsam herumgesprochen, Herr Bott, sonst stünde ich heute nicht an dem Platz, an den mich das Ver trauen heute führender Männer berufen hat — nicht nur im Börsenverein — Herr Bott! Wenn Herr Bott der Ansicht ist, daß die von mir genannten Autoren nur deshalb, weil sie heute eben auch noch Bücher verlegen dürfen, »Geltung und Berechtigung« für das nationalsozialistische Deutschland hätten, dann führt von seiner Welt zu unserer keine Brücke mehr. Ein weiteres Eingehen auf Botts »Bitte um Klarheit« er übrigt sich an dieser Stelle. Ich werde wie gesagt andernorts mich noch damit befassen. Bott läßt am Schluß seiner Glosse die Katze aus dem Sack. Er behauptet dort, daß man vom Buch händler aus Umsatzrücksichten nicht verlangen könne, daß er sich nur auf Autoren -»beschränke«, »die Rang und Namen haben und mit allgemeinen politischen Erwägungen beurteilt passieren kön nen», daß man von ihm nicht verlangen könne, daß er »nur er zieherische Aufgaben verfolge«. Ich weiß auch, daß der Buch handel heute schwer um seine wirtschaftliche Existenz ringt, ich habe den Buchhandel auch nicht dazu ausgefordert, Werke der von mir genannten Autoren nicht mehr zu verkaufen, denn ich bin mir darüber mit anderen Leuten klar, daß heute in Deutschland noch genug Leute herumlaufen, die die Werke dieser Autoren schon aus Opposition gegen den neuen Staat und gegen den in ihm herr schenden Geist verlangen; und da diese Werke vom Staat nicht gerade verboten sind, verbietet der Staat seinen Buchhändlern auch nicht, sie zu verkaufen; aber ich meine, wir hätten ein Recht zu verlangen, daß dem buchhändlerischen Nachwuchs nicht Leute aufgeschwätzt werden, als der nationalsozialistischen »Welt- und Lebenseinftellung« entsprechend, die nach ihrer Vergangenheit und in vielen Fällen auch blutsmäßig mit dem Nationalsozialismus nie etwas zu tun haben werden und zu tun haben können; und das kann man weiterhin verlangen, daß der deutsche Buchhandel in den sichtbaren Vordergrund seiner Arbeit solche Autoren stellt, die sich wirklich von innen heraus dem neuen Deutschland ver pflichtet fühlen. Es wäre doch ein Armutszeichen für den deutschen Buchhandel, und er würde es bestimmt nicht auf sich sitzen lassen, wenn er nur fähig wäre, feine wirtschaftliche Existenz zu retten mit den Büchern von Autoren, die dem Nationalsozialismus instinkts- und bluts-
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