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Börsenblatt für den deutschen Buchhandel : 02.08.1934
- Strukturtyp
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- 1934-08-02
- Erscheinungsdatum
- 02.08.1934
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- Deutsch
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^ 178, S. August 1934. Redaktioneller Teil. Börsenblatt f. d. Dtschn Buchhanbel. mäßig, geistig und seelisch, politisch und welt anschaulich, ganz gleich ob bewußt oder unbe wußt, sremd oder gar feindlich gegenüber stehen. Bott verlangt »klare Marschordern«; versucht man, diese »klaren Marschordern« zu geben, dann wird man von Herrn Bott angegriffen und nochmals um »Klarheit« gebeten. Bott ist weiter hin nicht der Ansicht, daß diese »klaren Marschordern« »dem Staat die Verantwortung für die Produktion auferlegen wollen«. »Aber es heißt, das Gebiet literarischer Betätigung fest zu um grenzen und somit Grenzüberschreitungen von vornherein zu unter binden«. Diese »Grenzüberschreitungen« hat Lindner in seinem Literaturführer vorgenommen, und i ch werde von Herrn Bott dafür angegriffen. Hans Bott fährt fort: »Freilich dürfte damit der Gedankenreichtum und die Lebensfülle unserer Dichtung und schönen Wissenschaft nicht durchaus gefördert werden«. Aus diesem Satz müssen wir herauslesen, daß Herr Bott der Ansicht ist, daß, wenn erst der Staat »das Gebiet literarischer Betätigung um grenzt«, »der Gedankenreichtum und die Lebensfülle unserer Dich tung nicht durchaus gefördert werden«. Also: man hetzt erst den Staat auf das Gebiet »literarischer Betätigung«, und von seiner Tätigkeit sagt man dann, daß sie dem »Gedankenreichtum und der Lebensfülle unserer Dichtung« jedoch nicht gerade zum Segen gereiche. Damit scheint uns der Standpunkt des Herrn Bott deut lich genug gekennzeichnet. Da er diese Kennzeichnung selbst vorgenommen hat, brauchen wir nichts mehr hinzuzusügen. Wie lange noch? Der »Angriff» veröffentlicht in seiner Ausgabe vom 21. Juli 1834 (Nr. 169) folgenden Aufsatz: Wer heute durch die Straßen Berlins geht und etwas Zeit hat, die Auslagen der verschiedenen Buchhändler zu besichtigen, wird wohl des öfteren nicht umhinkönnen, über den einen oder anderen Schmöker den Kopf zu schütteln, der ihm hier mehr oder weniger aufdringlich angeboten wird. Gewisse ausländische Zeitungen weisen immer wieder darauf hin, daß der deutsche Buchhandel gleichgefchaltet ist und damit bas deutsche Schrifttum seine Bedeutung verloren hat. In aller Er innerung ist noch die Greuelkampagne nach der großen Bllcher- säüberungsaktion im Vorjahre, doch glauben wir ruhig behaupten zu können, daß ein ansehnlicher Teil der volks- sremben Literatur dem Scheiterhaufen ent galt g e n i st. Hunderte guter deutscher Schriftsteller, die im Kampfe schwere finanzielle Opfer gebracht, deren lautere Gesinnung ihnen Dutzende Abweisungen bei den verschiedenen Verlagen eingetragen haben, sind in den Schaufenstern einiger Buchhandlun gen einfach nicht zu finden. An den ihnen zu kommenden Plätzen stehen die Bücher von Leuten, die im Ausland« als Emi granten leben, durch Bort und Schrift das neue Reich beschimpfen und verleumden. Wohl keine Nation ist mit seinen unversöhnlichsten Wider sachern nachsichtiger umgegangen als die deut sche. Dutzende ließ man ungeschoren ihren Weg ins Ausland nehmen, und diese vornehme Geste lohnten sie mit einem unerhörten Lügenseld- zug gegen Deutschland. Und von diesen ehrlosen Kreaturen stehen heute noch Bücher in den Aus lagen und werden verkauft! Aber dem so von ihnen diffamierten deutschen Volk bietet man ihre Bücher an, in dem Land, bas sie täglich mit den schmutzigsten Ausdrücken beschimpfen, wollen sie trotzdem nicht unerhebliche Summen verdienen. Wenn auch mancher Verlag, der dies« »Kulturträger« förderte, nach dem 89. Januar 1938 verschwand, so blieben noch ihr« Bücher in Massen auf dem Markt, die man anfänglich im hintersten Laden versteckte, nun aber wieder hervor geholt hat, um sie zu verkaufen. Mit diesen Mißständen muß ganz energisch aufgeräumt werden. Es geht nicht an, baß eine Frau Rose Meller ihre Schmöker anbietet I Frau Rose Meller, die vor ungefähr einem Jahr einen Mordanschlag auf sich selbst fingierte und sich als «in Opfer der »braunen Morbwelle« htnstellte. Die gesamte Wiener Presse kommentierte damals einen von ihr selbst ge schriebenen Zettel, aus welchem heroorgiug, baß Adolf Hitler an Speztalgruppen der österreichischen SA den Befehl gegeben, sämtliche Leuchten der Literatur ab stechen zu lassen! »Diese Dichterin», die von der österreichischen Polizei entlarvt wurde, bezieht heute noch aus Deutschland Tantiemen für die hier verkauften Bücher. EgonErwin Kisch, wir finden ihn noch immer auf einem Sammelband »Neue Deutsche Erzähler«, und wenn auch die anderen, die aus diesem Buche namentlich mit ihm genannt werden, mit ihm nichts zu tun haben, so ist es doch Mißbrauch ihrer Per sönlichkeit, wenn dieser ehrlose Lump unter dem Schutze ihrer Namen sein« Geistesprodukte in den Handel bringt. Dieser Prager Jude zählt zu den g e h ä s s i g st e n F e i n d e n des neuen Reiches. Obwohl man man ihn nach kurzer Schutzhast ungeschoren in die Schweiz fahren lieh, brachte er es fertig, eine Zeitschrift herauszugeben, in der er in mehr als einem Artikel die Behaup tung ausstellt«, in den Schutzhaft gefängnissen würden die Leute auf das brutalste mißhandelt, ihnen bieAugen ausgestochen und die Hände abgehackt! Es spricht gerade nicht sllr die Intelligenz seiner Leser, wenn sie sich darüber noch keine Gedanken machten, wieso gerade Kisch seine Pfoten auf der Schreibmaschine zu gebrauchen weiß, die ihm doch nach seinen eigenen Berichten in Deutschland abhanden gekommen fein müßten. Balder Olden. Seine Bücher verkauft man nicht nur in Amsterdam, sondern auch in der Kriedrichstrahe. Emigrant. Dazu gesellen sich noch die üblen Hetzer Paul Frischauer, Leo Perutz, Hermann Kesten, Gustav Regler (!), ja in einer Leipziger Buchhandlung fand ich sogar Jlja Ehrenbur g, Tucholski und Alfred Polgar ausgestellt, wenn auch zu redu zierten Preisen. Man sage nicht, baß es sich allein um Restbestände handelt; das darf nie als Motivierung gelten, derartigen Dreck in die Schau fenster zu stellen. Wir finden auch unter den neueren Ausgaben Bücher, die verschwinden müssen. Wir haben hier nur einige prägnante Beispiele herausgegriffen und können auf Wunsch die Zahl jener Autoren beliebig ver größern, die wir nicht mehr In den Schaufenstern deutscher Buch handlungen zu sehen wünschen. Wenn wir heute die Namen der Buchhändler nicht erwähnen, so nur deshalb, weil wir nicht die Buchhändler schädigen, sondern nur die Mißstände behoben wissen wollen. Der Buchhändler soll in Hinkunft sein verantwortungsvolles Gewerbe sorgfältiger ausüben. Er ist einer der ersten Mitarbeiter an der geistigen Erneuerung, in der Mehrheit der Berater seiner Kunden, die sich vertrauensvoll auf sein Urteil in berWahlderLektüreverlassen. Gerade wir in Deutsch land sind immer stolz darauf gewesen, Buchhändler zu haben, denen ihre Bücher nicht allein Handelsobjekt waren, sondern die ihr Gewerbe mit einer literarischen Liebhaberei betrieben und auf diesem Gebiete ein Wissen aufweisen konnten, das weit über die Grenzen ihrer Händlertätigkeit hinausging. An sie wenden wir uns zur Mitarbeit an der endgültigen Säu berung des deutschen Schrifttums und appellie ren an ihr Verantwortungsgefühl dem deutschen Volke und seinen jungen Autoren gegenüber. Wir hielten es für notwendig, diesen Aufsatz auch im Börsen blatt zu veröffentlichen, um damit zum soundsovielten Male die Frage aufzuwerfen, wie lange es sich der anständige und verant wortungsbewußte Teil des deutschen Buchhandels noch gefallen lassen will, sich von den im »Angriff» angeprangerten Vertretern des Buchhandels um das letzte Ansehen und um das letzte Ver trauen, das der deutsche Buchhandel im deutschen Volke genießt, bringen zu lassen? Wir bedauern, daß auch der »Angriff« die Namen der Buchhändler nicht erwähnt hat, die diesen Aufsatz ver- anlaßten und von deren Schaufenstern er einige Photographien, auf deren Wiedergabe wir hier aus technischen Gründen verzichten müssen, brachte, denn wir wiesen kürzlich Lei der Auseinander setzung mit der »Deutschen Wochenschau« schon darauf hin, daß es damit erst besser werden würde, wenn einmal einige Buchhändler von der Art der in dem Aufsatz im »Angriff« geschilderten öffent lich angeprangert würden. Wir werden in Bälde zu diesem letzten Mittel greifen müssen, denn wir sind es jenen deutschen Buch händlern schuldig, an die auch der Verfasser des Aufsatzes Im »Angriff« am Schluß seines Aufsatzes appelliert. (Die Schriftltg.) 8S1
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